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finde Zoe Bernauer nicht hübsch. Sie ist eine arrogante Zicke. Sie hat mich ganz sicher nur verhext«, behauptete Augustus.

      »Der Zaubertrank hieß Alkohol«, mutmaßte Liam.

      »Ihr seid solche widerlichen Monster«, sagte Viktor und die Gruppe stand auf. Sie traten die Flucht an, weil ihre Argumente erschöpft waren und es sich allein mit Beleidigungen schlecht diskutierte.

      Faith blickte ihnen angewidert nach. »Deswegen hasse ich Menschen. So 'ne Zicke aus meinem Jahrgang hat das Gespräch mit Ben mitbekommen und meinte nur, dass sie ihn verstehen könne.«

      »Die sind doch alle dämlich«, beschwerte sich Violett. Ihr war es egal, dass Liam zaubern konnte. Es war immer noch manchmal komisch, wenn er sich einfach mit bloßen Händen Wasser nachschenkte, ohne dass ein Krug, aus dem das Wasser stammte, zu sehen war, aber warum sollte sie das verurteilen?

      Nach der Pause ging sie zurück in den Unterricht. Sie konnte sich kaum konzentrieren. Die Aufgabe für den Nachmittag warf ihre Schatten voraus.

      Sie hatte keine Ahnung, was sie genau tun sollte. Jakobs Anweisungen waren zwar klar gewesen, dennoch hatte sie noch viele Fragen. Die wohl schwerwiegendste war, ob sie Liam und den Bernauers damit schaden könnte. Was gab es für Apps, die man unbemerkt auf Handys schmuggeln musste? Malware, Viren, Spyware … Nichts, was auf dem Handy ihres Freundes etwas zu suchen hatte, aber sie wollte nicht riskieren, aus Strafe nicht mehr in die Schule gehen zu dürfen. Aus diesem Grund musste sie den Befehl befolgen.

      Nach der Schule liefen Liam und Violett Hand in Hand auf den Berg zum Bernauer-Anwesen.

      »Ich freue mich, dass du endlich mal wieder aus dieser Hölle ausbrechen konntest«, verkündete Liam und drückte sie an sich.

      Sie nickte und Liam öffnete mit seiner Schlüsselkarte das Eisentor, sodass sie das Grundstück betreten konnten. Wie hatte Violett diesen wunderschönen Park doch vermisst. Sie spazierten auf das Nebenhaus zu.

      Vor dem Haupthaus trafen sie auf Aurora, die ihren Kräutergarten pflegte. Sie lächelte, als sie Violett erblickte, stand auf und kam auf sie zu.

      »Schön, dich hier wieder einmal zu sehen«, begrüßte das Oberhaupt der Bernauers sie.

      Violett war überrascht. Aurora war heute besonders nett.

      »Wie ergeht es dir zu Hause?« Das war eine unangenehme Frage, und das wusste Aurora.

      Violett verzog das Gesicht. »Ich muss irgendwelche Bücher über die Hexenjagd auswendig lernen, weil mein Onkel glaubt, dass ich so ihre Ideologie übernehme. Das ist total schwachsinnig, denn sollte es zu einem Krieg kommen, werde ich meine Waffe ganz sicher nicht auf euch richten. Ich finde eh, dass eine Pistole gegen echte Magie nichts bewirken kann.«

      »Violett, ich bin von deinem Vertrauen in uns geschmeichelt, doch unterschätze deine Familie nicht. Sie sind vielleicht gegen schwarze Magie wehrlos, aber diese nutzen wir nicht«, belehrte sie Aurora und kehrte dann wieder zurück zu ihren Kräuterbeeten.

      In Violetts Magen machte sich das ungute Gefühl breit, dass wohl nicht nur die Kramers vermuteten, dass sich irgendetwas Schreckliches zwischen den beiden Familien anbahnte. Wieso sonst sagte Aurora Bernauer so etwas und wieso sonst wollte ihre Familie so genau wissen, was in den vier Wänden der anderen vor sich ging?

      Liam und Violett gingen nach oben in Liams Zimmer, wo sie sich auf sein Bett setzten. Violett konnte sich kaum auf das Gespräch konzentrieren. Irgendwann musste sie das durchziehen, sie wollte sich nicht ausmalen, was geschah, wenn sie nach Hause kam, ohne den Auftrag erfüllt zu haben. So bat sie nach einer halben Stunde: »Schatz, ich habe voll Durst. Würdest du mir etwas zu trinken holen?«

      Liam lächelte und stichelte: »Was bekomme ich denn dafür?«

      »Einen Kuss!«

      »Na, dann kann ich wohl kaum ablehnen. Was willst du?«

      Sie überlegte. Sie brauchte Zeit, also musste es etwas sein, dessen Zubereitung viel Zeit in Anspruch nahm. So antwortete sie: »Kann ich einen Kakao bekommen?«

      Er nickte. »Natürlich!« Dann verließ er das Zimmer.

