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Aber das Geld bekommst nicht du, sondern der Besitzer.<<

      >> Ich möchte Ihr Geld nicht, sonst komme ich mir genau so billig vor, wie die Typen mich gestern eingeschätzt haben. Tut mir Leid, aber die Zeit ist um und jemand wie Sie, der so gut aussieht, so wohlhabend ist und so fest im Leben steht, sollte woanders nach einer Frau suchen, aber bestimmt nicht hier und bestimmt nicht jemanden wie mich, denn das ist unter ihrer Würde.<<

      Ohne ihn noch einmal anzusehen ging ich hinaus und flüchtete schnellen Schrittes in die Umkleide.

      Als ich ankam, holte ich endlich wieder Luft und bereute meine Abfuhr zutiefst, da er es nicht verdient hatte und ich mir schäbiger als je zuvor vorkam, da ich so schlecht über mich selbst gesprochen hatte. Er war nett und aufmerksam gewesen und ich hatte ihn verjagt. Hoffentlich bekam Ed nichts davon mit, sonst könnte ich meinen Job hier eventuell vergessen.

      Um mich von der ganzen Misere abzulenken, schminkte ich mich ab und zog mir meine Alltagskleidung an, da ich gleich ins Krankenhaus fahren und dort noch ein paar Stunden schlafen würde, bevor meine Schicht beginnen würde. Doch als ich gerade aufbrechen wollte, kam Charly mit einem Umschlag herein und lächelte mich an.

      >> Das hat der Typ von eben noch für dich abgegeben. Scheint wieder ein ordentliches Trinkgeld zu sein.<<

      >> Behalt es, ich will es nicht.<<

      Das Lächeln verschwand auf seinem Gesicht, als er bemerkte, dass ich vollkommen durch den Wind war.

      >> Was hat er gemacht?<< brummte er und stand sofort unter Spannung. Dieser Schrank von einem Mann schien auf einmal noch größer und noch bedrohlicher zu werden, was eigentlich nicht mehr möglich gewesen wäre.

      >> Er hat überhaupt nichts gemacht. Er baggert mich an und möchte mit mir ausgehen, weil ich das aber nicht mache, kommt er her und möchte dann mit mir reden und mich kennenlernen.<<

      >> Und was bringt dich dann so aus der Fassung?<<

      >> Keine Ahnung. Er macht mich nervös, weil ich ihn sympathisch finde, aber er ist ein Kunde, also kann ich nicht mit ihm ausgehen.<<

      >> Nur weil du ihn hier durch Zufall kennengelernt hast?<<

      >> Nur?<< fragte ich ihn empört, weil es meiner Meinung nach ein absolutes Ausschlusskriterium war.

      >> Wo bitte soll dich sonst jemand kennenlernen? Du bist doch wenn immer hier, oder im Krankenhaus. Du gehst nie aus, bist in der freien Zeit fast nur zu Hause und kümmerst dich um deine Mutter, damit Maya und Toby auch mal Freizeit haben. Dich kann man nicht auf neutralem Boden kennenlernen Eve.<<

      >> Aber im Stripclub?<< fragte ich ihn überspitzt und sah ihn ungläubig an, da es nicht sein Ernst sein konnte, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte und mir den Umschlag auf den Tisch legte.

      >> Er hat darauf bestanden, dass du den bekommst, niemand sonst, damit dein Plan A bald dein Leben bestimmt, was auch immer das heißen soll.<<

      Ich lächelte bei dem Satz und packte den Umschlag in meine Tasche, bevor ich mit Charly nach draußen ging und mich von ihm verabschiedete.

      Die Busfahrt ins Krankenhaus dauerte fast 45 Minuten, in denen ich immer wieder über diesen Blake nachdachte. Wahrscheinlich war ich einfach nur verdammt geil auf ihn und mehr nicht. Immerhin war es schon ewig lange her, dass ich mit jemandem intim geworden war, was mir wieder vor Augen führte, was für ein armseliges Leben ich eigentlich führte.

      Ich war gerade mal 27 Jahre alt, arbeitete gute 100 Stunden pro Woche und kümmerte mich in der restlichen Zeit um meine Mutter. Während ich grade zum Krankenhaus fuhr, um schlafen zu gehen, da ich morgen wieder arbeiten musste, fuhren die anderen im Bus, so wie es aussah, zur nächsten Party, um ihre jungen Jahre zu genießen. Verpasste ich also etwas? Vermisste ich etwas?

