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Spinnen-Feind. Michael H. Schenk
Читать онлайн.Название Spinnen-Feind
Год выпуска 0
isbn 9783847611585
Автор произведения Michael H. Schenk
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Deswegen hatte der Colonel des Regiments auch jedem einen kräftigen Arschtritt versprochen, der versehentlich einen freundlichen Kolonisten erledigte. Rhyes und ihren Kameradinnen und Kameraden schmeckte das nicht besonders. Die Unterscheidung, zwischen einem Neutralen und einem Feind, konnte Zeit und Leben kosten. Aber es war ihr verdammter Job, okay?
Rhyes war mit ihrer Ausrüstung fertig. Als Corporal unterstand ihr eine Gruppe von sieben Marines, welche sie jetzt ebenfalls kontrollierte. Sie wusste, nach ihr würde einer der Sergeants noch einmal alles überprüfen. Dann der First-Sergeant. Nur der Lieutenant, der würde sich mit einer höflichen Stichprobe zufrieden geben. Sein Job war es, die geschärfte Klinge des Bataillons von seinen Sergeants in Empfang zu nehmen, und erfolgreich durch den Einsatz zu führen.
Corporal Rhyes hätte gerne ausgespuckt. Der Junge mit den Lieutenant-Balken war brandneu. Sie war froh, dass im benachbarten Container der Captain und Lieutenant Forbish auf den Einsatz warteten. Die waren okay.
Dann rumpelte irgendetwas.
Rhyes flog gegen eine andere Marine, kam taumelnd auf die Füße, um einen zweiten Stoß zu empfangen.
Ringsum torkelten Männer und Frauen, als ein dritter Schlag erfolgte. Doch außer ein paar saftigen Flüchen herrschte Ruhe. Die ersten UN-Marines waren eine disziplinierte Elitetruppe. Rhyes sah den Lieutenant in sein Helm-Com sprechen und blickte zum Fenster hinaus. Vielleicht konnte sie etwas erkennen.
Was sie sah, gefiel ihr absolut nicht.
Ein helles Licht blitzte auf und blendete sie kurz.
Das war einer der beiden Lasertürme des Zerstörers Rapid gewesen. Die Punkte mit den langen Feuerschweifen waren Raketen, welche von den Schnellstarteinrichtungen des Kriegsschiffes abgefeuert wurden.
“Scheiße, was geht da vor sich?” Niemand antwortete auf ihre gemurmelte Bemerkung. Nur undeutlich nahm sie die aufgeregte Stimme des Lieutenants wahr. Der Offizier schrie etwas Unverständliches. Rhyes spürte eine erneute Erschütterung. Doch diesmal von Sergeant Walters ausgelöst, der sich rücksichtslos durch die dicht gedrängten Marines schob, und zum anderen Ende des Containers hastete.
“Oh, verdammt”, fluchte Rhyes erneut. Das war nicht geplant. Absolut nicht geplant. Die Typen in der ISS hatten die Container mit manuellen Steuerungen versehen. Normalerweise wurden die Dinger ferngesteuert gelandet und später von den Pendlern wieder aufgenommen. Aber aufgrund des Ausfalls der Funkverbindungen zum Mars, hatte man eine provisorische Handsteuerung zusammengebastelt. Die eingewiesenen Marines, die als Aushilfs-Piloten fungierten, waren auf den zusammengeklebten Monitor mit Radar-Display, und die Hilfe ihrer Götter, angewiesen.
“Ausklinken, ausklinken”, schrie der Lieutenant immer wieder, während Walters bereits an den Schaltern tätig war und hilflos mit den Schultern zuckte. “Ausklinken!”
Rhyes knurrte unterdrückt. Kein guter Stil von dem Mann. Aber verständlich, dachte sie ironisch. Wir sitzen hier wie die Truthähne, während es draußen knallt. Lieber am Boden sein, wo man zurückknallen konnte.
Der Schlag traf sie unvorbereitet. Corporal Janice Rhyes fühlte, wie sie durch die Luft gewirbelt wurde. “Das ist der Vorteil der Schwerelosigkeit”, dachte sie erstaunlich ruhig. “Der Flug macht echt Spaß, wenn man davon absieht, gegen alle möglichen Leute und Dinge zu krachen.”
Sie schlug hart gegen eine der Wandungen des Containers, und betrachtete mit großen Augen, wie diese Wand sich verformte und nach innen wölbte. Das gefiel ihr nicht. Ganz und gar nicht. Unwillkürlich atmete sie auf, als das dünne Metall hielt. Janice hatte schon zu spüren geglaubt, wie sie ins Vakuum des Weltraums gesogen wurde. Angeblich ein rascher Tod, aber die 23-jährige hatte, verdammt noch mal, nicht die geringste Lust, das auszutesten.
