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Keine Entspannung möglich - 116 Seiten. JENNY NIEWÖHNER
Читать онлайн.Название Keine Entspannung möglich - 116 Seiten
Год выпуска 0
isbn 9783752901597
Автор произведения JENNY NIEWÖHNER
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
zurückgezogen und schäkerte mit der rundlichen Köchin. Man hörte sie ab
und an kichern wie ein junges Mädchen. Vermutlich hatte der Wächter
wieder anzügliche Bemerkungen gemacht.
Als Renata den Garten betrat hatte Phillip, obwohl es verboten war, sein
blaues Gefängnishemd und das Unterhemd ausgezogen und beides lag
achtlos auf dem schmutzigen Erdboden. Er war nicht besonders muskulös,
aber durch die Arbeit hier und das Training im Knast inzwischen sehr
durchtrainiert. Der Schweiß tat sein Übriges und so bekam Renata einen
sehr ansprechenden Anblick eines glänzenden und durchaus ansehnlichen
Oberkörpers.
Sie wollte wegsehen, konnte es aber nicht. Phillip bemerkte sie nicht
und arbeitete unermüdlich weiter. Sie sah seine Muskeln und Sehnen im
Spiel der Sonne mit dem Schatten und der Schweiß glitzerte auf seiner
hellen Haut. Sie stand einfach nur da und starrte ihn an. Als er sich
umdrehte und Renata sah, hielt er schlagartig inne, da sie einen Blick
hatte, den er noch nie an ihr gesehen hatte. Natürlich hatte sie schon
Männer gesehen, es gab ja auch eine Zeit vor dem Kloster, aber sie war
noch nie intim mit einem Jungen geworden. Ein paar schüchterne Küsse
und eine Hand in der Bluse, das war alles was sie an Erfahrung zu
bieten hatte.
Renata erwachte aus ihrer Starre und lief peinlich berührt weg. Phillip
wollte ihr etwas hinterher rufen, aber es lies es dann doch bleiben. Er
sah ihr noch einen Moment nach und nahm dann seine Arbeit wieder auf.
Renata tauchte dann zwar irgendwann wieder auf, aber in den folgenden
Stunden sprach sie kein Wort mehr und mied auch jeden Blickkontakt mit
Phillip.
Ein paar Tage waren vergangen und Renata entspannte sich wieder in
Phillips Gegenwart. Er war so taktvoll und hakte nicht nach was da
vorgefallen war, war aber doch neugierig was er eigentlich angestellt
hatte. Er war sich ja keiner Schuld bewusst. Trotzdem war das
Verhältnis aus irgendeinem Grund beeinträchtigt, da Renata nicht mehr
so ungezwungen mit ihm umging und auch ihr Lachen nicht mehr da war,
was ihm am Meisten zu schaffen machte.
"Schwester Renata ?" versuchte er vorsichtig die Lage zu sondieren. "Ja
?" sagte sie und hob den Kopf. Ihr Gesicht war etwas verschmiert von
Erde. Phillip musste grinsen, da sie sehr komisch aussah.
"Entschuldigung wenn ich lache, ich lache Sie nicht aus, aber Sie sehen
sehr lustig aus mit dem halben Beet im Gesicht." Renata fuhr sich mit
dem Handrücken über die Wange und schon war auch die Hand voller Erde.
Phillip zog eines der frischen Tücher für das Gemüse aus dem Korb und
wollte Renatas Gesicht abwischen. Sie wehrte aber seine Hand ab und
griff nach dem Tuch. So verharrten sie nur einen kurzen Augenblick,
aber als sich ihre Hände berührten und sich ihre Blicke trafen,
verschlug es beiden die Sprache. Für Außenstehende war es nur ein
Wimpernschlag, aber für die beiden war es eine Ewigkeit.
Als Phillip endlich Atem holte kam ihm Renata zuvor. "Was wolltest Du
denn von mir?" fragte sich während sie sich das Gesicht reinigte. "Ach
nichts", stammelte Phillip und machte sich wieder an die Arbeit.
Gelegentlich trafen sich ihre Blicke, aber beide sahen sofort wieder in
die andere Richtung.
Als die kleine Glocke der Kapelle wieder zum Abendgebet läutete, war
Renata sehr schweigsam. Sie blieb am Ende einfach sitzen und starrte
auf ihr Gesangsbuch. Die anderen Mitschwestern verließen die Kapelle
und gingen zum Abendessen. Nur die Priorin bemerkte den Zwiespalt, in
dem Schwester Maria Renata steckte. "Manchmal hilft es darüber zu
sprechen." sagte sie vor sich hin, als sie sich neben Renata gesetzt
hatte. Renata seufzte nur schwer. "Weißt Du, mein Kind, der Herr
offenbart sich uns auf den verschiedensten Wegen. Nicht immer ist der
Weg klar erkennbar, den er für uns vorgesehen hat." Renata sah nun ihre
Äbtissin stirnrunzelnd an und fragte sich, ob sie Gedanken lesen
könnte.
"Wie wusstest Du, was Dein Weg ist ?" "So genau kann ich Dir das nicht
sagen. Hier und heute weiß ich, dass mich unser Herr genau hierhin
führen wollte und ich habe mich führen lassen." "Aber wenn es nicht
unser Herr ist der zu mir spricht, wenn es jemand ist der mich auf
einen Irrweg leiten will?" wollte Renata erwidern. "Höre in Dich hinein
meine junge Schwester und glaube. Der Herr wird dich führen. Vertraue
ihm und vertraue Dir selbst." Renata seufzte wieder und die Oberin
verlies die Kapelle. Renata saß noch lange da und starrte das Kruzifix
an.
Es verging wieder eine Woche und Renata versuchte Phillip aus ihren
Gedanken zu vertreiben. Allerdings gelang ihr das nicht besonders gut.
Phillip hatte sich auch verändert und die Spannung zwischen ihnen
wuchs. Immer wenn Mutter Celestes wo anders beschäftig war suchte
Renata den Blickkontakt zu Phillip. Er sah sie aber nicht mehr so
lachend und freundlich an wie früher, sondern seltsam ausdruckslos.
Renata war dadurch nur noch verwirrter als vorher.
Als sein Wächter wieder einmal in der Küche verschwunden war, und auch
Renata allein war, hantierte Phillip an dem Wasseranschluss am
Geräteschuppen herum. Er ging in das kleine Häuschen und Renata hörte
ihn irgendetwas suchen. Sie sah sich um und ging hinüber. Sie stand an
der Tür und sah wie Phillip mehrere Schubladen aufzog und in den
verschiedenen Krimskramsbehältern wohl eine passende Schraube suchte.
"Kann ich Dich sprechen" sagte sie unvermittelt und Phillip fuhr herum,
da er sie nicht gehört hatte. "Entschuldigung" sagte sie, " ich wollte
dich nicht erschrecken." "Das haben Sie nicht", antwortete Phillip
schroff.
Renata wollte schon wieder gehen, da er so unhöflich zu ihr war, aber
ihr Neugier überwog und so blieb sie stehen. "Kann ich Dich etwas
fragen?" setzte sie erneut an. "Hmmm," brummte er über seine Schulter
hinweg. "War das ein Ja?" fragte