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ganz dicht zu Dragon hinunter und hauchte: "Versuche einfach, Feuer zu speien!"

      "Geht leider nicht", hauchte er, so leise er konnte, zurück und deutete auf seinen Bauch."

      "Scheiße", zischte Paul, deswegen hatte er ja schließlich das Fleisch besorgt. Die Schritte waren plötzlich verstummt, und für einen Moment war es totenstill. Selbst das Klopfen am Fenster hatte aufgehört. Und dann drang laut eine Stimme zu ihnen: "GLAUBT IHR ETWA IM ERNST, DASS IHR DORT SICHER SEID?" Paul traute kaum seinen Ohren, denn diese Stimme war unverkennbar. "Nein, natürlich nicht!", rief er, als sich mit einem lauten Rumpeln das Regal vom Tisch erhob und wie von Geisterhand zurück an seinen Platz schwebte. Erstaunt kroch er unter dem Tisch hervor und starrte auf die Person, die nun vor ihm stand. Es war Tante Emma. Nur trug sie jetzt statt ihres Kleides einen grauen Umhang und hatte in der einen Hand einen Stab und in der anderen einen Reisigbesen. "Tante Emma ..."

      "Nicht jetzt", unterbrach sie ihn und dirigierte mit ihrem

      Zauberstab alle Gegenstände wieder an ihren Platz. Bücher, Hefte und Bilder flogen flatternd um ihn und über ihm herum. "Pass auf!", rief sie ihm zu. Nur knapp entging Paul der Schere, die wütend auf ihn zuhielt und im Vorbeiflug ihm, schnipp-schnapp, eine Strähne abschnitt. "Hey, was soll ..." "Deckung!", rief Tante Emma erneut. Doch diesmal traf ihn seine Fernbedienung direkt am Kopf. "Au!", schrie Paul und warf sich auf den Boden, weil im gleichen Moment seine Vase auf ihn zugeflogen kam. "Unten bleiben!", riet ihm nun auch der Drache, der immer noch unter dem Tisch saß. Paul schlug schützend seine Arme über dem Kopf zusammen. "Was bist Du, Tante Emma, etwa eine Hexe?"

      "Natürlich ist sie eine Hexe!", rief ihm Dragon wie selbstverständlich zu, da ihm Tante Emma nicht antwortete. "Rede keinen Unsinn! Es gibt keine Hexen."

      "Ach nein? Dann gibt’s mich wohl auch nicht, wie?" Paul schnaubte und hob den Kopf. Die Luft schien rein zu sein, also richtete er sich langsam auf. Staunend schaute er sich um. Alles sah aus wie zuvor. Sein Fernseher, die Vase, alle Bücher, ja, sogar sein Benjamini-Baum befand sich mit all seinen Blättern unversehrt an seinem Platz. Dann blickte er zu Tante Emma, die am Fenster stand. Sie griff gerade in ihren Umhang, zog eine Handvoll Staub hervor und blies ihn gegen die Scheibe, die sich im Nu in eine Mauer verwandelte. "Diese Biester werden immer schlauer", murmelte sie und drehte sich zu Paul. "Ja, ich bin eine Hexe", gab sie ohne Umschweife zu. "Tut mir leid, dass wir Dich in so große Schwierigkeiten gebracht haben."

      "Was heißt wir?", fragte er überrascht.

      "Na ja, ich und ..." Sie deutete auf Dragon, der jetzt unter dem Tisch hervorkam und sich neben sie stellte.

      "Ich sehe es zwar", sagte Paul, "aber ich glaube es nicht." Tante Emma und der Drache warfen sich Blicke zu. "Hör mal", sagte Dragon, "Du bist da in etwas hineingetreten ich meine geraten."

      "Wo hineingeraten?", fragte er und sah abwechselnd von einem zum anderen.

      "Es ist besser", sagte Tante Emma, "Du weißt nichts von alledem."

      "Ich glaube, dafür ist es jetzt wohl ein bisschen zu spät", erwiderte er und verschränkte die Arme. "Es fing doch alles auf dem Markt an, richtig?", sagte Paul und fuhr fort, weil keiner von ihnen Antwortete. "Die Alte mit der Kiste, wo angeblich ein Kätzchen drin sein sollte." Er nickte Dragon zu. "Und dann all die merkwürdigen Leute, die hinter ihr her waren."

      "Welche Leute?", horchte Tante Emma auf.

      "Zuerst", erzählte Paul weiter, "war da so ein riesiger Kerl, der sich auf dem Markt den Weg freigebahnt hatte. Und dann die beiden Typen, die mich fast umgerissen hatten."

