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Die Österreicher hielten das Mantuanischc besetzt und Don Gonzales von Cordova verpflichtete sich, den Franzosen die von ihnen besetzten Plätze Casale, Nizza, Monte Calvo und die Brücke über den Stura wieder abzunehmen.

      Die Spanier eroberten Alles, ausgenommen Casale, und der Herzog von Savoyen war binnen zwei Monaten Herr des ganzen Gebietes zwischen dem Po, dem Tanaro und dem Belbo.

      Das Alles geschah während der Belagerung von Rochelle.

      Da schickte Frankreich für den Grafen von Rethellois jene 16,000 Mann ab, welche der Marquis von Uxelles commandirte, und die zum großen Verdruss des Kardinals durch Carl Emanuel zurückgetrieben wurden, da es ihnen durch die Nachlässigkeit oder vielmehr durch die Verrätherei Créqui's an Lebensmitteln und Sold mangelte.

      Aber es blieb dem Kardinal im Mittelpunkt Piemonts noch eine Stadt, welche sich tapfer gehalten hatte und in der noch immer die Fahne Frankreichs wehte; das war Casale, verteidigt durch einen braven und treuen Führer, welcher sich Chevalier von Gurron nannte.

      Ungeachtet der ganz entschiedenen Erklärung Richelieus, dass Frankreich die Rechte Carls von Nevers vertreten wollte, hegte der Herzog von Savoyen große Hoffnungen, dass dieser Prätendent eines oder des andern Tages von dem Könige Ludwig XIII. verlassen werden würde, denn er kannte den Hass, den Maria von Medicis gegen ihn hegte, weil er sich einst geweigert hatte, sie zu heiraten und zwar unter dem Vorwand, die Medicis wären durch ihre Geburt nicht geeignet, sich mit den Gonzaga's zu vermählen, welche bereits Fürsten waren, bevor die Medicis Edelleute wurden.

      Jetzt kennt man die Ursachen der Feindseligkeiten, durch die der Herzog von Richelieu verfolgt wurde und über welche er sich seiner Nichte gegenüber so bitter beschwerte.

      Die Königin-Mutter hasste den Kardinal aus vielen Gründen; der erste und wichtigste war, dass er einst ihr Geliebter gewesen, aber aufgehört hatte, es zu sein; dass er ihr anfangs in allen Dingen gehorchte, jetzt aber ihr überall entgegenstand; dass Richelieu die Erhöhung Frankreichs und die Erniedrigung Österreichs wollte, sie aber die Erhöhung Österreichs und die Erniedrigung Frankreichs; und endlich dass Richelieu einen Herzog von Mantua aus dem Herzog von Nevers zu machen beabsichtigte, aus dem ihrem Willen nach wegen des alten Grolles, den sie gegen denselben hegte, nichts gemacht werden sollte.

      Die Königin Anna von Österreich hasste den Kardinal, weil er ihre Liebschaft mit Buckingham gestört, die ärgerlichen Auftritte in den Gärten von Amiens veröffentlicht, Frau von Chevreuse, ihre gefällige Freundin, von ihr vertrieben und die Engländer geschlagen hatte, mit denen ihr Herz war, welches Frankreich niemals liebte; weil sie ihn, wenn sie es nicht laut zu sagen wagte, in dem Verdacht hatte, dass er das Messer Fultons, gegen die Brust des schönen Herzogs lenkte, und endlich, weil er beständig ihre neuen Liebschaften überwachte und weil sie wusste, dass ihre verborgensten Handlungen für ihn kein Geheimnis blieben.

      Der Herzog von Orleans hasst den Kardinal von Richelieu, weil er weiß, dass dieser ihn als ehrgeizig, feig und boshaft kennt, dass er mit Ungeduld auf den Tode seines Bruders wartet, und dass er fähig ist, denselben bei Gelegenheit zu beschleunigen; weil er ihm dm Zutritt zu dem Conseil genommen hat; weil er seinen Lehrer Ornano einkerkern und seinen Mitschuldigen Chalais enthaupten ließ und weil er ihn, zur einzigen Strafe dafür, ihm nach dem Leben zu streben, bereichert und entehrt hat, Übrigens liebte der Herzog von Orleans Niemand, als sich selbst und er rechnete darauf, wenn sein Bruder sterben sollte, die Königin, welche sieben Jahre alter war, in dem Falle zu heiraten, wenn sie guter Hoffnung wäre.

      Der König endlich hasste den Kardinal, weil er fühlte, dass an demselben Alles Genie, Patriotismus, wahre Liebe zu Frankreich sei, während bei ihm Alles nur Egoismus, Gleichgültigkeit, Untergeordnetheit war und weil er, so lange der Kardinal lebte, gar nicht regieren würde, schlecht aber nach dem Tode des Kardinals; Eines jedoch führte ihn beständig wieder zu dem Kardinal zurück, von welchem man ihn unablässig zu entfernen strebte.

