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machen, und wegen dieser Leidenschaft die größte Misshelligkeit mit Juno vorzuspiegeln, ist es wichtig, dass. so fein es auch ist, oder vielmehr sich glaubt, das Orakel sich irre, indem es Jupiter für verliebt in Hebe hält,

      »Minos

      »Jetzt,« sagte der Kardinal, »sehen wir die Chiffren.« Die Chiffren waren, wie wir gesagt haben, nicht aus Buchstaben gebildet, sondern so, wie wir sie unseren Lesern vorlegen:

      Kephalos Der König.

      Prokris Die Königin.

      Jupiter Monsieur.

      Juno Maria von Medicis.

      Der Olymp Der Louvre.

      Das Orakel Der Kardinal.

      Venus Frau Combalet.

      Hebe Maria von Gonzuga.

      Minos Karl IV., Herzog von Lothringen.

      Creta Lothringen.

      Wurden die wirklichen Namen den falschen substituiert. so gaben sie die folgende Depesche, deren Wichtigkeit Rossignol, wie man sehen wird, nicht überschätzt hatte.

      »Wenn Monsieur aus dem Louvre vertrieben wird, kann er sich nach Lothringen flüchten; der Herzog Carl IV. wird ihm mit größtem Vergnügen Gastfreundschaft anbieten, über die Gesundheit des Königs kann nicht dauernd sein. Warum sollte man im Falle des Todes nicht die Königin mit Monsieur verheiraten? Das Gerücht geht um, der Kardinal wolle Frau von Combalet an den König verheiraten. In der Erwartung, dass Monsieur fortfahren wird, Maria von Gonzaga den Hof zu machen und Wegen dieser Leidenschaft die größte Misshelligheit mit Maria von Medicis vorzuspiegeln, ist es wichtig, dass, so fein er auch sei oder zu sein glaubt, der Kardinal sich tausche, indem er Monsieur in Maria von Gonzaga verliebt wähnt.

      »Carl IV.«

      Richelieu las die Depesche ein zweites Mal durch; dann sagte er mit dem Lächeln eines triumphierenden Spielers

      »Es geht; ich beginne mein Schachbrett deutlich zu überblicken!«

      XIV.

      Europa im Jahre 1628

      Zu dem Punkte gelangt, auf welchem wir uns jetzt befinden, glauben wir, dass es nicht übel wäre, wenn der Leser, gleich dem Kardinal, eine Übersicht seines Schachbrettes gewänne.

      Das fiat lux wird uns nach zweihundert siebenunddreißig Jahren leichter werden, als dem Kardinal, der von tausend verschiedenen Komplotten umgeben war, aus einer Verschwörung in die andere fiel, sich aus einer Schlinge nur frei machte, um in eine andere zu geraten, stets einen Schleier zwischen sich und den Horizonten ausgebreitet fand, die er überblicken musste, und der aus den Irrlichtern, welche über den Interessen jedes Einzelnen tanzten, ein Alles erhellendes Licht zu bilden gezwungen war.

      Wenn dieses Buch einfach nur eines von jenen Werten wäre, die man auf der Tafel eines Salons zwischen die Keapsakes und die Album legt, damit die Besucher die Kupferstiche bewundern, oder die dazu bestimmt sind, nachdem sie die Boudoirs unterhalten haben, in den Vorzimmern Lachen oder Weinen zu erregen, dann würden wir über gewisse Einzelheiten hinweggehen, welche frivole oder flüchtige Geister langweilig nennen können; aber da wir Anspruch darauf machen, dass unsere Bücher, wenn auch nicht während unseres Lebens, doch wenigstens nach unserem Tode, einen Platz in den Bibliotheken erhalten, erbitten wir von unseren Lesern die Erlaubnis, ihnen zu Anfang dieses Capitels eine Übersicht von der Lage Europas vorzulegen, eine Übersicht, welche als Vorbereitung zu unserem zweiten Teile notwendig ist und welche durch die Rückblicke auch zum Verständnis des ersten nicht überflüssig sein wird.

      Seit den letzten Jahren der Negierung Heinrichs IV. und seit den ersten der Regierung des Ministers Richelieu hatte Frankreich nicht nur einen Rang unter den Grußmächten eingenommen, sondern es war auch der Punkt geworden, auf den sich alle Blicke richteten und, durch seine Intelligenz schon an der Spitze der anderen Königreiche Europas, stand es am Vorabend, diesen Platz auch als materielle Macht einzunehmen.

      Sagen wir nun m einigen Zeilen, wie die Lage des übrigen Europa war.

      Beginnen wir mit dem großen religiösen Mittelpunkt, der seine Strahlen zugleich auf Österreich, Spanien und Frankreich warf; beginnen wir mit Rom.

