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Blutschwertzeit. Manfred Lafrentz
Читать онлайн.Название Blutschwertzeit
Год выпуска 0
isbn 9783738013153
Автор произведения Manfred Lafrentz
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Da fielen sie über ihn her, schlugen und traten ihn, alle außer Egli, der aber nichts dagegen unternahm. Er wehrte sich, aber es waren zu viele. Sie schlugen nicht besonders hart zu, wollten ihm offenbar nur eine Lektion erteilen. Bald gab Biarki das Zeichen zum Aufhören.
„Halt dich von der Schmiede fern, Folke Farlissohn”, sagte er. „Das ist zu deinem eigenen Besten.”
Dann gingen sie fort, und Egli mit ihnen.
Fluchend rieb sich Folke seine schmerzenden Stellen. Die Träume in der Schmiede hatten ihn betrogen. Er war kein Krieger, auch inmitten all der Waffen nicht, weil er sich nicht getraut hatte, nach ihnen zu greifen. Er war ein Steinchen unter den anderen Jungen, die wie Felsen waren, und sie konnten ihn verprügeln, wenn sie Lust dazu hatten, ihn demütigen und bevormunden. Sie konnten verbieten und ermahnen, wie sein Vater, und er konnte nichts dagegen tun.
Unheil! Er spuckte aus. Sie wollten nicht, dass er mehr war als sie, darum ging es. Sie wollten verhindern, dass er ein Krieger wurde, ein Anführer.
Ohnmächtige Wut ergriff ihn. Und auf einmal war es wieder da, das Kalte, Fremde, das von dem Schwert in Brokks Händen ausgegangen war. Es war wieder da, aber diesmal schrak Folke nicht zurück. Jetzt, in diesem Augenblick, hätte er danach gegriffen, nach der Waffe, nach der Macht, die sie verlieh, der Furcht, die sie verbreitete.
Er ahnte plötzlich, wie sie war, die Lust zu töten, die ihn zum Krieger machen konnte.
3
In allen Schlachten werden zuerst die Augen besiegt.
Iri glaubte fest an diese alte Binsenweisheit. Er sah es an den Soldaten, die mit ihm zogen. Wenn man sie überhaupt so nennen konnte. Die meisten waren einfache Bauern, dem Kriegshandwerk fremd wie Weiber. Ihre Köpfe zuckten unbehaglich hin und her. Sie sahen nur Schatten, immer nur Schatten. In den verlassenen Bauernhütten am Wegrand. Zwischen den Bäumen. Im Unterholz der Wälder, durch die sie marschierten. Schatten waren überall, und alle Bauernsoldaten sahen darin nichts als Aelfen. Nichts als Tod.
Es waren etwa zweihundert Mann, auf dem Weg nach Norden, wo sie auf ein größeres Heer des Fürsten treffen sollten. Iri und die drei Blutschwertmänner, die seinen Trupp bildeten, hatten den Befehl bekommen, sich ihnen anzuschließen. Im Norden wartete ihr eigentlicher Auftrag auf sie.
Sie ritten am Ende der Kolonne, achteten darauf, den Soldaten nicht zu nahe zu kommen. Trotzdem gab es immer wieder verstohlene, unbehagliche Blicke auf ihre Schwerter.
„Ich glaube, wenn ich nur die Hand an mein Schwert lege, wird ihnen die Scheiße an den Beinen herablaufen”, sagte Kert, der neben ihm ritt.
Iri lachte.
„Ich wette, einige von ihnen sind schon einmal einem Blutschwertmann begegnet”, sagte Gymir. Er und Grani ritten hinter Iri. „Sie haben diesen Blick. Ich kenne diesen Blick. Ich habe ihn oft gesehen.”
„Wir alle haben ihn oft gesehen”, sagte Iri. „Selbst wenn sie noch nie einen Blutschwertmann gesehen haben, haben sie von uns gehört.”
Kert schnaubte verächtlich. „Sie wissen nicht, ob sie mehr Angst vor uns oder vor den Aelfen haben.”
„Sie sollten mehr Angst vor uns haben”, sagte Grani trocken.
Die anderen drei lachten. Einige der vor ihnen marschierenden Soldaten drehten sich um und schauten misstrauisch.
„Wenn sie es tun”, sagte Iri, „sind sie verrückt. Keiner von diesen Bauern hat jemals Aelfen gesehen. Sie wissen nicht, was ihnen bevorsteht. Sie halten ihre Äxte, als ob sie Bäume fällen wollten. Sie werden es gar nicht merken, wenn die Schatten über sie kommen.”
Kert spuckte aus. „Die Soldaten des Fürsten sind auch nicht besser.” Er lachte grimmig. „Krieg gegen die Aelfen! Sie glauben, sie können sie schlagen wie ein Heer ihrer Nachbarn. Eine Schlacht und dann ist alles vorbei. Was glauben sie, was sie gewinnen werden?”
