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Sie hat auch ihre hervorragende malerische und graphische Begabung eingesetzt, um die Illustrationen für die Texte und das Titelblatt zu gestalten.

      Mein Freund und Landsmann Ahmad Naqîb stellte mir einige der selten gewordenen kurdischen Quellen zur Verfügung.

      Die unvergessene Kurdologin B. Rudenko, die aus der Ukraine stammte und in der Sowjetunion wirkte und leider viel zu jung verstarb, stellte mir freundlicherweise einige ihrer Werke zur Verfügung. Ich habe ihre Werke intensiv zur Kenntnis genommen, und es erfüllt mich immer aufs Neue mit Staunen, wie gut sie das Kurdische beherrschte.

      Frau Rosemarie Brown sah das erste Manuskript für die Printveröffentlichung gewissenhaft durch und gab mir wertvolle Anregungen. Fr. Inge Storde schrieb das Manuskript und bereitete es dankenswerter Weise zum Drucken vor.

      Jahrzehnte nach der Printveröffentlichung liegt es nun als Ebook vor - dank der Hilfe und des Engagements zweier weiterer Freundinnen: Hanne Küchler und Jutta Neuendorff. Sie haben sich gemeinsam um die Digitalisierung des ursprünglichen Printbooks verdient gemacht und es in die vorliegende schöne Form gebracht, wofür ich ihnen herzlich danke.

      Wie schon anlässlich des Erscheinens der Printausgabe 1972 wünsche und hoffe ich schließlich, dass ein wachsendes Interesse für die kurdische Kultur sich in möglichst zahlreichen weiteren Übersetzungen kurdischer Volksliteratur niederschlagen wird.

      Jemal Nebez

      Berlin, den 1.12.2018

Einführung

Kurdistan erzählt

       ~ Die schlaue Witwe ~

      Als vor vielen, vielen Jahren der Vollmond sich noch nicht so oft gerundet hatte und die Hagelkörner groß wie Wassermelonen vom Himmel fielen, lebte in Kurdistan eine Witwe, die die Schlauheit eines Fuchses besaß. Sie war schon so oft verheiratet gewesen, dass die Finger ihrer Hand zum Zählen ihrer Männer nicht ausreichten. Anfangs tat sie sehr schön mit ihnen und strich ihnen Honig um den Mund, aber je mehr die Zeit verging, desto mehr Fehler entdeckte sie an einem jeden und desto mehr nörgelte und zankte sie herum. So blieb den Männern zuguterletzt nichts anderes übrig, als vor ihrer spitzen Zunge in der stillen, kühlen Erde Zuflucht zu suchen. Allesamt waren sie an Ärger gestorben. Das erzürnte die Frau wie eine Katze, der man die Maus wegnimmt, und sie dachte: "Das wollen Männer sein! Beim Barte des Propheten, sie halten ja überhaupt nichts aus!" Und sie beschloss, sobald keinen Mann wieder zu nehmen, und blieb lange Zeit allein.

      Da trat eines Tages ein großer, starker Mann in ihr Haus. Er grüßte höflich, stellte sich dann mitten ins Zimmer und stemmte die kraftvollen Arme in die Seiten: "Gultschien Khan! Ich habe gehört, dass du allein lebst. Auch ich bin allein. Wenn du einverstanden bist, will ich dich gern zur Frau haben." Die Frau betrachtete ihn neugierig. Sein blasses Gesicht, weiß wie der Schnee in den kurdischen Bergen, und der dunkle, buschige Schnurrbart machten Eindruck auf sie. Seine Augen indessen schätzten sachkundig und flink wie die einer Schlange den Hausrat ab. "Der wäre nicht so übel!", dachte sie bei sich, bot ihm einen Platz an und brachte Tee in ihren besten goldgeränderten Gläschen.

      "Wer bist du eigentlich, und was für einen Beruf hast du?", fragte sie mit gerunzelter Stirne, nachdem sie die ersten Tassen leergetrunken hatten.

      Die Frau war einverstanden. Und so gingen sie zu einem Geistlichen, und der Dieb wurde ihr rechtmäßiger Ehemann. Sie gewöhnte sich schnell an den neuen Tagesablauf, der einem Wiesenbächlein gleich dahinplätscherte, denn wirklich ging ihr Mann jede Nacht und kam erst zum Morgengebet wieder. Da er am Tag schlief wie ein Frosch und sie ihn deshalb kaum zu Gesicht bekam, hatte sie nichts zu bekritteln und fühlte sich bald so einsam wie eine sturmzerzauste Fichte im Gebirge. So verging einige Zeit. Da kam eines Tages nach dem Abendgebet ein anderer Mann zu ihr. Er benahm sich genauso wie der erste und sprach: "Liebe Frau, ich habe gehört, dass du Witwe bist. Willst du mich anhören?"

