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wenig; aber sehr stark in eine Andere.«

      »Unverschämter! Wie nennt sie sich?«

      »Ich weiß ihren Namen nicht.«

      »Ist sie wenigstens hübsch?«

      »Ich habe sie niemals gesehen.«

      »Ist sie jung?«

      »Sie muss es sein.«

      »Woraus schließt Ihr das?«

      »Aus ihrer Stimme, die ich gehört, aus ihrer Hand, die ich gedrückt, aus ihrem Atem, an dem ich mich berauscht habe.«

      »Ah, mein Cousin, wie schön Ihr das Alles sagt!«

      »Ich bin einundzwanzig Jahre alt, und ich spreche, wie ich fühle.«

      »O Jugend, Jugend,« rief Frau von Fargis, »unschätzbarer Diamant, der leider so bald, so bald erblindet!«

      »Mein teurer Graf,« sagte der Herzog, »Ihr begreift wohl, dass alle diese Damen eifersüchtig auf Eure Cousine sind, denn so nanntet Ihr. wie ich glaube, Frau von Fargis! Alle brennen vor Verlangen, zu erfahren, wie es kam, dass Ihr dem Manne einen Besuch machtet, der Euch ermorden lassen wollte.«

      »Vor Allem daher,« antwortete der Graf mit seiner liebenswürdigen Leichtfertigkeit, »weil, wenn ich es nicht schon bin, ich doch sicher eines Tages der Vetter der Frau von Rambouillet werde.«

      »Durch wen?« fragte der Herzog von Orleans, welcher darauf versessen war, alle Genealogien zu kennen, »erklärt uns das gefälligst, Graf Moret.«

      »Nun, durch wen anders, als durch meine Cousine von Fargis, welche Herrn von Fargis d'Angennes, einen Vetter der Frau von Rambouillet, zum Manne hat.«

      »Wieso aber seid Ihr der Vetter dieser liebenswürdigen Fargis?«

      »Das,« antwortete der Graf von Moret, »ist unser Geheimnis, nicht wahr, Cousine Marina?«

      »Ja, Vetter Jacquelino!« antwortete lachend und ihre schönen Zähne zeigend Frau von Fargis.

      »Fahrt in Euren Gründen fort. Graf!« sagte Jemand aus der Gesellschaft.

      »Bevor ich noch zu den Verwandten der Marquise gehörte, war ich einer ihrer guten Freunde.«

      »Aber,« warf Frau von Combalet ein, »ich habe Tuch kaum ein- oder zweimal bei ihr gesehen.«

      »Das kommt daher, dass sie mich bat, meine Besuche einzustellen.«

      »Warum das?« fragte Frau von Sablé,

      »Weil der Herzog von Chevreuse eifersüchtig auf mich war.«

      »Aus welchem Grunde?«

      »Wie Viele sind wir hier im Salon?«

      »Ungefähr dreißig; ich überlasse es Jedem, tausendmal zu raten, das machte also dreißigtausend.«

      »Unsere Mühe würde vergeblich sein,« sagte Monsieur.

      »Nun, wegen seiner Frau.«

      Ein ungeheures Gelächter folgte dieser Erklärung des Grafen.

      »Aber,« rief Frau von Montbazon, welche fürchtete, man würde von ihrer Schwägerin zu ihr übergehen; »der Graf vollendet ja die Geschichte seiner beabsichtigten Ermordung nicht.«

      »Ah, Ventre-Saint-Gris! sie ist sehr einfach. Würde ich Frau von Montagne kompromittieren, wenn ich sagte, ich sei ihr Geliebter?«

      »Gewiß nicht in höherem Grade als Frau von Chevreuse,« sagte Frau von Sablé.

      »Nun wohl! Der arme Pisani glaubte, dass Frau von Maugiron mich glücklich mache. Eine gewisse Unregelmäßigkeit in seiner Figur, deren er sich nur zu wohl bewusst ist, macht ihn misstrauisch; gewisse Wahrheiten, die ihm sein Spiegel sagt, machen ihn reizbar. Statt mich auf den Kampfplatz zu rufen, wo ich sehr gern erschienen wäre, hat er einen Sbirren mit seiner Rache betraut. Er traf jedoch auf einen honetten Kerl, der ihm sein Begehren rundweg abschlug. Ihr seht, dass der Arme kein Glück hat. Er wollte dann den skrupulösen Sbirren tödten und fehlte ihn; er wollte dann Souscarières tödten, der seinerseits ihn nicht fehlte, ihn im Gegenteile nur zu gut traf, und das ist die ganze Geschichte.«

