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Karriere und Liebe. Phil Lister
Читать онлайн.Название Karriere und Liebe
Год выпуска 0
isbn 9783844251074
Автор произведения Phil Lister
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Also, ich möchte gerne mit dir anstoßen, Herr Direktor Admont! Vielleicht machen wir das bald hier bei mir!“
„Wie meinst du das?“
„Abwarten, lass uns nächste Woche telefonieren. Ich habe ein neues Projekt, aber es ist noch nicht spruchreif.“
Dieser Donovan! Er war schon wieder auf der Jagd. Ein phantastischer Realist, der mit dem Morgen und Übermorgen auf Du und Du stand. Kaum war eine Entwicklung geboren, dann war sie schon überholt. Felix war gespannt, was er nun auf der Pfanne hatte.
Zwei Tage später konferierte er wieder mit Felix am Telefon. ,,Es geht weiter Felix. Der Großrechner ist nicht das Ende der Geschichte. Er ist der Anfang. Stell dir vor, was möglich ist, wenn wir die Großrechner vernetzen. Das wäre doch ein Riesenschritt. Es wäre möglich, alle Filialen mit der Zentrale zu verknüpfen. Es wäre möglich, in der Zentrale schon am selben Tag einen Überblick über die Tagesaktivitäten zu bekommen! Phantastisch. Nicht wahr?“ Da war er! Der neue Quantensprung. Es ging nicht mehr nur um den Einsatz der Informationstechnologie als Rationalisierungsinstrument, es ging um die organisatorische Verknüpfung von Strukturen. Das war die Hypertechnik, an die er auch schon gedacht hatte. Von der er aber glaubte, dass sie erst in der nächsten Generation realisiert werden könnte. War das nun ein wahrer Schritt in Richtung Orwells 1984? Felix verwarf die Horrorvision. Sie war im Grundsatz falsch und irreführend, weil sie eine diktatorische Struktur voraussetzte. Aber die Herausforderung war ungeheuerlich. Ihr zu begegnen, seine Aufgabe, der er sich stellen würde.
Eine Woche später hatte Felix die Unterlagen über das „Arpanet“ in der Hand. Abends sprach er mit Sell und erklärte ihm die Lösung für ein Problem, das jener noch gar nicht erkannt hatte. Sell ließ sich überzeugen, ja begeistern.
Diese Entwicklung konnte der entscheidende Vorsprung sein, den jedes Unternehmen braucht, um sich erfolgreich und auf Dauer von seinen Konkurrenten abzusetzen.
„Informieren Sie sich ausführlich. Ich denke, Sie müssen vor Ort alles in Erfahrung bringen. Bereiten sie Ihre Reise in die USA gut vor. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!“
„New York ist nicht Amerika, aber ohne New York warst du nicht in Amerika! Dort hole ich dich ab!“ hatte Donovan versprochen.
Der erste Eindruck: New York ist ein Moloch, eine Arche Noah, in der sich alle Hautfarben, Sprachen, Weltanschauungen, alle Temperamente treffen, eine Stadt, die ständig ihre Sensationen schafft, ein Nährboden für Neugierige und Abenteuerlustige. Da sind die Wolkenkratzer von Manhattan, die City mit ihrer himmelsstürmenden Architektur. Um jeden Quadratmeter Boden wurde hier gerungen, um dann die Stockwerke weit in die Höhe zu stapeln. Hier war man dem Himmel näher als anderswo. Die Stadt aus Glas und Stahl gleicht einem architektonischen Gesamtkunstwerk. Felix war überwältigt. Und erstaunt, denn Manhattan war trotz seiner Ausmaße geografisch schnell erfassbar, da das Straßensystem systematisch und konsequent logisch aufgebaut war.
„New York erleben, heißt New York erlaufen“, scherzte Donovan, und Felix begriff bald, das diese Atmosphäre dem Temperament seines Freundes kongenial entsprach. Alles ist immer und ständig in Bewegung. Wo in Frankfurt vielleicht ein Schritt gemacht wird, hat man hier schon drei hinter sich. Stillstand, das wäre Rückschritt. Also vorwärts! Das ist die Melodie, die hier gespielt wird.
„Gibt es New York wirklich, oder habe ich das alles nur im Film gesehen?“, flachste er am Abend in der Hotelbar von Rumpelmayer's St. Moritz am Central Park mit Charles Donovan.
„Man kann“, behauptete Donovan, „hier 30 Jahre lang jeden Abend essen gehen, ohne auch nur ein Restaurant zweimal besucht zu haben. Es ist die kulinarische Hauptstadt der Welt. Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Ob Feinschmecker oder Vielfraß, hier bekommt jeder sein Fett weg!“
Felix war überwältigt. Obwohl er sich theoretisch durch viel Lektüre und praktisch durch die Freundschaft mit Donovan im Land von Onkel Sam zurecht zu finden glaubte, fühlte er sich in einer Neuen Welt.
