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Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
Читать онлайн.Название Malleus Proletarum - Der Proletenhammer
Год выпуска 0
isbn 9783844250473
Автор произведения Marcello Dallapiccola
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Nur ein Wrack? Was soll denn das bedeuten?“, stellte Frasther sich dumm und schätzte, dass der Ottl ihm so am ehesten alles erzählen würde, was er wusste. Keiner wurde gern ausgefragt, doch wenn man sich zum großen Erklärer aufschwingen durfte, waren die meisten Menschen sehr mitteilsam.
„Dass nur eine Karre dort war? – Na, das bedeutet ganz klar, dass da kräftig geschmiert wurde, um die Karre der Täter verschwinden zu lassen. Muss also jemand mit Beziehungen sein. Oder mit Geld, oder beidem“, schlussfolgerte Ottl.
„Aha. Naja, das kann nur einer der Strizzis hier gewesen sein, die ham' alle Kohle und Vitamin B. Aber soweit ich die Typen kenne, hat keiner von denen die Eier, um sowas durchzuziehen“, versuchte Frasther das Ganze zu relativieren.
„Na, das war sicher nicht der Strizzi selber, der hat sich halt ein paar Haudegen gekauft. Ist ja logisch, dass die nicht so einfach klein beigeben. Hast du nichts gehört, dass jemand von denen entschlossene Männer sucht? – Ich könnt' einen Job ganz gut brauchen.“
Jetzt war es dann der Zeit für eine Notlüge, auch wenn es Frasther ein bisschen leid tat. Ottl schien ein von Grund auf anständiger Kerl zu sein und er hätte ihm gerne geholfen, aber im Hinblick auf das höhere Ziel seiner Mission hielt er es für angebracht, jegliche Verbindung zu dieser Sache zu leugnen. „Also, sollt' ich was hören, bist du der Erste, der's erfährt. Aber in der Regel hab' ich mit dem Geschäft nichts zu tun – is' mir zu kompliziert“, erklärte er grinsend.
Ottl seufzte auf und nickte wissend. „Undankbarer Job, ich weiß, und dauernd hat man ein Theater mit den Weibern…“
Frasther lachte laut auf; da hatte er allerdings Recht! Das Gespräch wurde wieder lockerer, Ottl klagte Frasther sein Leid von wegen Ebbe in der Kasse und versicherte ihm, dass er sich sowie sein Wissen und seine Fähigkeiten an den Erstbesten verkaufen würde, der ihm dies mit klingender Münz' vergelten würde. Er versprach sich ein beträchtliches Sümmchen, wenn er den angeschlagenen Eindringlingen gegenüber einen konkreten Täter benennen könnte; und er war sich sicher, dass er früher oder später in Erfahrung bringen würde, wer diese beiden Typen aus dem Weg geräumt hatte.
Frasther hatte genug erfahren; den Prag-Luis würden diese neuen Informationen garantiert sehr interessieren, dessen war er sich gewiss. Also spendierte er Ottl noch das eine oder andere Trankerl und man redete über die letzten Boxkämpfe und Motorradrennen.
Schließlich machte er sich mit gespieltem Bedauern vom Acker. „Muss mich noch um die Karre von 'nem Kumpel kümmern, dem hat's versehentlich den Airbag ausgelöst“, erklärte er und schüttelte Ottl kräftig die Hand.
Auf dem Weg zurück zum Jeep steckte Frasther sich einen Tschick an und grinste in sich hinein. Jetzt zum Prag-Luis, sein blödes Gesicht anschauen, wenn er ihm seine Informationen präsentierte.
7 – Tankstellen-Blues
Die Villa vom Prag-Luis war hell erleuchtet. Der Gfüllte* hatte in sämtlichen Räumen das Licht brennen und durch die Vorhänge konnte Frasther sehen, dass in mindestens drei Zimmern zugleich ein Fernseher lief. Was wohl wieder in den gefahren war, überlegte Frasther und schüttelte den Kopf. Er parkte den Jeep so halb auf der Einfahrt, halb auf der Wiese, stieg aus und trabte zur Haustür. Auf sein Klingeln hin passierte erstmal nichts, also drückte er die Glocke energischer und klopfte zugleich.
„Frasther?“, kam eine Stimme von oben.
Frasther schaute hoch. Der Prag-Luis zielte mit seiner Puffn aus dem Scheißhausfenster im zweiten Stock und spähte herab; durch das Vordach konnte er zwar nicht genau sehen, wer an der Tür war, aber der Jeep müsste eigentlich Visitenkarte genug sein, grollte Frasther in sich hinein.
