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war etwas verwundert, wo das Problem liegt und sagte, dass das doch wohl ein sehr nettes Kompliment war.

      „

      Von wegen Kompliment“, erwiderte sie, „damit hat er doch nur sagen wollen, dass ich vor zwanzig Jahren schon so alt aussah wie jetzt.“

      Ich muss zugeben, ich hatte auch nicht nur im Ansatz daran gedacht, dass man es auch so sehen konnte.

      Tatsache war aber, dass diese Frau offensichtlich große Probleme mit dem Altwerden hatte und sich wohl generell für eher hässlich hielt.

      Nachdem wir der Sache dann auf den Grund gegangen sind, stellte sich heraus, dass sie eine auffallend hübsche Schwester hatte, die übrigens Model wurde.

      Ihre Eltern nannten sie selbst hingegen von Kind an immer liebevoll unser kleines hässliches Entlein.

      Sie meinten es vermutlich nicht wirklich böse, doch in ihr hatte es etwas ausgelöst, was sie bis heute mit sich schleppte. Ich unterstützte sie dabei, diesen Gedanken loszulassen und sie fing an, ihre eigene Schönheit zu sehen.

      Wichtig war, dass sie ihren Eltern und sich selbst vergab. Denn die Wut, die der Klassenkamerad in ihr auslöste, war die Wut gegen sich selbst.

       Eine andere Patientin mit ca. 30 Kilo Übergewicht kam zu mir und war zutiefst verletzt über etwas, was ihr Mann zu ihr gesagt hatte.

      Sie waren schon etwa 15 Jahre verheiratet, und in dieser Ehe hatte sie dann nochmals 20 Kilo zugenommen.

      Das war ihrem Mann sehr recht, denn er versicherte ihr, er mag mollige Frauen lieber.

      Somit redete sie sich ihr Gewicht gut und war am Ende selbst überzeugt, dass sie sich so akzeptiert wie sie ist.

      Bis zu dem Tag, als eine Bekannte von den beiden 20 Kilo abnahm und ihr Mann zu ihr sagte, dass machst du aber nicht, dann muss ich ja noch mehr auf dich aufpassen.

      Das hatte gesessen. Von wegen er steht auf Mollige!

      Wenn er der Meinung war, dass er mehr aufpassen muss, wenn sie abnimmt, dann fand er schlank ja wohl attraktiver.

      Das erste was sie verstehen musste, war, dass es völlig egal war, was ihr Mann besser oder schlechter fand. Sie musste akzeptieren, dass sie so ist, wie sie ist und konnte dann entscheiden, ob sie so bleiben möchte oder nicht.

      Sie sagte, sie sei in Wirklichkeit schon immer unglücklich gewesen über ihr Übergewicht, aber da alle Abnehmversuche gescheitert waren, hatte sie sich eingeredet, dass sie sich so akzeptiert.

      Was nun besonders schwer ist, und das kann ich persönlich unterschreiben, da auch ich mehr ein Model bei Rubens gewesen wäre, ist, dass man zunächst sein „Problem“, in diesem Fall das Fett, annehmen und lieben muss, damit es gehen kann.

      Nun, soweit die Theorie. Nur wie kann ich etwas von Herzen lieben, es aber gleichzeitig loswerden wollen?

      Die Lösung ist die.

      Man muss zunächst mal herausfinden, wofür man das Fett braucht.

      Im Falle der Patientin war es so, dass sie schon sehr früh in der Kindheit Verantwortung tragen musste.

      Besser gesagt, man hat sie ihr auferlegt, und sie hat sich entschieden, sie zu tragen.

      Dieses Schema galt noch heute für sie. Jemand schob die Verantwortung ab, und sie nahm sie selbstverständlich auf sich.

      Ihr Innerstes schwenkte zwar schon lange die weiße Fahne, aber das ignorierte sie, da sie schon als Kind gelernt hatte, dass das, was sie möchte, nicht so sehr wichtig ist. Sie war ja stark und konnte das tragen, die anderen waren schwach und denen musste sie helfen.

      Um diesem Druck standzuhalten, hat sie sich mit der Zeit einen dicken Mantel, in diesem Fall aus Fett zugelegt. Dieser Mantel „schützte“ sie und hielt sie warm. Nun war es aber an der Zeit, diesen Mantel abzulegen. Hierzu musste sie jedoch zunächst einmal lernen, wieder auf ihr Herz und ihre Herzenswünsche zu hören.

