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Spinnen-Feind. Michael H. Schenk
Читать онлайн.Название Spinnen-Feind
Год выпуска 0
isbn 9783847611585
Автор произведения Michael H. Schenk
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
“Andockmanöver, Lady und Gentleman”, rief der Pilot der Raumfähre. Sekunden später spürten die Passagiere den Bremsdruck, dann einen leichten Stoß, als der Orbiter an der Schleuse der russischen Blase festmachte. “Triebwerke auf Null. Andockschürze dicht. Atmosphärischer Druck klar. Umkoppeln auf externe Versorgung ... jetzt.” Der Pilot legte eine Reihe von Schaltern um. Für einen Augenblick flackerte das Licht, dann wurde der Orbiter von der Station versorgt.
“Willkommen auf der Nikolajew-Station.” Tanja Olnarewa wies freundlich zu der runden Luke des Shuttles, die gerade von zwei Besatzungsmitgliedern geöffnet wurde.
Wenig später standen die Offiziere auf dem schmalen Gitterrost, der sich im Inneren der Blase rund um ihren Äquator zog. Fasziniert blickten sie auf das Projekt, an dem die Russen hier, vor Blicken geschützt, gearbeitet hatten.
“Verdammt”, stieß Jean Prenauld hervor. Nur ein einziges Wort, welches seine Gefühle ausdrückte.
Was er und die anderen Befehlshaber hier vor sich, innerhalb der Blase schweben sahen, war eine vollkommen neue und eigenartig elegante Konstruktion.
“Ich stelle Ihnen vor: Den experimentellen Kreuzer der Russischen Föderation, Pjotr Amassov.” Olnarewa konnte sich eine leicht theatralische Geste nicht verkneifen und Prenauld wusste nicht genau, ob darin eine Spur von Ironie verborgen lag. Doch wie auch immer, sie hatte sich diese Geste verdient.
Vor ihnen schwebte ein vollkommen neuartiges Raumschiff in den Verankerungen des Docks. Im Gegensatz zu den sonst plumpen Formen anderer Schiffe, wies der Kreuzer die Grundform einer Zigarre auf. Diese Zigarre war in ihrem Querschnitt allerdings extrem flach und verjüngte sich zu einem Ende hin. Das Verhältnis von Länge zu Breite mochte ungefähr Eins zu Vier betragen. Ungefähr am Beginn des hinteren Drittels befand sich die Erhebung der Kommandobrücke. Im Gegensatz zu den sonst üblichen kastenförmigen Aufbauten, erinnerte diese Konstruktion an ein gedrungenes “T”. Direkt hinter der Brücke erhob sich ein Radardom, in Form einer Halbkugel. Das Gegenstück befand sich an der Unterseite der Pjotr Amassov.
“Sie ist groß”, merkte General Nishimura an. “Wirklich groß.”
Tanja Olnarewa nickte. “Einhundertundzwölf Meter lang. Fast ein Drittel mehr, als bei den bisherigen Kreuzern. Trotzdem nur 34 Mann Besatzung. Der Kreuzer hat vier Raketenstarter. Zwei im Bug, zwei am Heck. Dazu eine Gatling-Schnellfeuerkanone hinter der oberen Radarblase sowie jeweils eine an der Ober- und Unterseite des Bugs.”
“Und einen HE-Laserturm”, bemerkte Admiral Han.
“Zwei”, korrigierte die Russin. “Beide an den Seiten des Schiffes, in Höhe der Kommandobrücke. Typ Sieben.”
“Es gibt keinen Hochenergie-Laser Sieben.” Prenauld blickte etwas genauer auf den flachen Turm des Lasergeschützes. Er bemerkte eine schüsselartige Ausbuchtung, direkt hinter dem Mündungskristall des fast zehn Meter langen Laufes. “Da hol mich doch... Sie lenken den Abstrahlimpuls durch Reflektoren, um ihn zu verstärken und dann erneut abzustrahlen, nicht wahr?”
Olnarewa nickte und Howard strich sich nachdenklich über das Kinn. “Zum Teufel, daran haben wir schon seit drei Jahren gebastelt, aber es hat nie geklappt. Ständig sind uns die Mündungskristalle zerschmolzen.”
“Die Siebener benötigen keinen Mündungskristall. Eigentlich ist es kein Laser, bei dem die Energie bis zur Sättigungsgrenze gespeichert und dann erst abgestrahlt wird. Genau genommen, arbeitet der HE-7 mit einem Plasmastrahl.”
Einige der Anwesenden nahmen sich in diesem Augenblick sicher vor, den eigenen Waffenforschern einmal gründlich in den Hintern zu treten.
General Ibn Daud betrachtete den weißgrau schimmernden Rumpf des Schiffes, an dessen Flanken deutlich die Flagge der Russischen Föderation aufgemalt war. “Mir fällt noch etwas anderes auf. Sie haben nicht die klassischen Düsen am Bug. Nur diese etwas versenkten Rohre. Neuer Antrieb?”
