Скачать книгу

nicht alles auf den Kopf gestellt in den Jahren.“

      „Nimm es als gutes Omen“, ermunterte Steffi sie. „Es ist immer noch dein Zuhause!“

      Als wenn das das Stichwort gewesen wäre öffnete sich die Haustür und ein etwa zehnjähriges Mädchen stürmte „Birgit! Birgit!“ rufend heraus und fiel ihr um den Hals. Ihm folgte Birgits Vater in gemächlichen Schritten. Auch er umarmte sie herzlich und beugte sich dann zu Steffi.

      „Hallo, Steffi. Danke, dass du meinen Trotzkopf überredet hast sich bei uns zu melden. Möchtest du nicht auch eine Tasse Kaffee mit uns trinken?“

      „Vielen Dank, Herr Werstner, aber ich fahre gleich weiter zu meinem Freund. Ich hole Birgit auf dem Rückweg wieder ab. So in drei Stunden?“

      Er schaute Birgit an, dann wieder Steffi.

      „Habt ihr das schon so ausgemacht? Nun ja, drei Stunden sind sicherlich in Ordnung. Wie ihr seht, konnte Sandra es kaum erwarten, ihre große Schwester wieder zu sehen. Ich hoffe, sie lässt mir auch Gelegenheit mit ihr zu reden.“

      Steffi lachte.

      „Es wird sicherlich nicht die letzte Gelegenheit sein heute. Ich wünsche einen schönen Nachmittag! Also bis später.“

      Im Rückspiegel sah sie noch, wie Sandra sich an Birgits Arm hängte und sie zur Haustür zog. Jetzt erinnerte sie sich wieder, dass die Kleine zu ihr immer eine besondere Beziehung gehabt hatte und Birgit selbst das Kind auch wirklich gerne mochte.

      „Wie konnte sie das nur so hinter sich lassen?“ grübelte sie. „Hoffentlich spielt sich alles wieder ein!“

      Volker war ziemlich überrascht gewesen, als sie sich so bald zurückgemeldet hatte. Nun war also Kaffeetrinken bei seinen Eltern angesagt, was Steffi immer ganz angenehm fand. Allerdings fand er es nicht so toll, dass sie den Rest des Wochenendes für Birgit reserviert hatte. Sie versuchte ihm zu erklären, wie wichtig dieser Vorgang für ihre Freundin war, aber er brachte wenig Verständnis dafür auf.

      „Würdest du für mich auch so viel Zeit aufbringen?“ maulte er. „Manchmal habe ich das Gefühl, Birgit ist der wichtigste Mensch für dich!“

      „Wenn du ein Problem hast, bin ich für dich genauso da!“ erwiderte sie hitzig und fühlte sich von ihm total unverstanden.

      Zum Glück war die meiste Zeit der Rest der Familie dabei, sonst hätten sie wahrscheinlich heftig gestritten. Als Volker sie nach den drei Stunden zum Auto begleitete, fiel der Abschied ziemlich frostig aus. Unzufrieden mit sich und dem Nachmittag mit Volker fuhr Steffi zurück zum Hause der Werstners.

      Als sie ankam, öffnete sich gerade die Haustür und Birgit kam zusammen mit ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und Sandra heraus. Von ihrem Vater verabschiedete sie sich mit einer herzlichen Umarmung, bei ihrer Stiefmutter zögerte sie etwas, umarmte sie dann aber auch kurz. Sandra hüpfte schon die Treppe herunter und lief ihr voraus. Als Birgit ihr bis zum Auto gefolgt war, klammerte sie sich an ihrer Taille fest und drückte sie.

      „Ich freue mich schon, wenn du wieder kommst“, hörte Steffi sie sagen.

      „Das dauert nicht lange, kleiner Racker“, gab Birgit zur Antwort und drückte sie noch einmal fest an sich. Dann öffnete sie die Autotür und stieg ein.

      Steffi hob grüßend die Hand und fuhr los. Birgit hatte ihr Seitenfenster heruntergekurbelt und winkte, bis niemand mehr zu sehen war. Aufatmend lehnte sie sich zurück.

