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Kleine Ewigkeit. null H.Loof
Читать онлайн.Название Kleine Ewigkeit
Год выпуска 0
isbn 9783847619086
Автор произведения null H.Loof
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Nein das ist es nicht.“, antworte Amber: „Es ist nur so, dass ich es selber nicht genau weiß. Mein Vater hat mich erst vor kurzem meinem jetzigen Begleiter mitgegeben. Ich weiß noch gar nicht, was er so macht und welche Aufgabe ich bei ihm habe.“
„Dein Vater hat Dich doch nicht etwa an einen Fremden verkauft?“, brachte Gideon ungläubig heraus.
„Nein so ist das nicht. Mein Vater ist sehr krank und bat daher Kerwin sich um mich zu kümmern. Er ist wohl so was wie mein Mentor.“
„Das hört sich schon ganz anders an.“, aus der Stimme von Gideon war eindeutig Erleichterung herauszuhören.
Amber hatte das Gefühl, dass sie endlich jemanden begegnet war, mit dem man normal reden konnte. Dann erinnerte sie sich an die ersten Worte von Gideon und zog ihre Stirn kraus.
„Am Anfang hast Du gesagt, dass der Wald tödlich ist oder so ähnlich. Was hast Du denn damit gemeint?“
Gideon schien sie etwas ungläubig anzusehen, darum beeilte sich Amber hinzuzufügen: „Ich bin neu hier und kenne mich in dieser Gegend nicht aus.“
Etwas schleppend setzte Gideon zu einer Antwort an: „Nun es gibt im Wald einige Tiere, die uns gefährlich werden können. Erst kürzlich ist ein Wachposten von einem Marder getötet worden. Es wird vermutet, dass er während der Wache eingeschlafen war. Man fand am Morgen nur noch ein paar Überreste.“
Amber schaute sich unwillkürlich um. Als sie wieder Gideon ansah, konnte sie erkennen, dass er etwas schmunzelte.
„Am Tage ist es hier sehr sicher. Wenn es allerdings dunkel wird, sollte man vorsichtig sein und auf den beleuchteten Wegen bleiben. Aber wir sollten nicht über so unangenehme Dinge sprechen. Du sagtest, dass Du das erste Mal hier bist. Ich würde mich freuen einer so bezaubernden jungen Frau unser kleines, bescheidenes und doch wunderschönes Dorf zu zeigen. Also wenn Du nichts dagegen hast, führe ich Dich etwas herum.“
Nur zu gerne nahm Amber dieses Angebot an.
An diesem Nachmittag lernte Amber eine Menge über die Waldstadt, wie sie die Bewohner einfach nannten. Sie existierte noch nicht sehr lange, erst ca. 10 Jahre und war aus einer kleinen Jagdunterkunft entstanden. Inzwischen lebten hier mehr als 100 Menschen. Die meisten von ihnen hatten irgendwelche Schwierigkeiten gehabt, weswegen sie sich hier niedergelassen hatten. Die Gesetze des Reiches und der Kirche hatten in der Waldstadt keine Gültigkeit. Man sprach nicht gerne über die Vergangenheit und es war jeder willkommen, solange er sich hier ordentlich benahm. Mit dem Wachsen der Stadt wurden auch einige Händler angezogen. Darunter war auch der Händler Gerloff, der hier ein Geschäft aufmachte. Vorwiegend kaufte er hier Felle auf und verkaufte diese dann weiter. Gideon war sein Gehilfe, der auch das Geschäft führen musste, wenn Meister Gerloff auf Reisen war, um Waren zu kaufen und zu verkaufen.
Die Dämmerung setzte schon ein, als Amber zu Bertas Gaststätte zurückkehrte. Gideon hatte sie noch bis hierher begleitet und sich dann verabschiedet. Nachdem Amber die große Eingangstür passiert hatte, schaute sie sich eine Weile das Treiben an. Es waren nicht sehr viele Gäste da. Bertas ausladende Statur konnte man von oben natürlich gut erkennen. Sie stand hinter der Bar und verteilte Getränke. Die meisten Gäste waren auch dort. Eine kleine Gruppe saß unten am Treppenabsatz an einem Tisch und schien sich lauthals zu unterhalten. In der hinteren Ecke war eine dunkel gekleidete Person ausmachen, die alleine an einem Tisch saß und aß. Beim genaueren Hinsehen konnte Amber erkennen, dass es sich um Kerwin handelte. Sie überlegte ob sie hingehen sollte. Im Grunde hatte sie keine Lust mit dem komischen Kerl zu reden, andererseits musste sie sich früher oder später doch mit ihm unterhalten und außerdem war sie auch zu neugierig, wie es jetzt weitergehen sollte. Also entschloss sie sich nach unten zu gehen.
Am unteren Ende der Treppe angekommen, wollte sie zu Kerwin hinübergehen, als sich ihr ein großer, kräftiger Mann in den Weg stellte. Amber konnte deutlich die Alkoholfahne riechen, die sich mit einem unangenehmen Schweißgeruch verbunden hatte.
