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Stürme der Prärie. Jutta Maschmeier
Читать онлайн.Название Stürme der Prärie
Год выпуска 0
isbn 9783742759887
Автор произведения Jutta Maschmeier
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Quatsch! Das ist doch kein Problem. Und jetzt zieh dich um, wir gehen reiten.“
Inka duldete keinen Widerspruch. Erst auf dem Weg zum Stall fragte sie:
„Du kannst also reiten?“
„Ja, aber ich fürchte, ich bin etwas aus der Übung, außerdem ist mein Stil etwas anders als eurer. Vielleicht können wir erst mal üben?“
Karen war es ein wenig mulmig, schließlich war sie das Reiten in einer Halle gewohnt. Die Pferde hier schienen auch etwas wilder zu sein.
„Keine Sorge, wir gehen nur auf den Reitplatz“, beruhigte Inka sie.
Zusammen putzten sie das Pferd, es war Stella, die Karen bereits kannte.
„Sie ist unser liebstes Pferd, ehrlich. Sie wird dich nicht abwerfen, nicht wahr, meine Schöne?“
Inka strich Stella sanft über die Nüstern, aber Karen schaute eher skeptisch drein.
Doch als Karen aufsaß, fühlte sie, wie alle Angst verflog. Es stimmte, reiten konnte man nicht verlernen. Nach den ersten Runden winkte Inka sie zu sich heran. Sie saß auf dem Holzzaun und schüttelte den Kopf.
„Nein, so geht das nicht. Du bist hier nicht bei einer Dressurprüfung. Du musst die Zügel nur in eine Hand nehmen und beim Trab musst du aussitzen. Versuch es noch mal.“
Karen versuchte, Inkas Anweisungen zu folgen, doch es war schwerer, als sie gedacht hatte. Beim Aussitzen wackelte sie völlig unkontrolliert auf dem Pferderücken herum. Sie war so konzentriert, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie noch weitere Zuschauer bekommen hatte. Alle Stallburschen waren da. Auch einige der Viehtreiber schauten sich das Schauspiel an. Karen hätte am liebsten sofort aufgehört, doch die Blöße wollte sie sich auch nicht geben. Sobald Stella in Trab verfiel, wackelte Karen auf dem Pferd herum und die Zuschauer hatten etwas zu lachen. Einmal verlor sie völlig den Halt und fand sich im Sand wieder. Ärgerlich nahm sie die Hand, die ihr aufhelfen wollte, und klopfte sich dann den Staub von der Hose. Als sie aufsah, schaute sie direkt in das grimmige Gesicht von Derek. Oh Gott, auch das noch!
„Was ist hier los?“, fragte er böse.
„Ich gebe Karen nur ein bisschen Reitunterricht“, hörte sie Inka sagen.
„Hast du nichts Besseres zu tun?“, fragte Derek.
„Ich hab schon alles erledigt“, war die kleinlaute Antwort.
„Und ihr?“ Derek schaute nun seine Männer der Reihe nach an. „Habt ihr auch schon Feierabend?“
Keiner sagte ein Wort. Alle blickten interessiert in den Sand.
„Also, verschwindet an eure Arbeit.“
Sofort löste sich die Menge auf. Nur Inka kam auf sie zu.
„Ich wollte mit Karen ausreiten, doch ich hielt es für besser, erst einmal zu sehen, wie gut sie reiten kann. Das war doch in deinem Sinne, oder?“
Inka schaute Derek mit ihren Rehaugen ganz lieb an. Es schien zu wirken.
„Ja, natürlich. Aber ich möchte nicht, dass meine Männer von der Arbeit abgehalten werden. Das nächste Mal schickst du sie weg, o. k.?“
„Klar doch.“ Inka nickte brav.
„Und zeig deiner Schülerin bitte, wie man richtig reitet, so kann sie auf keinen Fall ausreiten.“
Karen schnappte erbost nach Luft. Was bildete sich dieser Cowboy eigentlich ein?
„Ich kann reiten!“, rief sie empört. Derek drehte sich zu ihr um und schaute auf sie hinunter.
„So?“, sagte er nur.
