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II. von Condé.

      Da der Herr Prinz eine gewisse Rolle in unserer Erzählung spielen wird, in der Zeit, welche dieser Rolle voranging und folgte, aber wirklich eine solche Rolle spielte, wenn auch eine traurige und düstere, bitten wir unsere Leser um die Erlaubnis, sie mit diesem sanften Sprössling des ersten Stammes der Condé näher bekannt machen zu dürfen.

      Die ersten Condé's waren tapfer und fröhlich, dieser war feige und düster; er tröstete sich stets damit, dass der Herzog von Bendôme noch feiger sei, als er, und man kann keinen Charakter schon daraus beurteilen, dass ihm das ein Trost war.

      Erklären wir diese Veränderung.

      Bei Jarnac ermordet, hinterließ der liebenswürdige kleine Prinz von Condé, welcher zwar ein wenig verwachsen, dennoch der Günstling aller Frauen der damaligen Zeit war, einen Sohn, welcher neben dem jungen Heinrich von Navarra das Oberhaupt der protestantischen Partei wurde.

      Dieser war der würdige Sohn seines Vaters, welcher bei Jarnac an der Spitze von fünfhundert Edelleuten die Feinde angriff, obgleich er einen Arm in der Binde trug und sein eines Bein gebrochen war, so dass die Knochensplitter durch den Stiefel stachen. Er war es, welcher in der Bartholomäusnacht, als Carl IX. ihm zurief: »Den Tod oder die Messe?« antwortete: »Den Tod!« während der klügere Heinrich entgegnete: »Die Messe

      Der jetzige Condé war der Letzte von dem ersten Stamme der großen Condé's.

      Er sollte nicht auf einem Schlachtfelde sterben, bedeckt mit glorreichen Wunden und ermordet durch einen andern Montmorency. Er starb ganz einfach, vergiftet durch seine Frau.

      Nach einer Abwesenheit von fünf Monaten kehrte er in sein Schloss Andelys zurück. Seine Gemahlin, eine La Trémoville, war guter Hoffnung von einem gascognischen Pagen. Bei dem Nachtisch des Mahles, das sie zu Ehren seiner Rückkehr veranstaltete, reichte sie ihm eine Pfirsich.

      Zwei Stunden daraus war er todt.

      In der Nacht darauf entfloh der Page nach Spanien.

      Durch die öffentliche Meinung, angeklagt, wurde die Giftmischerin verhaftet.

      Das Kind des Ehebruches wurde in dem Gefängnisse geboren, in welchem seine Mutter acht Jahre blieb, weit man nicht wagte, ihr den Prozess zu machen, da man fürchtete, sie schuldig zu finden, Heinrich IV. wollte die Condé diesen herrlichen Ast vom Baume der Bourbons, nicht erlöschen lassen; er entließ daher ohne Untersuchung aus dem Kerker die Witwe, welche durch die königliche Gnade zwar freigesprochen, durch die öffentliche Meinung aber verurteilt wurde.

      Sagen wir nun mit zwei Worten, wie dieser Heinrich, Prinz von Condé, seines Namens der Zweite, eben der, welcher Chapelain für einen Bildhauer hielt, dazu kam, die Prinzeß von Montmorency zu heiraten. Die Geschichte ist merkwürdig. und obgleich wir sie in einer Parenthese erzählen müssen, wird diese Parenthese ein wenig lang werden. Es liegt übrigens kein Uebel darin, durch die Romanschreiber gewisse Einzelheiten zu erfahren, welche die Geschichtschreiber zu erzählen vergessen, sei es, dass sie dieselben der Geschichte für unwürdig halten, sei es, dass sie ihnen selbst unbekannt sind. Das Letztere halten wir für wahrscheinlicher.

      Im Jahre 1609 ordnete Maria von Medicis ein Ballet an, und Heinrich IV. schmollte, weil die Königin sich geweigert hatte, unter die Tänzerinnen dieses Ballett zu denen die schönsten Damen des Hofes gewählt wurden waren, Jacqueline von Beuil aufzunehmen, die Mutter des Helden unserer Geschichte, des Grafen von Moret.

      Da die hohen Tänzerinnen, welche in dem Ballett mitwirken sollten, um die Proben in dem Theatersaale des Louvre abzuhalten, vor der Tür Heinrichs IV. Vorübergehen mussten, hielt der König dieselbe geschlossen, um dadurch seine üble Laune zu zeigen.

      Eines Tages ließ er sie halbgeöffnet.

      Durch den Spalt der Tür sah er die Prinzeß Charlotte von Montmorency vorübergehen.