„Wen haben wir denn da! Wenn das nicht ein kleiner süßer Käfer ist, richtig zum Anbeißen!“, brachte der Mann mit einem schmierigen Grinsen heraus.
„Ja, da bekommt man doch glatt Appetit“, kam es aus einer anderen Richtung.
Hastig schaute sich Amber um. Sie war von drei Männern umringt, die sie lüstern anstarrten. Der Bär von einem Mann, der ihr den Weg verstellte hatte, kam noch näher heran und streichelte ihr mit einer Hand über die Wange. Amber fing an zu zittern und konnte sich vor Angst kaum noch bewegen.
„Schaut mal, wie blutjung sie ist. Und sie wird auch noch richtig rot.“, sprach er mit einem immer breiter werdenden Grinsen im Gesicht.
„Ich glaube, wir sollten ihr mal zeigen, was richtige Männer mit einer Frau so alles anstellen können.“
„Und ich überlege mir gerade was ich mit Dir anstelle. Vielleicht sollte ich Dir die Zunge rausschneide für Deine Bemerkung.“, kam eine Stimme aus dem Hintergrund.
„Wer wagt es“, setzte der Riese an, zog dabei ein Schwert und wirbelte herum.
Amber wurde von der plötzlichen Bewegung zu Boden geschleudert, konnte aber das weitere Geschehen genau beobachten. Kerwin der hinter ihrem Angreifer stand, duckte sich und der Schwertstreich ging ins Leere. Gleichzeitig rammte Kerwin mit der linken Hand einen langen Dolch in ein Bein des Gegners, während das Schwert in seiner Rechten den Arm des Angreifers kurz unterm Ellenbogen abtrennte. Der Mann sackte auf die Knie, hielt sich den Armstumpf und schaute ungläubig zu wie aus der Wunde in Schüben das Blut schoss. Er setzte zu einem Schrei an, der aber jäh unterbrochen wurde, als Kerwin ihn durch einen weiteren Schwerthieb enthauptete. Amber konnte deutlich den dumpfen Aufschlag des Kopfes auf dem Boden hören. Dabei schaute sie wie gebannt auf den noch knienden Körper der langsam zur Seite wegkippte. Es kam ihr wie eine kleine Ewigkeit vor, bis auch er auf den Boden auftraf. Selbst dann konnte sie den Blick nicht von der Leiche wenden, aus der unaufhörlich das Blut lief.
In dem Raum war es jetzt totenstill. Nur das Atmen der beiden Männer neben ihr konnte Amber hören. Sie zwang sich den Blick abzuwenden und wieder hochzuschauen. Kerwin stand da, so als wäre eben nichts geschehen. Nur die Waffen in seinen Händen, von denen noch das Blut tropfte, passten nicht zu der scheinbar entspannten Körperhaltung. Bei den beiden anderen Männern konnte sie deutlich die Anspannung spüren, aber keiner von ihnen machte Anstalten eine Waffe zu ziehen.
„Ich denke ihr solltet jetzt gehen und euren Freund mitnehmen.“, unterbrach Kerwin endlich die Stille.
Die Beiden setzten sich langsam und vorsichtig in Bewegung, als befürchteten sie jederzeit angegriffen zu werden. Einer nahm den leblosen Körper, während der Andere die abgetrennten Körperteile aufsammelte.
Amber wurde sich bewusst, dass sie immer noch auf dem Boden lag. Sie beeilte sich aufzustehen. Dabei achtete sie peinlichst darauf nicht mit den Blutlachen in Berührung zu kommen. Inzwischen ist auch Berta hinter ihrer Theke hervorgekommen und hat sich zu Kerwin gestellt.
„Musste das unbedingt sein. Das hätte man doch auch anders regeln können! Die wollten doch nur ein wenig Spaß machen und ich habe jetzt die Sauerei hier!“, giftete sie Kerwin leise an.
„Nun ich habe halt keinen Humor.“, kam die knappe Antwort. „Kannst Du bitte noch etwas zu trinken und zu essen für Amber an meinen Tisch bringen?“
Dann fasste er Amber, die noch immer zitterte, am Arm und führte sie zu seinem Tisch.
Sie setzten sich und Kerwin fing an seine Waffen mit einem Tuch zu säubern, während er zu Amber sprach.
„In Zukunft solltest Du Dich von solchem Gesindel fernhalten und falls das nicht möglich ist, merke Dir folgende Regel: Versuche jede Konfrontation zu vermeiden, aber falls es doch dazu kommt, sei schnell und habe keine Skrupel. Und jetzt solltest Du was essen. Das ist immer gut, um trübe Gedanken zu vertreiben.“
Berta hatte inzwischen etwas Brot und einen Becher mit Wasser vor Amber abgestellt. Nachdem Kerwin seine Waffen gereinigt hatte, steckte er sie wieder weg und fing an zu