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es für richtig halten.

      An erster Stelle steht Freude, vor allem die Freude an der schnellen, oder geschickten, oder der eleganten, oder der überraschenden Bewegung.

      An zweiter Stelle steht der Wettbewerb. Es ist die Spannung, wer gewinnt?

      An dritter Stelle steht die Fairness. Es geht nicht darum, winzige Unterschiede von Hundertstelsekunden oder wenigen Zentimetern festzustellen, und deshalb brauchen wir auch keine Stoppuhren oder Bandmaße. Mit dem bloßen Auge der Zuschauer sollte erkennbar sein, wer gewonnen hat.

      Nur in groben Zweifelsfällen, wenn auch eine Wiederholung kein Ergebnis bringt, wollen wir diese Hilfsmittel zulassen. Zur Fairness gehört natürlich auch die Ächtung verbotener Mittel (Sie nennen das wohl Doping). Wir haben einige Vertreter in unseren Reihen, die schon mit ihren Spürnasen erkennen können, ob ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin zu verbotenen Mitteln greift. In unseren Reihen wird es nicht vorkommen, denn wer nicht gut genug ist mit seinen natürlichen Veranlagungen, der bekommt auch nicht die Ehre, an der Tolympiade teilzunehmen.

      Wir wollen aber zugeben, dass wir auch eigene Ziele mit dieser Tolympiade verfolgen. Es geht um das Gleichgewicht zwischen den Menschen und den übrigen Geschöpfen dieser Erde. Die Menschen sind inzwischen so eingebildet, dass sie sich uns in jeder Hinsicht überlegen fühlen, weil sie unbelebte Maschinen benutzen, sich sehr groß vorkommen, weil sie in hohen Häusern wohnen, sich sehr stark vorkommen, weil sie viel Energie verbrauchen, und insgesamt glauben, dass sie fast alles beherrschen können. Wir dagegen vermuten, dass wir den Menschen deutlich überlegen sind. Diese Vermutung wollen wir aber mit unserer Tolympiade prüfen.

      Zum Austragungsort haben wir uns auch etwas ausgedacht. Während sie überwiegend die großen oder sogar die ganz großen Länder berücksichtigen, wollen wir unsere Tolympiade in zwei sehr kleinen Ländern veranstalten (Sie könnten das auch tun, denn, wenn bei Ihren Olympiaden die Medaillen pro Einwohner zählen, stehen Länder wie Jamaika und Slowenien ganz vorne und Länder wie Russland und die Vereinigten Staaten von Nordamerika ziemlich am Ende, aber das ist nur eine Nebenbemerkung, die uns eigentlich nichts angeht). Weder in Tonga, noch in Namibia werden große Stadien oder Sportstädten gebaut, sondern wir nehmen das Gelände überwiegend so, wie es sich dort befindet, und die Landschaft wird nur wenig verändert werden müssen, um ungefähr gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer zu schaffen. Es ist viel natürlicher, über einen Steppenboden zu laufen, als auf einer, die kleinsten Unebenheiten beseitigenden Tartanbahn, deren Oberfläche-Reibungskoeffizienten optimiert wurden, um wenige Hundertstelsekunden zu produzieren. Dies liegt uns fern.

      Die Wettbewerbe, die im Wasser und in der Luft stattfinden, wollen wir im Königreich Tonga veranstalten. Durch die moderne Technik, die wir natürlich auch begrüßen und benutzen, die auch Unterwasserkameras mit einschließt, können wir die Veranstaltungen für alle Menschen und Tiere dieser Erde gut sichtbar machen. Wer als Zuschauer persönlich dabei sein will, kann sich ein Auslegerboot mieten oder kaufen, oder selber herstellen (auch Katamarane sind geeignet, oder Kanus und Kajaks). Ausdauerhafte Schwimmer können auch zu den Austragungsorten schwimmen, die innerhalb und außerhalb der Lagunen des Königsreiches veranstaltet werden. Wir hoffen, dass das Wetter, sowohl in Namibia in der Etoscha, wie auch an den Inseln von Tonga, uns und Ihnen wohl gesonnen ist. Aber auf das Wetter haben Sie ja bisher, soweit wir wissen, auch keinen Einfluss, und das finden wir in Ordnung. Sie werden vielleicht noch fragen, was die veranstaltenden Orte in Tonga und in Namibia den Mitgliedern des tolympischen Komitees geschenkt haben, damit wir uns für sie entscheiden. Die Antwort heißt: nichts.

      Wir möchten noch einige persönliche Bemerkungen von Vertretern einzelner Tierarten hinzufügen, da wir glauben, dass die Meinung von jedem zählt und nicht nur die von einer Mehrheit.

      Die Vertreter der Tintenfische und Kraken sind sehr daran interessiert, die Gräuel-Legenden über ihrem Lebenswandel in der Tiefsee zu widerlegen und einfach nur zu demonstrieren, dass sie ziemlich schnell sein können.

