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Die Tolympiade. Johann D.W. George
Читать онлайн.Название Die Tolympiade
Год выпуска 0
isbn 9783847670001
Автор произведения Johann D.W. George
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Marten Dargaville wünschte sich gleich nach seiner Ankunft schon zurück in die Berge von Uganda. Er lag zwar auch gern in der Sonne, aber tagsüber was ihm doch etwas zu warm. Vor allem fehlte ihm seine Lieblingspflanzen wie Labkraut, Weinpflanzen und Brennnesseln. Natürlich konnte er auch die angebotenen Ersatzpflanzen gut vertragen. Er konnte vor allem nicht verstehen, dass immer noch das Märchen erzählt wurde, dass er auch Fleisch isst. Nein, Marten Dargaville war ein ausgesprochener Vegetarier.
Die Herkunft von Sun Yong, dem dritten Teilnehmer der Tolympischen Mannschaft in diesem Wettbewerb, war unbekannt. Dies lag an den Unruhen, Kriegen, Wirren, Morden und Totschlägen, die die Menschen quer durch Afrika vom Osten bis zum Westen angezettelt hatten, durch die er mit seiner Familie und seiner Sippe immer wieder in neue Gebiete getrieben wurde. Da war es ein Wunder, dass er es bis zur Nominierung für die Tolympische Mannschaft geschafft hatte, aber dies lag an seiner ungewöhnlichen Größe und Stärke, die die von Rillo Go übertraf. Die Hierarchie in der Mannschaft war damit aber dennoch geklärt: Sun Yong galt als die Nr. 1, Rillo Go als die Nr. 2 und Marten Dargaville als die Nr. 3. Er war der einzige, der einen schwarzen Rücken hatte.
Mit den anderen Mitglieder der Tolympischen Mannschaft kamen die drei Gorilla Männern einigermaßen zurecht, verblieben aber doch immer etwas isoliert, weil sie es nicht gut ertragen konnten, wenn ihnen die anderen direkt in die Auge schauten. Es war unerklärlich, warum sie mit ihrer Stärke und Kraft und ihrem sonstigen Selbstbewusstsein die Blicke auch kleinerer Tiere nicht gut aushalten konnten.
Der Wettkampfring war eine mit Sand gezogene annähernd runde Linie mit einem Durchmesser von ungefähr 3 m, so dass auch die Tolympischen Teilnehmer genug Raum hatten. Da es längere Zeit nicht geregnet hatte, war der Boden fest und griffig, mit nur geringen Unebenheiten, die sich allerdings durch Übungswürfe etwas verstärkt hatten.
Gegenüber den olympischen Regeln hatte man den Wurfsektor verändert. Er betrug jetzt 180 Grad, so dass jeder Wurf, der nicht gerade rückwärts ging, noch gezählt wurde. Jeder Teilnehmer hatte drei Würfe und die besten drei hatten dann drei weitere Versuche, um ihre Bestleistung unter Naturbedingungen zu verbessern.
Der Silbermedaillengewinner der Olympischen Mannschaft trat als erster an, und schleuderte die zwei Kilogramm Scheibe mit fast optimaler Technik trotzt der kleinen Unebenheiten auf geschätzte 61 Meter. Als nächster Teilnehmer war Rillo Go ausgelost, in dessen Hand die Diskusscheibe noch kleiner aussah als bei seinem menschlichen Vorgänger. Die komplizierte Drehbewegung dieser Sportart hatte er, trotz einiger Bemühungen und Anläufe, nicht gelernt, er wollte es auch nicht. Er stellte sich daher zwei Meter vor dem Sandstreifen, bewegte die Diskusscheibe pendelnd an seinem Körper vorbei und schleuderte sie dann aus dem Stand auf eine Weite von 40 Metern. Sun Yong war als nächster dran. Er versuchte wenigstens eine halbe Drehung, die ihm aber unvollkommen gelang, und der Diskus landete bereits bei 30 Metern. Inzwischen war starker Wind aufgekommen und die Bedingungen hatten sich für die Olympischen Sieger deutlich verschlechtert.
Der erste Wurf des Goldmedaillengewinners landete bei 53 Metern und der des Bronzenmedaillengewinners bei 52 Metern.
Als letzter Teilnehmer der ersten Runde war Marten Dargaville an der Reihe. Er hatte mit sehr viel Trainingsfleiß eine ganze Drehung gelernt, schaute dennoch mit interessierter Hochachtung auf die ausgefeilte Technik der menschlichen Teilnehmer. Sein erster Wurf landete bei 44 Metern m, und das war auf jedem Fall Gorillarekord. Inzwischen hatte der Wind so stark zugenommen, dass der Wettkampf unterbrochen werden musste und ein Wind- und Sandsturm Teilnehmer und Zuschauer in ihre Unterkünfte und Zelte trieb. Das Zeltlager lag zwar geschützt durch einen Wald von schwarzen Sommerakazien und Berg-Albizien, aber mehrere Zeltplanen lösten sich aus dem lockeren Boden, der Sturm erfasste sie und wirbelte sie in die Steppe hinaus.
