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Spinnen-Feind. Michael H. Schenk
Читать онлайн.Название Spinnen-Feind
Год выпуска 0
isbn 9783847611585
Автор произведения Michael H. Schenk
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Der Kommandeur der UNSA-Streitkräfte schob einen Datenträger in den Tischprojektor des Konferenztisches, und drückte eine Taste. Prenauld hatte diese Daten noch nicht an die Anwesenden überspielt, da er auf die spontane Reaktion der anderen gespannt war.
Ein kurzes Stöhnen ging durch den Raum, als die dreidimensionale Holographie des Fremden, mitten auf dem Tisch zu stehen schien.
“Ist natürlich mit gewissen Unsicherheiten versehen. Der Körper war etwas... hm... deformiert. Aber Sie sehen, es handelt sich eindeutig nicht um ein menschliches oder auch nur menschenähnliches Wesen.”
“Nein”, stellte Howard fest, “sieht aus wie eine verdammte Spinne oder ein Käfer. Verdammt.”
Der General der Arabischen Allianz setzte die Projektion in eine langsame Rotation. “Das also, ist der Feind.”
“Ja, das ist er.” Jean Prenauld seufzte unbehaglich. “Der Körper ähnelt tatsächlich, zumindest auf den ersten Blick, einer Spinne, nur das Kopf, Rumpf und Hinterteil aus einem Stück zu bestehen scheinen. Acht Gliedmaßen. Davon die vorderen Vier mit Greifsystemen, die, bei aller Fremdartigkeit, doch stark unseren Händen ähneln. Der ganze Körper wird von einer Art Panzer aus Chitin umgeben. Körperöffnungen wurden nur im vorderen Bereich gefunden. Sie sehen den senkrecht stehenden Schlitz, an der Unterseite dessen, was ich als Kopf bezeichnen möchte. Dient möglicherweise der Nahrungsaufnahme. Allerdings wissen wir nicht, was die Fremden als Nahrung zu sich nehmen. Die vier waagrechten Schlitze verbergen die Augen, die in dieser Holographie geschlossen sind. Vielleicht ganz gut so. Alle vier Augen weisen nach vorne, auch wenn die Äußeren ein wenig zur Seite versetzt sind. Das bedeutet, dass diese Burschen ein verdammt gutes peripheres Sehen haben. Die Augen bestehen, wie bei den meisten Insekten, aus Facetten. Die der Fremden sind Grün, weisen aber ... verdammt, weisen aber senkrecht stehende Schlitzpupillen, von gelber Farbe, auf. Himmel, damit kann ich meine Kinder erschrecken.”
Admiral Han wies auf den Körper des Fremden, der zwischen den acht Gliedern ein wenig nach unten durchhing, und tatsächlich einer Spinne ähnelte. “Der Körper scheint grün gefleckt zu sein. Was sind das hier für gelbe Schlieren?”
Prenauld blickte hoch. “Das? Ach so. Blut oder so etwas Ähnliches. Der Bursche war ja nicht mehr ganz in einem Stück. Man hat die Holographie für uns zusammengestellt. Derzeit werden die Einzelteile des Fremden im Gobi-Areal untersucht. Lady und Gentlemen, wir müssen jetzt unsere Karten auf den Tisch legen. Schieben wir einmal die Politik und das nationale Denken zur Seite. Der Bursche da”, Prenauld wies auf das Hologramm, “zwingt uns dazu. Wir müssen jetzt alles in einen gemeinsamen Topf werfen. Welche Schiffe haben wir zu Verfügung? Welche werden gebaut? Dann noch ein anderes Problem: Unsere unterschiedlichen Baupläne. Wenn wir gemeinsam kämpfen, und ein beschädigtes Schiff benötigt von einem anderen Ersatzteile, dann wäre das im Moment wohl nahezu unmöglich. Ich glaube nicht, das die Teile unserer Schiffe in Ihre passen, oder?”