      Das war nicht so leicht, denn sie hatte von klein auf professionell daran gearbeitet, ihr Herz nicht zu hören.

      Mit der Zeit schaffte sie es dann doch, und sie konnte ihrem schützenden Mantel sagen, dass sie sich nun alleine schützt. Denn sie hatte verstanden, dass sie keinen Schutz braucht und quasi unverwundbar ist, wenn sie sich bedingungslos liebt.

      Und genau das war der Trick. Sie konnte sich wie von einem alten Kleidungsstück von ihrem schützenden Mantel verabschieden, in Dankbarkeit, dass er ihr so viele Jahre gedient hat.

      Also in diesem Fall war der erste Schritt, erst mal zu erkennen, dass nicht diese hinterhältigen kleinen Kalorien ihr nachts die Kleider enger genäht haben, sondern, dass sie es ganz allein, unterbewusst zwar mit gutem Grund, geschafft hatte, diesen Mantel zu erschaffen.

      Dann erkennen, wofür ist er überhaupt, wofür brauche ich ihn?

      Danach im Inneren aufräumen und sich dankend und in Liebe verabschieden.

       An dieser Stelle wäre noch gesagt, dass immer wieder behauptet wird, dass Übergewicht krank macht. Dies konnte bisher noch nicht bewiesen werden, wenn wir nicht gerade von überdimensionalem Übergewicht reden. Also mehr als 20 Kilo zu viel.

      Dies behaupte nicht nur ich, sondern auch viele Ärzte, die sich ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt haben.

      Was man wohl sagen kann, ist, dass es Krankheiten gibt, bei denen Übergewicht eher ungünstig ist, aber es ist nicht der Auslöser.

      Die Ärzte reden den Patienten zwar ein, dass sie sich in Lebensgefahr begeben, wenn sie nicht endlich abnehmen, aber ich behaupte, dass viele der übergewichtigen Menschen vielleicht schon längst tot wären, ohne ihren „schützenden Mantel“!

      Vergib deinen Eltern, denn sie wussten nicht, was sie tun

      Bei diesem Thema möchte ich zunächst etwas über Wölfe schreiben. Für die, die jetzt sagen, na super, dann hätte ich mir auch ein Tierbuch kaufen können, wartet ab. Am Ende werdet ihr hoffentlich verstehen, warum ich so weit aushole und dieses Thema gewählt habe.

      Der Wolfsforscher Günther Bloch beschreibt in seinem Buch „Wölfisch für Hundehalter“ das Zusammenleben von Wölfen. Übrigens für die, die doch ein Tierbuch suchen und nebenbei ihren Hund besser verstehen wollen, sehr zu empfehlen.

      Wie auch immer.

      Wölfe in freier Wildbahn zeigen ein nahezu geniales Sozialverhalten. Es gibt zwei klare Rudelführer, ein Männchen und ein Weibchen, von denen immer einer eher offensiv und forsch, der andere eher defensiv und beobachtend ist.

      Wichtig ist der Zusammenhalt des Rudels. Ist ein Tier verletzt, bleibt immer ein anderer Wolf bei ihm, leckt seine Wunden, beschützt, wärmt und tröstet ihn.

      Er wird regelmäßig mit Futter versorgt, und wenn er sehr schwach ist, sogar mit Vorverdautem, bis er wieder mit jagen kann.

      Ebenso werden auch die alten Tiere versorgt und weiterhin auch integriert. Sind sie bei der Jagd nicht mehr schnell genug, so stehen sie doch mit ihren Erfahrungen zur Seite und helfen so den unerfahreneren Jungwölfen.

      Werden die Rudelführer zu alt, lösen ihre Kinder sie ab. Doch auch danach zollt das gesamte Rudel den alten Anführern Respekt und profitiert von ihren Erfahrungen.

      Die Rudelführer werden übrigens mehr oder weniger gewählt, da sie sich als absolut vertrauensvoll für das Rudel erweisen. Sie müssen sehr soziale Tiere sein, die Streit schlichten, Schwache unterstützen, lernfähig sind und bereit sind, von erfolgreichen alten Wölfen zu lernen.

      Sie sind also charakterstarke Persönlichkeiten mit natürlicher Autorität, denn von ihrem Verhalten hängt das Überleben des gesamten Rudels ab.

      Wie Günther Bloch so schön schreibt, „Wölfe sind eben doch die besseren Menschen“.

      Nehmen wir dagegen Wölfe in Gefangenschaft. In einem Wolfsgehege sieht das schon ganz anders aus.

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