      „Danke, Steffi. Meine Probleme haben sich gerade in Luft aufgelöst.“

      „Dann ist alles zu deiner Zufriedenheit verlaufen?“

      „Mehr als das. Ich habe das Gefühl, plötzlich wieder eine Familie zu haben!“

      Kapitel 20

      An diesem Abend saßen sie zusammen auf der Terrasse vor Steffis Zimmer und öffneten eine Flasche Sekt, um Birgits Rückkehr in ihre Familie zu feiern. Birgit erzählte, wie der Nachmittag verlaufen war. Zwar war ihr Verhältnis zu ihrer Stiefmutter immer noch sehr angespannt, aber es war auch für sie eine Selbstverständlichkeit, dass Birgit während der Zeit ihres Referendariats wieder bei ihnen wohnen würde. Allerdings war ihr ehemaliges Kinderzimmer inzwischen von Sandra bewohnt, doch Thomas` Zimmer war zu einem Gästezimmer umfunktioniert worden und sollte nun übergangsweise ihr neues Zuhause werden.

      „Jetzt kann ich meine Studentenbude räumen“, endete sie. „In vier Tagen ist der 1. September, bis dahin muss alles raus sein. Wenn Henno zurückkommt, hoffe ich, dass er den BMW zur Verfügung hat, damit wir alles hierher schaffen können.“

      „Ich kann dir doch auch helfen“, bot Steffi an. „Wir fahren morgen zurück und packen Einiges schon mal in meinen Polo.“

      „Das wäre wirklich toll. Aber was sagt Volker denn, wenn du nicht einmal am Sonntag für ihn Zeit hast?“

      Steffi runzelte missmutig die Stirn.

      „Ich verbringe fast jede freie Minute mit ihm. Da sollte es selbstverständlich sein, wenn ich mir mal mehr Zeit für dich nehme in so einer Situation.“

      „Du bist so gereizt. War etwas?“

      „Na ja, ich habe mich ziemlich über ihn geärgert. Er würde am liebsten seine ganze freie Zeit mit mir verbringen, lässt mir kaum noch Luft zum atmen. Ich möchte auch gerne mal was ohne ihn tun können!“

      „Ist es denn so schlimm?“

      „Manchmal nervt es mich gewaltig! Zum Beispiel heute ….“

      Aufgebracht erzählte sie von dem Nachmittag. Birgit hörte schweigend zu. Als sie geendet hatte, meinte sie nachdenklich:

      „Du solltest mal in aller Ruhe mit ihm darüber reden, allerdings nicht, solange ihr beide noch so verärgert seid. Es ist ja verständlich, dass er viel mit dir zusammen sein möchte, aber zu viel Nähe kann eine Beziehung auch kaputt machen.“

      „Genau. Er fängt ja auch immer wieder davon an, gemeinsam eine Wohnung zu mieten, aber dazu bin ich einfach noch nicht in der Lage. Ich habe richtig Angst davor!“

      „Oho“, lachte Birgit, „dann sollten wir schleunigst nach einem Nachmieter für mein Zimmer suchen, sonst ist er plötzlich dein neuer Nachbar. Ist er noch nicht auf diese Idee gekommen?“

      „Ich glaube, dein Zimmer wäre ihm zu klein. Außerdem hoffe ich, dass ihm meine Argumente eingeleuchtet haben. Wir müssen jetzt soviel für unsere Prüfungen tun, dass wir einfach auch unseren ruhigen Arbeitsbereich ohne Ablenkung brauchen.“

      „Gut, dann steht die Frage in einem Jahr aber wieder an. Oder hast du das Gefühl, er ist nicht der Richtige?“

      Sofort sah Steffi Henno vor sich. Verlegen druckste sie herum.

      „Ich habe das Gefühl, dass du und Henno ein harmonischeres Paar seid“, brachte sie schließlich hervor. „Ihr habt kein Problem, euch ein bisschen mehr Freiheit zuzugestehen. Ich meine, das zeugt doch von Vertrauen. Volker wüsste am liebsten über jeden Schritt von mir Bescheid. Manchmal habe ich das Gefühl, er ist eifersüchtig auf jeden, der in meine Nähe kommt, sogar auf dich.“

      „Hast du darüber schon mal mit ihm gesprochen?“

      „Nein“, musste sie zugeben.

      „Ach Steffi, du frisst immer noch viel zu viel in dich hinein! So wie ich Volker einschätze, ist ihm gar nicht bewusst, wie du empfindest, aber er kann es auch nicht riechen. Du musst ihm das sagen. Wenn er`s dann nicht einsieht, ist er vielleicht wirklich nicht der Richtige!“

      „Ich stelle nicht unsere Beziehung in Frage. Ich möchte nur ab und zu etwas ohne ihn tun können, ohne immer Rechenschaft ablegen zu müssen!“

      „Das verstehe ich. Du weißt, wie sehr ich Volker schätze. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man dieses Problem nicht mit ihm besprechen kann. Für mich seid ihr zwei immer noch das perfekte Paar. Es wäre doch schade, wenn eure

Скачать книгу