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und schließlich bei der berühmten Sopranistin Giuditta Pasta (der ersten Norma) studiert. Bei Carlotta Marchionni erhielt sie Schauspielunterricht. Sie debutierte 1840 an der Mailänder Scala in Donizettis Belisario, wurde aber wegen ihres unvorteilhaften Äußeren (es wurde als „bedauernswerte Häßlichkeit“ immer wieder erwähnt) vom Publikum abgelehnt. „Sie war klein und dick, verbaut, mit einem riesigen Kopf, der zweimal so groß wie normal war, und hatte ein Gesicht, das alles anders als geeignet war, beim ersten Betrachten Sympathie zu erwecken.“ So geschmacklos beschrieb G. Gabardi die Sängerin in einem Nachruf 1887 in der Gazzetta Musicale. Erst bei ihrem Auftreten in Florenz in Donizettis Lucrezia Borgia, wo sie im ersten Akt eine Maske trug, wurde sie vom Publikum begeistert aufgenommen. Verdi schätzte sowohl ihre stimmliche und szenische Gestaltung, als auch die Durchschlagskraft und den Umfang ihres dramatischen Soprans.

      Abb. 15 – Die Sopranistin Marianna Barbieri Nini (1818-1887)

      An Verdi-Uraufführungen sang sie außer der Lucrezia in I due Foscari, die Lady Macbeth[207] (1847) und die Gulnara in Il corsaro (1848). Aus diesen Rollen und ihrem sonstigen Verdi-Repertoire (die Sopranhauptrollen in Nabucco, Ernani, I masnadieri, Luisa Miller und Il trovatore) sind die Charakteristika ihrer Stimme abzulesen. Sie trat bei mehreren Uraufführungen auf: so in Pacinis Lorenzino de’ Medici (Venedig 1845) und Merope (Neapel 1847), in Campanas Mazeppa (Bologna 1850) und in Apollonis L’ebrea (Venedig 1855). Weitere wichtige Partien ihres Repertoires waren die Titelrollen in Donizettis Anna Bolena und Rossinis Semiramide.

      Außerhalb Italiens gastierte sie mit großem Erfolg in Wien, Barcelona und Madrid. Der Großherzog von Toskana verlieh ihr den Titel virtuosa onoraria di camera e cappella, sie wurde auch Mitglied der Accademia Filarmonica in Florenz und der Accademia di Santa Cecilia in Rom. 1856 trat sie von der Bühne ab und war dann als gesuchte Gesangspädagogin tätig. 1887 trat sie noch einmal öffentlich auf: in Rossinis Stabat mater, das anläßlich der Überführung und Beisetzung des Komponisten in Santa Croce in Florenz[208] aufgeführt wurde.

      Nach dem Tod ihres ersten Mannes, des Komponisten Alessandro Nini, heiratete sie den Wiener Pianisten und Komponisten Leopold Hackensöllner. Er verfaßte eine Biographie[209] seiner Gattin, hatte im übrigen aber keine guten Absichten: Er machte nicht nur Schulden, sondern verschwand eines Tages mit den Ersparnissen der Sängerin, sodaß diese gezwungen war, ihren Palazzo in Florenz zu verkaufen, ab sofort in einer möblierten Mietwohnung zu leben und ihren ärmlichen Lebensunterhalt durch Privatstunden zu verdienen.

      D

      er Bariton Achille De Bassini (Mailand 1819 – Cava dei Tirreni 1881) ist in jenen Jahren, was Feuer und Energie des Vortrags anlangt, der wohl bedeutendste Vertreter des im Entstehen begriffenen Faches des Verdi-Baritons. Er hieß in Wirklichkeit Achille Bassi. Ein Tenor dieses Namens sang 1837 in Voghera in Bellinis Norma und in Donizettis Belisario, es ist aber nicht sicher, ob es sich dabei um De Bassini handelte. Sicher hingegen ist, daß der Sänger 1838 in Padua unter seinem Künstlernamen De Bassini die Baßrollen in Donizettis La favorita, Lucia di Lammermoor und Roberto Devereux sowie in Nicolais Il templario sang.

      Abb. 16 – Der Bariton Achille de Bassini (1819-1881), ein von Verdi besonders geschätzter Sänger. Lithographie von Josef Kriehuber.

      Nach einigen Karrierejahren in der italienischen Provinz debutierte er, jetzt als Bariton, Ende 1842 in der Uraufführung von Vallombra von Federico Ricci an der Mailänder Scala. Er war so erfolgreich, daß er für das ganze Jahr 1843 an der Scala engagiert wurde und dort in Opern von Donizetti und etlichen Neuheiten anderer Komponisten auftrat.

      Verdi schätzte den mit einer durchschlagskräftigen, tenoralen Höhe ausgestatteten Sänger sehr und setzte ihn nach der Uraufführung von I due Foscari auch bei der Erstaufführung dieser Oper an der Scala (1845) sowie bei den Uraufführungen von Il corsaro (Triest 1848) und Luisa Miller (Neapel 1849) ein. Ein Blick auf die Partie des Miller, besonders auf die hohe Tessitura von dessen Auftrittsarie Sacra la scelta, gibt einen Eindruck von De Bassinis vokalen Stärken.