Tanja Olnarewa wies auf die Pjotr Amassov. “Neuer Antrieb. Das Schiff fliegt mit Cherenkov-Aggregaten. Die alten Plasmatriebwerke dienen zwar immer noch zum manövrieren, geflogen wird jedoch mit dem neuen Antriebssystem. Die Versuche mit einem kleinen Ein-Mann-Testschiff ergaben eine maximale Geschwindigkeit von ... 150.000 Kilometern pro Sekunde.”
“Völlig unmöglich“, entfuhr es Han. “Das ist fast halbe Lichtgeschwindigkeit. Zudem würde der enorme Andruck die Besatzung als Marmelade über die Bordwände verteilen.“
„Jas, das war ein großes Problem“, gestand die Russin. „Wir mussten eine Kombination aus Tank und Andruckliege konstruieren, damit man die enorme Beschleunigung übersteht.“
“Ich schätze, unsere Chancen sind gerade erheblich gestiegen”, warf Nishimura ein und rieb sich erregt die Hände. “Verdammt, wann kann sie losfliegen?”
“Wir arbeiten mit Hochdruck. Aber es wird noch zwei Wochen dauern. Und ich muss gestehen, wir können nicht garantieren, dass alles reibungslos gelingt. Das Testschiff funktionierte, aber die Pjotr Amassov hat noch keinen Probeflug absolviert.”
Jean Prenauld nickte zustimmend. Im letzten Jahrtausend hätte man bei russischen Prototypen wahrscheinlich noch eine Katastrophe vorausgesetzt. Aber man wusste, wie sehr sich die russische Forschung in den letzten Jahrzehnten entwickelt hatte. Der Beweis lag ja vor seinen Augen.
“General Olnarewa, wird die Russische Föderation uns die Pläne der neuen Systeme zur Verfügung stellen?”
Olnarewa zögerte kaum. “Bevor wir hierher flogen, habe ich von der Präsidentin der Föderation die Erlaubnis eingeholt. Während dieser Besichtigung werden die neuartigen Konstruktionsunterlagen bereits an die UNO ausgehändigt.”
Jean Prenauld nickte erleichtert. “Was wir hier sehen, das lässt alle bisherigen Schiffe veralten. Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen und dies zu organisieren. General Olnarewa, wie lange haben Sie für den Bau dieses Schiffes benötigt?”
“Ohne die Konstruktionszeit und die Erprobungen? Zwei Jahre.”
Prenauld warf den anderen Stabsoffizieren einen langen Blick zu. “Schön. Zukünftig müssen wir es in sechs Monaten schaffen.” Er machte eine Eingabe auf seinem Computer. “Packen wir es an. Wir haben, verdammt noch mal, eine verdammte Menge Arbeit vor uns.”
Auf dem späteren Rückflug zur Erde sahen Prenauld und seine Begleiter die Zukunft schon in einem etwas helleren Licht. Die Pjotr Amassov erschien ihnen als ein Quantensprung in der Raumfahrt. Allerdings würde man viele Schiffe dieses Typs benötigen und dies bedeutete auch, dass man viele Werften brauchte, um das Vorhaben in möglichst kurzer Zeit zu bewerkstelligen.
Noch vor der Landung waren die ersten Vorschläge und Berechnungen fertig, und kaum hatte das Shuttle aufgesetzt, machten sich Prenauld und seine Begleitung auf den Weg zum UNO-Generalsekretär Mbuto Sangales.
“Der Mond? Warum der Mond?” Sangales sah die Offiziere überrascht an. “Haben Sie eine Ahnung von den Kosten, den langen Transportwegen?”
General Ibn Daud antwortete für General Prenauld. “Montage im freien Raum hat zwei grundsätzliche Probleme. Zum Einen, die lebensfeindlichen Bedingungen, und zum Anderen, die fehlende Schwerkraft.”
“Und Sie benötigen speziell ausgebildete Arbeitskräfte, um im Raum etwas zu montieren, Herr Generalsekretär”, ergänzte Prenauld.
“Aber ist es denn nicht leichter, die schweren Teile in der Schwerelosigkeit zu handhaben?” Dr. Verenkötter graute vor dem enormen Aufwand, auf dem Mond Werftanlagen zu errichten und diese dann mit allem zu versehen, um Raumschiffe bauen zu können.
“Sehen Sie, Herr Dr. Verenkötter, das Gewicht mag scheinbar fehlen, aber die Masse des Gegenstandes ist immer noch vorhanden. Und, wie gesagt, wir brauchen eine Menge Arbeitskräfte.”
“Sie wollen also vier Schiffswerften auf Luna errichten? Innerhalb von…”, Dr. Verenkötter blickte auf den Entwurf der Offiziere, “… nur sechs Monaten mit der Schiffsproduktion beginnen? Grundgütiger,