Zwei weitere Zelte in der Nähe der Wettkampfarenen wurden durch umstürzende Weidenbäume getroffen. In einer dieser Zelte hatten auch die Trainer der Olympischen Diskusmannschaft Zuflucht genommen. Einer von ihnen wurde unter einem Baum begraben. Sun Yong und Rillo Go rannten als erste zu dieser Unglückstelle und räumten mit ihren gewaltigen Kräften den Unglücksbaum zur Seite, so dass sich der Diskustrainer, nahezu unverletzt, aus dem Chaos befreien konnte.
So schnell wie der Sturm gekommen war, ebbte er auch wieder ab. Die sandgeschwängerte Luft reinigte sich wieder, klarte auf und nach einer Stunde schien die Sonne von einem nur noch von wenigen Wolkenfetzen beunruhigten Himmel. Der unterbrochene Wettkampf wurde wieder aufgenommen und die menschlichen Diskustrainer schauten die Tolympischen Teilnehmer mit deutlich gestiegener Hochachtung an. Sie hätten Ihnen gerne noch ein paar Tipps gegeben, um ihre Technik zu verbessern. Die ausgehandelten Wettkampfregeln verboten das aber.
Rillo Go verbesserte sich bei den nächsten Versuchen noch um ungefähr zwei Meter, Marten Dargaville hatte seinen besten Wurf bei der ersten Runde gehabt und Sun Yongs Versuche landeten beide auf einem Minuswert, so dass das Ergebnis dann eindeutig feststand:
Sieger und Goldmedaillengewinner: der Olympische Silbermedaillengewinner
Silbermedaillengewinner: der Olympische Bronzenmedaillengewinner
Bronzenmedaillengewinner: der Olympische Goldmedaillengewinner
Vierter Platz: Sun Yong
Fünfter Platz: Rillo Go
Sechster Platz: Marten Dargaville
Die Berichterstatter und Reporter der Zeitungen und Fernsehsender, der Radioanstalten und der Buchverlage waren mehr an Interviews und Gesprächen mit den Viert- bis Sechstplazierten interessiert, als mit den drei Siegern.
Rillo Go wurde gefragt:
„Es sah so aus, als ob Ihnen das Diskuswerfen keinen großen Spaß macht!“
Rillo Go antwortete: „Ja, das stimmt. Ich würde eigentlich lieber in meinem Bergwald Bambussprosse und Distelspitzen essen als diese merkwürdigen Drehbewegungen ausführen. Vor allem weiß ich nicht, warum ich diesen Diskus unbedingt besonders weit werfen muss. In meinem Wald gibt es nirgendwo eine Strecke, die 40 m lang eine freie Bahn hat, deshalb kann ich zu Hause gar nichts damit anfangen.“
An Marten Dargaville: „Bei Ihnen klappt das mit der Drehung schon ein bisschen besser. Wer hat Ihnen das beigebracht?“
„Mein Trainer natürlich! Aber wirkliches Vergnügen macht es mir auch nicht. Ich würde eigentlich lieber große Äste werfen. Zunächst einmal kann ich sie viel besser anfassen und es ist auch viel eindrucksvoller, wenn sie durch die Luft fliegen. Denn wir können sie besser sehen und wenn sie dann im Gebüsch oder auf der Erde landen, gibt es einen besseren Klang. Wenn der Diskus hier irgendwo in der Entfernung am Boden landet, hört man es kaum und während er fliegt, sieht man ihn auch schlecht, weil er so flach ist. Der wirkliche Spaß beim Werfen ist also, nach meiner Ansicht, dass man etwas Großes sich am Himmel bewegen sieht und dass es viel Lärm und Krach macht, wenn es wieder landet. Die Flugzeuge, die ihr habt, sind da eigentlich viel besser. Außerdem fliegen sie von alleine.“
„Herr Sun Yong, haben Sie schon einen Sponsoring-Vertrag mit einer großen Weltfirma? Gorillas sind für Werbezwecke eigentlich sehr populär und auch ein sechster Sieger bei den Tolympischen Spielen könnte da erfolgreich für etwas werben?“
„Darüber hat sich mein Manager auch schon Gedanken gemacht. Er meinte, in Frage kämen besonders zerbrechliche Dinge wie teueres Porzellan, mit dem ich einen teueren Tisch in einem teueren Restaurant decken könnte. Auf der anderen Seite wären auch besondere Situationen geeignet, indem ich meine Kräfte zeigen könnte, z.B. für den Hersteller von Geländewagen, von dem ein Exemplar im Urwald stecken geblieben ist und dem ich über einige umgefallenen Baumstämme und dichtes Unterholz weghelfen könnte.“
„Herr Go, Herr Dargaville und Herr Yong, wir haben vorhin gleich nach der Siegerehrung gehört, dass Sie für einen Fairness-Preis alle drei vorgeschlagen werden, weil Sie im Sturm heute morgen den technischen Trainer der menschlichen Diskuswerfer gerettet haben. Was sagen Sie dazu?“
„Darüber würden wir uns freuen. Wir sind eigentlich immer fair und hilfsbereit.