      "Woher weißt Du, dass sie hinter ihr her waren?", fragte sie alarmierend.

      "Anfangs nicht. Ich fand es sogar fast normal, weil es so voll auf dem Markt war. Doch dann, als die Alte anfing, mich anzuflehen, die Kiste auch ohne mein Geld zu nehmen und schließlich wie in Panik davonlief, wurde ich doch stutzig. Wer war sie überhaupt?"

      "Darüber darf ich Dir leider nichts sagen", sagte Tante Emma.

      "Schon klar, hätte mich auch gewundert", nickte Paul. "Und das vorhin in Deinem Laden, darüber darfst Du mir wohl auch nichts erzählen."

      "Du weißt schon viel zu viel", entgegnete sie.

      "Ach, verstehe", sagte Paul sichtlich verärgert, "ich bin da nur rein zufällig mit hineingeraten." Er hielt kurz inne. "Vielleicht handelt es sich ja dabei um eine Verschwörung?" Tante Emmas Augen funkelten kaum merklich. "Ich weiß Bescheid", hob Paul seine Stimme, "ihr seid in einer geheimen Mission unterwegs."

      "Woher weißt Du das?", erschrak Tante Emma und warf dem Drachen einen vorwurfsvollen Blick zu.

      "Was, ich?" Der Drache sah sie völlig unschuldig an. "Ich habe ihm nichts erzählt."

      "Nein, hat er nicht", bestätigte Paul und hoffte nun auf weitere Erklärungen.

      "Erwartest Du etwa", sagte Tante Emma, "dass ich Dir erzähle, um was es geht?"

      "Ja sicher, das wäre ja wohl das Wenigste nach dem ganzen Ärger, den ich hatte, oder?" Tante Emma überlegte kurz. "Du hast recht," sagte sie schließlich, "wir sind in geheimer Mission unterwegs."

      "Und?", hakte er sofort nach.

      "Nichts und", blockte sie ab. "Denn wenn ich es Dir erzähle, ist es ja nicht mehr geheim, oder?" Paul hob die Augenbrauen und seufzte. "Also gut, Du hast gewonnen", sagte er und blickte zu dem zugemauerten Fenster.

      "Keine Angst, die Mauer hält", sagte sie. "Und außerdem sind die Schattenmonster nur hinter uns beiden her. Für Dich und all die anderen hier im Haus besteht keine Gefahr."

      "Bist Du sicher?"

      "Ganz sicher", beruhigte sie ihn.

      "Dann werden sie Euch jetzt also jagen und versuchen ..." "Nein", unterbrach sie ihn und deutete auf den Drachen. "Ihn müssen sie um jeden Preis lebendig fangen ..."

      "Und Dich werden sie dann töten", sprach es Paul nun aus. "Dazu müssen sie uns erst einmal erwischen", sagte sie, hob den Besen und marschierte aus der Stube in die Küche. Paul und der Drache folgten ihr. "Bist Du etwa durch das Küchenfenster hereingeflogen?", fragte Paul

      "Eine andere Möglichkeit gab es nicht", sagte sie.

      "Dann sehen wir uns also nie wieder, stimmt´s?", sagte Paul zum Drachen gewandt. Dieser nickte traurig.

      "Wir gehören nicht in eure Welt und Du nicht in unsere." "Genauso ist es", fügte Tante Emma hinzu.

      "Schon klar", sagte Paul. "Aber was ist, wenn eure Mission misslingt?" Tante Emma starrte ihn an, als hätte er etwas Unverzeihliches gesagt. "Aber natürlich", schob er rasch nach, "werdet ihr Erfolg haben."

      "Da kannst Du sicher sein", sagte sie, "denn andernfalls ..." Sie brach ab, raffte ihren Umhang und schwang sich auf den Besen. "Mach's gut Paul", sagte Dragon und bestieg ebenfalls den Besen.

      "Du auch, Dragon", erwiderte Paul, "und lasst euch nicht erwischen." Tante Emma blickte sich überrascht um. "Warum hast Du ihm einen Namen gegeben?", fragte sie fast vorwurfsvoll.

      "Warum sollte er denn keinen haben?"

      "Also mir gefällt er", unterstützte ihn Dragon. Einen Moment lang sahen sich die drei nur schweigend an. "Ja, warum eigentlich nicht?", sagte Tante Emma und räusperte sich. "Halt Dich fest!", rief sie dem Drachen zu. "Es geht los!" Langsam schwebten sie zum Küchenfenster, als es geschah: Ein Schrei erfüllte das Treppenhaus und verstummte. "Was war das?", erschrak Paul und starrte entsetzt zur Flurtür.

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