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und nahm ihren Platz wieder bei Catharina ein.

      Als diese die Rede, die man an sie hielt, beantwortet hatte, machte sie mit dem Finger und lächelnd der Königin von Navarra ein Zeichen, sich ihr zu nähern.

      Margarethe gehorchte.

      »Ei! meine Tochter,« sagte die Königin Mutter, in ihrem italienischen Patois, »Ihr habt also große Freundschaft mit Frau von Sauve?«

      Margarethe lächelte und antwortete, ihrem schönen Gesichte den bittersten Ausdruck verleihend, den sie finden konnte.

      »Ja, meine Mutter, die Schlange ist gekommen, um mich in die Hand zu beißen.«

      »Oh, oh,« sprach Catharina lächelnd, »Ihr seid, glaube ich, eifersüchtig.«

      »Ihr täuscht Euch, Madame,« versetzte Margarethe, »ich bin nicht mehr eifersüchtig auf den König von Navarra, als der König von Navarra in mich verliebt ist. Nur weiß ich meine Freunde von meinen Feinden zu unterscheiden. Ich liebe den, welcher mich liebt, und hasse den, welcher mich haßt. Wäre ich ohne dieses Eure Tochter, Madame?«

      Catharina lächelte auf eine Weise, aus der Margarethe verstehen konnte, daß, wenn sie irgend einen Verdacht gehabt hatte, dieser Verdacht verschwunden war.

      In diesem Augenblick zogen überdies neue Pilger die Aufmerksamkeit der erhabenen Versammlung an.

      »Der Herzog von Guise erschien, begleitet von einer Truppe von einem neuen Blutbade noch völlig erhitzter Edelleute. Sie escortirten eine reich ausgeschmückte Sänfte, welche vor dem Könige anhielt.

      »Die Herzogin von Nevers!« rief Karl IX…. »Sie komme herbei, um die Komplimente in Empfang zu nehmen … diese schöne, feste, Katholikin. Was hat man mir doch gesagt, meine Base? Ihr habet von Eurem Fenster auf Hugenotten gebürscht, und sogar einen mit einem Steinwurfe getödtet?«

      Die Herzogin von Nevers erröthete im höchsten Maße und sagte mit leiser Stimme, vor dem König niederknieend:

      »Sire, es ist im Gegentheil ein verwundeter Katholik, den ich aufzunehmen das Glück gehabt habe.«

      »Gut, gut, meine Base. Es gibt zwei Arten mir zu dienen, die eine besteht darin, daß man meine Feinde ausrottet, die andere, daß man meinen Freunden Hilfe gewährt. Man thut, was man thun kann, und ich bin überzeugt, daß Ihr, wenn Ihr mehr vermocht hättet, es gethan haben würdet.«

      Während dieser Zeit schrie das Volk, als es das zwischen dem Hause Lothringen und Karl IX. herrschende gute Einverständnis sah, aus vollem Halse: »Es lebe der König! Es lebe der Herzog von Guise! Es lebe die Messe!«

      »Kommt Ihr mit uns in den Louvre zurück, Henriette?« sagte die Königin Mutter zu der schönen Herzogin.

      Margarethe berührte ihre Freundin mit dem Ellenbogen. Diese verstand das Zeichen und antwortete: »Nein, Madame, wenn es Eure Majestät mir nicht befiehlt, denn ich habe in der Stadt mit Ihrer Majestät der Königin von Navarra zu thun.«

      »Und was wollt Ihr mit einander machen?« fragte Catharina.

      »Sehr seltene griechische Bücher sehen, welche man bei einem alten protestantischen Pfarrer gefunden, nach dem Thurme Saint-Jarques-La-Boucherie gebracht hat,« antwortete Margarethe.

      »Ihr würdet besser daran thun, die lebenden Hugenotten von dem Pont aux Moulins in die Seine werfen zu sehen,« sagte Karl IX. »Das ist der Plan guter Franzosen.«

      »Wir werden dahin gehen, wenn es Euerer Majestät gefällt,« antwortete die Herzogin von Nevers.

      Catharina warf einen Blick des Mistrauens auf die zwei jungen Frauen; stets lauernd, deutete Margarethe denselben und schaute mit sehr ängstlicher Miene sich hin- und herdrehend, in großer Unruhe im Kreise umher.

      Diese geheuchelte oder wahre Unruhe entging Catharina nicht.

      »Was sucht Ihr?« sprach sie.