      »Nun konnte es aber,« sagt Bassompierre in seinen Memoiren, »unter dem Himmel nichts Schöneres geben, als die Prinzeß von Montmorency, nichts Anmutigeres, nichts Vollendeteres.«

      Diese Erscheinung kam Heinrich IV. so strahlend vor, dass seine üble Laune augenblicklich Schmetterlingsflügel bekam und davonflatterte. Er erhob sich aus dem Armsessel, in welchem er schmollte, und folgte der Erscheinung, in eine Wolke gehüllt, wie Aeneas der Venus folgte.

      Diesen Tag wohnte er zum ersten Male dem Ballett bei.

      Es erschien in dem Ballett ein Augenblick, in welchem die Damen als Nymphen auftraten; und so leicht auch in unseren Tagen das Costüm der Nymphen ist, war es doch im siebzehnten Jahrhundert noch leichter. In diesem Kostüme erhoben alle die Nymphen zugleich ihre Jagdspeere, als hätten sie dieselben auf irgend Jemand schleudern wollen. Indem die Prinzeß von Montmorency ihren Speer erhob, wendete sie sich gegen den König, als wollte sie denselben durchbohren; er hatte keine Gefahr geahnt und war daher ohne Harnisch gekommen; er fühlte daher die Waffe der schönen Charlotte tief in sein Herz dringen, mit solcher Anmut machte sie die Bewegung.

      Frau von Rambouillet und Fräulein Paulet gehörten ebenfalls zu dem Ballett und von diesem Tage an schlossen sie Freundschaft mit der Prinzeß von Montmorency, obgleich sie fünf oder sechs Jahre älter waren, wie dieselbe.

      Seit diesem Tage vergaß der gute König Heinrich, Jacqueline von Beuil; er war, wie man weiß, sehr vergesslich und dachte nur noch daran, sich den Besitz der schönen Montmorency zu sichern. Dazu war nur erforderlich, für die reizende Charlotte einen gefälligen Ehemann zu finden, der gegen eine Mitgift von vier- oder fünfmal hunderttausend Francs die Augen um so mehr schlösse, je mehr der König sie öffnen würde.

      Eben so war es auch bei der Gräfin von Moret gewesen, die Heinrich IV. mit Herrn von Cesy verheiratete, welcher an seinem Hochzeitsabend zu einer Gesandtschaft abreiste.

      Der König glaubte seinen Mann zur Hand zu haben.

      Ar richtete seine Augen auf das Kind des Ehebruches und des Meuchelmordes. Von der Hand des Königs mit der Tochter eines Connetable vermählt, verschwand der Flecken seiner Geburt.

      Es wurden alle Bedingungen mit ihm verabredet, Er versprach Alles, was man von ihm verlangte. Der Connetable gab seiner Tochter hunderttausend Taler der König eine halbe Million, und Heinrich II. von Condé, welcher den Tag zuvor zehntausend Livres Einkünfte hatte, besaß am Tage nach seiner Hochzeit fünfzigtausend.

      Freilich sollte er am Abend abreisen! er tat es indes; nicht.

      Er hielt jedoch den Punkt des Abkommens, welcher verlangte, dass er in seiner ersten Hochzeitsnacht in einem Zimmer bleiben sollte, das von dem seiner Frau getrennt war; und der arme fünfzigjährige Verliebte erlangte es von der jungen Frau, dass sie sich zum Beweise, sie sei allein, auf ihrem Balkon zeigte, mit aufgelösten Haaren zwischen zwei brennenden Fackeln stehend.

      Als der König sie erblickte, wäre er beinahe vor Freude gestorben.

      W würde zu weit führen, Heinrich IV. in all den Torheiten zu folgen, welche ihn diese letzte Liebe begehen ließ, in deren Mitte das Messer Ravaillac's ihn in eben dem Augenblick traf, in welchem er bei der holden Paulet den Trost suchen wollte, den die Schöne ihm gewährte und der ihn gleichwohl nicht tröstete.

      Nach dem Tode des Königs kehrte Condé nach Frankreich mit seiner Frau zurück, welche noch immer Prinzeß von Montmorency war, und Prinzeß Condé erst wahrend der drei Jahre wurde, welche ihr Gemahl in der Bastille zubrachte. Es ist wahrscheinlich, dass bei den bekannten Neigungen des Prinzen von Condé für die Schüler von Bourges ohne diese drei Jahre der Gefangenschaft sowohl der große Condé, wie die Prinzeß von Longueville, niemals das Licht der Welt erblickt haben würden.

      Der Prinz war hauptsächlich seines Geizes wegen viel geschmäht. Er ritt durch die Straßen der Stadt auf einer elenden Mähre und begleitet von einem einzigen Diener. Le Martellier, einer der berühmtesten Advokaten jener Zeit, hatte Tage, an welchen er umsonst konsultierte; der Prinz, welcher häufig Prozesse zu führen hatte, besuchte ihn stets an diesen

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