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fragte Gaston. »können diese Neuigkeiten auch öffentlich erzählt werden?«

      »Der Baron scheint dies zu denken, denn er sagte es in seinem Briefe.«

      »Im Austausche werde ich Euch einige Alkovengeheimnisse mitteilen; es sind die einzigen, die mich jetzt, seitdem ich auf die Politik verzichtete, noch interessieren.«

      »Erzählt. Monseigneur, erzählt,« riefen die Damen lachend. Frau von Combalet bedeckte sich nach ihrer Gewohnheit das Gesicht mit dem Fächer.

      »Ich wette.« sagte der Herzog von Guise, »dass Ihr von dem Taugenichts, meinem Sohne, sprechen wollt.«

      »Ganz richtig; Ihr wisst, dass er sich bei seinem Lever das Hemd reichen lässt, wie ein Prinz von Geblüt; acht oder zehn Personen haben wirklich die Narrheit begangen, ihm diesen Dienst zu leisten; vor einigen Tagen jedoch nahm der Abbé von Netz das Hemd, trat damit zum Kamin. als wenn er es wärmen wollte, und ließ es ins Feuer fallen, woraus er ganz ruhig seinen Hut nahm und sich entfernte.«

      »Er hat wirklich recht daran getan,« sagte der Herzog von Guise, »ich werde ihm mein Kompliment darüber machen, und zwar das erste Mal, wenn ich ihn begegne.«

      »Wenn ich das Wort zu nehmen wagte,« sagte Frau von Combalet, »so würde ich sagen, dass der Sohn des Herrn Herzogs schon Schlimmeres getan hat,«

      »O erzählt, Madame,« bat der Herzog von Guise.

      »Nun denn; als er das letzte Mal seine Schwester, Frau von St. Pierre, zu Rheims besuchte, und mit ihr im Sprachzimmer diniert hatte, trat er in seiner Eigenschaft als Prinz ins Kloster ein und da lief der junge Herr von sechzehn Jahren allen Nonnen nach, erwischte richtig eine derselben und umarmte sie trotz alles Sträubens.

      »Mein Bruder, mein Bruder,« rief Frau von St. Pierre, »Du treibst Scherz mit geistlichen Frauen,«

      »Nun wohl,« gab der Taugenichts lachend zur Antwort, »Gott ist zu mächtig, um es zuzugeben, dass man seine Dienerinnen umarmt, wenn er nicht damit einverstanden wäre.«

      »Ich werde mich bei der Königin beklagen,« rief die Nonne, welche umarmt worden war, und die ein sehr hübsches Gesicht hatte.

      Die Äbtissin bekam Furcht.

      »Umarme auch diese Nonne,« flüsterte sie ihrem Bruder zu.

      »Aber sie ist sehr hässlich.«

      »Eben darum; das wird der Sache den Anstrich geben, als ob Du diese Entheiligung aus Kinderei, und ohne recht zu wissen, was Du thust, begangen hättest.«

      »Ist das wirklich notwendig, meine Schwester?«

      »Es ist notwendig, denn sonst wird sich die Hübsche beklagen.«

      Und die Hässliche wurde umarmt, was ihr so angenehm war. dass sie die Hübsche verhinderte, sich zu beklagen.

      »Und woher wisst Ihr das Alles, schöne Witwe?« fragte der Herzog.

      »Frau von St. Pierre stattete meinem Oheim ihren Rapport ab, aber dieser hat für das Haus Guise eine solche Vorliebe, eine solche Schwachheit, könnte man sagen, dass er nur dazu lachte.«

      »Ich habe ihn vor etwa einem Monate begegnet,« sagte der Prinz; »er trug damals statt der Feder einen gelben seidenen Strumpf an seinem Hut; was sollte diese neue Torheit bedeuten?«

      »Das bedeutete,« erzählte Gaston, »dass er zu jener Zeit in die Villiers vom Hotel Burgund verliebt war; sie spielte damals eine Rolle, in welcher sie gelbe seidene Strümpfe trug. Er ließ ihr durch Tristan l'Hermite Komplimente über ihr Bein machen, Sie zog einen ihrer Strümpfe aus, gab ihn Tristan und sagte: »Wenn der Herr von Joinville diesen Strumpf an sein Hutband befestigt trägt, so kann er von mir erbitten, was er will.«

      »Und?« fragte Frau von Sablé.

      »Er trug diesen Strumpf drei Tage lang, und hier ist sein Vater, mein Vetter von Guise, der bestätigen wird, dass er am vierten Tage erst Morgens um 11 Uhr nach Hause kam.«

      »Das nenne ich mir ein schönes Leben für einen künftigen Erzbischof,« sagte Frau von Sablé.

