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Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Wir kamen nur langsam weiter, da eine große Volksmenge die Straßen erfüllte. Je näher dem Grèveplatze, je mehr häuften sich die Schwierigkeiten. Endlich bemerkten wir den Platz und das Hochgericht, Die Marquise steckte den Kopf aus dem Wagen, um zu sehen. Ihre Thränen waren verschwunden.
Als die berittenen Soldaten, die Wache hielten, den Wagen des Pächters sahen, warfen sie sich den Pferden entgegen, um uns zu hindern, weiter vorzudringen. Sie riefen dem Kutscher zu, einen andern Weg einzuschlagen. Der Kutscher blieb unbeweglich auf seinem Sitze, denn er hatte noch nie eine solche Ceremonie gesehen, und wußte nicht, was geschehen sollte. Frau von Parabère rief ihm zu, daß er den Weg fortsetzen solle. Die Soldaten lachten und antworteten, daß die Familie des Grafen allein das Recht habe, sich zu nähern, und daß ein Steuereinnehmer augenscheinlich bei der Familie Horn Nichts zu thun habe.
– Man lasse sie, sagte einer derselben; es ist das Haus des Juden, den sie ermordet haben; es kommt, um sich das Ragout des Opfers zu holen.
Die Marquise hörte diese Worte. Rasch wie der Gedanke erhob sie sich, und rief der Menge zu:
– Ich bin die Marquise von Parabère, macht mir Platz!
– Die Maitresse des Regenten! riefen einige Stimmen.
– Ja, die Maitresse des Regenten, und deshalb muß man mir Platz machen.
Es erfolgte keine Antwort; schweigend traten sie zurück.
Ihr schönes, durch den Schmerz verwirrtes Gesicht, ihre zerzausten Haare, ihre unordentliche Toilette, ihre von Thränen geschwollenen Augen verriethen diesen Leuten eine Verzweiflung, die in allen Lagen Achtung auferlegt, selbst mit der Schande.
Nie werde ich vergessen, was ich nun sah. Meine Augen haben dieses Bild meinem Gedächtnisse tief eingeprägt. Es war ein seltsames, schreckliches Schauspiel.
Der Grèveplatz war dergestalt mit Menschen angefüllt, daß kein Apfel zur Erde fallen konnte.
Die Stadtsoldaten mit ihren Partisanen umgaben oder bewachten das Schaffot, auf dem sich der Chevalier von Milhn noch wand und krümmte, indem er laut den armen Grafen, der ihn nicht mehr hörte, um Verzeihung bat; er klagte sich zugleich an, der einzige Thäter dieses räuberischen Ueberfalls zu sein.
Die Menge war bewegt, und murrte selbst; aber Alles dies erweckte den Unschuldigen nicht wieder zum Leben.
Die Fenster, selbst die Dächer waren mit Neugierigen angefüllt, die einen Prinzen des heiligen Reichs, dessen Name und Unschuld ihn nicht vertheidigt hatten, auf dem Rade leiden und sterben sehen wollten.
Und nun diese behangenen Carossen mit den Wappen des ganzen hohen Adels, in denen die vornehmsten Herren Europas saßen, in tiefer Trauer, ernst und still, protestirend durch ihr Erscheinen, protestirend gegen den Treuebruch eines regierenden Fürsten. Alle diese Wagen folgten dem des Marquis von Crequiy, auf den man den' Körper des Grasen von Horn mit allen Ehrenbezeigungen legte, um ihn nach einem erleuchteten Trauergerüste zu bringen, das im Hotel Crequiy errichtet war, und wo er sechs Tage auf einem Paradebette ausgestellt blieb.
Ach, und außerdem hatte ich diese Frau neben mir, die weder ihre Thränen, noch ihre Trauer verbarg, die laut schluchzte und den, Adel folgte, der sie verstoßen hatte, obgleich sie ihm angehörte.
Mir wollte das Herz zerspringen. Ich war so ergriffen, daß ich nicht weinen konnte, daß ich stumm und unbeweglich blieb.
Wir waren die Letzten in dem Zuge. Als wir an dem Schaffotte vorüberfuhren, sahen wir eine große Blutlache, die den Platz bezeichnete, den der Unglückliche eingenommen hatte. Bei diesem Anblicke konnte sich Frau von Parabère nicht länger halten – sie stieß einen Schrei aus, und sank ohne Bewußtsein zurück.,
Ich gab rasch Befehl, auf einem Umwege zurückzukehren, damit wir dem Anblicke dieser Schreckensscene entzogen würden.
Zwölftes Kapitel
Ich habe versprochen, eines Mannes noch besonders zu erwähnen; ich werde daran erinnert, weil er die erste Person ist, die mir in meiner Wohnung entgegentrat, als ich heimkehrte, nachdem ich Frau von Parabère meine Sorge hatte angedeihen lassen.