Alles ruckte und schaukelte, das Licht im Container flackerte und erlosch. Jemand schaltete eine Notlampe ein. Es herrschte ein wirres Durcheinander von Mensch und Material. Noch während weitere Erschütterungen durch den Frachtcontainer gingen, schafften die Unteroffiziere langsam Ordnung, begann die Versorgung der Verletzten.
Vor Janices Augen wirbelten die Sterne durcheinander, beruhigten sich nur ganz allmählich, begleitet von ungleichmäßigem Rucken und Andruckschüben. Sie erreichte das Fenster. Der Anblick der Sterne veränderte sich. Die Conestoga änderte ihre Richtung, ihre Haupt- und Lagetriebwerke flammten. Vor ihrem Fenster sah Janice Rhyes verbogene Streben und Metall, welches sich vorher an anderer Stelle befunden hatte. Der benachbarte Container fehlte.
Für einen kurzen Moment kreiste der Mars durch ihr Sichtfenster. Seltsame Feuerblumen schienen in seiner Atmosphäre zu wachsen und wieder zu verblühen.
Dann sah der Corporal einen der Zerstörer.
Sie wusste nicht, welcher es war. Aber viel war von ihm nicht mehr übrig. Die Bugsektion fehlte vollständig und der mittlere Teil schwer beschädigt. Von der Kommandobrücke, mit dem riesigen Radardom, war nur ein Stumpf übrig. Aber das Schiff schien noch Überlebende und Energie zu haben. Aus dem einzigen, noch funktionsfähigen Laserturm, hinter der Brücke, zuckten regelmäßig die Schussblitze auf. Instinktiv zählte Rhyes die Pause zwischen den Schüssen. Das war der Zeitraum, den die Speicherzellen benötigten, bis genug Energie für den nächsten Laserimpuls angesammelt war. Drei Sekunden. Ein HE-4, klassifizierte Rhyes sachkundig. Verdammt, mit Babys mochte sie sich nicht auskennen, aber einen verdammten Hochenergie-Laser, den konnte sie jederzeit zuordnen.
Dann verschwand der Zerstörer aus ihrem Blickfeld, als das Containerschiff weiter in die neue Richtung eindrehte. Wieder warf sie eine Erschütterung vom Fenster zurück. Die Haupttriebwerke der Conestoga zündeten erneut, beschleunigten das Schiff. Der Andruck hielt an, wuchs auf über 5-fache Erdschwere an. Fünf G, stärker konnte das Schiff nicht beschleunigen. Corporal Rhyes und die anderen Marines wussten, dass sie auf der Flucht waren.
Es gab den letzten Schlag. Das war der stärkste von allen, und Rhyes wurde bewusstlos. Als sie aufwachte, stand Sergeant Walters an ihrem Fenster, und blickte fasziniert hinaus.
“Tolle Aussicht, was Sergeant?” Rhyes grinste schon wieder. “Jede Menge Sterne bis nach Hause.”
Walters sah sie von der Seite an. “Yeah”, dehnte er mit seinem breiten, texanischen Akzent. “Jede Menge.”
Der Unteroffizier, mit den drei Winkeln am Ärmel, wies nach Draußen und als Janice hinaus sah, erkannte sie auf etwas Neues, Unerwartetes. Zwischen den verbogenen Streben des Mittelteils der Conestoga, steckten die Überreste eines fremdartigen Objektes. Es war deformiert, schien zu brennen, aber Janice erkannte einen fünfzackigen Umriss.
“Wow, ein Souvenir”, flüsterte sie leise. “Noch ein Stern.”
Walters nickte. “Yeah, ein Todesstern.”
Captain Jeremiah Hartford stand zur gleichen Zeit, kaum dreißig Meter von Janice entfernt, im Bugmodul der Conestoga und schüttelte immer wieder den Kopf. “Unglaublich. Ein Desaster. Ein echtes Desaster. Unglaublich.”
Sein Erster Offizier stimmte ihm unumwunden zu, aber er war sich nicht sicher, ob der Captain sich auf die Ereignisse bezog oder auf dieses fremde Objekt, dessen Einschlag ihr Schiff fast ruiniert und zweigeteilt hätte. Im Grunde schien die Conestoga allenfalls noch von Spucke zusammengehalten zu werden. Die meisten Hauptstreben waren zerstört und verbogen. Ein Wunder, dass dieses alte Frachtschiff nicht auseinanderfiel und die Leitungen zum Maschinenraum noch standen.
“Die Marines sind gerade auf EVA gegangen und beheben in Raumanzügen die schwersten Schäden, so gut es geht. Wobei sie bei den Hauptstreben natürlich machtlos sind. Das lässt sich mit Bordmitteln nicht beheben. Die Brände in dem fremden... Ding... sind durch das Vakuum erloschen. Einer der Offiziere der Marines hat sich das Objekt kurz angesehen,