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       zurückgezogen und schäkerte mit der rundlichen Köchin. Man hörte sie ab

       und an kichern wie ein junges Mädchen. Vermutlich hatte der Wächter

       wieder anzügliche Bemerkungen gemacht.

       Als Renata den Garten betrat hatte Phillip, obwohl es verboten war, sein

       blaues Gefängnishemd und das Unterhemd ausgezogen und beides lag

       achtlos auf dem schmutzigen Erdboden. Er war nicht besonders muskulös,

       aber durch die Arbeit hier und das Training im Knast inzwischen sehr

       durchtrainiert. Der Schweiß tat sein Übriges und so bekam Renata einen

       sehr ansprechenden Anblick eines glänzenden und durchaus ansehnlichen

       Oberkörpers.

       Sie wollte wegsehen, konnte es aber nicht. Phillip bemerkte sie nicht

       und arbeitete unermüdlich weiter. Sie sah seine Muskeln und Sehnen im

       Spiel der Sonne mit dem Schatten und der Schweiß glitzerte auf seiner

       hellen Haut. Sie stand einfach nur da und starrte ihn an. Als er sich

       umdrehte und Renata sah, hielt er schlagartig inne, da sie einen Blick

       hatte, den er noch nie an ihr gesehen hatte. Natürlich hatte sie schon

       Männer gesehen, es gab ja auch eine Zeit vor dem Kloster, aber sie war

       noch nie intim mit einem Jungen geworden. Ein paar schüchterne Küsse

       und eine Hand in der Bluse, das war alles was sie an Erfahrung zu

       bieten hatte.

       Renata erwachte aus ihrer Starre und lief peinlich berührt weg. Phillip

       wollte ihr etwas hinterher rufen, aber es lies es dann doch bleiben. Er

       sah ihr noch einen Moment nach und nahm dann seine Arbeit wieder auf.

       Renata tauchte dann zwar irgendwann wieder auf, aber in den folgenden

       Stunden sprach sie kein Wort mehr und mied auch jeden Blickkontakt mit

       Phillip.

       Ein paar Tage waren vergangen und Renata entspannte sich wieder in

       Phillips Gegenwart. Er war so taktvoll und hakte nicht nach was da

       vorgefallen war, war aber doch neugierig was er eigentlich angestellt

       hatte. Er war sich ja keiner Schuld bewusst. Trotzdem war das

       Verhältnis aus irgendeinem Grund beeinträchtigt, da Renata nicht mehr

       so ungezwungen mit ihm umging und auch ihr Lachen nicht mehr da war,

       was ihm am Meisten zu schaffen machte.

       "Schwester Renata ?" versuchte er vorsichtig die Lage zu sondieren. "Ja

       ?" sagte sie und hob den Kopf. Ihr Gesicht war etwas verschmiert von

       Erde. Phillip musste grinsen, da sie sehr komisch aussah.

       "Entschuldigung wenn ich lache, ich lache Sie nicht aus, aber Sie sehen

       sehr lustig aus mit dem halben Beet im Gesicht." Renata fuhr sich mit

       dem Handrücken über die Wange und schon war auch die Hand voller Erde.

       Phillip zog eines der frischen Tücher für das Gemüse aus dem Korb und

       wollte Renatas Gesicht abwischen. Sie wehrte aber seine Hand ab und

       griff nach dem Tuch. So verharrten sie nur einen kurzen Augenblick,

       aber als sich ihre Hände berührten und sich ihre Blicke trafen,

       verschlug es beiden die Sprache. Für Außenstehende war es nur ein

       Wimpernschlag, aber für die beiden war es eine Ewigkeit.

       Als Phillip endlich Atem holte kam ihm Renata zuvor. "Was wolltest Du

       denn von mir?" fragte sich während sie sich das Gesicht reinigte. "Ach

       nichts", stammelte Phillip und machte sich wieder an die Arbeit.

       Gelegentlich trafen sich ihre Blicke, aber beide sahen sofort wieder in

       die andere Richtung.

       Als die kleine Glocke der Kapelle wieder zum Abendgebet läutete, war

       Renata sehr schweigsam. Sie blieb am Ende einfach sitzen und starrte

       auf ihr Gesangsbuch. Die anderen Mitschwestern verließen die Kapelle

       und gingen zum Abendessen. Nur die Priorin bemerkte den Zwiespalt, in

       dem Schwester Maria Renata steckte. "Manchmal hilft es darüber zu

       sprechen." sagte sie vor sich hin, als sie sich neben Renata gesetzt

       hatte. Renata seufzte nur schwer. "Weißt Du, mein Kind, der Herr

       offenbart sich uns auf den verschiedensten Wegen. Nicht immer ist der

       Weg klar erkennbar, den er für uns vorgesehen hat." Renata sah nun ihre

       Äbtissin stirnrunzelnd an und fragte sich, ob sie Gedanken lesen

       könnte.

       "Wie wusstest Du, was Dein Weg ist ?" "So genau kann ich Dir das nicht

       sagen. Hier und heute weiß ich, dass mich unser Herr genau hierhin

       führen wollte und ich habe mich führen lassen." "Aber wenn es nicht

       unser Herr ist der zu mir spricht, wenn es jemand ist der mich auf

       einen Irrweg leiten will?" wollte Renata erwidern. "Höre in Dich hinein

       meine junge Schwester und glaube. Der Herr wird dich führen. Vertraue

       ihm und vertraue Dir selbst." Renata seufzte wieder und die Oberin

       verlies die Kapelle. Renata saß noch lange da und starrte das Kruzifix

       an.

       Es verging wieder eine Woche und Renata versuchte Phillip aus ihren

       Gedanken zu vertreiben. Allerdings gelang ihr das nicht besonders gut.

       Phillip hatte sich auch verändert und die Spannung zwischen ihnen

       wuchs. Immer wenn Mutter Celestes wo anders beschäftig war suchte

       Renata den Blickkontakt zu Phillip. Er sah sie aber nicht mehr so

       lachend und freundlich an wie früher, sondern seltsam ausdruckslos.

       Renata war dadurch nur noch verwirrter als vorher.

       Als sein Wächter wieder einmal in der Küche verschwunden war, und auch

       Renata allein war, hantierte Phillip an dem Wasseranschluss am

       Geräteschuppen herum. Er ging in das kleine Häuschen und Renata hörte

       ihn irgendetwas suchen. Sie sah sich um und ging hinüber. Sie stand an

       der Tür und sah wie Phillip mehrere Schubladen aufzog und in den

       verschiedenen Krimskramsbehältern wohl eine passende Schraube suchte.

       "Kann ich Dich sprechen" sagte sie unvermittelt und Phillip fuhr herum,

       da er sie nicht gehört hatte. "Entschuldigung" sagte sie, " ich wollte

       dich nicht erschrecken." "Das haben Sie nicht", antwortete Phillip

       schroff.

       Renata wollte schon wieder gehen, da er so unhöflich zu ihr war, aber

       ihr Neugier überwog und so blieb sie stehen. "Kann ich Dich etwas

       fragen?" setzte sie erneut an. "Hmmm," brummte er über seine Schulter

       hinweg. "War das ein Ja?" fragte

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