      Die fliegenden Fische legen Wert darauf, besser als Luftgleitfische bezeichnet zu werden, da sie sich nicht einbilden, dass sie es mit den Albatrossen und Seeadlern und Sturmschwalben aufnehmen könnten. Die Termiten möchten auch als Einzeltiere, und nicht nur als Massenansammlung, wahrgenommen werden.

      Die Nashörner möchten speziell manchen Wunderheilern ihr Horn einmal so richtig in die Eingeweide stoßen, um zu zeigen, dass es einfach nur hart und ausgesprochen ungesund ist.

      Die Zebras schließlich sind immer noch unglücklich darüber, dass aus ihrer Tarnfarbe Zebrastreifen bei den Menschen geworden sind.

      Schließlich wollen wir noch darauf hinweisen, dass die meisten Mitglieder des IOC gar nicht, oder deutlich verändert, existieren würden, wenn wir Tiere ein wenig anders gelebt hätten, als wir es taten. Das werden Sie im Verlauf der Ereignisse und Wettkämpfe besser verstehen. Der Maulwurf Egmont, die Störchin Ciconia und der Pottwal Sam haben nämlich die Weltgeschichte beinahe so verändert, wie kein einzelner Mensch. Auch wenn das keiner von Ihnen glaubt.

      Wir hoffen, dass durch viele persönliche Begegnungen und Gespräche bei den Tolympischen Spielen von Tonga und Namibia viele diese Vorurteile ausgeräumt werden können und freuen uns auf drei Festtage.“

      Obwohl das IOC mehr als doppelt so viele Mitglieder wie das tolympische Komitee der Tiere hat, kam die Antwort des IOC-Präsidenten überraschend schnell. Er lautete:

      „Sehr geehrter Herr Delfinkönig,

      Sehr geehrter Herr Löwenpräsident,

      Das Internationale Olympische Komitee des Planeten Erde hat Ihren Brief erhalten, ihn an die IOC-Mitglieder verteilt und auf der letzten allgemeinen Sitzung beredet und besprochen.

      Obwohl wir davon nicht begeistert sind, müssen wir Ihr Recht anerkennen, eine eigene Tolympiade der Tiere zu veranstalten und die menschlichen Olympiasieger herauszufordern. Wir haben auch die Seitenhiebe auf unsere Probleme beim IOC verstanden, wollen darauf aber hier nicht weiter eingehen. Wir haben unsere Olympiasieger gefragt, und sie haben zugestimmt. Das olympische Komitee nimmt die Einladung des tolympischen Komitees der Tiere an. Wir erwarten noch genauere Angaben darüber, wie die Namen Ihrer Wettkämpferinnen und Ihrer Wettkämpfer heißen, aus welchen Tierarten (Ländern) sie stammen, und wie die ganze Veranstaltung ablaufen wird. Vielleicht können wir von Ihren Regeln auch etwas lernen und es für die natürlich weiter stattfindenden Olympischen Spiele als Anregung mit aufnehmen.

      Einen Konflikt könnte es in Zukunft darüber geben, ob bei unseren Olympischen Spielen Pferde weiterhin teilnehmen dürfen, denn Pferde gehören unzweifelhaft zum Tierreich. Reiterwettbewerbe ohne Pferde sind aber kaum aufrechtzuerhalten. Die Reiter müssten dann selber über die Hindernisse springen. Dafür müssen die Hindernisse dann natürlich sehr viel niedriger aufgestellt werden, und auch die Sportkleidung der Reiter müsste man ändern.

      Wir möchten noch hinzufügen, dass wir uns sehr darüber freuen würden, wenn alle IOC-Mitglieder Freikarten zu den Veranstaltungen der Tolympischen Spiele bekommen würden. Andere Geschenke möchten wir nicht annehmen.

      Die Mitglieder des IOC und die übrigen Menschen der Erde würden die Antworten auf folgende Fragen interessieren:

      - Welche Hymnen werden für die Sieger gespielt?

      - Wer ist so mutig und hängt einem Nashorn eine Medaille um?

      - Ist sichergestellt, dass Ihre Teilnehmer unsere Teilnehmer auch respektieren und keineswegs angreifen?

      - Gibt es an den Meeresständen der Tonga-Atolle auch Duschen, mit denen unsere Athletinnen und Athleten das Salzwasser abduschen können?

      - Gibt es in den Etoscha-Städten genug Sonnenschirme für unserer Athletinnen und Athleten oder genug belaubte Bäume für einen Schattenplatz?

      Mit den allermenschlichsten Grüßen

      Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees der Menschen der Erde“

      2. Kapitel - Die Veranstalter

      Der Palast des Delfinkönigs von Tonga lag südlich

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