„Jawohl! Ich reite seit meinem fünften Lebensjahr, nur dieses Reiten ist noch etwas ungewohnt für mich. Aber das werde ich schon lernen.“
Karen schaute ihm herausfordernd in die Augen. Sie spürte, wie sein Blick langsam über ihre Gestalt ging und wurde sich augenblicklich ihres Aussehens bewusst. Die zu große Jeans, das schlabbrige T-Shirt, staubbedeckt, sie musste wirklich toll aussehen. Als sie sah, wie es um seine Mundwinkel zuckte, wusste sie, dass ihn das amüsierte. Trotzdem hielt sie seinem Blick stand. Er überlegte lange, doch plötzlich wandte er sich von ihr ab und rief über seine Schulter hinweg:
„Na gut, dann üben Sie mal schön weiter.“
„Das werde ich tun!“, bellte sie ihm hinterher. So ein arroganter Kerl, dachte sie, dem werde ich es schon zeigen! Beherzt kletterte sie wieder auf das Pferd und trieb es an. Inka kehrte auf ihren Platz auf dem Zaun zurück. Die Reitstunde konnte ohne weitere Störungen fortgeführt werden.
„Du musste dein Gewicht mehr nach hinten verlagern. Ja, genauso. Und jetzt musst du mitschwingen, genau“, rief Inka ihr zu.
Karen gab sich alle Mühe, es hinzubekommen. Nach einer Stunde hatte sie den Dreh raus. Inka meinte, dass es für heute genug sei, doch Karen hätte gerne noch weiter geübt. Ihr Ehrgeiz war entfacht, vor allem wegen Dereks Bemerkung.
„Du wirst morgen einen furchtbaren Muskelkater haben“, meinte Inka.
Karen ahnte, dass sie damit Recht haben würde. Doch heute fühlte sie sich gut und war mit ihrem Fortschritt zufrieden. Sie tranken eine Limonade auf der Veranda und plauderten fröhlich miteinander. Karen hatte das Gefühl, in Inka eine Freundin gefunden zu haben. Das gefiel ihr.
„Wenn du magst, können wir morgen wieder üben“, sagte Inka.
„Das wäre toll. Ein Ausritt würde mich schon sehr reizen, doch du hast recht, ich brauche noch etwas Übung“, gab Karen zu.
Inka hielt ihr Versprechen. So trafen sie sich am nächsten Tag am späten Nachmittag wieder auf dem Reitplatz. Diesmal blieben sie von Zuschauern verschont und das war auch gut so, denn Karen hatte schon Probleme, auf Stella aufzusteigen. Sie hatte einen furchtbaren Muskelkater und konnte sich kaum bewegen. Doch sobald sie auf dem Pferd saß, war alles vergessen. Es machte ihr immer mehr Spaß. Beim Abendessen erzählte Inka von ihren Fortschritten. Betty war ganz begeistert, dass sie Karen Unterricht gab.
„So können wir uns ein wenig revanchieren, schließlich haben Sie uns auch schon so viel Neues beigebracht“, meinte sie.
Karen hatte Betty vor ein paar Tagen das Internet und das E-Mail-Programm gezeigt. Betty hatte auch gleich eine Mail an ihre Schwester in Colorado geschrieben. Die hatte auch prompt geantwortet und so war nun ein neuer Kontakt zwischen den beiden Schwestern entstanden, worüber Betty sehr glücklich war.
„Inka, kommst du morgen mit zum Little Canyon? Ich muss nachsehen, ob alle Rinder wohlauf sind“, fragte Bill nun.
„Das geht nicht, sie muss morgen nach Sedona, die Post abholen. Ich brauche alle Männer hier für die neuen Brandzeichen“, meldete sich Derek zu Wort.
„Ich könnte aber gut einen zweiten Mann gebrauchen, das Gebiet ist zu groß für einen allein“,
erwiderte Bill.
Inka schaute enttäuscht von einem zum anderen. Karen konnte sich denken, dass sie gerne mit Bill allein einen Tag verbringen wollte. Sie hatte auch schon die Lösung.
„Ich könnte die Post holen. Außerdem könnte ich gleich im Computerladen vorbeischauen und nach der Bestellung fragen.“
Inka schaute begeistert zu ihr herüber. Auch Bill nickte zu dem Vorschlag. Derek schaute Karen an und schien darüber nachzudenken.
„Ich kenne den Weg und mit dem Jeep komme ich auch klar. Außerdem kann ich im Büro im Moment sowieso nicht viel machen, da das Programm noch nicht da ist.“
„Hm, vielleicht könntest du sie begleiten, Mutter?“, wandte sich Derek an Betty.
„Leider nein, Martha und ich haben morgen so viel vor. Aber ich glaube, das schafft Karen auch ganz allein, nicht wahr?“
„Und denk bitte daran, dass du dir