      Sie setzten sich. Die Frau brachte Tee und blickte mit Wohlgefallen auf sein braungebranntes Gesicht und seine feinen Hände. Dann sprach sie: "Willst du mich heiraten?" Der Mann antwortete sogleich: "Sehr gerne!" Schnell erkundigte sich die Frau nach seinem Beruf.

      Er blinzelte lächelnd, verbeugte sich und sprach: "Ich bin ein Tagesdieb! Jeden Tag nach dem Morgengebet gehe ich aus. Finde ich eine unverschlossene Tür, so gehe ich ins Haus und nehme mit, was ich finde. Auf dem Bazar, wo immer ein Gewimmel von Menschen ist, stecke ich meine Hand in die Taschen und ziehe ihr Geld heraus. Wenn es nicht klappt, bekomme ich schon mit irgendeinem anderen Trick etwas. Allah -möge ich sein Opfer sein- hat noch niemanden verhungern lassen. Aber habgierig bin ich nicht, denn wenn ich am Tage etwas verdient habe, komme ich zum Abendgebet heim, bete und bleibe bis zum nächsten Morgen zu Hause."

      Als die Frau das hörte, dachte sie bei sich: "Mein Mann ist immer des Nachts fort. Dieser Mann hier ist in der Nacht zu Hause, und ich wäre Tag und Nacht nicht so einsam. Allah ist großmütig und wird sicher nichts dagegen haben, wenn ich diesen Mann auch noch heirate."

      So geschah es, dass sie beide zu einem Geistlichen gingen und alsbald verheiratet waren.

      Nun hatte die Frau also zwei Diebe als Ehemänner und ließ es sich von beider Arbeit wohlergehen. Mit dem Stolz eines Jägers, der einen Tiger erlegt hat, betrachtete und verglich sie ihre Männer in Gedanken und verspürte schließlich den Wunsch, sie einander gegenüber zu stellen, um zu sehen, welcher mehr tauge. Da dachte sie lange nach und legte sich schließlich einen Plan zurecht.

      Eines Nachts sagte sie zum Tagesdieb: "Lieber Mann, ich bitte dich, geh morgen nicht zum Stehlen. Der Dorfschulze von Muan ist mir zwanzig Lira schuldig. Geh und hole mir das Geld zurück!"

      Der Mann rieb sich beim Gedanken an so viel Geld auf einmal freudig die Hände und sagte mit dem Stolz eines Emirs: "Bei meinen Augen! Ich werde es tun!" Am nächsten Morgen zeigte die Frau sich sehr besorgt, wie ein Bauer nach drei regenlosen Monaten, brachte ein Fladenbrot und teilte es vor den Augen des Mannes in zwei Hälften. Dann holte sie ein rotes Tuch und schnitt es in der Mitte entzwei. Sie wickelte die Hälfte des Brotes in die Hälfte des Tuches ein, reichte sie dem Tagesdieb und sprach: "Lieber Mann, du machst dich also jetzt auf den Weg; Allah sei mit Dir! Auf der Brücke von Kiljasan halte Rast, frühstücke in aller Ruhe und warte so lange, bis du einen Begleiter findest, der mit Dir zum Schulzen geht. Wenn du nämlich allein zu ihm kommst, wird er sich so frech benehmen wie ein Hund vor seines Herrn Tür!"

      Der Mann lachte wie ein Eichelhäher, war aber mit allem einverstanden. Er nahm das Brot und zog seines Weges. Kurz danach kam der Tagesmann, der Nachtdieb, hereingeschlichen. Zu ihm sprach die Frau: "Lieber Mann, ich bitte dich, setz dich nicht so in aller Seelenruhe hin! Der Schulze von Muan schuldet mir zwanzig Lira. Geh und hol sie mir zurück! Ich gebe dir ein Frühstück mit auf den Weg. Auf der Kiljasan Brücke mache Brotzeit und warte so lange, bis du einen Kameraden findest, der mit dir zum Dorfschulzen geht. Wenn du nämlich allein kommst, wird er sich so frech benehmen wie ein Hund vor seines Herrn Tür!"

      Als sie ihn so auf die Beine gebracht hatte, gab sie ihm die zweite Hälfte des Fladenbrotes, die sie in die zweite Hälfte des Tuches eingewickelt hatte, und er machte sich damit ohne Wiederrede auf den Weg. Auf der Brücke von Kiljasan angekommen, sah er den Tagesdieb dort sitzen. Er begrüßte ihn angemessen und ließ sich in seiner Nähe nieder.

      Kurze Zeit später fing der Magen des einen wie ein Hund zu knurren an. Er packte sein Frühstück aus und bot dem andern davon an. Als der aber das halbe Brot in dem halben Tuch sah, stutzte er wie ein störrischer Esel, legte einen Finger an die Nase und blickte seinen Gefährten verwundert an. Da sagte der erste: "Bitte iss, Bruder! Warum schaust du so seltsam? Ist mein Essen vielleicht schmutzig? Sieh, das Tuch ist ganz sauber! Du brauchst Dich nicht zu ekeln!" Da entgegnete der

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