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faszinierte sie an Kurt aber auch die Tatsache, dass er einfach anders war, und deswegen auf gewisse Weise etwas Besonderes.

       Jedenfalls fand sie ihn wesentlich interessanter als alle anderen gestählten, muskelbepackten, strohdummen Football-Spieler. Zwar nicht direkt attraktiv, aber interessanter.

       Also ließ Jen einmal, als sie beide im Speiseraum zufällig einmal in der Nähe voneinander gegessen hatten, ihren Rucksack unachtsam liegen, in dem doch alle ihre wichtigen, unersetzbaren Schulbücher steckten, und wollte sehen, wie Kurt reagierte.

       Kurt reagierte, wie man es sich erwarten konnte, zuerst überhaupt nicht: anstatt den Helden zu spielen und ihr die Sachen wie ein Schoßhund zu apportieren – wie es die meisten hormongesteuerten Jungs wohl getan hätten. Aber Jen dachte gar nicht daran, jetzt schon aufzugeben und die ganz Sache einfach zu vergessen.

       Sie war bereit, einen weiteren Versuch zu wagen. Sie wusste, sie würde ihn letztendlich bekommen und endlich einmal mit jemandem das machen können, was sie wollte.

       Jen war es leid, immer die sein zu müssen, die vernünftig sein und nachgeben musste und die den ganzen Tag immer versäumte, nur weil sie auf ihren kleinen Bruder John aufpassen musste – was für ein feinsinniger Humor ihrer Eltern übrigens hatten, nicht? Jen und John.

       Vor allem nur weil ihre Schlampe von Rabenmutter zu unfähig war, sich einen ordentlichen Mann zu angeln und deswegen aus Frust (vielleicht war es auch verdrängende Gleichgültigkeit) meistens bis spät abends in irgendwelchen drittklassigen Bars herum hing und Gin Tonics trank, bis ihr Kopf bewusstlos auf die Theke sank.

       Da Kindern nie dieselben Fehler der Eltern erlaubt werden, war es immer ein Mordsdrama, wenn sich Jen mit einem nicht hundertprozentig astreinen, korrekten Kerl traf und nichts weiter tat, als ein bisschen mit ihm herum zu knutschen. Mehr traute sie sich sowieso nicht.

       Sie hatte an ihrer eigenen Mutter gesehen, was passieren konnte, wenn sie nicht aufpasste, und auf einen kleinen Schreihals vor dem Schulabschluss hatte Jen wahrlich keinerlei Lust. Sie wollte einfach mal ausbrechen, nur einmal die Sau raus lassen und nicht über jeden Schritt und jedes Wort nachdenken müssen. Sie wollte Kurt verführen und ihn dann in den Wahnsinn treiben.

       Auf einmal traf sie die Idee wie ein Blitzschlag. Sie würde warten, bis ihm irgendetwas Peinliches in der Schule passieren würde und würde ihn damit erpressen, es überall (auch vor den Lehrern und dem Rektor, der noch dazu ihr eigener Onkel war) ausplaudern, wenn er nicht genau das machen würde, was ihr gerade passte.

      3

       Und wie es für Kurt typisch war, tappte er voll in die Falle hinein.

       Als sie sich einmal nach dem Schwimmunterricht duschten und umzogen, kamen alle Jungs in seiner Gruppe durch ein namenloses, unscheinbares Schulmädchen auf die Idee, Kurts Kleider zu stehlen und im Schulhof ab zu laden. Als Kurt, einzig mit einem sehr knappen Handtuch bekleidet, tropfnass durch die halbe Schule wetzte, um seine Sachen zu finden, wartete Jen schon auf ihn.

       Sie stand an eine Wand gelehnt und beobachtete ihn gespannt. Sie sahen sich in die Augen und Kurt blieb plötzlich unvermittelt stehen; er hatte seine Kleidung bereits völlig vergessen. Er starrte Jen wie paralysiert an, war von Anfang an von ihr überwältigt.

       Erst jetzt bemerkte er erneut das energetische, merkwürdige Glühen, das er auch damals gefühlt hatte. Die Angst kroch seinen Nacken hinauf, wurde aber von anderen Gefühlen übertönt, die ihn zwar genauso paralysierten, aber aus einem anderen Grund zum schwitzen brachten.

       Sie hätte nie daran gedacht, dass Kurt von etwas anderem als ihrem Körper fasziniert hätte sein können. Das war auch Kurts primäres Ziel, doch hätte ihn weit mehr als nur ihr Körper beeindruckt, was er jedoch nie erfahren sollte.

       Zuerst geschockt, schüttelte Kurt das Ganze unbeeindruckt als Einbildung ab und ging langsam auf Jen zu. Ihre Blicke hätten ihn auf der Stelle umbringen können und selbst darüber wäre er noch glücklich gewesen. Sie hatte sein Gehirn auf den Kopf gestellt und für ihn drehte sich alles um sie beide herum im Kreis.