„Na, was glaubst', wie viele Leut' fahren außer mir noch mit so einem Jeep durch die Gegend? Und wenn ich die ans Leder wollte, dann hätt' ich einen Scharfschützen da hinten in der Hecke oder auf dem Baum, der dir genau jetzt ein schönes Loch in den Schädel geballert hätte!“, schimpfte er zum Luis hinauf. „Und jetzt lass mich rein, ich hab' wichtige Neuigkeiten!“
Hinter der Tür klimperte ein Schlüsselbund, dann stand eines von Prag-Luis' Hühnern vor ihm, in bester Kampfmontur: Blitzende Lederstiefel, ein Mini der mehr wie ein breiter Gürtel wirkte, darüber bauchfrei um das Nabelpiercing zur Geltung zu bringen. Obenrum trug sie so ein schwarzes Schnür-Dings, das ihre weiblichen Attribute nur mit Mühe im Zaum zu halten vermochte. Das lange braune Haar umrahmte ein schmales Gesicht mit übertrieben aufgespritzten Gummilippen und einer Nase, die dem Höcker nach zu urteilen schon mal gebrochen worden war.
„Heeey, der Gorilla – na, endlich mal ein Kerl!“, begrüßte sie ihn, lasziv grinsend.
„Heeey, die Nutte, na endlich mal ein Weib“, grunzte Frasther desinteressiert und drängte sich an ihr vorbei.
Dem Mädel schien das egal zu sein, denn sie verpasste Frasther einen Klaps auf den Hintern, als er vor ihr her ins Wohnzimmer marschierte. Dort saßen noch zwei Weiber, die er bereits auf seiner Tour mit dem Luis gesehen hatte. Sie quietschten vergnügt, als er eintrat. Auf dem Tisch standen jede Menge Cocktail- und Weingläser herum, der Aschenbecher drohte bereits überzuquellen und mitten in dem Chaos erblickte Frasther zusammengerollte Geldscheine und einen Taschenspiegel mit weißem Zeugs drauf. Das konnte doch wohl nicht wahr sein…
„Na, endlich hast du's hierher geschafft, wir haben schon auf dich gewartet!“, schnaufte der Luis, während er die Treppe heruntergepoltert kam. Sein Gesicht war knallrot, seine Schweinsäuglein funkelten und sein Grinsen reichte von einem Ohr bis zum anderen.
„Heast, Luis, warum ist die ganze Hütte hell erleuchtet wie ein verdammter Christbaum?“, wollte Frasther wissen.
„Was meinst du denn? Komm, setz dich erstmal – zwischen die Mädels natürlich“, deutete der Luis gönnerhaft auf die Couch und wedelte mit der Hand, damit die Weiber etwas auseinanderrückten, um Frasther in die Mitte nehmen zu können.
Frasther ignorierte das und blieb am Fleck stehen. „Ich mein', dass das ganze Haus weithin sichtbar erleuchtet ist – was soll der Schwachsinn, Luis, willst du absichtlich 'ne gute Zielscheibe abgeben?“, begann er zu predigen.
Der Luis hielt kurz inne und machte eine fahrige Wegwerfbewegung. „Soll ich mich etwa verkriechen wie ein Maulwurf? Ich hab' absichtlich alles hier aufgedreht, damit es aussieht, als ob hier 'ne Menge Leute wären…“
„So, 'ne Menge Leute. Und kein einziges Auto vor dem Haus, bis jetzt halt auf meines… naja, in Anbetracht dessen ist die Aktion schon wieder so bescheuert, dass sie den Feind verwirren könnte. Aber was soll dieses Genutte und Gekokse hier?“
Die Weiber blökten entrüstet auf und keiften drauflos.
Der Luis erklärte: „Das sind meine Angestellten, Frasther, wie du auch, und ich bin stets um ein gutes Arbeitsverhältnis bemüht. Die drei haben heut Nacht einen Großauftrag, Betriebsfeier einer großen Bank und hier stimmen wir uns darauf ein… Jetzt komm schon, nimm Platz und entspann dich erstmal“. Damit wandte er sich an eines der Weiber: „Jacky, sei ein Engel und hol dem Mann ein Bier, dann wird er auch schnell wieder umgänglich.“
„Das will ich doch schwer hoffen, dass der nicht immer so grantig ist.“ Das Mädel, das ihm die Tür geöffnet hatte, stöckelte zum Kühlschrank und bedachte Frasther dabei mit einer Grimasse.
„'n Bier könnt' ich eigentlich nehmen“, sah Frasther die Logik von Prag-Luis' Vorschlag ein, „Aber lass uns in die Garage gehen, Luis, ich muss mir mal den Benz anschauen, du weißt schon, wegen des Schadens…“
„Du hast gesagt, du kennst einen, der das repariert!“, schnaufte der Luis, gleich wieder leicht angesäuert wegen der demolierten Karre, und erhob sich ächzend von der Couch.
Sie ließen die immer noch meckernden Weiber zurück und machten sich auf in Richtung Garage. Kurze Zeit später standen sie, Frasther mit einem frischen Bier in der Hand, vor dem Ersatzbenz.