      Ich war noch nie der Typ gewesen, der unbedingt ausgehen und sich betrinken musste, doch gegen eine Beziehung, oder Sex wäre sicherlich nichts einzuwenden. Doch wenn das mit mir so weiterginge, würde ich als einsame Jungfer enden.

      Am Hilary Dawn Medical Center stieg ich schließlich aus und ging zu meinem Spind, in den ich meine Tasche mit dem Geld hineinlegte. Ich würde zu Hause nachsehen, wie viel er mir spendiert hatte, wobei ich wirklich neugierig war. Doch nun musste ich erst einmal schlafen, weshalb ich mich schon mal in meine Krankenhauskleidung warf und anschließend in ein freies Bereitschaftszimmer ging.

      Als mein Wecker klingelte stand ich wieder auf, putzte mir die Zähne, band meine Haare zu einem Zopf zusammen und schminkte mich dezent, bevor ich nach draußen auf den Flur trat und meine Kollegen begrüßte.

      >> Hast du wieder hier geschlafen?<< fragte mich Berry aus dem fünften Jahr, der sich, so wie ich, für die Kardiologie entschieden hatte.

      >> Ja, ich war bis um zwei unterwegs, da hatte es sich nicht mehr gelohnt nach Hause zu fahren.<<

      >> War wohl ziemlich viel los gestern, auf jeden Fall haben wir viel zu tun heute.<<

      >> Umso besser, dann geht die Zeit schneller rum.<<

      >> Guten Morgen Dr. Chamberlain, Dr. Ross.<< begrüßte uns die Oberärztin, als sie die Patientenakten für den heutigen Tag vor uns auf den Tresen legte.

      >> Dr. Chamberlain Sie werden heute einen Bypass bei Mrs Miller übernehmen und eine neue Herzklappe bei Mr Turner einsetzen. Dr. Carter wird Ihnen assistieren.<<

      >> In Ordnung.<<

      Ich nahm mir die beiden Akten und studierte sie kurz, bevor ich mit Ian zu den Patienten ging und mit ihnen alles für die Operation besprach. Mrs Miller hatte unendlich viele Fragen, weswegen es ein wenig länger dauerte, doch daran hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Ich versuchte immer alle Fragen in Ruhe zu beantworten, da ich ihre Sorgen verstehen konnte, immerhin hielt ich unter Umständen ihr Leben in meinen Händen.

      Sie sollten das Gefühl haben, dass sie bei mir in guten Händen waren und ich mich um sie kümmern würde. Während Ian die Patienten für die Operationen vorbereitete, frühstückte ich noch schnell und trank einen Kaffee, als sich Laura zu mir setzte und mich freudestrahlend ansah.

      >> Ich werde gleich eine neue Niere bei Mrs Fayton einsetzen.<<

      >> Dann hat es doch noch geklappt?<<

      >> Ja, die Tochter aus Cleveland war geeignet.<<

      >> Das freut mich für dich.<<

      >> Und bei dir?<< fragte sie, während sie kurz an ihrem Kaffee nippte.

      >> Einen Bypass und eine neue Herzklappe.<<

      >> Mit wem?<<

      >> Ian assistiert mir und wehe er konzentriert sich nicht und lässt wieder das OP-Besteck fallen, dann kriegt er einen Einlauf von mir.<<

      >> Wird er schon nicht. Er hat eine Heidenangst vor dir.<<

      >> Sollte er auch.<<

      >> Gehen wir heute Abend vor der Nachtschicht noch etwas essen? Ich muss dir unbedingt von Ryan erzählen. Wir hatten gestern unser drittes Date.<<

      Ich schmunzelte, da sie zu träumen begann und über das ganze Gesicht strahlte.

      >> Da scheint es aber jemanden erwischt zu haben.<<

      >> Und wie.<< seufzte sie und nahm mich nun endlich wieder wahr.

      >> Also heute Abend?<<

      >> Ich sollte gegen sechs mit den Operationen und den Nachsorgeterminen durch sein.<<

      >> Gut dann um sechs hier.<<

      Sie drückte mir noch mal die Schulter, bevor sie aufstand und ich den Rest meines Rühreis aufaß. Laura war meine beste Freundin hier, da wir uns vom ersten

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