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gab Tana bekannt. "Mögen die Götter euch beschützen. - Und Weisheit verleihen", konnte sie sich eine kleine Ergänzung nicht verkneifen.

      Erstaunt sahen die Obleute den beiden nach, wie sie ohne weiteren Gruß in den Gang hinaustraten.

      "Feiner Kerl, dieser Gerit", stellte Tees fest. "Guter Plan."

      "Genau!" Raban war völlig seiner Meinung. - Mutig! - Sehr mutig! - Aber diese Frau - unmöglich!"

      "Genau!", bekräftigte Tees und goß die Becher noch einmal voll.

      Seit Tagen schon saß Teri neben ihrem gepackten Bündel und wartete darauf, dass es endlich losging. Von Anfang an hatte ihre Stiefmutter sie in alle ihre Pläne eingeweiht, und es war selbstverständlich, dass die zehnjährige Teri sie und Gerit auf der Reise begleiten würde.

      "Die Zunftmeister sind ein Haufen trunkener Narren!" Wütend kam Tana in die Höhle gestürmt und setzte sich steif auf ihr Lager. "Kein Geld für unsere Reise. Und keine Genehmigung! Das ist un-glaub-lich!"

      Gerit war im Eingang stehengeblieben und machte beruhigende Zeichen zu Teri hinüber, die bei den ersten Worten Tanas erschreckt aufgesprungen war.

      Tana deutete seine Gesten falsch. "Du warst mir auch keine große Hilfe!", ging sie auf ihren Gefährten los. "Einfach dasitzen und kein Wort sagen. Haben wir dafür nächtelang zusammengesessen und an unserem Plan gearbeitet, nur damit du dich von zwei Trunkenbolden mundtot machen läßt?"

      Langsam, mit tapsigen Schritten ging Gerit auf Tana zu. "Wir werden fahren!", sagte er mit fester Stimme und legte Tana eine Hand auf die Schulter.

      "Ach, lass mich doch in Ruhe", forderte Tana ihn leise auf, wobei sie ihn neben sich auf ihre Liege zog. Ein paar Augenblicke lang saßen die beiden dort stumm nebeneinander, dann fing Tana leise an zu lachen. "Hast du gesehen? Tees wäre fast vom Stuhl gekippt."

      Jetzt mußte auch Gerit lächeln. "Und Raban konnte kaum noch stehen."

      "Ge-nau!", bestätigte Tana, und plötzlich entlud sich ihre ganze Anspannung in brüllendem Gelächter.

      Teri saß auf ihrem Bett und sah dem Treiben verständnislos zu. Erst stritten sich die Erwachsenen und dann lachten sie zusammen. Wußten sie eigentlich selbst, was sie taten?

      "Wir werden fahren", hatte Gerit gesagt. Teri konnte nur hoffen, dass das auch stimmte. Höflich wartete sie ab, bis die Erwachsenen sich ausgealbert hatten, dann fragte sie Tana: "Wir fahren doch wirklich nach Tigan, oder?"

      "Ja, Teri!" Tana konnte sich kaum beruhigen. Aber dann nahm sie sich zusammen. "Ja, Teri, wir werden auf die Reise gehen. - Auf eine große Reise. Ganz auf die andere Seite des Kontinents."

      Gerit saß neben Tana und nickte ernst. "Wir werden bis zur Abreise in das Fremdenhaus ziehen müssen", stellte er fest. "Eine Lossagung von Zunft und Stadt ist kein Scherz. - Packt eure Sachen zusammen und kommt!"

      "Fremdenhaus" Tief war das Wort in den Torbalken der Höhle am Schneckenhafen eingegraben. Dieses war der Ort, wo jeder Besucher Thedras die Nacht zu verbringen hatte.

      Zu festgelegter Zeit ließen die Verkünder in Abständen dreimal ihre Fanfaren erschallen. Beim dritten Signal wurden die Tore der Herberge, und das große Schutztor am Hafen für die Nacht geschlossen. Besucher von außerhalb, die dann noch auf der Straße angetroffen wurden, bekamen das, was man, milde ausgedrückt, als Schwierigkeiten bezeichnen könnte.

      Jeder Fremde, der nach dem dritten Hornsignal von der Wache ergriffen wurde, mußte von dieser unverzüglich in das Gefängnis gebracht werden. - Kein Spaß bei den rauhen Sitten der Thedraner Fremden gegenüber. Besonders nicht in Winter, denn alle Habe wurde beschlagnahmt, und der große Gitterkasten aus Holz, der am Strand aufgestellt war, bot keinen Schutz vor dem rauhen Klima. - Auch kein Spaß für die Wachen, die den Wachdienst am Strand haßten und diesen Hass natürlich auf ihre Gefangenen übertrugen. Mehr als einmal war es schon vorgekommen, dass Fremde in der Dunkelheit, schon weit vor dem Gefängniskasten, ausgeglitten waren und sich dabei den Schädel eingeschlagen hatten. - Aber was machte es, sonderlich im Winter, schon für einen Unterschied, ob die Wachen einen erschlugen, oder ob man in dem Gitterkasten erfror?