      Der, welcher weltlich über Rom, geistig über die ganze katholische Welt herrschte, war ein kleiner mürrischer Greis, sechzig Jahre alt, Florentiner und geizig wie alle Florentiner, vor Allem Italiener, vor Allem Fürst, ganz besonders aber vor Allem Onkel. Er dachte daran, Stücke Land für den heiligen Stuhl und Reichtümer für seine Neffen zu erringen. von denen drei Kardinäle waren: Franz und die beiden Anton, und für den vierten, Thaddäus, General der päpstlichen Truppen. Um die Anforderungen dieses Nepotismus zu befriedigen, wurde Rom der Plünderung preisgegeben.

      »Was die Barbaren nicht taten,« sagt Morforio, dieser Cato der Censor für die Päpste, »das taten die Barberini.« – In der Tat hat Mattero Barberini, zum Papst unter dem Namen Urban VIII. erhoben, mit dem Patrimonium des heiligen Petrus das Herzogtum vereinigt, dessen Namen er trug. Unter ihm blühte die Gesellschaft Jesu und die Propaganda, begründet durch den Neffen Gregors XV., Monsignor Ludoviso, und unter dem Namen und der Fahne Ignaz Loyola die Polizei des Weltalls durch die Gesellschaft Jesu organisierend, sowie dessen Eroberung durch die Propaganda. Daraus entsprangen jene Heere von Predigern, welche zärtlich für die Chinesen und grausam für Europa waren. Für den Augenblick suchte Urban VIII., ohne sich persönlich voranstellen zu wollen, die Spanier in ihrem Herzogtum Mailand zurückzuhalten und die Österreicher zu verhindern, die Alpen zu überschreiten. Er trieb Frankreich an, Mantua zu unterstützen und Casale, welches belagert wurde, zu entsetzen; aber er weigerte sich, ihm dabei mit einem einzigen Mann oder mit einem einzigen Bajocco Hilfe zu leisten. In seinen freien Augenblicken verbesserte er die geistlichen Lobgesänge, oder er dichtete anacreontische Lieder.

      Seit 1624 hat Richelieu ihn gemessen und über seinen Kopf hinweg die Nichtigkeit Roms erkannt und jene zitternde Politik gewürdigt, welche ihren religiösen Zauber bereits verloren hatte und die geringe ihr noch bleibende materielle Macht bald von Österreich entlehnte, bald von Spanien.

      Seit dem Tode Philipps II. verbirgt Spanien seinen Verfall durch große Worte und ein vornehmes Wesen. Es hat zum König Philipp IV., den Bruder Annas von Österreich, eine Art Müßiggänger-Monarch, der unter seinem Minister, dem Grafen von Olivarez, ebenso regiert, wie Ludwig XIII. unter dem Kardinal Herzog von Richelieu. Nur ist der französische Minister ein Mann von Genie, der spanische aber ein politischer Wagehals. Von seinem Westindien, welches unter den Regierungen Carls V. und Philipps II. Ströme von Gold ergoß, bezieht Philipp IV. kaum fünfmal-hunderttausend Taler. Hein, der Admiral der vereinigten Niederlande, hat soeben in dem Golf von Mexiko Schiffe in Grund gebohrt, welche an Bord Goldbarren führten, deren Werth mau auf mehr als zwölf Millionen schätzte.

      Spanien ist so außer Atem, dass der kleine Savoyardenherzog, der bucklige Carl Emanuel, den man spottend den Fürsten der Murmeltiere nennt, schon zweimal in seiner Hand das Geschick dieses hochtrabenden Reiches hielt, von dem Carl V. rühmte, dass die Sonne in demselben nie unterginge. Gegenwärtig ist es nicht einmal mehr Cassirer Ferdinands II., dem es erklärt, dass es ihm kein Geld mehr geben kann. Die Scheiterhaufen Philipps II., des Königs der Flammen, haben das Menschenmark ausgetrocknet, welches während der vorhergehenden Jahrhunderte überreich vorhanden war, und Philipp III. bat durch die Vertreibung der Mauren die fremden Keime ausgerottet, durch die es wieder aufleben konnte. Einmal war Spanien gezwungen, sich mit Räubern zu verständigen, um Venedig niederzubrennen. Sein großer Feldherr ist Spinola, ein italienischer Condottieri, sein Gesandter ein flamändischer Maler, Rubens.

      Deutschland ist seit dem Beginn des dreißigjährigen Krieges, das heißt seit 1618, ein Menschenmarkt, Im Osten, im Norden, im Westen und in dem Mittelpunkt sind drei oder vier Werbestellen errichtet, an denen man Menschenfleisch verkauft. Jeder Verzweifelnde, der sich nicht selbst umbringen oder

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