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Blutschwertzeit. Manfred Lafrentz
Читать онлайн.Название Blutschwertzeit
Год выпуска 0
isbn 9783738013153
Автор произведения Manfred Lafrentz
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Folke nickte.
„Dummkopf!” Es klang nicht böse, eher mitleidig. „Vielleicht ist es meine Schuld”, murmelte er. „Ich hätte euch davor warnen sollen.” Er schien in Gedanken zu versinken.
„Was ist ein Blutschwertmann?”, fragte Folke. Es klang wie die Frage eines Kindes, und er schämte sich dafür.
„Zauberei”, sagte Atli. „Sie haben sie irgendwann von den Aelfen gelernt. Es gibt immer Leute, die nach ihnen suchen, mit ihnen verhandeln, ihr dunkles Wissen erwerben. Hexen. Und unter den Schmieden gab es immer Zauberer. Vielleicht sind sogar alle welche. Man sagt, die Schmiede haben Schwarzaelfenblut in ihren Adern. Auf jeden Fall ist das Schmieden eine schwarze Kunst. Eine Kunst, die zwischen den Elementen vermittelt. Sie verwandelt Erde durch Feuer, Luft und Wasser in etwas anderes. In Stahl, der töten kann.” Er brummte unwillig. „Ich hab es euch gesagt, aber ihr habt nicht auf mich gehört. Jedenfalls du nicht. Man muss sich vor der Zauberei hüten. Ja”, sagte er fest, als wollte er sich selbst davon überzeugen, seine Pflicht getan zu haben, „ich habe es euch gesagt.”
„Üben die Aelfen die Schmiedekunst denn auch aus?”, fragte Folke verwirrt.
„Sicher”, sagte Atli. „Auch sie haben Waffen. Schwerter, Schilde, Helme. Oh ja, es gibt Schmiede unter ihnen, seit alter Zeit. Aber sie meiden das Eisen. Sie arbeiten mit Silber. Es taugt nicht so viel wie Stahl, aber sie haben auch Waffen aus Stein. Sie lieben die Steine, machen Pfeilspitzen und Lanzen aus ihnen. Mit dem Silber schmücken sie sich lieber. Dafür haben sie ihre Schmiede. Und auch ein Schwert aus Silber kann tödlich sein, vor allem wenn es verzaubert ist.”
„Das Schwert, das Brokk für mich geschmiedet hat”, fragte Folke vorsichtig, „ist es auch verzaubert?”
Atli nickte. „Der Schmied hat dein Blut in den Stahl geschmiedet. Nun bist du mit dem Schwert verbunden, so lange du lebst. Es ist ein Teil von dir. Blut in Waffen zu verschmieden ist alte Zauberei. Es ist ein Fluch. Die Blutzauber bringen Unheil.”
„Haben die Aelfen ihr Wissen deshalb an die Menschen weitergegeben? Um Unheil zu stiften?”
Atli lachte humorlos. „Gut möglich. Wer weiß schon, was Aelfen denken? Wenn ja, werden sie es inzwischen bereut haben, denn es schlägt auf sie zurück. Die Schwerter tragen das Unheil zu ihnen zurück.“ Er zuckte mit den Achseln. „Vielleicht haben die Schmiede ihnen das Zauberwissen auch gestohlen. Aelfenzauber gehört nicht in Menschenhand.”
„Aber was ist so schlimm an den Schwertern?”, fragte Folke störrisch. „Viele Männer haben ein Schwert. Ich könnte für den Fürsten kämpfen. Oder das Dorf verteidigen, wenn es angegriffen wird. Was macht es, wenn ich dieses Schwert mein ganzes Leben lang führe?”
„Es ist nicht einfach ein Schwert”, sagte Atli streng. „Das Blut macht es wild und unberechenbar. Wenn du es ziehst, wird es keine Ruhe geben, bis es getötet hat. Dein Blut in ihm ist deine dunkle Seite, ohne Mitleid, ohne Gewissen, voller Freude über das Töten. Es ist das Tier, das in dir steckt, das Tier, das töten will. Dieses Tier ist ein Schwert geworden. Und je länger du es hast, desto mehr wirst du selbst zu diesem Tier. Irgendwann wird jeder Blutschwertmann wahnsinnig.”
Es war eine kalte Prophezeiung. Folke spürte, wie sie heimtückisch durch seine Gedanken schlich und Raureif über alles legte. Er schauderte.
„Warum gibt es so etwas?”
Atli schnaubte. „Blutschwertmänner können sehr nützlich sein, auch wenn sie schwierig zu kontrollieren sind. Sie können einen Krieg entscheiden, aber man weiß nie im Voraus, für wen.”
„Dann ist es doch sinnlos, sie einzusetzen.”
