Скачать книгу

Auch nach diesem Abschnitt folgte eine Zeit der Ruhe.

      Der dritte Teil der Vorführung bestand aus der Aufteilung der Schwimmschule: zwei Gruppen schwammen mit großer Geschwindigkeit aufeinander zu und glitten berührungsfrei aneinander vorbei, wendeten und wiederholten dieses Kunststück mehrere Male. Nach 10 Minuten war diese Vorführung beendet und alle Vertreter der Meerestiere und der Lufttiere signalisierten ihre Freude und Zustimmung über dieses Schauspiel.

      Als Vertreter folgender sich selbst wichtig nehmender Tiergruppen wurden in das tolympische Komitee der Seetiere und Lufttiere folgende Damen und Herren

      gewählt:

      Herr Pot Antarktikus als Vertreter der Pottwale, Frau Orca Mangaia als Vertreterin der Schwertwale, Herr Apteno von Falk (er behauptete adelig zu sein) als Vertreter der Pinguine, Frau Hollandia Dam als Vertreterin der fliegenden Fische (ihre Eltern waren fest davon überzeugt, dass es den fliegenden Holländer gib), Herr Schnapp Zu als Vertreter der Krokodile, Frau Beauty Bunt als Vertreterin der Papageienfische, Frau Lydia Maenas als Vertreterin der großen und der kleinen Krebse, der Krabben und Garnelen, Herr Schwabinus Hall als Vertreter der behausten Meeresschnecken, der den Auftrag seiner Wählergruppe hatte, für behauste Schnecken ein Wohngeld vorzuschlagen, auch wenn das tolympische Komitee dafür nicht zuständig war. Frau Tridacna Barrier als Vertreterin der Riesenmuscheln, Frau Sepia Arcachon als Vertreterin der Tintenfische und Kraken, Herr Sokrates Korfu als Vertreter der Pelikane, Herr Max Müller als Vertreter der Albatrosse aller Länder mit Ausnahme von Nordkorea, die keine Erlaubnis zur Mitwahl bekommen hatten und schließlich Frau Sterna Oceana als Vertreterin der Seeschwalben, einschließlich der Sturmseeschwalben, der Küstenseeschwalben, der Raubseeschwalben und der Rußseeschalben. Es hatte tagelanger Flugkonferenzen bedurft, ehe sich alle Arten auf Sterna Oceana geeinigt hatten.

      Der einladende Delfinkönig, zugleich Vertreter der Delfine, wurde selbstverständlich sofort zum Präsidenten gewählt, und verpflichtete alle tierische Vertreter, auch die Interessen der nicht genannten Tierarten, der kleinen wie der mittleren, der großen sowieso, zu vertreten. Alle, mit Ausnahme von Herrn Schnapp Zu, stimmten zu.

      Am gleichen Tag versammelte Leonidas von Namib im westlichen Teil des Etoscha -Pfanne, da wo die Menschen am wenigsten stören, die Vertreter der Landtiere, die mit mehr oder weniger Mühe angekommen waren. Die Landtiere hatten sich darauf verständigt, zur Festigung der Freundschaft, sich nur mit Vornamen anzureden. Der Präsident bot allen das „DU“ an und sagte: “Ich heiße Leo.“

      Um geografische Streitereien zu vermeiden sollten sich alle Vertreter einen ostfriesischen Vornamen wählen, da dadurch mehr als 99,99 % der Länder und Regionen dieser Erde gleich behandelt wurden, was sonst ja sehr selten war.

      Versammelt waren

      Bowe - als Vertreter der Geparde

      Lanna - als Vertreterin der Impalaantilopen

      Elmert - als Vertreter der Leoparden

      Altgelt - als Vertreterin der Springböcke

      Siggo - als Vertreter der Zebras

      Wyske - als Vertreterin der Riesenkängurus

      Lywert - als Vertreter der Strauße

      Jele - als Vertreterin der Schakale

      Watze - als Vertreter der Paviane

      Sibelke - als Vertreterin der Maulwürfe

      Syrt - als Vertreter der Meerkatzen

      Iwa - als Vertreterin der Kamele

      Gedo - als Vertreter der Sandnattern

      Onsta - als Vertreterin der Nashörner

      Erbelt - als Vertreter der Wildesel

      Bewke - als Vertreterin der Kaffernbüffel

      Scheltko - als Vertreter der Elefanten

      Aibo - als Vertreter der Giraffen und

      Hitke - als Vertreterin der Termiten und der vielen anderen kleinen Tiere.

      Insgesamt waren also 35 tolympische Vertreter der Tiere in das tolympische internationale Komitee entsandt. Auf beiden Versammlungen in Tonga wie in Namibia gab es zunächst eine Diskussion darüber, in welcher Sprache der Brief an den menschlichen Präsidenten des olympischen Komitees versandt werden sollte. Watze, der Vertreter der Paviane, war der Ansicht, dass seine Sprache die geeignetste sei, was Onsta, die Delegierte der Nashörner sofort lautstark kritisierte und mit historischen Argumenten angereichert bezweifelte. Schließlich einigte man sich auf Englisch, da dass natürlich alle Tiere sowieso verstanden.