      Violett lächelte so lange, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie griff nach seinem Handy, das auf seinem Nachttisch lag, und zog den Zettel aus ihrer Hosentasche, auf dem Jakob seine Anleitung vermerkt hatte. Zum Glück hatte Liam ihren Jahrestag als Sicherheitscode gewählt. Sie befolgte die Anweisungen und alles lief reibungslos. Dennoch schlug ihr Herz bis zum Hals. Sie traute sich aus Angst, sie könnte ein Geräusch auf dem Flur überhören, gar nicht zu atmen. Bei jedem Knarren zuckte sie zusammen. Sie war froh, als sie endlich die App auf seinem Handy installiert und versteckt hatte, sodass er nicht bemerkte, was sich nun auf seinem Smartphone befand. Sie legte es schnell zurück auf seinen ursprünglichen Platz und verharrte, als wäre nichts geschehen.

      Er kam wieder ins Zimmer und reichte ihr die Tasse. Dann kuschelte er sich wieder zu ihr ins Bett und legte seinen Arm um sie. Er war so süß. Violett hätte am liebsten geheult. Sie war eine scheußliche Freundin. Das könnte ihre Beziehung zerstören, aber er musste es ja nicht erfahren.

       Kapitel 6

      Die Geschichte hinter dem größten

      aller Schwarzmagier

      Abends lag Fiona mit Valerian in ihrem gemeinsamen Bett.

      Es war wunderschön, endlich bei den Wenningers zu leben. Wieso hatte sie damit nur so lange gewartet? Es war unendlich befreiend, ihre scheußliche Familie endlich los zu sein. Es gab keine Zoe mehr, die mit ihrem perfekten Freund angab. Keine Aurora, die allen vorhielt, was sie nicht konnten. Keine Cleo, die sich von ihrer Mutter manipulieren ließ. Keine Abigail, die ihr Vorwürfe machte, dass Simon sich nicht für ihren schüchternen Arsch interessierte, und niemand, der Aurora jedes Vergehen petzte. Sie war frei!

      Valerian blickte Fiona lange an. In seinen Augen lag Liebe und Zuneigung. Sie lächelte und rückte etwas näher zu ihm. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie. »Ich liebe dich. Ich weiß gar nicht, wie ich dich verdient habe«, flüsterte er verliebt.

      »Ich liebe dich auch«, erwiderte Fiona und kletterte auf ihn.

      Eine halbe Stunde später lagen sie erschöpft nebeneinander. Fiona fühlte eine Mischung aus völliger Entspannung und unglaublicher Energie, sodass sie am liebsten freudig durchs Zimmer gehüpft wäre.

      »Was wollen wir morgen machen?«, fragte sie glücklich und verschränkte ihre Finger mit denen ihres Freundes.

      »Dad will endlich mit deiner richtigen Ausbildung beginnen«, verkündete Valerian, und über diese Nachricht freute Fiona sich unheimlich.

      Sie hatte nicht drängeln wollen, denn Claudius hatte ihr schon sehr viel gezeigt, doch sie wusste, dass nun die wirklich spannenden Sachen auf sie zukamen.

      So standen sie zwölf Stunden später nach dem Frühstück im Trainingsraum.

      Bereits vor ihrem Umzug hatte Claudius ihr hier ein wenig Nachhilfe gegeben. Sie kannte diese heiligen Hallen also. Dennoch stellte sie auch heute wieder entzückt fest, dass der Raum vollkommen anders aussah als der zu Hause.

      Fiona schüttelte den Kopf. Das riesige Anwesen auf dem Hügel in Rosmerten war nicht mehr ihr Zuhause. Deshalb korrigierte sie ihre Gedanken: Der Trainingsraum in ihrem neuen Zuhause sah vollkommen anders aus als der, den Aurora in ihrem Keller eingerichtet hatte. Auf dem Bernauer-Anwesen gab es den riesigen, spärlich beleuchteten Zaubertrank-Keller, wo es nach Kräutern und alten Backsteinhäusern roch. Hier handelte es sich um einen sterilen, hell erleuchteten Raum, der nach Desinfektionsmittel stank. Es gab keine Regale mit Vorratsflächen, sondern weiße Schränke, deren Inhalt Fiona nicht kannte.

      Claudius baute sich vor ihr auf und begann mit seinem Unterricht: »Wir haben bereits mit der Element-Telekinese begonnen. Die möchte ich fortsetzen, bevor wir zu anderen Zaubern kommen. Zuerst habe ich eine Frage an dich: Was ist die stilvollste Art, einen Mord zu begehen?«

      Fiona

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