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Kurdische Märchen und Volkserzählungen. Jemal Nebez
Читать онлайн.Название Kurdische Märchen und Volkserzählungen
Год выпуска 0
isbn 9783746787060
Автор произведения Jemal Nebez
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Da raunte der Geist ihm "Auf Wiedersehen!" zu und verschwand.
Die Prinzessin war auf der Stelle geheilt. Allenthalben brach großer Jubel aus, und man tanzte vor Glück und Freude sieben Tage und sieben Nächte lang.
Der König gab dem Schäfer die Prinzessin zur Frau, und sie wurden sehr glücklich miteinander.
Einige Zeit später erkrankte die Tochter eines Nachbarkönigs, der ebenfalls nur eine, über alles geliebte Tochter besaß. Auch ihr war der Geist erschienen, nachdem er auf der Flucht vor Gule in dieses Land gekommen war. Ihr Vater, der von dem berühmten Arzt gehört hatte, sandte seine Minister mit einem kostbaren Geschenk zum Nachbarkönig und ließ bitten, der Herr Schwiegersohn möge doch versuchen, seine Tochter zu heilen, wie er seine eigene gesund gemacht habe.
Der König sprach zu dem Schäfer: "Bitte geh und behandle seine Tochter! Sie sind unsere Nachbarn. Es wäre sehr vorteilhaft für uns, diese Gelegenheit für die Gründung einer dauerhaften Freundschaft zu nutzen."
Der Schäfer antwortete: "Verzeiht, königlicher Vater! Ich bin für diese Dinge nicht geeignet, ich bitt' Euch, lasst mich damit zufrieden!" Der Schäfer redete viel, aber der König wollte wenig hören und bestand darauf, dass sein Schwiegersohn unbedingt gehen sollte.
Der arme Schäfer ging gesenkten Hauptes heim und schrieb sein Testament. Dann nahm er seinen Beutel und machte sich auf den Weg zum Palast des Nachbarkönigs. Als er in das Gemach des Mädchens eintrat, erblickte er den Geist, der drohend grollte: "Oh du erbärmlicher Wicht! Habe ich dich nicht gewarnt, dass es dein Leben kosten würde, wenn du ein zweites Mal als Arzt aufträtest? Wie konntest du es wagen, hierher zu kommen?" "Verzeiht, Herr!" sagte der Schäfer demütig. "Ich bin nicht gekommen, das Mädchen zu heilen." - "Warum also dann?", schnaubte der Geist. "Ich bin gekommen", antwortete der Schäfer ruhig, "um meinem Herrn zu sagen, dass Gule vor der Türe steht!" Als der Geist diesen Namen hörte, schnaufte er ängstlich: "Wo ist sie? Um Gottes willen! Nur das nicht!" So sprach er und eilte blitzschnell von dannen.
Der Schäfer seufzte tief: "O du meine Güte! Wer hätte das gedacht, dass der bloße Name dieser bösen Frau genügen würde, einen wilden und furchtlosen Geist in die Flucht zu schlagen!"
Und er war sehr froh, dass er beide losgeworden war.
Ein kurdischer Geistlicher hatte mit den Frauen viele schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb beschloss er, ein dickes Buch über ihre Schlauheit zu schreiben. Er machte sich auf und ritt von einer Stadt zur anderen und von einem Dorf zum anderen, um sich Erzählungen über die Frauen anzuhören und Stoff für sein Buch zu sammeln.
So kam er auch in eine Stadt, wo die Frau eines reichen Kaufmanns lebte, der sein Plan, ein solches Buch zu schreiben, zu Ohren gekommen war. Sie schickte nach ihm und lud ihn ein, sie zu besuchen. Als der Malla am Nachmittag desselben Tages zu ihr kam, empfing sie ihn mit erlesener Höflichkeit und erkundigte sich scheinheilig: "Malla, habt Ihr schon etwas über die Schlauheit der Frauen in Erfahrung gebracht und aufgeschrieben?"
Der Geistliche warf sich in die Brust und prahlte: "Allah schütze Euch! Was sagt Ihr da, liebe Frau! Es gibt nichts mehr, was ich ihnen nicht schon aufgeschrieben hätte!" Die Frau bat ihn, ihr doch einige Erzählungen vorzulesen, worum er sich auch nicht lange bitten ließ. Sie hörte ihm mit großer Aufmerksamkeit zu. Am Schluss lobte sie ihn eifrig und sprach: "Es ist wirklich so, wie Ihr sagt! Ihr habt nichts vergessen. Ihr seid ein kluger Mann. Und da Ihr so gebildet seid, habt Ihr bestimmt auch eine schöne Schrift. Deshalb möchte ich Euch um etwas bitten."
