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§4253. Nathalie D. Plume
Читать онлайн.Название §4253
Год выпуска 0
isbn 9783754188163
Автор произведения Nathalie D. Plume
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Was ein merkwürdiger Tag das gewesen ist und alles hat mit dieser einen Mail angefangen, die alles veränderte. Als sie nach dem Gespräch mit ihrem Partner aus seinem Büro tritt, sind die meisten bereits gegangen. Erschöpft schlendert sie durch den Vorraum und durchquert langsam die Glastür, die in ihr Büro zurückführt. Sie betätigt ihre Schreibtischlampe und den Schalter des Oberlichtes und setzt sich auf den Schreibtischstuhl, um das E-Mail-Programm zu schließen. Weil das natürlich nicht so klappt, wie sie sich das vorgenommen hat, beantwortet sie noch die nächsten drei Stunden Mails, die komplett unerwartet heute unbedingt noch beantwortet werden müssen. Nachdem sie die letzte Zeile geschrieben und die Mail mit ihren Initialen versehen hat, drückt sie den kleinen „Senden“-Knopf, der unter der Mailzeile bereits darauf wartet den Feierabend antreten zu dürfen. Mit einem erleichtert klingenden „wischsch“ verabschiedet sich die Mail in die Tiefen der Mailübermittlung. Jalma drückt die Fäuste in die schmerzenden Augen, vermutlich hat sie es heute ein wenig übertrieben, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es vermutlich der letzte Tag sein würde, an dem alles so war, wie es sein soll, ist sie froh noch ein wenig länger geblieben zu sein. Erschöpft löst sie die Hände vom Gesicht, fährt den Computer herunter und klappt den Laptop, den sie manchmal als zweiten Bildschirm nutzt, zu. Während der Laptop in ihrer braunen Aktentasche verschwindet, tippt sie eine Nachricht für ihren Neffen in ihr Handy – Bin im Büro aufgehalten worden, komme jetzt aber nach Hause, um diese Uhrzeit sollte ja auch nicht mehr so viel Verkehr sein, freue mich auf dich –, dann folgt auch das Handy dem Laptop in die Tiefen der Tasche. Im Gehen schaltet Jalma die Schreibtischlampe aus, greift nach ihrer Tasche und verschwindet, nicht bevor sie das Deckenlicht löscht, durch die Glastür in den Vorraum. Langsam schlendert sie durch ihn hindurch zu den Fahrstühlen. Im Vorbeigehen wirft sie einige Akten auf den Schreibtisch ihrer Gehilfin und begibt sich in eine der Fahrstuhlkabinen, als ihr das Licht auffällt, das aus dem Büro ihres Partners scheint. Einen Moment ringt Jalma mit sich. Da sie ja eigentlich versprochen hat nicht immer so lange zu arbeiten, entscheidet sich dann aber doch dafür, der Ursache auf den Grund zu gehen. Im letzten Moment wischt sie durch den Spalt der sich schließenden Fahrstuhltür, klemmt ihre Tasche unter den Arm und schreitet erneut durch den Vorraum. Im schwachen Licht des Computerbildschirms betrachtet sie ihren Partner, seine blonden Haare stehen ihm in alle Richtungen, die Kontaktlinsen sind der Brille gewichen und die Krawatte liegt glattgestrichen auf der steifen Couch. Einige der Bücher haben ihren Weg anscheinend nicht zurück in das Bücherregal gefunden und liegen, mal offen, mal zu, quer durch das Büro verteilt. Sanft klopft sie an die Glastür und lächelt ihrem Kollegen aufmunternd entgegen, als der seine Augen vom Bildschirm löst und Jalma verdattert durch die dicken Gläser seiner Brille entgegenschaut. Beschämt springt er auf und fängt unbeholfen an seinen Anzug zurechtzuzupfen und hie und da einige Papiere und Akten zu ordnen. „Jalma, du bist noch hier?“, spricht der große Mann zu ihr, die durch die Tür ins Büro schlüpft. Bevor Jalma den Schreibtisch erreichen kann, was in Anbetracht des Minenfelds aus Büchern und Akten keine leichte Sache ist, reißt er sich noch schnell die schwere Brille vom Gesicht. „Das Gleiche könnte ich auch über dich sagen“, entgegnet sie verschmitzt, greift nach der Brille und setzt sie liebevoll zurück auf Nikolas’ Nase. „Ich weiß, wie du damit aussiehst, also keine falsche Scheu, außerdem weiß ich sehr wohl, dass du ohne das Ding nahezu blind bist.“ Jalma meint eine leichte Röte im bläulichen Licht des Bildschirms erkennen zu können und schmunzelt ein wenig über den sonst so ernsten Anwalt. „Ja, ich bin nur hier, weil ich …, ich also …, ich noch einen Fall vor morgen durchgehen muss“, druckst Nikolas herum und nickt dabei ein wenig zu bestätigend. „Nikolas, ich weiß, warum du hier bist, mach mir doch nichts vor, hast du denn schon was Brauchbares gefunden?