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Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Dies Alles, mit Hilfe geheimer Einflüsse – Gott möge es dem Regenten wie seinen würdigen Rathgebern verzeihen – machte auf die Richter einen Übeln Eindruck. Nach vielen Debatten und endlosen Berathungen ward der Graf Anton von Horn des Diebstahls und des Mordes für schuldig erkannt und zur Todesstrafe durch das Rad verurtheilt.
Ein Schrei der tiefsten Indignation durchzuckte ganz Paris. Die großen Häuser von Frankreich, die Eltern und Verwandten des Angeklagten waren zuvor in dem
Justizpalaste gewesen, um die Richter zu begrüßen. Als das Urtheil gesprochen war, hatten sie eine neue Zusammenkunft gehalten. Man fertigte eine neue Bittschrift an, die von aller Welt, von Männern und Frauen unterzeichnet, und dem Regenten officiell in seinem Palais- Royal überreicht ward.
Am Morgen dieses Tages hatten der Fürst und die Marquise eine stürmische Unterredung. Sie hatte ihm ein neues Versprechen entrissen: das Leben des Grafen sollte unter der Bedingung verschont bleiben, daß er dem Regenten niemals wieder unter die Augen käme, daß er weder direct noch indirect in eine Beziehung zu ihm träte. Während des Tages blieb der Cardinal mehrere Stunden bei seinem Zögling, wo sein Meister, als die Deputation erschien, ihn kalt und unbeweglich fand. Trotz aller Bitten war die Verzeihung für den Grafen nicht zu erhalten.
– Der Graf von Horn ist wahnsinnig, sagte Herr von Crequy.
– Dann ist er ein gefährlicher Wahnsinniger, mein Herr, dessen sich die Welt bei Gelegenheit entledigen muß.
– Aber die Schmach, mein gnädigster Herr, die Schmach für alle unsere Familien!
– Ich theile sie mit Ihnen, meine Herren.
– Er hat die Ehre, mit Ew. Hoheit von einem und demselben Geblüt zu sein; Madame ist mit dem Hause Horn nahe verwandt.
– Wenn ich schlechtes Blut habe, so lasse ich es mir ab. Mir steht nur das Recht zu, über die Todesart zu entscheiden. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß er nicht auf den Grèveplatz gehen wird. Es soll im Hofe der Conciergerie ein Schaffot erbauet werden – wenn man ihn dort enthauptet, bleibt uns die Schande seiner Strafe erspart. Der Befehl zur Milderung der Strafe soll morgen an den Generalprocurator abgehen, ich verspreche es Ihnen.
Zehntes Kapitel
Nocé, der der Frau von Parabère zugethan war, benachrichtigte sie von dem, was sich ereignet hatte.
– Dubois und Law, die für ihr hündisches System fürchten, sorgen dafür, daß der Regent sich nicht erweichen läßt. Ihr beharrliches Dringen, verbunden mit seinen geheimen Beweggründen, werden ihm eine ungewöhnliche Festigkeit geben, fügte er hinzu. Der Graf muß sterben. Ihnen bleibt nur ein Mittel, und ich an Ihrer Stelle würde es anwenden. Lassen Sie den Grafen entfliehen.
Dieser Rathschlag war vielleicht der beste; aber man hätte früher daran denken müssen. Wer konnte indeß voraussehen, was kommen würde? Ich blieb bei der Marquise und verließ sie nur selten. Die arme Frau jammerte mich, ich vergaß darüber Larnage und seine gestirnten Nächte. Sie schlug mir vor, ich möge sie in die Conciergerie begleiten, denn sie selbst mußte dahin gehen, um den Schließer durch ihre unwiderstehliche Schönheit und durch ihre Thränen zu verleiten. Ich konnte es ihr nicht abschlagen, da ich noch nicht so alt war, um klug zu handeln. Wir verkleideten uns, füllten unsere Taschen mit Gold, und suchten vor einem Spielhause einen Fiacre auf. Die Bretagnerin, die den Schließer schon kannte, begleitete uns der Kutscher sagte uns Dummheiten, denn er hielt uns für Nachtläuferinnen.
Um ihn zu beruhigen und uns Respect zu verschaffen, wollte ihm Frau von Parabère einen Louisd'or geben; die Kammerfrau war so verständig, sie daran zu hindern, denn er würde uns vielleicht ermordet haben, wenn er gesehen hätte, daß wir so wohl versorgt waren. Ich verhehlte mir die Gefahr nicht, sie war in jeder Beziehung groß: wären wir erkannt, so würden wir dem Grafen Unrecht gethan haben, denn die Eifersucht des Regenten hätte uns diesen tollen Streich nicht verziehen. Wie in aller Welt war er zu dieser Eifersucht gekommen, er, der nie eifersüchtig gewesen? Der Mann ist doch ein bizarres Geschöpf!