      Die Verständigung zwischen den See- und Lufttieren und den Landtieren klappte reibungslos mit Hilfe einer Videokonferenz zwischen dem Löwenpräsidenten und seiner Landversammlung und dem Delfinkönig und seiner Meerestagung. Die Tintenfische hatten einige Schwierigkeiten die Maulwürfe mit ihren Argumenten und Beiträgen wirklich zu verstehen, was allerdings erstaunlich war, da beide sich im Dunkeln am wohlsten fühlten. Besonders die Sturmseeschwalben drängten auf eine rasche Verabschiedung des Briefes an den menschlichen IOC-Präsidenten, da sie in dieser Woche noch mehrere Tausend Kilometer zurücklegen wollten und darauf hinwiesen, dass bei Ihnen eine Stunde im menschlichen Zeitmaß mindestens fünf mal so lang war, wie bei den Elefanten. Scheltko stimmte dem ausdrücklich zu.

      Als die abschließende Fassung des Briefes in der Runde der Tiere verlesen wurde, beschien die afrikanische Abendsonne, reflektiert von orangenen, gelben und rötlichen Wolken, eine prächtige Halbrunde. Wie in einem griechischen Amphitheater mit kleineren und größeren Abständen, damit sich die Vertreter nicht gegenseitig ins Gehege kamen und auf der etwas erhobenen Mittelpunkt –Sandbühne, stand Leo, der Löwenpräsident. Eine Symphonie von Stimmen wechselnder Lautstärke und Modulation aller anwesenden Tiere untermalte akustisch die Szene, in der die Vertreter abwechselnd ruhig da standen oder lagen, und sich dann wieder natürlich bewegten. Dies unterschied sich deutlich von menschlichen Versammlungen, wo erwartet wurde, dass die Vertreter ruhig da sitzen und sich möglichst unbeweglich verhalten.

      In der am gleichen Tag versammelten Endrunde zur Verabschiedung des Briefes rings um den Delfinkönig von Tonga, war dies noch viel deutlicher. Alle Vertreter waren in Bewegung, und auch die nicht mit einem eigenen Vertreter berücksichtigten Tiere waren präsent, sozusagen als beteiligte Lebewesen. Die Schwertwale, die märchenhaft durch das Wasser gleitenden Seehunde, Nacktschnecken mit ihren Schleierflügeln, die am Himmel kreisenden Seeadlern, die auf und ab wandernden Pinguine, die durch die Felsspalten flitzenden Taschenkrebse und die rhythmisch ihre riesigen Öffnungen bewegenden Riesenmuscheln. Nur die Krokodile machten auch hier eine Ausnahme. Sie lagen absolut regungslos am Ufer, als ob sie schon 70 Tage ihre Eier bewacht hätten. Die Symphonie der unterschiedlich hohen Wellen und Brandungen untermalte die Szene, die auch hier von einem farbig bewölkten Abendhimmel beleuchtet wurde. Die Wolkenfiguren bewegten sich schnell über den Abendhimmel hinweg und unterstrichen die lebhafte Bewegungsfreudigkeit der Szene, die auch auf den Delfinkönig übergriff, der die Reihe der großen Vertreterrunde abschwamm und zustimmend nickte, wenn er die Antworten verstanden hatte.

      Der Brief an den menschlichen Präsidenten des IOC hatte nun folgenden Text

      „Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kollegen vom IOC,

      Die Tiere dieser Erde, des Meeres und der Luft fordern die Olympiasieger der letzten Olympischen Spiele und alle anderen Menschen zu einer Tolympiade heraus. Acht Wettbewerbe stammen aus dem Programm ihrer Olympischen Spiele, zwölf Wettbewerbe werden von uns vorgeschlagen. Für jeden Wettbewerb werden drei Vertreter unserer Tiere genannt, sie können drei menschliche Vertreter benennen, wobei sie aus Ihren acht Disziplinen am einfachsten die drei Olympiasieger der letzten Olympiade nennen. Aber natürlich steht es Ihnen frei, auch noch bessere Vertreter herauszusuchen.

      Wir, das tolympische Komitee der Tiere, sind die Veranstalter dieser Tolympiade. Fair und gerecht wie wir sind, wollen wir aber die Einkünfte dieser Veranstaltung mit Ihnen zur Hälfte teilen. Mehr als 100 Fernsehanstalten dieser Erde haben bereits ihr Interesse bekundet, diese Veranstaltung zu übertragen. Daneben soll ein unterhaltsamer Film darüber gedreht werden, der die Höhepunkte der Tolympiade enthält.

Скачать книгу