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zu verkaufen, aus welchem Lande er auch sei.

      Der Markt im Osten wird durch den alten Bethlen Gabor gehalten, der sterben wird, nachdem er in zweiundvierzig Schlachten gefochten hat, sich König nennen ließ und die militärischen Verkleidungen erfand: die Bärenmützen und die hängenden Ärmel der Husaren, durch die man sich gegenseitig Furcht einzuflößen sucht; seine Armee ist die Schule, aus welcher die leichte Kavallerie hervorging. Was verspricht er seinen Angeworbenen? Keinen Sold und keine Lebensmittel, denn es ist ihre Sache, zu essen und sich zu bereichern, wie sie können. Er gibt ihnen den Krieg ohne Gesetze: die Unendlichkeit des Zufalles!

      Im Norden wird der Markt von Gustav Adolf gehalten, dem guten, dem lustigen Gustav Adolf, der, ganz im Gegensatz zu Bethlen Gabor, die Plünderer hängen lässt; den berühmten Feldherrn, den Schüler des Franzosen Lagarde, und der soeben durch seine Siege über Polen die Festungen Lithauens und Polnisch-Preußens eingenommen hat. Er ist im Augenblick beschäftigt, sich mit den Protestanten Deutschlands gegen den Kaiser Ferdinand II. zu verbünden, den Todfeind der Protestanten, gegen die er das Restitutions-Edict erlassen hat, welches als Muster für das Edict von Nantes dienen könnte, welches Ludwig XIV. fünfzig Jahre später erlassen wird.

      Gustav Adolf ist der Herr seiner Zeit; wir sprechen von ihm in militärischer Beziehung; er ist der Schöpfer des modernen Krieges; er hat weder das grämliche Genie Coligni's, noch den Ernst Wilhelms des Schweigsamen, noch die wilde Schärfe eines Moriz von Nassau; seine Heiterkeit ist unwandelbar und das Lächeln umspielt seine Lippen selbst mitten in der Schlacht. Sechs Fuß hoch und im Verhältnis wohlbeleibt, bedurfte er ungeheuer großer Pferde. Seine Dickleibigkeit war ihm zuweilen im Wege, aber sie leistete ihm auch zuweilen Dienste: eine Kugel, welche Spinola, den magern Genuesen, getödtet haben würde, drang in sein Fett ein, welches sich über ihr schloss und man hörte nicht wieder von ihr sprechen.

      Den Markt des Westens hielt Holland, welches unter sich uneinig war. Es hatte zwei Köpfe: Barnevelt und Moriz, und es schlug sie ab. Barnevelt, Freund der Freiheit, besonders aber des Friedens, Oberhaupt der Partei der Provinzen, Anhänger der Decentralisation und folglich der Schwäche, Gesandter bei Elisabeth, bei Heinrich IV. und bei Jacob I., hatte durch den Letztern den vereinigten Staaten Briel, Flessingen und Ramekens zurückgeben lassen und starb als Ketzer und Verräther auf dem Schafott.

      Moriz, der Holland zehnmal gerettet, aber Barnevelt getödtet hatte, und der durch diesen Mord seine Popularität verlor, hielt sich für geliebt, wurde aber gehasst. Eines Morgens ging er in Gorkum über den Markt und grüßte lächelnd das Volk, Er glaubte, dass nach diesem Gruß das Volk freudig den Hut in die Luft werfen und rufen würde: »Es lebe Nassau!« – aber das Volk blieb stumm und behielt den Hut aus dem Kopfe. Von diesem Augenblicke an tödtete ihn seine Unpopularität; der unermüdliche Wacher, der gegen die Gefahr fühllose Feldherr, der Mann mit dem festen Schlafe, mit der Wohlbeleibtheit, magerte ab, schlief nicht mehr und starb. Sein jüngerer Bruder, Friedrich Heinrich, folgte ihm und nahm als Teil der Erbschaft den Menschenmarkt wieder auf: Kleines Werbebureau, wenig Angeworbene, aber gewählt, gut bekleidet und verpflegt, regelmäßig bezahlt, führten sie einen ganz strategischen Krieg auf den Dämmen der Sümpfe und waren im Stande, um ein elendes Nest wissenschaftlich zu belagern, zwei Jahre lang bis an die Knie im Wasser zu stehen. Die braven Leute schonten sich, aber die sparsame Regierung Hollands scheute sie noch mehr, wie sie sich selbst. Denen, welche sich dem Feuer der Kanonen und der Musketen aussetzten, riefen die Führer zu: »He da! dort unten! Lasst Euch nicht tödten! Jeder von Euch vertritt für uns ein Capital von dreitausend Francs.«

      Aber der Hauptmarkt ist weder im Osten, noch im Norden, noch im Westen: er ist im Mittelpunkt Deutschlands selbst; er wird von einem Manne zweifelhaften Stammes gehalten, von einem Führer der Plünderer und Banditen, aus dem Schiller einen Helden gemacht hat. Ist er Slave oder Deutscher? Sein runder Kopf und seine blauen Augen sagen: Ich bin ein Sklave. Sein rötlich-blondes Haar sagt: Ich bin ein Deutscher. Sein olivenfarbiges Gesicht sagt: Ich bin ein Böhme.