      »Ich suche … ich sehe nicht mehr …«

      »Wen sucht Ihr, wen seht Ihr nicht mehr?«

      »Die Sauves,« antwortete Margarethe. »Sollte sie nach dem Louvre zurückgekehrt sein?«

      »Sagte ich Dir nicht, Du wärest eifersüchtig,« flüsterte Catharina ihrer Tochter in das Ohr. »O bestia! … Vorwärts, Henriette,« fuhr sie, die Achseln zuckend fort, »bringt die Königin von Navarra weg.«

      Margarethe stellte sich, als ob sie immer noch umherschaute, neigte sich dann an das Ohr ihrer Freundin und sagte zu ihr:

      »Führe mich rasch von hinnen; ich habe Dir Dinge von der höchsten Wichtigkeit mitzutheilen.«

      Die Herzogin verbeugte sich vor Karl IX. und vor Catharina und sprach dann zu der Königin von Navarra:.

      »Wird Eure Majestät die Gnade haben, in meine Sänfte zu steigen?«

      »Gern; nur werdet Ihr genöthigt sein, mich nach dem Louvre zurückzuführen.«

      »Meine Sänfte, wie meine Leute, wie ich selbst,« antwortete die Herzogin, »stehen Euerer Majestät zu Befehl.«

      Die Königin Margarethe stieg in die Sänfte, und auf ein Zeichen, das sie machte, folgte ihr die Herzogin von Nevers und nahm ehrfurchtsvoll auf dem Vordersitze Platz.

      Catharina und ihre Edelleute kehrten auf demselben Wege, auf dem sie gekommen waren, nach dem Louvre zurück; nur sah man die Königin Mutter auf dem ganzen Zuge ohne Unterlaß dem König, diesem wiederholt Frau von Sauves bezeichnend, in das Ohr sprechen.

      Und so oft sie Frau von Sauves bezeichnete, lachte der König, wie Karl IX. lachte, das heißt mit einem Lachen unheilschwangerer, als eine Drohung.

      Sobald Margarethe fühlte, daß die Sänfte sich in Bewegung setzte, und das durchdringende Forschen von Catharina nicht mehr zu befürchten hatte, zog sie rasch aus ihrem Aermel das Billet von Frau von Sauves hervor und las folgende Worte:

      »Ich habe Befehl erhalten, dem König von Navarra diesen Abend zwei Schlüssel zuzustellen: der eine ist der des Zimmers, in welchem er eingeschlossen ist, der andere ist der des meinigen. Es ist mir eingeschärft, ihn von seinem Eintritte bei mir bis morgen früh um sechs Uhr zu behalten.«

      »Eure Majestät überlege, Eure Majestät entscheide, Eure Majestät zähle mein Leben für nichts.«

      »Es unterliegt keinem Zweifel mehr,« murmelte Margarethe, »die arme Frau ist das Werkzeug, dessen man sich bedienen will, um uns Alle zu Grunde zu richten. Aber wir wollen sehen, ob die Königin Margot, wie mich mein Bruder Karl nennt, sich so leicht zu einer Nonne machen läßt.«

      »Von wem ist dieser Brief?« fragte die Herzogin von Nevers auf das Papier deutend, das Margarethe mit einer so großen Aufmerksamkeit gelesen und wieder gelesen hatte.

      »Oh! Herzogin, ich habe Dir viele Dinge zu sagen,« antwortete Margarethe, das Papier in tausend und aber tausend Stücke zerreißend.

       XII.

      Vertrauliche Mitteilung

      »Vor Allem, wohin gehen wir?« fragte Margarethe, »nicht auf den Pont aux Moulins, denke ich; ich habe seit gestern genug solcher Schlächtereien gesehen, meine arme Henriette.«

      »Ich nahm mir die Freiheit, Euere Majestät zu führen …«

      »Zuerst und vor Allem bittet Dich meine Majestät, Ihre Majestät zu vergessen … Du führtest mich also …«

      »Nach dem Hotel Guise, wenn Ihr nichts Anderes bestimmt.«

      »Nein, nein, Henriette, gehen wir zu Dir. Der Herzog von Guise ist nicht dort? Dein Gatte ebenfalls nicht?«

      »Oh, nein!« rief die Herzogin mit einer Freude, welche ihre schönen Augen funkeln machte, »nein! weder mein Schwager, noch mein Gemahl, noch irgend Jemand! Ich bin frei, frei wie die Luft, frei wie der Vogel, frei wie die Wolken … frei, meine Königin, hört Ihr? Begreift Ihr, welches Glück in dem Worte frei liegt? … Ich komme, ich gehe, ich befehle! Oh, arme Königin! Ihr seid nicht frei, Ihr; Ihr seufzt auch.«

      »Du kommst, Du gehst, Du befiehlst! Dient Dir Deine Freiheit

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