Und die Arbeitswelt eröffnete ungeahnte Perspektiven. Auch wenn der Deutsche Konrad Zuse der erste war, der Anfang der 40er Jahre ein funktionierendes vollautomatisches Rechnersystem gebaut hatte – die Computerindustrie war in den USA zu Hause.
„1946 bereits gab es den ersten UNIVAC in den USA mit einem Konzept der Integration von Programm und Daten im Speicher eines Rechners“, erklärte Donovan stolz. „Der größte Innovationspool ist bei uns die NASA und die Raumfahrttechnik. So etwas habt ihr nicht. Auch deshalb gibt es bei uns fast keine Bank, kein Industrieunternehmen ohne seinen Großrechner.“ Die Zukunft aber liege in der Entwicklung der Mikrochips, in der Entwicklung von Schaltkreisen, die mit winzigen Transistoren bestückt sind.
„Die werden noch erheblich kleiner und leistungsfähiger werden.“ Und Donovan schwärmte: „Das ist überhaupt ein entscheidendes Merkmal der neuesten Entwicklung in der Technik und in der Wissenschaft in Amerika, dass man sich nicht mehr um das Größte oder das Überdimensionale kümmert, sondern dass man sich jetzt mit dem Kleinsten beschäftigt. Da liegt das Potenzial der Zukunft.“ Es gebe bereits die ersten elektronischen Datenverarbeitungsanlagen auf Mikrochip-Basis in den Washingtoner Regierungsbüros. Aber nicht nur in der Technik gingen die Amerikaner neue, unbekannte Wege. Jeder größere Konzern, der etwas auf sich hält, baut sein eigenes Research Center eine Zentrale für Forschung und Entwicklung“, wusste Donovan. „Und da die gut ausgebildeten Gehirne knapp waren, offerierte man ihnen Jahresgagen, die über den Politikergehälter lagen. Talentjäger seien unterwegs, um die Spezialisten abzuwerben.
„Die neueste Entwicklung ist, dass die egg heads eigene Unternehmen gründen, um den finanziellen Rahm ihrer Erfindungen abzuschöpfen.“
Felix interessierte aber nicht nur die Elite, er sah, dass unterhalb der Spitze ein Heer von Spezialisten gebraucht wurde, das ausgebildet werden musste. Ein gut funktionierendes, ausgeklügeltes Fortbildungs- und Umschulungssystem in Banken und großen Konzernen sorgte in Amerika dafür, dass die Hochtechnologie angewendet und auch akzeptiert wurde.
Zum Abschluss entführte ihn Donovan nach Las Vegas. Die Stadt der Kasinos und der Glitzerwelt. Felix versuchte sieh an Roulettetischen, Black Jack und Craps, dem schwer durchschaubaren Würfelspiel. Neben den Spielhöllen gehört das Showbusiness zu dieser Stadt. Unvergesslich für Felix: die Show von Frankieboy. Felix' Resümee dieser ersten USA-Reise: Es war wunderschön, es war zu kurz, ich habe viel gesehen und wieder auch viel zu wenig, um mir wirklich ein umfassendes Bild machen zu können.
Ein deutliches Bild allerdings hatte er von der neuen Technologie und der Etablierung in der Bank. Entscheidend war die personelle Weiterentwicklung. Gleich am ersten Tag nach seiner Rückkehr wollte er einen Bericht an den Vorstand schreiben.
Es brodelte, als er wieder an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. Daser hatte die günstige Gelegenheit genutzt und in seiner Abwesenheit kräftigt intrigiert. Ziel war, Felix' Ernennung als Nachfolger von Sell zu hintertreiben. Die Taktik zielte auf seine Ausbildung. Ein Vorstandsmitglied ohne Studium, das ist undenkbar!, hieß die Parole. Daser schickte seine Zwerge aus, die in den Abteilungen ihr Gift verspritzten. Sicher, Felix sei ein fähiger Mann, das sei nicht zu bestreiten. Sicher, er setze auch auf das richtige Pferd. Die Computerentwicklung liege in der Luft. Da habe er das notwendige Quäntchen Glück. Langfristig müsse man aber erst mal abwarten. Er sei ja noch so jung, ohne Erfahrung. Schließlich fehle auch die wissenschaftliche Ausbildung. Ohne dieses feste Fundament sei langfristig eine Arbeit an der Spitze der Bank nicht möglich. Wissenschaftliches Arbeiten sei unabdingbar.
Felix, der von Dr. Vogt über das Geraune informiert wurde, wunderte sich nicht. Er war nur ärgerlich über seine Naivität. Wie hatte er glauben können, dass Daser diese Entscheidung hinnehmen würde. Wie hatte er hoffen können, dass er seine Abwesenheit nicht nützen würde, um an seiner Kompetenz zu zweifeln. Und das fehlende Studium, das war der einzige Fleck in Felix' Karrierebiografie, ein Fleck allerdings, den er nicht selbst verursacht hatte.
Sicher, Daser würde kaum zum Ziel kommen, denn Sell hatte Generaldirektor Carwitz von Felix' Qualitäten überzeugen können, wie