      »Nein, das ist nicht die ganze Geschichte,« sagte Monsieur, »warum machtet Ihr dem Manne einen Besuch, der Euch umbringen lassen wollte?«

      »Nun, weil er nicht zu mir kommen konnte. Ich bin eine gute Haut, Monseigneur; ich dachte, dass der arme Pisani vielleicht glauben könnte, ich trüge ihm einen Groll nach und dass ihn dies ängstigen möchte. Ich war also bei ihm, um ihm offenherzig die Hand zu drücken und ihm zu sagen, dass, wenn er, oder wer immer, sich in Zukunft über mich zu beklagen haben sollte, man mir einfach eine Herausforderung senden möge. Ich bin ein einfacher Edelmann und halte mich nicht für zu gut, Jedem Genugtuung zu geben, der sich von mir beleidigt glaubt; obwohl ich trachten werde. Niemand zu beleidigen.«

      Ein beifälliges Gemurmel der Gesellschaft folgte auf diese zugleich sanft und fest gesprochenen Worte.

      Kaum hatte der Graf von Moret zu sprechen aufgehört, als die Tür des Salons sich abermals öffnete und der Huissier meldete:

      »Fräulein Isabella von Lautrec.«,

      In demselben Augenblicke, wo sie eintrat, konnte man hinter ihr einen Lakaien bemerken, der die Livree des königlichen Hauses trug und sie begleitet zu haben schien.

      Als der Graf von Moret das junge Mädchen bemerkte, empfand er ein fremdartiges Gefühl der Anziehung und machte unwillkürlich einen Schritt, um sich ihr zu nähern.

      Sie trat zu der Prinzeß Marie, und sich ehrfurchtsvoll vor ihr verneigend sagte sie:

      »Madame, ich habe Urlaub von Ihrer Majestät, um Eurer Hoheit einen Brief meines Vaters zu überbringen, welcher gute Nachrichten für Euch enthält, und ich benützt die Gelegenheit, um Euch den Ausdruck meiner Ergebenheit zugleich mit diesem Briefe zu Füßen zu legen.«

      Bei den ersten Worten, welche das Fräulein von, Lautrec sprach, war der Graf von Moret bis ins innerste Herz erbebt, und die Hand der Fargis ergreifend und sie drückend, sagte er:

      »Die ist es, welche ich liebe!«

      II.

      Isabella und Marina

      Wie der Graf von Moret, ohne sie gesehen zu haben, ohne sie zu kennen, geahnt hatte, war Isabella von Lautrec vollkommen schön, aber diese Schönheit war von der der Prinzeß Marie ganz verschieden.

      Die Prinzeß Marie war brünett und hatte blaue Augen. Isabella von Lautrec war im Gegenteil blond, hatte aber Augen, Wimpern und Brauen schwarz wie die Fittiche des Raben. Ihre blendend weiße, fast durchsichtige Haut hatte die Zartheit des Rosenblattes; ihr etwas langer Hals bewegte sich anmutig, feine weiße Händchen und eine wundervolle Taille harmonierten mit der Schönheit ihres Gesichts.

      Als sie sich vor der Prinzeß wieder verbeugen wollte, schloss diese sie in ihre Arme und küsste sie auf die Stirn.

      »Gott behüte,« sagte sie, »dass ich die Tochter eines der besten Diener meines Hauses, die mir eine gute Nachricht bringt, sich vor mir bücken ließe. Und nun, sehr teure Tochter meines Freundes, bitte ich Euch, mir zu sagen, ob Euer Vater die Nachrichten, die er Euch sendete, als für mich allein bestimmt bezeichnet, oder ob ich sie auch Denen, welche Uns lieben, mitteilen darf.«

      »Ihr werdet aus der Nachschrift ersehen, Madame, dass er durch den Gesandten Sr. Majestät, La Saludie, ermächtigt ist, die Neuigkeiten, die er berichtet, in Italien zu Jedermanns Kenntnis zu bringen, woraus folgt, dass Madame sie auch in Frankreich verbreiten können.«

      Die Prinzeß Marie warf einen fragenden Blick auf Frau von Combalet, welche durch ein bejahendes Kopfnicken die Wahrheit dessen, was die anmutige Botin soeben gesagt, bestätigte.

      Marie las den Brief zuerst leise.

      Während sie las, wandte das junge Mädchen, welches bis jetzt nur Augen für die Prinzeß gehabt und die übrigen dreißig Personen, die im Salon versammelt waren, nur so zu sagen durch eine Wolke gesehen hatte, den Kopf nach der Gesellschaft um und wagte es, dieselbe mit ihren Blicken zu überfliegen.

      Bei

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