Скачать книгу

brauchte eine Dusche, die relativ zwecklos war, da das klebrige Gefühl auf der Haut zum Dauerzustand wurde. Als Kat anschließend aus der Dusche herauskam, verhielt sie sich shy – die Vorhänge vorm Fenster mussten geschlossen werden, sie hatte ein weißes Handtuch eng um ihren dünnen Körper geschlungen. Ich lag bereits im Bett und erwartete sie. Kaum war sie unter der Bettdecke, brauchte sie das Handtuch nicht mehr, warf es achtlos zur Seite und ich konnte mich mit meinen Fingern auf den Erkundungsgang über ihren Körper machen. Was war das? Kat hatte keine inneren Schamlippen, das hatte ich so noch nicht erlebt. Später sollte mir klar werden wieso – nein, nicht wieso ich das so noch nicht erlebt hatte, sondern warum Kat keine inneren Schamlippen hatte.

      Ihre dunkle Thai-Haut fühlte sich samtig und weich an, anders als die Haut europäischer Frauen. Ich tastete mich weiter voran, wollte alles erfühlen. Kat war feucht. Wie konnte das denn sein? Das Ganze sollte doch für sie ein Deal sein, woher kam dann diese Feuchtigkeit?

      Es folgte eine Nummer, anschließend wurde der Fernseher für eine kleine Erholungspause eingeschaltet und unkritisch das Thai-Programm verfolgt, um nach dieser Pause eine zweite Nummer durchzuführen. Wir schliefen eng aneinander gekuschelt ein. Da ich die Klimaanlage über Nacht ausgeschaltet ließ – mir war der Luftzug zu kalt und zudem war diese Klimaanlage eine akustische Herausforderung – brauchten wir keine Bettdecke.

      18. April

      Wir schliefen lange, mussten uns von dem „anstrengenden“ Abend erholen. Nach unserem Aufwachen wurde der Tag mit einer Guten-Morgen-Nummer eingeläutet. Das war der große Vorteil einer Long Time, man zahlte nur einmal und hatte damit sozusagen eine Sex-Flat gebucht, konnte so oft Verkehr haben wie man wollte oder schaffte. Hunger machte sich breit. Im Hotel zu versuchen, ein Frühstück zu bekommen, war zu dieser späten Stunde hoffnungslos, das Frühstücksbuffet war längst abgeräumt, wir mussten uns in Nana etwas suchen.

      Nana war ein Dorf. Auf dem Weg zum Lokal, Kat hatte ein bestimmtes im Sinn, kamen wir an dem Massagesalon vorbei, in dem ich mir gestern die Thai-Massage gegönnt hatte. Wie üblich saßen die Masseurinnen vor der Tür, redeten alle vorbeistrebenden Passanten an, in der Hoffnung, diese würden eine Massage haben wollen. Uns erging es nicht anders, allerdings sprach uns die Masseurin auf Thai an – ich habe im Laufe des Tages mehrfach die Erfahrung gemacht, wie gut es war, in Begleitung einer Einheimischen zu sein, Kat hat sich um alles gekümmert, gedolmetscht und dafür gesorgt, dass wir das bekamen, was wir wollten. Im Weitergehen fragte Kat mich, ob ich die Frau gekannt habe.

      „Nein, ich war zwar zur Massage in dem Salon, aber mich hat eine andere Frau massiert.“

      Kat meinte, die Frau habe mich wiedererkannt und nur freundlich gegrüßt. Man hätte mich totschlagen können, aber ich war mir nicht bewusst, sie vorher jemals gesehen zu haben.

      Kurz darauf erreichten wir das kleine Lokal, in dem wir um 13:00 Uhr noch ein richtiges Frühstück bestellen konnten. Die Eier hatte ich nach dieser Nacht dringend nötig. Während des köstlichen Essens wollte Kat ihre Pfründe sichern, sehen was geht. Bisher wurde kein Wort über Geld verloren, das folgte erst jetzt. Sie wollte für den Abend und die Nacht 2.000 Baht, ich schätzte dies als Bangkok-üblichen Preis ein, einschließlich eines gewissen Aufschlages für Neulinge. Später sollte ich jedoch feststellen, dass die Preise überall in dieser Region lagen. Nun ja, jeder musste schließlich sein Lehrgeld zahlen, warum ich nicht? Nur musste es irgendwann damit gut sein und jetzt war ein guter Anfang dafür.

      Kat fragte, ob ich den Tag gemeinsam mit ihr verbringen wolle.

      „Klar will ich den Tag mit dir verbringen.“

      „Das kostet dann noch mal 500 Baht.“

      Ich kannte mich mit den Gepflogenheiten dieses Systems noch nicht aus, verstand nicht, wofür diese 500 Baht sein sollten und mutmaßte, sie wollte sich dieses Geld extra einstecken und zögerte.

      „I like you“, säuselte Kat immer wieder, wollte mich damit weichkochen, den Tag mit ihr zu verbringen. Ich dagegen wollte zwar den Tag mit ihr verbringen, hatte aber mein Problem mit den 500 Baht Extrakosten und erwiderte, dass ich in diesem Falle den Tag doch lieber alleine verbrächte. Meine Absage brachte sofort ein erneutes „I like you“ aufs Tapet.