Die Anwesenden dachten automatisch an die Militärschiffe ihrer jeweiligen Nationen. Sicher, im Großen und Ganzen sahen sie sich ähnlich. Die plumpen Bug- und Hecksektionen, mit den Triebwerken, und das ebenso ungeschlacht wirkende Mittelteil. Die panamerikanischen und russischen Schiffe hatten aufragende Kommandobrücken. Alle Schiffe besaßen an der Ober- und Unterseite den typischen Radardom. Aber die Abmessungen der Schiffe waren ebenso unterschiedlich, wie ihre innere Ausstattung und ihre Maschinen.
Man sah den chinesischen Admiral lächelnd den Kopf schütteln. “Ich glaube nicht, General Prenauld.”
“Nun, dann sollten sich die Konstrukteure unserer Länder einmal zusammensetzen und einheitliche Schiffe konzipieren. Und das muss verdammt schnell gehen.”
General Tanja Olnarewa lehnte sich zurück und legte ihre hübschen Beine übereinander. Das waren Momente, in denen Prenauld Gott dankte, dass zu den Paradeuniformen weiblicher Generäle, zumindest in Europa, noch Röcke gehörten. Oh, er war kein verdammter Sexist. Aber wenn man so etwas sah, dann wusste man als männlicher Angehöriger der Menschheit sofort, wofür man kämpfte.
“Ich hätte da vielleicht etwas für Sie, meine Herren”, eröffnete die Russin mit einem sanften Lächeln.
Kapitel 9 Ausklang eines Einsatzes
Corporal Janice Rhyes hatte keine Badewanne gefunden. Aber im Moment war sie äußerst zufrieden, sich unter den, abwechselnd kalten und heißen, Strahlen der Dusche zu drehen. Es störte sie nicht, dass rings um sie fast zwanzig Leute Wasser auf ihre Körper prasseln ließen.
“Shib”, hörte sie einen unterdrückten Fluch. Als sie kurz zur Seite sah, erblickte sie neben sich Frank Zimmermann, der sich gerade nach einem Stück Seife bückte.
“Hübscher Arsch”, murmelte sie leise.
“Bitte?” Zimmermann hatte endlich die Seife und richtete sich wieder auf.
“Ich sagte, du hast einen netten Hintern.” Das traf es schließlich auch.
Der Deutsche sah sie an. “Hätte ich auch gerade gesagt.”
“Hättest du Lust, mich einzuseifen?” Rhyes lächelte verführerisch.
“Das Leben ist kurz und hart”, meinte er und nickte zustimmend.
“Manches auch lang und hart”, meinte Janice nach einem fachkundigen Blick.
Kapitel 10 Was kostet die Welt?
Die Mitglieder des Sicherheitsrates und der Generalsekretär der UNO waren wieder in das Hauptgebäude nach New York zurückgekehrt. Die von ihnen gefassten Beschlüsse waren zwar bindend, mussten aber dennoch, aufgrund ihrer enormen Tragweite, durch die Vollversammlung der Mietgliedsstaaten abgesegnet werden. Eine ganze Reihe solcher Versammlungen und Abstimmungen war in der nächsten Zeit angesetzt. Es war zu befürchten, dass einige der Schlüsse viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Nicht, weil man an ihrem Sinn zweifelte, sondern weil jeder Delegierte das Recht auf Redezeit innehatte und mancher von ihnen sich sehr gerne sprechen hörte.
Zuerst musste man die Mittel für die geplanten Maßnahmen zusammenbringen und der Sicherheitsrat trat vor Beginn der Vollversammlung zusammen, um sich einen Eindruck von der zu erwartenden Größenordnung zu verschaffen.
Dr. Verenkötter sah in die Runde der Anwesenden und ahnte, welchen Schock seine Worte auslösen würden. “Ich habe die Berechnungen der verschiedenen Fachleute mit den meinen verglichen. Alles in allem, wenn nichts schief geht – und glauben Sie mir, es wird genug schiefgehen – kostet uns der Bau einer Raumflotte, mit der erforderlichen Logistik sowie die Umrüstmaßnahmen der Energieversorgung auf der Erde, geschätzte 43 Billiarden. Plus oder minus ein paar Kleinigkeiten, die ich gar nicht erst erwähne.”
Schweigen herrschte im Raum und das Entsetzen war deutlich zu spüren.
“Dreiundvierzig Billiarden”, seufzte jemand in die Stille.
“Das schaffen wir nicht.” Cynthia Rodriguez