      In der Tat ist dieser magere Soldat, dieser Feldherr mit dem finsteren Gesicht, der Wallenstein unterzeichnet, in Prag geboren; er ist unter Trümmern, unter Brandstiftung und Gemetzel geboren und besitzt daher auch weder Treue noch Glauben. Und dennoch hat er einen Glauben oder vielmehr drei: er glaubt an die Sterne, an den Zufall, an das Geld. Er hat die Soldatenherrschaft in Europa eingeführt, wie die Sünde die Herrschaft des Todes über die Welt einführte. Bereichert durch den Krieg, begünstigt durch Ferdinand II., der ihn ermorden lassen wird, gehüllt in einen Fürstenmantel, besitzt er weder die Heiterkeit Gustav Adolfs, noch die bewegliche Physiognomie Spinola's; durch das Geschrei, die Klagen, die Tränen der Weiber, durch die Anklagen, die Drohungen, die Verwünschungen der Männer wird er weder gerührt noch erzürnt. Er ist ein blindes und taubes Gespenst, ja noch Schlimmeres: er ist ein Spieler, der erriet, die Königin der Welt sei die Lotterie. Er lässt die Soldaten um Alles spielen: um das Leben der Männer, die Ehre der Frauen, das Blut der Völker, Wer eine Peitsche in der Hand hat, ist Fürst; wer ein Schwert an der Seite trägt, ist König. Richelieu hat längere Zeit diesen Dämon studiert; er zählt in einer Lobrede auf ihn die Reihe der Verbrechen auf, die er nicht beging, aber begehen ließ, und um seine teuflische Gleichgültigkeit zu charakterisieren, sagte er sehr bezeichnend von ihm: »Und bei alle dem nicht boshaft!«

      Um mit Deutschland.zu Ende zu kommen, so geht der dreißigjährige Krieg seinen Gang; seine erste Periode, die der Pfalz, endet 1623, Der Kurfürst von der Pfalz, Friedrich V., von dem Kaiser geschlagen, hat durch eine Niederlage die Krone Böhmens verloren. Die dänische Periode ist dem Ende nahe; Christian IV., König von Dänemark, ist im Kampfe gegen Wallenstein und Tilly und in einem Jahre wird die schwedische Periode beginnen.

      Gehen wir daher zu England über.

      Obgleich reicher wie Spanien, ist England doch nicht weniger krank wie dieses. Der König liegt zugleich im Streite mit seinem Lande und mit seiner Gemahlin; er ist halb entzweit mit seinem Parlamente, das er auflösen will, und ganz entzweit mit seiner Frau, die er uns zurückzuschicken beabsichtigt.

      Carl I. hatte Henriette von Frankreich geheiratet, das einzige der legitimen Kinder Heinrichs IV., welches zuverlässig von ihm war. Madame Henriette war eine kleine Brünette, lebhaft, geistreich, mehr angenehm als verführerisch, mehr hübsch als schön! zänkisch und starrköpfig, sinnlich und galant; sie hatte eine sehr bewegte Jugend gehabt.

      Als Bérulle sie mit siebzehn Jahren nach England führte, riet er ihr, sich die büßende Magdalena zum Muster zu nehmen. Aus Frankreich kommend, fand sie England traurig und wild; an unser lärmendes und lustiges Volk gewöhnt, erschienen die Engländer ihr finster und kalt; ihr Mann gefiel ihr sehr wenig; sie betrachtete als eine Buße ihre Heirat mit einem mürrischen und heftigen Könige, der ein starres, hochmütiges und kaltes Gesicht hatte; Carl I., der durch seine Mutter Däne war, hatte in den Adern etwas von dem Eis des Poles; bei diesem ehrenhaften Manne versuchte sie ihre Herrschaft durch kleine Zwistigkeiten, und da sie sah, dass der König ihr immer zuerst wieder kam. versuchte sie größere.

      Ihre Verheiratung war eine katholische Invasion. Bérulle, der sie ihrem Gemahl zuführte und ihr dm guten Rat erteilte, bei ihrer Reue die der büßenden Magdalena zum Muster zu nehmen, wusste durchaus nichts von dem Hasse der englischen Nation gegen den Papismus, und war erfüllt von den Hoffnungen, welche bei ihm ein französischer Bischof erweckt hatte, den der schwache Jacob in London das Hochamt halten ließ, wo er an einem Tage achtzehn hundert Katholiken firmierte. Er glaubte daher, dass man Alles fordern könnte, und verlangte, dass die Kinder, selbst wenn sie katholisch wären, auf dem Throne folgten, dass sie bis zum Alter von dreizehn Jahren in den Händen ihrer Mutter blieben, dass die junge Königin einen Bischof erhielte, dass dieser Bischof und sein Clerus sich in ihren Gewändern in den Straßen Londons zeigen durften, und aus der Bewilligung aller dieser Forderungen entsprang das Resultat, dass die Königin den Boden verkannte, auf welchem sie sich bewegte und dass Carl I. in ihr statt einer liebenden, anmutigen und unterwürfigen Gemahlin eine trockene und traurige Katholikin fand, die das eheliche Lager in einen theologischen Lehrstuhl verwandelte und die Begierden des Königs den Fasten unterwarf, nicht nur denen der Kirche, sondern auch denen,

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