      Das Fremdenrecht war hart in jener Zeit in Thedra.

      Gerit ging als erster durch das Tor des Fremdenhauses, aus dem der kleinen Gruppe ein Geruch von feuchtem Stroh entgegenschlug.

      "Unsere Reise fängt gut an", bemerkte Tana mit einem Blick auf den verschmutzten Steinboden.

      "Wieso?" Gerit fand den Zustand der Höhle offenbar ganz normal.

      Teri schaute sich interessiert um. Schon immer hatte sie es sich gewünscht, einmal hier schlafen zu dürfen. - Aber das kam für Thedraner natürlich überhaupt nicht in Frage. Jetzt waren Tana und Gerit durch ihre Lossagung zu Fremden geworden, was Teri endlich Gelegenheit zu der lange ersehnten Übernachtung im Fremdenhaus gab.

      Noch stand die Sonne ein gutes Stück über dem Horizont und von den derzeitigen Bewohnern war nichts zu sehen. Nur eine ältere, dunkelhäutige Kraanfrau kochte auf einem kleinen Feuer in der Mitte des Raumes ein seltsam riechendes Mahl. Um sie herum lagen einige herrenlose Bündel, deren Besitzer wohl in der Stadt waren.

      Die Kraan waren auf dem ganzen Kontinent als Artisten und Spaßmacher bekannt, und Teri war bei all ihren Vorstellungen gewesen, aber die Alte am Feuer hatte sie noch nie gesehen.

      Gerit grüßte die Alte und Tana suchte im Dämmerschein der Höhle die am wenigsten verschmutzte Ecke aus, um ihre Decken auszubreiten. Teri ging zu der Kraan hinüber und spähte neugierig in den großen Topf. Irgendwelches Grünzeug war mit einigen wenigen Fleisch- und Fischfetzen zu einem würzig duftenden Brei verrührt, der beim Kochen blubbernde Geräusche von sich gab.

      Freundlich schaute die Frau Teri an und sagte einige Worte in einer fremden Sprache.

      "Riecht gut!" Teri machte mit der Hand ein paar wedelnde Bewegungen zu ihrer Nase hin und ging dann lieber schnell weg. Die Alte gab einige glucksende Töne von sich, was wohl Lachen sein sollte. Teri drehte sich im Gehen um und grinste verlegen.

      "Pass doch auf, wo du hinläufst!" Tana war nicht gerade bester Laune, und dass Teri gerade eben mit ihren Holzschuhen in das frisch eingerichtete `Schlafzimmer' getrampelt war, hob ihre Stimmung auch nicht sonderlich.

      Schnell hopste Teri von der ausgebreiteten Decke herunter und schaute Tana entschuldigend an. Das Lachen der Kraan wurde lauter. Teri warf ihr einen bösen Blick zu.

      "Sei vorsichtig", warnte Gerit. "Die Kraan können zaubern! Wenn du die Frau böse machst, hoppelst du vielleicht als Erdhörnchen hier heraus, und für einen Käfig haben wir keinen Platz auf dem Schiff."

      "Och, die tut mir nichts", meinte Teri leichthin. "Die mag mich!"

      Ein schwaches Husten ließ Teri aufmerksam werden. Das Geräusch war aus einer dunklen Ecke gekommen. Auch Gerit hatte es gehört. Er machte einige Schritte in die Richtung, als die Stimme der Alten am Feuer ihn aufhielt.

      "Nicht gehe da hin!", rief sie Gerit an. "Mann krank! Ziegemann von Kaji ganz krank! Bald tot! Wenn du gehe zu Mann, du auch krank, du auch tot! - Komme zu Feuer mit Frau!" Aufgeregt winkte die Alte sie mit ausholenden Handbewegungen heran, und folgsam scharten die drei Neuankömmlinge sich um das Kochfeuer. Dort machte die dunkelhäutige Frau ihnen in ihrem seltsamen Idiom klar, dass auch die Kraan den Mann schon in der dunklen Ecke vorgefunden hatten. Er gehörte zu einer Gruppe von drei Ziegenhirten aus Kaji, einer Stadt, von der noch keiner der drei jemals etwas gehört hatte und war mit dem Schiff vor etwa dreißig Tagen hier angekommen.

      Nachdem die Männer ihre Herde verkauft hatten, waren die ersten Anzeichen der Fenko-Krankheit bei dem Hirten aufgetaucht und der Kapitän ihres Schiffes hatte sich geweigert, ihn an Bord gehen zu lassen. Vor etwa zehn Tagen hatte das Schiff dann abgelegt, und mit ihm waren auch die Gefährten des Mannes verschwunden. Noch nicht einmal Zehrgeld hatten sie ihm dagelassen. Als die Kraan-Leute ankamen, hatte er schon tagelang nichts mehr gegessen und getrunken gehabt.

      Die Kraan, weitgereist wie sie waren, hatten seine Krankheit erkannt

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