      Das kommt jetzt genau richtig: „Do you like me or do you like my money?“

      Das saß, ich wusste nicht, ob ich sie mit der Frage wirklich verletzt habe oder ob sie so abgezockt war. Jedenfalls waren plötzlich die 500 Baht nicht mehr für sie, sondern sollten Barfine sein.

      Nein, die würde ich ebenfalls nicht zahlen, sie könne doch vorher in die Bar zurück. Kat wollte unbedingt den Tag mit mir verbringen und fing an zu weinen, wischte sich Tränen aus den Augen. Ist das Masche? Falls ja, dann hatte sie sie sehr gut drauf. Ich hielt es in diesem Moment für Masche, da ich noch davon ausging, dass Barfine nur fällig wäre, wenn eine Lady aus einer Bar mitgenommen werden würde. Teilweise hielt ich es aber auch für authentisch; nicht weil ich es war, mit dem sie den Tag verbringen wollte, sondern weil sie in mich (und womöglich viele andere) die Hoffnung auf ein anderes Leben projizierte. Mittlerweile weiß ich, dass ich mit meiner Annahme falsch lag und ihr völlig zu Unrecht etwas unterstellte, dass Barfine auch dann gezahlt werden müsste, wenn die Lady nicht aus der Bar mitgenommen würde, sondern sich mehrere Tage bei ihrem Customer aufhielte. Ich blieb in dieser Situation aufgrund meiner falschen Annahme hart, nein, ich würde nichts mehr bezahlen. Trotzdem wollte Kat den Tag an meiner Seite verleben und wollte die fällige Barfine dann eben selber bezahlen, der Tag und die Nacht seien für mich free.

      Damit hatte sie mich und gleichzeitig wollte ich das nicht. Nicht, dass ich den Tag nicht mit ihr verbringen wollte, sondern ich wollte ihn nicht free mit ihr verbringen, schließlich brauchte sie das Geld dringender als ich.

      Ich stimmte ihr zu, sagte, dass wir den Tag zusammen gestalten könnten, aber ich gäbe ihr dafür Geld, insgesamt für beide Tage seien das dann 3.000 Baht.

      Sie ließ mir völlige Freiheit: „It's up to you.“

      Sie hätte tatsächlich alles umsonst gemacht, ich war erstaunt und geschmeichelt – und beschämt. Nachdem nun geklärt war, dass der heutige Tag uns beiden gehören sollte, konnte überlegt werden, was wir machen würden. Ich hatte vor meinem Urlaub etwas von einem Tower gelesen, von dessen Aussichtsplattform man einen wunderbaren Blick über Bangkok haben sollte, dorthin wollte ich.

      Bevor wir uns zu dem Turm aufmachen sollten, wollte ich noch aus meinem Hotelzimmer den Fotoapparat holen, Kat könne im Lokal auf mich warten. Sie hatte starke Zweifel, ob ich wirklich wiederkäme. Wie oft mussten die Ladys versetzt worden sein, dass sie derart misstrauisch sind? Ich versicherte ihr, dass es so ok sei und ich sie bestimmt nicht sitzen ließe. Das beruhigte sie etwas, trotzdem blieb bei ihr eine gewisse Restunsicherheit. Ich verließ Kat, holte aus dem Hotel meinen Fotoapparat und ging zu ihr zurück. Als sie mich kommen sah, bemerkte ich, dass sie bis zu diesem Moment unsicher war, ob ich sie nicht doch versetzen würde. Nun, da war ich und sie freute sich riesig, mich wiederzusehen. Zum Ausklang tranken wir noch ein Bier und machten uns dann mit dem Skytrain auf zum Baiyoke-Tower, so der Name des Hochhauses wie Kat in der Zwischenzeit herausbekommen hatte.

      In dem Moment, wo man den Tag mit einer Lady verbrachte, wurde das Leben gleich doppelt so teuer, da der Farang immer für beide bezahlte. So lautete das ungeschriebene Gesetz in Bangkok.

      Im Skytrain betrachtete ich mir die übrigen Fahrgäste. Viele der Einheimischen wiesen gefärbte Haare auf, allerdings meist in Braun- oder Rottönen. Blond war hier offensichtlich gar nicht angesagt – und ich war blond. Wir mussten von der Haltestelle bis zum Baiyoke-Tower noch zirka einen Kilometer Fußmarsch zurücklegen, vorbei an einem großen modernen Einkaufszentrum, Unmengen von Händlern säumten die Bürgersteige. Zwei Welten prallten aufeinander; die modernen, westlichen, klimatisierten Konsumtempel und die traditionelle, thailändische Enge der Straßenverkäufer. Die Bürgersteige waren durch diese teilweise derart zugestellt, dass keine zwei Passanten aneinander vorbeikamen. Alte Plastikplanen waren als Schutz gegen die Sonne und Regen über den Waren aufgespannt. Trotzdem gefiel es mir auf der Straße viel besser als in

Скачать книгу