      »In diesem Augenblicke,« fuhr Sr. Königl. Hoheit fort, »ist er in Fräulein von Pons, eine dicke Blondine, im Dienste der Königin, verliebt. Neulich hatte sie ein Abführmittel eingenommen; er erkundigte sich nach der Adresse ihres Apothekers und schrieb ihr dann: »Man soll nicht sagen, dass Ihr abgeführt habt, und ich nicht zu gleicher Zeit mit Euch.«

      »Ach, jetzt begreife ich,« sagte Guise, »warum der Narr neulich alle Schausteller von Hunden in ganz Paris in das Hotel berief. Ich komme in den Hof hinab und finde daselbst etwa dreihundert verschiedenartige, durch einander kläffende und heulende Hunde, und etwa dreißig Strolche, die sie durch Zurufe anfeuern. »Was tust Du hier, Joinville?« frage ich meinen Sohn. – »Ich lasse die Hunde vor mir tanzen.«

      »Ihr Erratet, warum er all diese Gaukler kommen ließ? Zu keinem anderen Zwecke, als um jedem von ihnen einen Louisd'or für das Versprechen zu geben, dass die dreihundert gelehrten Hunde von Paris ferner nur für Fräulein von Pons ihre Künste zeigen würden.«

      »Apropos,« sagte Gaston, der zufolge seines unruhigen Charakters nicht gern lange bei einem und demselben Gegenstand blieb; »in Eurer Eigenschaft als Nachbarin müsst Ihr, teure Herzogin, doch wohl Nachrichten über das Befinden des Marquis Pisani haben. Die, welche mir Voiture gestern brachte, lauteten nicht allzu schlecht.«

      »Ich ließ heute Morgen Erkundigungen einholen und erfuhr, dass die Ärzte nun glauben, für sein Leben einstehen zu können.«

      »Wir werden bald neuere Mitteilungen erhalten,« sagte der Herzog von Montmorency; »ich habe den Grafen von Moret am Thore des Hotels Rambouillet abgesetzt; er ging dahin, um persönlich nach dem Marquis von Pisani zu fragen.«

      »Wie, der Graf von Moret?« rief Frau von Combalet; »man sagt doch, wenn ich nicht irre, dass ihn der Marquis habe tödten lassen wollen.«

      »So ist es,« entgegnete der Herzog, »aber der Graf wettete, dass dies ein Missverständnis sei.«

      In diesem Augenblicke öffnete sich die Tür und der Diener meldete:

      »Monseigneur, Anton von Bourbon, Graf von Moret.

      »Ah.« rief der Herzog, »da ist er selbst; er wird Euch die Geschichte besser als ich erzählen, denn ich stottere, wenn ich zwanzig Worte hintereinander sprechen soll.«

      Der Graf trat ein, und sofort wendeten sich Aller Blicke nach ihm; wir können nicht verschweigen, dass die der Damen mit besonderem Wohlgefallen auf seiner schönen Gestalt ruhten.

      Da er der Prinzeß Marie noch nicht vorgestellt war, so wartete er an der Tür, bis der Herzog von Montmorency zu ihm trat, ihn bei der Hand nahm und ihn zu der Prinzeß führte.

      Anmutig verneigte er sich vor derselben, küsste ihre Hand, gab ihr in zwei Worten Nachricht von dem Befinden des Herzogs von Rethellois, den er auf seiner Durchreise in Mantua gesehen hatte, machte der Frau Herzogin von Longueville seine Aufwartung, hob das Sträußchen auf, das der Frau Combalet während der Bewegung entfallen war, die sie gemacht hatte, um ihn zu begrüßen, gab es ihr mit einigen Artigkeiten zurück und nahm, nachdem er sich noch ehrfurchtsvoll vor dem Prinzen Gaston verbeugt hatte, bescheiden einen Platz an der Seite Montmorency's ein.

      Nachdem die Begrüßungsförmlichkeiten vorüber waren, sagte Montmorency zu dem Grafen:

      »Man sprach gerade von Euch, Prinz, als Ihr eintratet.«

      »Ah bah,« lachte der Graf, »bin ich denn wirtlich eine so interessante Persönlichkeit, dass man sich in so guter Gesellschaft mit mir beschäftigt?«

      »Ihr habt Recht, Monseigneur,« sagte eine Frauenstimme; »ein Mann, den man ermorden will, weil er der Liebhaber Marion de Lorme's ist, verdient es nicht, dass man sich mit ihm beschäftige.«

      »O,« sagte der Graf, »da höre ich eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkommt; ist es nicht die meiner lieben Cousine?«

      »Ja, Meister Jacquelino,« lachte Frau von Fargis, indem sie auf ihn zuging und ihm die Hand reichte.

      Herr Graf von Moret drückte sie ihr

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