„Ist mir egal, was sie gewinnen wollen”, sagte Iri kühl. „Es geht nur darum, so viele Aelfen zu töten wie möglich.”
Die anderen schwiegen. Sie teilten seinen Hass nicht, aber sie waren Blutschwertmänner und würden jeden töten, wenn die Schwerter erwachten. Eigentlich war die Angst der Bauern vor ihnen berechtigt. Iri lächelte. Noch schliefen die Schwerter. Sie würden sie später wecken.
Die Soldaten marschierten auf einem staubigen Sandweg, der an einem Fluss entlangführte. Iri kannte seinen Namen nicht und machte sich nicht die Mühe zu fragen. Es war flaches Land. Auf ihrer Seite des Flusses gab es nur hier und da Bäume, am anderen Ufer standen sie dichter. Aber dazwischen, über dem Wasser, konnte man weit in die Ferne sehen. Weiße Wolken am blauen Himmel. Das Gras zwischen Weg und Fluss leuchtete hellgrün im Sonnenlicht. Es war ein idyllischer Anblick. Schaute man aber in die Gesichter der Soldaten, hätte man meinen können, sie seien auf dem Weg in die Hölle.
Der Staub des Weges legte sich wie ein Schleier auf Iris Stiefel und Hose. Er betrachtete es unwillig, beugte sich immer wieder hinab und wischte und klopfte, bis die Sachen wieder einigermaßen sauber aussahen. Seine Gefährten sagten nichts dazu. Sie hätten nicht einmal etwas gesagt, wenn er auf seinem Pferd getanzt und wie ein Hahn gekräht hätte. Man sagte nichts zu Iri, das ihn verärgern konnte. Nicht, wenn man bei Verstand war.
Gelegentlich kam der Zug an einem Gehöft vorbei. Fast alle waren verlassen, aber hier und da gab es einige Standhafte, die sich weigerten, ihr Heim aufzugeben. Der Hauptmann des kleinen Heeres riet ihnen, sich nach Süden zu begeben, aber sie schüttelten nur verstockt die Köpfe. Die Bauernsoldaten verstanden sie nicht. Wenn sie die Wahl gehabt hätten, wären sie sofort umgekehrt.
Bauern! Iri verachtete sie. Sie waren das Schlachtenfutter der Fürsten, und er verschwendete kaum Gedanken an sie. Ihm ging es nur um den Tod. So viel Tod wie möglich. Aelfentod.
Das dichter werdende Dickicht am Ufer des Flusses machte es notwendig, sich nach Osten zu halten. Sie erreichten leicht welliges Grasland und marschierten auf eine lichte Gruppe von etwa zwanzig weit ausladenden Buchen zu. Einige der weiter außen stehenden Bäume waren von Blitzen gespalten. Es sah aus, als hätten sie tiefe schwarze Wunden.
Iri kannte die abergläubische Furcht der Bauern vor solchen vom Blitz getroffenen Bäumen. „Aelfenzauber”, hörte er sie raunen, als sie zwischen den Bäumen dahingingen. Ihre Augen waren ihre Schwäche, neben ihrem Verstand. „Man sollte sie ihnen verbinden”, dachte er. „Oder ausstechen. Sie würden viel besser kämpfen.”
Die Schatten auf dem Gras unter den Bäumen zitterten wie ein Spinnennetz im Wind. Manche Äste hingen schwer vom Laub bis auf den Boden herab und sie zischten hässlich, als ein plötzlicher heftiger Windstoß sie peitschte. Etliche Soldaten fingen an zu laufen, auf das freie Feld jenseits der Bäume zu, das im hellen Sonnenlicht lag. Aber der Rand des nächsten Waldes war nicht weit entfernt.
Der Hauptmann ließ sich zurückfallen und ritt neben Iri.
„Die Männer haben Angst”, sagte er. Es klang, als erwartete er Vorschläge, was er dagegen unternehmen sollte.
„Das ist Euer Problem”, sagte Iri. „Hier gibt es nirgendwo Aelfen. Unsere Schwerter können nicht gegen die Schatten auf dem Gras kämpfen.” Wie sollten diese Soldaten einen Krieg gewinnen, wenn schon Schatten sie ängstigten? Er konnte spüren, dass keine Aelfen in der Nähe waren. Es waren nur Gerüchte, die besagten, sie seien so weit in den Süden vorgestoßen. Gerüchte, die den Krieg ausgelöst hatten. Er wusste es, aber es war ihm egal. Es war nicht seine Entscheidung, aber er begrüßte sie, hatte ihre Entstehung sogar befördert. Der Krieg hatte kommen müssen, wenn er auch aus den falschen Gründen begonnen hatte.
„Ihr habt gesagt, Ihr wart schon oft im Norden”, beharrte der Hauptmann. Die Haut seines breiten, groben Gesichts hatte Flecken. Seine Hängebacken zitterten vor unterdrücktem Ärger, und die großen schwarzen Warzen auf ihnen zitterten mit. Iri betrachtete