Dieser Mann war Milord Bolingbroke. Wohl wenig Leute können wie ich über ihn sprechen, denn wenig haben ihn, wie ich, gekannt und sein Leben verfolgt. Herr Walpole will diesen Namen nicht hören, weil er mit seinem Vater Streitigkeiten gehabt, in denen er nicht eben eine schöne Rolle spielte; aber da er Gegenwärtiges nur erst nach meinem Tode lesen wird, so verzeiht er gewiß meinem Gedächtnisse, daß es sich eines alten Freundes erinnert, und daß ich diesem Freunde Gerechtigkeit widerfahren lasse.
Milord Bolingbroke ist eine der auffallendsten und seltsamsten Erscheinungen dieses Jahrhunderts. Nicht leicht findet man so viel Geist, Gewandtheit und Scharfblick mit so viel Rechtlichkeit, Geradheit und Großmuth in Gedanken und Handlungen vereint. Er hatte zwei Fehler, die ihm in der Meinung Anderer schadeten, ohne indessen sein Betragen zu ändern. Der erste war die Galanterie, der zweite der Leichtsinn. Das Alter und eine wahrhafte Leidenschaft heilten ihn von dem ersten; der zweite war eine Folge der Lebendigkeit seines Geistes, er war mehr scheinbar als wirklich vorhanden, nur Thoren haben ihn dessen angeklagt und Leute, die ausschließlich ernst waren und die Langweile zu ihrem Panier erwähnt hatten, verkannten ihn. Ich habe Lord Bolingbroke sehr geliebt, ich denke oft an ihn und es ist für mich ein hohes Glück, einige Zeilen seinem interessanten und abenteuerlichen Leben weihen zu können, dessen sich jetzt in Frankreich nur wenig erinnern, ausgenommen die Herren von Matignon, seine ergebenen Freunde, Voltaire, Pont-de-Veyle und d'Argental, meine Zeitgenossen – ausgenommen den Marschall von Richelieu, der ebenfalls unser Zeitgenosse ist. Der Letztere erinnert sich aber nur dessen, was ihm Nutzen bringt, eines Ruhms oder eines Vergnügens.
Milord Bolingbroke war eng mit Frau von Feriol liiert; bei ihr war ich mit ihm bekannt geworden, wie ich bereits gesagt habe. Er gefiel mir von Anfang an, und ich gefiel ihm ebenfalls. Schon am folgenden Tage stattete er mir einen Besuch in meiner Wohnung ab, und seit der Zeit hat er seine Besuche nicht unterbrochen.
Da er im Jahre 1672 geboren, so war er damals fast vierzig Jahre alt. Er wäre schön gewesen, hätte man ihm eine furchtbare Nase, eine wahre Nase des Thomas Cocial, des Gevatters des Samso, abnehmen können; sein Benehmen war schön und stolz. Ich konnte es leicht begreifen, daß die Marquise von Villette, die um zehn Jahre älter war als er, bis zu dem Grade in ihm verliebt war, daß sie sich öffentlich als seine Geliebte erklärte und mit ihm wie verheirathet lebte, was man unter einer andern Regierung als der Regentschaft nicht geduldet haben würde.
Milord Bolingbroke stammte aus der berühmten Familie des Saint-Jean oder Saint-John.: diese Engländer haben uns unsere Namen genommen und richten sie nach ihrer Weise zu. Er war mit einer Winchescomb verheirathet, die zur Zeit, als ich ihren Mann kennen lernte, noch lebte, aber seit lange schon wohnten sie nicht mehr zusammen. Mit den Schöngeistern Englanos, mit Pope, Swift und Dryden befreundet, lag er selbst mit Geschmack und Erfolg den Wissenschaften ob. Er hat eine bemerkenswerthe Correspondence und zahlreiche Werke hinterlassen. Seine Beredtsamkeit war in dem Hause der Gemeinen bekannt und seine Reden begannen sein Glück zu gründen: man hatte ihn für das Parlament vorgeschlagen. Die Königin Anna wollte ihn an sich fesseln, und sie fesselte ihn auch wirklich, denn sie gab ihm unaufhörlich, trotz der Intriguen aller Art, Beweise ihres Wohlwollens. Er ward bald Kriegs- und Marine-Minister, und in dieser Stellung kam er häufig mit dem Herzoge Malborough in Berührung. Es war höchst interessant, ihn von diesem berühmten Manne sprechen zu hören. Ich habe dabei manche interessante, und dabei bis jetzt unbekannte Einzelheit bewahrt, und da ich mir vorgenommen habe, in meinen Memoiren alles Interessante, was ich weiß, zu berichten, besonders über historische Personen, so werde ich diese Einzelheiten mittheilen.
Malborough stammte aus einer edeln, aber armen, und nicht berühmten Familie, Der Ursprung seines Vermögens ist außerordentlich, und die Erzählung desselben für eine Frau fast unmöglich. Ich besitze wenig Vorurtheile, und in meinem Alter gehört man keinem Geschlechte mehr an; aber ich weiß, daß Frauen meinen Bericht lesen, und