       Jens verführerischer, lasziver, scharfer Blick hätte viele Jungs und sogar erwachsene Männer alles mögliche Abstoßende oder Irrsinnige tun lassen. Kurt war einer davon. Doch hatte sie nicht nur fremde Männer in ihrem Bann: selbst ihren Vater, der Industrieller war, hatte sie davon überzeugt, ihr mit zwölf das erste Auto (das sie auch immer wieder selbst fahren durfte) ab zu luchsen.

       Von ihrer Mutter hatte Jen im Gegensatz dazu nicht viel mehr bekommen, als ein paar gut gemeinte Ratschläge. Und schlechte noch dazu. Jens Mutter hatte eine Vision, dass Jen ihre Jugend genauso verbringen sollte, wie sie selbst. Jen solle jung heiraten, sobald sie einen netten Mann fände; solle bald Kinder kriegen und die restliche Zeit schön zu Hause verbringen; mit Lockenwicklern im gefärbtem Haar, einem Glas Sekt in der Hand und einer Zigarette im Mundwinkel die Zeit verstreichen lassen und sich amüsieren, während ihr Mann Jahr für Jahr brav zur Arbeit spazieren und die Kinder munter vor sich hin wachsen sollten.

       Allein vor der Vorstellung kam Jen das blanke Grauen.

       Außerdem sei laut ihrer Mutter der Ruf während der Schulzeit besonders wichtig, gerade hier in den Staaten. Für Jens Mutter war es völlig belanglos, was man selbst für eine Meinung hatte oder wie viel man darüber nachdachte, sondern man sollte auf sein Image achten und einfach mit der Masse mit schwimmen. Nur das zähle etwas, wenn man was erreichen wolle, wie zum Beispiel, einen Mann für die Ehe zu finden. Genauso wenig Jens Kragenweite.

       Sie hatte schon seit langem ihre eigenen Pläne. Und der erste Teil bestand einmal darin, sich Kurt voll und ganz hörig zu machen.

      4

       Kurt schritt auf sie zu und blieb mit offenem Mund vor ihr stehen.

       Sie war eines der schönsten und anmutigsten Mädchen, die Kurt je gesehen hatte. Seine Phantasie reichte zwar für nicht für erotische Tagträume aus, doch allein ihre Ausstrahlung verdrehte ihm seine Sinne. Zu Kurts großer Verwirrung begann sich langsam ein bestimmtes Stück seines Handtuchs zu heben.

       Das Glühen war noch immer da. Jen lächelte, trat einen Schritt auf ihn zu, bis sie ihm ganz nahe war, umschlang sein linkes Bein mit ihren beiden Oberschenkeln und flüsterte ihm ins linke Ohr.

       „Hi Kurt. Schön, dich wieder zu sehen. Weißt du noch, wer ich bin oder bist du noch immer blind?“

       Kurt atmete schwerer. Er hatte noch nie zuvor so etwas empfunden. Jen lächelte noch immer, als sie mit ihrem Gesicht von ihm wegrückte, ihn ansah und ihren Mund jetzt zu seinem rechten Ohr führte.

       „Naja, wir werden ja sehen, wie du dich bei dieser Prüfung machst...“

       Danach hauchte sie ihm ins Ohr, sie wüsste, dass jeder inklusive ihm sie für einen schüchternen, merkwürdigen Freak hielt, aber wenn er etwas anstellte, um zum Direktor gerufen zu werden und diesen ohrfeigte, würde sie mit ihm hier und heute auf der Mädchentoilette eine neue Welt zeigen. Er solle es sich überlegen.

       Als Beweis hatte Kurt Sekunden später ihren Slip in seinen verschwitzten, nervös zitternden Fingern. Sein Gehirn war zu keiner anderen Antwort fähig als einem stammelndem, abwesenden „Ja, o.k.“.

       Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg, den Gang hinunter. Im Gehen meinte sie noch über die Schulter - diesmal in normaler Lautstärke und mit nüchternem, aber noch immer geheimnisvollen Ton: „Ach, und Kurt. Merke dir, was ich jetzt sage: Denk' an deine Kindheit und frage dich selbst, was du tun wirst. Magst du Kinder, Kurt? Naja, es ist wohl zu früh... Wir sehen uns bald wieder.“

      5

       ER wartete. Wieder einmal. Aber ER wusste, der Junge würde kommen. ER hatte sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. So feminin. Da kam Kurt, fast wie ER erwartet hatte, mit nichts als einem Handtuch bekleidet und tropfnass. Kurt lief auf IHN zu und blieb plötzlich mit offenem Mund vor IHM stehen. Ah ja, der Junge wurde langsam erwachsen, und er hatte einen guten Geschmack. Hehe. ER bemerkte amüsiert, wie sich Kurts Glied zu versteifen begann und empfand ein merkwürdiges Gefühl der

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