„Krieg ist immer sinnlos, Junge, jedenfalls für die, die ihn austragen müssen. Er fängt an, und alle warten auf ein Ergebnis. Wenn die Schlacht geschlagen ist, heißt es handeln, den Vorteil erkennen. Selbst wenn nur wenige Leute übrig bleiben, sie genügen, um den Sieg für sich zu beanspruchen. Je weniger, desto übersichtlicher, verstehst du? Es kommt für die Fürsten nicht darauf an, wie viele Männer sie verlieren, wenn nur ein paar mehr übrig bleiben als beim Gegner.” Er kicherte sarkastisch. „Natürlich ist es gefährlich, Blutschwertmänner einzusetzen. Es ist ein Spiel. Du kannst verlieren und gewinnen. Solche wie wir verlieren ihr Leben. Die Fürsten vielleicht ein wenig Macht, ein wenig Land. Sie sind bereit, das einzusetzen, für die Möglichkeit, zu gewinnen.” Er wurde nachdenklich. „Sie werden die Blutschwertmänner im Krieg gegen die Aelfen einsetzen. Nicht in der Schlacht, sondern weit weg vom Heer. Dort, wo sie töten können, ohne den Menschen zu schaden. Wahrscheinlich brauchen sie dringend neue Blutschwertmänner dafür, deshalb hat der Schmied dir das angetan. Er wird eine schöne Belohnung dafür bekommen.” Er spuckte angewidert aus.
„Ich habe es nicht gewollt”, sagte Folke kläglich. „Er wollte mein Blut. Ich wollte es ihm nicht geben, aber ich war verwirrt. Ich wollte ein Schwert. Ist es so schlimm, ein Schwert zu wollen?”
Atli nickte. „Sie haben ihre Tricks. Zaubertricks. Sie reden und zaubern.”
Folke sah ihn neugierig an. „Hast du Blutschwertmänner gekannt?”
„In allen Schlachten gab es welche. Ich habe sie gesehen. Auch dein Vater hat sie gesehen. Sie sind grausam. Niemand kann ihnen trauen, nicht, wenn sie ihre Schwerter ziehen. Die Schwerter wollen Blut trinken, nachdem sie einmal auf den Geschmack gekommen sind, es spielt keine Rolle, von wem.
Blutschwertmänner haben keine Familie mehr.” Er sah Folke traurig an. „Alle haben Angst vor dir und zwar mit Recht. Nicht einmal deine eigene Mutter ist vor dir sicher.”
„Das ist nicht wahr!”, schrie Folke aufgebracht. „Ich würde ihr niemals etwas antun!” Er dachte daran, wie sie unter Brokk gelegen hatte. Sie hatte es für ihn getan. Vielleicht hatte der Schmied ihr versprochen, das Schwert zu zerstören. Folke verspürte unbändigen Hass auf ihn. Brokk würde er töten können.
„Ich glaube dir, dass du es nicht willst”, sagte Atli beschwichtigend. „Aber du kannst nicht wissen, was das Schwert aus dir macht.”
Folke zog die Beine an und senkte den Kopf auf die Knie. „Gibt es keinen Weg, es rückgängig zu machen?”, fragte er dumpf.
Atli schüttelte bekümmert den Kopf. „Ich weiß von keinem. Ich habe auch noch nie gehört, dass Blutschwertmänner den Fluch rückgängig machen wollten. Wenn du erstmal mit dem Schwert getötet hast ...”
„Aber ich will das nicht!”, rief Folke verzweifelt. „Was soll aus mir werden? Ich kann doch nicht bis an mein Lebensende nur kämpfen und töten. Ich will nicht, dass alle Angst vor mir haben. Und ich will nicht wahnsinnig werden.”
„Ich wünschte, ich könnte dir helfen”, sagte Atli betrübt. „Ein Augenblick, Junge, nur ein winziger Augenblick, in dem du unachtsam warst, trunken von den Verheißungen eines gewissenlosen Zauberers, und schon hat sich alles für dich verändert.” Er seufzte. „Wir hätten alle besser aufpassen sollen.”
Folke schaute in die Dämmerung. Alles schien sich zu verdunkeln, auch in ihm selbst. „Es ist meine Schuld, nicht wahr? Ich habe etwas gewollt, das mir nicht zustand. Die anderen haben mich gewarnt, aber ich wollte ein Krieger sein.”
Atli schwieg.
„Ich wollte kein Blutschwertmann werden. Ich wusste gar nichts darüber. Aber vielleicht ...” Folke sah Atli unsicher an. „Ich habe manchmal über das Töten nachgedacht. Glaubst du, dass ich ein Blutschwertmann geworden bin, weil in mir etwas ist, das es wollte?” Seine Stimme wurde heiser. Er dachte an die seltsamen Gefühle, die er manchmal hatte. Unsichtbar sein. Der schwarze Sack, der sich um ihn zusammenzog und ihn ersticken wollte. „Vielleicht bin ich schon verrückt und bin deshalb diesen Weg gegangen ...”
„Das kann ich nicht sagen.” Atlis Stimme war voller Unbehagen. „Du bist noch ein Junge. Ich glaube, du hast es nicht besser gewusst.”
„Was soll ich tun?”
„Du wirst mit dem Vogt