“ Bestürzt sinkt sein Kopf ein wenig tiefer zu Jalma herunter. „Nein“, ein leichtes Kopfschütteln, „ich habe leider noch nichts Brauchbares finden können, es gibt zwar einen ganzen Haufen von Gesetzen, die gebrochen wurden, die man auch nicht durch Ausnahmeregelungen brechen darf, aber keine ist ausschlaggebend genug, um ein so drastisches Urteil zu mildern oder sogar rückgängig zu machen. Ich habe in den Gesetzgebungen vieler Länder nachgeschlagen und da ich mich nicht so gut mit anderen Rechtssystemen auskenne, auch mit befreundeten Anwälten telefoniert. Die meisten wussten noch gar nichts von dem Zusammenschluss und konnten sich deswegen noch nicht in das Thema einarbeiten; die, die es wussten, denen ging es genau wie mir, sie sind ratlos. Auch in ihren Ländern müsste man mehr als ein Dutzend Gesetze brechen, um so etwas durchzubekommen.“ Jalmas Augen blitzen für einen kurzen Moment auf. „Aber Nikolas, das bedeutet ja, dass wir vielleicht doch eine Chance haben, ich meine, Gesetze dürfen ja nicht einfach außer Kraft gesetzt werden.“ Ein mitleidiger Blick wandert Jalma entgegen. „Jalma, wenn alle Regierungen der Welt offenbar, ohne mit der Wimper zu zucken, ihre Macht abtreten und sich mit vorher verfeindeten Ländern zusammenschließen, dann steckt da etwas in einem Ausmaß hinter, das niemand aufzuhalten vermag, erst recht nicht eine mittelgroße deutsche Anwaltskanzlei.“ Jalma hat das Ende von Nikolas’ Ausführungen kaum mehr mitbekommen, in ihrem Kopf drehen sich die Informationen, wie in einem Kaleidoskop und fallen wie bunte Steine zu immer neuen Horrorszenarien zusammen, die es nicht zulassen einen klaren Gedanken zu fassen. Ihre Beine werden zu Gummi und der Boden wird ihr unter den Füßen weggerissen. Nikolas, der erst jetzt richtig mitbekommt, dass seine Gesprächspartnerin immer weniger aufmerksam wirkt, bekommt im letzten Moment noch ihren Arm zu fassen, fängt sie, kurz bevor sie auf einen der Bücherstapel fallen kann, ab und stemmt die kleine Frau nach oben in seine Arme. Vorsichtig, mit Jalma im Arm, kraxelt er über die vielen Bücher hinweg, hin zu seinem Sofa. Mit einer der Akten wedelt der Anwalt ihr ein wenig Luft zu, da das Fenster zu öffnen keine besonders erfrischende Alternative gewesen wäre.
Erst als sich das Kaleidoskop in ihrem Kopf beruhigt hat und sich ihre wirren Gedanken gelegt haben,
stemmt sie sich in eine aufrechte Position und wendet sich dem auf einem Bücherstapel sitzenden Nikolas zu. „Wenn die Regierungen der Welt so einen drastischen Zug wie diesen machen, muss es doch einen mindestens genauso drastischen Grund dafür geben. Ich verstehe nur nicht welchen. Ein Nuklearkrieg?“ Nikolas erhebt sich von seinem Stapel und beugt sich zu seinem Schreibtisch hinüber. Von der Tischkante zieht er einen Zeitungsbericht, das kleine gläserne Okapi, das seit Jalma Nikolas kennt, neben seinem Bildschirm steht, wäre dabei fast mitgerissen worden, wenn Nikolas es nicht am Wanken gehindert hätte. Langsam reicht er Jalma den Bericht. „Nein, kein Nuklearkrieg Jalma.“ Die dunkelhäutige Frau betrachtet ein wenig skeptisch das Titelblatt in ihren Händen. Dritter Brand des Jahres im Amazonas steht da. Verwirrt und skeptisch richtet sie ihr Wort wieder an Nikolas. „Das alles wegen des Regenwalds?“, erwidert sie mit Spott in der Stimme. „Mann, Jalma! Ich verbuche das jetzt mal auf die vorangeschrittene Stunde. Nicht der Regenwald, die gesamte Umwelt. Denk doch mal an den Umweltparagraphen und seine ziemlich drastischen Absätze. Das alles ist nur möglich, wenn sich eine Weltpartei bildet, die zusammen, ohne demokratische Entscheidungen treffen zu müssen, als Diktatur agiert und diesen Paragrafen veröffentlicht. Das alles würden sie nur machen, wenn sie etwas wüssten, was wir nicht wissen. Vermutlich etwas so Gewaltiges, das diese über den Maßen drastische Entwicklung rechtfertigen würde.“ Mit einem Finger tippt er auf den Zeitungsartikel, der immer noch in Jalmas Händen liegt. „Du meinst, sie wissen etwas über unseren Planeten, etwas so Drastisches, dass sie es der Menschheit nicht mitteilen?“ Nikolas zuckt mit den Schultern, für den Bruchteil einer Sekunde kommt es Jalma dabei so vor, als würde er seine Ahnungslosigkeit nur vortäuschen, doch als der Mann weiterspricht, vergisst sie ihren Gedanken rasch wieder. „Ja, das vermute ich zumindest, ich denke aber schon, dass sie es uns irgendwann sagen werden, um das alles zu rechtfertigen. Drastische Situationen verlangen drastische Maßnahmen.“ Jalma versucht ihren dicken Speichel herunterzuschlucken. „Du meinst, die Erde stirbt?“ Nikolas dreht sich aufgebracht herum. „Dieser Planet stirbt doch schon seit mehreren Jahren, wenn ich es mir genau überlege, seit ich geboren bin. Vielleicht ist das, was da passiert, das Richtige,