      Man fragt sich, welches der Liebestrank war, den er ihm reichte, der Talisman den er ihm um den Hals hing, der Zauberring, den er ihm an den Finger steckte! – Dieses Zaubermittel ist seine stets mit Gold gefüllte, stets für den König geöffnete Kasse, Concini hatte ihn im Elend gelassen, Maria von Medicis in Verlegenheit und Ludwig XIII. besaß niemals Geld; der Zauberer berührte mit seinem Stab die Erde und der Pactolus sprang empor vor den Augen des Königs, der von da ab stets Geld hatte, sogar wenn Richelieu selbst keines besaß.

      In der Hoffnung, dass es jetzt für unsere Leser auf ihrem Schachbrett eben so deutlich ist, wie auf dem Richelieus, wollen wir unsere Erzählung da wieder ausnehmen, wo wir sie zu Ende des vorigen Capitels fallen ließen.

      XV.

      Maria von Gonzaga

      Um zu dem Resultate zu gelangen, welches wir versprochen haben, das heißt, um unsere Erzählung da wieder Aufzunehmen, wo wir sie zu Ende des vierzehnten Capitels gelassen haben, müssen wir unsere Leier um die Gefälligkeit bitten, mit uns in das Hotel Longueville einzutreten, welches an das der Marquise von Rambouillet stieß. Nur hatte es seinen Eingang in der Rue Saint-Nicaise, während das der Marquise, wie wir erwähnten, an der Rue Saint-Thomas du Louvre lag.

      Acht Tage sind seit den Ereignissen verflossen, welche bisher den Gegenstand unserer Erzählung bildeten.

      Das Hotel, welches dem Prinzen Heinrich von Condé gehörte, eben dem, welcher Chapelain für einen Bildhauer hielt und welches von ihm und seiner Gemahlin, der Frau Prinzeß, bewohnt wurde, mit der wir in der Abendgesellschaft der Frau von Rambouillet Bekanntschaft machten, war 1612, zwei Jahre nach seiner Vermählung mit der Prinzeß von Montmorency, verlassen worden. Er kaufte damals in der Rue Neuve-Saint-Lambert ein prachtvolles Hotel, welches dieser Straße ihren alten Namen raubte, um ihr den neuen der Rue de Condé zu geben, den sie noch jetzt führt. Das Hotel Longueville wurde zu der Zeit, zu welcher wir gelangt sind, das heißt am 13, Dezember I628 – die Ereignisse jenes Zeitabschnittes sind von solcher Wichtigkeit, dass man sich die Daten genau merken muss – nur von der verwitweten Herzogin von Longueville bewohnt, sowie von deren Mündel, Ihrer Hoheit, der Prinzeß Maria, Tochter des Herzogs Franz von Gonzaga, deren Erbfolge so viele Unruhen bewirkte, nicht nur in Italien, sondern auch in Österreich und Spanien. Auch Margarethe von Savoyen, die Tochter Carl Emanuels, wohnte hier.

      Maria von Gonzaga, geboren im Jahre 1612, hatte eben ihr sechzehntes Jahr erreicht; alle Geschichtsschreiber jener Zeit stimmen darin überein, dass sie von einer bezaubernden Schönheit war. Die Chronikenschreiber, welche in ihren Angaben genauer und ausführlicher sind, sagen uns, dass diese Schönheit in folgenden Eigenschaften bestand: In einem schönen Wuchs von Mittelgröße: in der matten Gesichtsfarbe der Frauen Mantua's, welche, wie bei den Frauen von Arles, die Folge der Ausdünstungen der sie umgebenden Sümpfe ist; in schwarzen Haaren, blauen Augen, seidenweichen Augenbrauen und Augenwimpern; Perlenzähnen und Corallenlippen; einer Nase von tadelloser Form über diesen Lippen, die des Beistandes ihrer lieblichen Stimme nicht bedurften, um die süßesten Eindrücke hervorzubringen. Wenn schon ihre äußeren Vorzüge genügt hätten, alle jungen Herren des Hofes ihr zu Füßen zu legen, so versammelte die Bedeutung der politischen Rolle, die sie als Verlobte des Herzogs von Rethellois zu spielen berufen war, auch die älteren Autoritäten um sie, so dass sie gewissermaßen einen der Fixsterne des Hoflebens bildete, um den die glänzendsten Planeten kreisten.

      Man wusste vor Allem, dass sie vom Kardinal Richelieu eifrigst protegiert wurde, und es war also für alle Jene, denen an der Gunst des Kardinals etwas lag, eine unerläßliche Pflicht, ihr angelegentlich den Hof zu machen.

      Dieser Protektion, von welcher die Anwesenheit der Frau von Combalet ein Beweis war, ist es wohl zu verdanken, dass gegen sieben Uhr Abends an dem vorerwähnten Tage die bedeutendsten Persönlichkeiten jener Zeit, und zwar die Einen aus ihren Wagen, die Anderen aus den seit dem vorigen Tage im Gebrauche befindlichen Sänften, vor dem Hotel Longueville ausstiegen, und sofort in einen prachtvollen Salon eingeführt wurden, dessen Decke Schilderungen der Taten des Bastards Dunois, Gründers des Hauses Longueville, zieren, während die Wände

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