Der Schließer empfing uns in einem kleinen, finstern Zimmer, das von einem rauchenden Lichte erhellt ward. Eine Nässe fiel auf unsern Rücken wie ein eisiger Mantel.
Ich zitterte am ganzen Körper.
Frau von Parabère befand sich in einem fieberhaften Zustande,
Der Schließer ließ sie ihre Anrede nicht vollenden, wenn das, was sie sprach, eine Anrede war; mit geschlossenen Augen wies er das Gold zurück, das sie ihm handvoll zeigte. Der gute Mann hatte große Lust, es anzunehmen, aber die Unmöglichkeit hinderte ihn daran.
– Das Gefängniß ist rings von einer starken Wache besetzt, Madame. Man lauscht und beobachtet dergestalt, daß ich nicht allein in eine Zelle zu gehen wage. Ich habe tausend Kunstgriffe anwenden müssen, um dem Gefangenen Ihren Brief zu übergeben und seine Antwort in Empfang zu nehmen. Glauben Sie mir, Madame, ich kann nicht einmal den Versuch wagen.
Frau von Parabère brach in Thränen aus. Auf einer schlechten Holzbank sitzend und mit groben Kleidern bekleidet, war sie schöner als je. Ihre Thränen glichen Perlen. Der Schließer ward davon gerührt.
– Madame, sagte er, glauben Sie mir: Sie thun besser, wenn Sie dieses Geld dem Henker von Paris geben, damit er den armen Grafen nicht so lange leiden läßt. Ich fürchte. Sie können in dieser Welt Nichts mehr für ihn thun – die Gebete sind für die andere Welt.
Die Marquise schluchzte laut.
– Mein Herr, mein Herr, rief sie, lassen Sie mich ihn wenigstens zum letzten Male sehen! Nehmen Sie mein Gold, nehmen Sie Alles, was Sie wollen!
– Mit der Erlaubniß des Herrn Regenten, oder des Herrn Generalprocurators, ja; anders ist es mir unmöglich.
– Mein Gott, er wird sterben, indem er mich anklagt!
– Schreiben Sie ihm, setzen Sie ihm die Sache auseinander, wie sie ist – er wird es begreiflich finden.
– Nein, er liebt mich zu sehr, er wird Nichts davon begreifen!
Ich bot ihr Feder und Dinte. Sie schrieb einige kaum leserliche Zeilen, ihre Thränen benetzten das Papier. Der Schließer trieb uns zur Eile an, er mußte sich entfernen, um eine Runde zu machen. Andernfalls hätten wir uns compromittirt. Es war wirklich Zeit. Bevor wir unsern Fiacre erreichten, wurden wir durch eine Nachtwache aufgehalten, die ein Officier vorbeiführte.
Das unglückliche Geschöpf befand sich in einem solchen Zustande, daß ich es nicht verlassen konnte. Ich ließ mir in dem Zimmer der Marquise ein Bett zurecht machen. Erschöpft von krampfhaftem Schluchzen und Weinen schlief sie gegen Morgen ein. Auch ich bedurfte des Schlafes, ich bekenne es ich schlief mit ihr ein.
Gegen neun Uhr stürzte die Bretagnerin in das Zimmer; sie sank vor ihrer Herrin auf die Knie, und stieß ein gräßliches Geschrei aus.
– Was giebt es? Was giebt es denn? fragten wir erschreckt.
– Ach, Madame, es ist gräßlich!
– So rede!
– Der Herr Graf von Horn…
– Um Gottes willen!
– Man hat ihn auf das Rad geschleppt!
– Auf das Rad? Großer Gott!
– Ja, auf das Rad! Ich komme von dem Grèveplatze, ich habe ihn gesehen, ich habe sein Gesicht und seine Glieder gesehen! Ach, wie er leidet!
Die Marquise stieß einen Schrei aus, den ich jetzt noch höre. Sie sprang aus dem Bette, öffnete alle ihre Schränke und zog daraus hervor, was ihr in die Hand fiel.
– Geh', schnell, geh', er leidet! Ich erinnere mich des Rathes, den jener Mann mir gestern gab. Er kannte ohne Zweifel diese abscheuliche Treulosigkeit. O mein Gott, und ich schlief! Ach, ich bin feig!