Der Geistliche fühlte sich geschmeichelt: "Ich habe in der Tat eine sehr schöne Handschrift! Was befehlt Ihr?" - "Ich bin leider Gottes des Schreibens und Lesens unkundig. Und mein Bruder wohnt in einer anderen Stadt. Wollt Ihr ihm, um Gottes Lohn, ein paar Zeilen schreiben?" - "Bei meinen Augen!", antwortete der Malla bereitwillig. Die Frau schlug vor, dass er am folgenden Tag zum Mittagessen kommen solle, danach könne er den Brief schreiben. Der Malla war hocherfreut, bedankte sich und sagte: "Allah sei mit Euch bis morgen!"
Am Abend kehrte der Kaufmann nach Hause zurück, und nach kurzer Zeit brach die Frau einen kleinen Streit vom Zaun. Sie behauptete, er sei schrecklich vergesslich, was er heftig bestritt. Das ging so ein Weilchen hin und her, und schließlich beschlossen sie, eine Probe zu machen und die Wette "Talamischkena"(1) einzugehen. Der Kaufmann sagte: "Wenn ich verliere, sollst du von mir ein schönes Kleid bekommen!"
Am nächsten Morgen ging der Kaufmann wie jeden Tag ins Geschäft. Die Frau indessen machte sich daran, ein Huhn zu braten und kochte einen Topf Pilaw. Pünktlich zur Mittagszeit erschien der Geistliche zum Essen. Die Frau hieß ihn herzlich willkommen und bat ihn, schon immer mit dem Brief anzufangen, während sie das Essen fertigmache. Sie schilderte ihm, was er schreiben solle und ging dann aus dem Zimmer. Kaum war sie draußen, winkte sie heimlich das Kind des Nachbarn heran und bat es: "Lauf schnell zu meinem Mann und sag ihm, es sei etwas sehr Unangenehmes geschehen. Er soll so schnell wie ein Pfeil nach Haus kommen!" Das Kind rannte los, und die Frau trat wieder ins Zimmer und setzte sich neben den Malla. Sie waren mitten in der schönsten Unterhaltung, als es laut und heftig an die Tür klopfte. "Wer ist da?" rief die Frau. "Ich bin es", antwortete der Mann. "Mach schnell auf!"
Die Frau tat zu Tode erschrocken, schlug sich an die Brust und fing an zu jammern: "Du lieber Gott, jetzt ist mein Mann gekommen! Gott allein weiß, wie rasend eifersüchtig er ist. Er verliert schon den Kopf, wenn er mich mit einem Knaben sieht. Euch wird er bestimmt mit einem Dolch zu Leibe gehen!" - "Um Gottes Willen!", stammelte der Malla zitternd. "Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber es wäre eine große Schande für mich und auch für meine Familie, wenn ich unter solchen Umständen umkäme! Bitte, denkt Euch schnell etwas aus!"
Die Frau blickte angstvoll im Zimmer umher: "Es gibt nur eine Rettung! Geht da in den Schrank und verhaltet Euch ganz still. Aber Ihr dürft auch nur ganz leise atmen!" Der Malla stand auf und versteckte sich, so schnell er konnte, in dem Schrank. Die Frau brachte ein Schloss daran an und steckte den Schlüssel in die Tasche. Dann lief sie rasch und öffnete die Tür.
Der Mann stürzte aufgeregt herein: "Um Himmelswillen, was ist geschehen? Sag's doch schnell!" - "Was kann Schlimmeres geschehen als dies?" klagte die Frau laut, "Ach Gott wie soll ich meine Ehre zurückerhalten? Bist du mein Mann oder ein Zuhälter?" Der Mann starrte sie entgeistert an, dann schüttelte er sie an den Schultern: "Was ist los? Nun sag's schon endlich, sonst platze ich auf der Stelle!"
"Also gestern kam ein Malla zu mir, der vorgab, ein Buch über die Schlauheit der Frauen schreiben zu wollen. Ich hatte Mitleid mit ihm und schenkte ihm ein bisschen Geld. Aber er besaß die Frechheit, heute wiederzukommen. Und er ist mir bis in mein Zimmer gefolgt. Ich bekam es mit der Angst, denn er ist ein starker Kerl, und ich merkte, dass er nichts Gutes im Schilde führte. Deshalb wollte ich davonlaufen. Aber er packte mich stürmisch, riss sich den Turban vom Kopf, schleuderte ihn in die Ecke und warf mich zu Boden. ... er hat dabei alle meine Unterröcke zerrissen!" schluchzte die Frau. "Ich habe laut geschrien, und das Kind unseres Nachbarn hörte es zum Glück und lief gleich zu Dir. Du musst mich rächen,