      Bereits 1846 übernahm er die Baritonpartie in Attila, 1847 jene in Alzira. 1851 wollte ihn Verdi für die Uraufführung des Rigoletto, doch kam das Engagement nicht zustande. 1862 war er in St. Petersburg der erste Fra’ Melitone in La forza del destino. Neben dem üblichen Repertoire wie z.B. Guglielmo Tell oder Figaro in Il barbiere di Siviglia sang De Bassini die Baritonpartien in Ernani, La traviata und Il trovatore. Seine Karriere führte ihn auch ins Ausland (Wien, Madrid). 1865 zog er sich von der Bühne zurück, trat aber ab 1869 wieder auf, um seinem Sohn Alberto bei seinem Debut zur Seite zu stehen (dieser begann 1869 seine Karriere als Tenor und wechselte 1890 ins Baritonfach). Familiäre Probleme und Fehlinvestitionen brachten De Bassini in finanzielle Schwierigkeiten: er war gezwungen, die Sängerkarriere bis zu seinem Tod fortzusetzen.

      V

      on dem Tenor Giacomo Roppa sind keine Lebensdaten überliefert, nur einige Karrieredaten: Er sang die Tenorpartien in Verdis Lombardi (Lugo 1845, Barcelona 1849-50), Ernani (Genua und Lucca 1844, Rom und Venedig 1846), I due Foscari (Reggio Emilia, Lugo 1845, Rom, Ferrara 1847, Barcelona 1848 und 1849, Madrid 1852, Bologna 1856), Alzira (Parma, Lugo 1846, Ferrara 1847, Barcelona 1849), Macbeth (Genua 1848), I masnadieri (Parma 1848) und Luisa Miller (Madrid 1852, Bologna 1856). Er trat erstmals an prominenter Stelle in Erscheinung, als er 1834 am Teatro La Fenice in Venedig für Domenico Donzelli in Donizettis Fausta einsprang. Zwischen 1834 und 1852 übernahm er die Tenorhauptrollen in insgesamt zehn Uraufführungen von Opern von Mercadante (Emma d’Antiochia), Torrigiani, Nini, Poniatowski, Taddei, Verdi (I due Foscari), Buzzi, Moscuzza und Battista.

      In der Zeit seines dreijährigen Engagements am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an dem er 1848 in I due Foscari debutiert hatte, trat er in rund dreißig Opern auf, darunter drei Donizetti-Opern: Lucrezia Borgia (Gennaro), Gemma di Vergy (Tamas) und Don Sebastiano (Titelrolle). Im Jänner 1839 war er an der Mailänder Scala für die Uraufführung von Hillers Romilda und für Ferrettis Monsieur de Chalumeaux engagiert. Aus seinem Repertoire und der Tessitura und musikalischen Anlage der Rolle des Jacopo ist zu schließen, daß es sich um einen tenore di forza, eine robuste Tenorstimme mit heldischem Einschlag gehandelt hat, wenn man davon ausgeht, daß Verdi auf die stimmlichen Gegebenheiten des Sängers Rücksicht nahm.

      I

      m Dezember 1846 werden die Foscari in Paris am Théâtre des Italiens aufgeführt. Der Jacopo wird von dem berühmten Tenor Mario gesungen. Er heißt mit bürgerlichem Namen Giovanni Matteo de Candia (Cagliari 1810 – Rom 1883). Der Sohn einer Adelsfamilie begann 1822 eine vorbereitende Ausbildung für die Militärlaufbahn. Nachdem seine Stimme in Paris von Meyerbeer entdeckt und von Ponchard und Bordogni ausgebildet worden war, debutierte er 1838 unter dem Künstlernamen Mario in Meyerbeers Robert le diable. Seiner Karriere kam nicht nur seine allgemein als schön timbriert und technisch wie stilistisch gut geführt geschilderte Stimme, sondern auch sein für das romantische Repertoire hervorragend geeignetes äußerst gefälliges Äußeres (als „Rudolph Valentino der Tenöre“ wurde er zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezeichnet) sowie die Gewandtheit seines Auftretens zustatten. 1839 lernte er bei seinem London-Debut am Her Majesty’s Theatre (als Gennaro in Donizettis Lucrezia Borgia) die berühmte Sopranistin Giulia Grisi (Mailand 1811 – Berlin 1869) kennen, mit der er ab 1844 zusammenlebte. Die beiden sangen 1843 in Paris in der Uraufführung von Donizettis Don Pasquale und traten gemeinsam in zahlreichen Opern auf. Mario konzentrierte seine Auftritte auf Paris und London, wo er der Liebling des viktorianischen Opernpublikums wurde, trat aber auch in St. Petersburg, Madrid und New York auf.

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