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an ihren Monopolansprüchen. Denn am Ende konnte sie diese nicht gegen die wachsende neue Konkurrenz durchsetzen.

      Die Hanse entwickelte sich im zwölften Jahrhundert aus einem berufsständischen Verein von Kaufleuten, die sich im Nord-und Ostseeraum gegenseitig Hilfe leisteten.

      Die 1161 gegründete „Gemeinschaft der Kaufleute des Römischen Reichs, die Gotland besuchen“ war die Keimzelle der Hanse – das Wort bedeutet „Schar“ im Gotischen.

      Sie brachten die Heringe aus der Gegend der schwedischen Halbinsel Schonen mit dem Salz aus Lüneburg zusammen. Damit und mit Privilegien der Obrigkeiten verschafften sie sich ein Versorgungsmonopol für den Winter und die Fastenzeit; das christliche Fastengebot galt immerhin an 140 Tagen des Jahres. Man hat ausgerechnet, dass in der Saison 300000 Fischer auf 40000 Booten die Fänge lieferten.

      Bald wandte sich die Flotte anderen Exportgütern zu. Ihre Kaufleute tauschten Tuche aus Flandern, wo eine Textilproduktion entstand, gegen Rohprodukte und Getreide aus Osteuropa. Sie verkauften Bier aus Hamburg oder Wismar ins niederländische Friesland, wo Bierfässer zur ersten örtlichen Handelswährung wurden. Von ihren ersten Zentren in Lübeck oder Visby auf Gotland operierten sie zwischen ihren eigenen Kontoren und Lagerhäusern, dem Peterhof in Nowgorod und dem Stalhof in London.

      Händler aus Portugal, Japaner (Lithografie aus dem 19. Jahrhundert)

      Dort hatten sie Zolloder Niederlassungsfreiheit sowie das Stapelrecht erworben. Stapelrecht bedeutete, dass die Ladung eines Schiffes im Hafen vor jedem Interessenten „gestapelt“, ihm also gezeigt werden konnte.

      Hanseatisch korrekt waren Verwaltung und Besitzverhältnisse vom Peterhof: Je ein Bürger der Hansestädte Visby, Lübeck, Dortmund und Soest besaß einen Schlüssel zum Hof. Um 1300 verschmolz der Berufsbegriff mit der Herkunft der Kaufleute: Ihre Heimatorte werden „die stede von der dudeschen Hanse“ genannt – immer noch kein fester Städtebund mit Interventionsregeln oder gar gemeinsamen Gesetzen, aber mit großer Anziehungskraft. Bis zu 200 Mitglieder zählten sich über die Jahrhunderte selbst zur Hanse und fühlten sich dann den gemeinsamen Prinzipien – Rechtsschutz und Handelsfreiheit – verpflichtet.

      Das galt aber nur untereinander, den Mitgliedern gegenüber. Konkurrenten hielt der Bund nieder, indem er ihnen nach einer Lieferung in eine Hansestadt für den Rückweg den Frachttransport verbot. Die Hanse stand keineswegs für liberalen Freihandel, sondern bildete ein striktes Transport- und Außenhandelsmonopol.

      Das Ende der Hanse fiel etwa mit der Umkehrung der Handelsströme nach der Entdeckung Amerikas und der neuen Seewege zusammen. Der Osthandel über See verlor an Bedeutung, als Zar Iwan III. 1487 Nowgorod eroberte und die Hanse verjagte.

      England hatte schon vorher – 1567 dann mit Erfolg – verlangt, die Hanse müsse ihre Häfen auch englischen Schiffen öffnen.

      Die hansischen Kaufleute waren nicht mehr auf der Höhe der Zeit. So schafften es die Lübecker nicht, in ihrer Stadt eine eigene Bank zu gründen. Nach dem Tod der Florentiner Bankiers Ludovico Baglioni und Gerardo Bueri, die an der Trave das Kredit- und Wechselgeschäft betrieben hatten, übernahmen Nürnberger Handels- und Bankhäuser diese Funktion. Die lübischen Kaufleute kannten sich mit den Geheimnissen des bargeldlosen Geldverkehrs und der neuen, doppelten Buchführung „alla Veneziana“ nicht aus. So verlagerte sich das Zentrum des wirtschaftlichen Erfolgs

      von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an zunehmend nach Süddeutschland. Das Ende der Hanse kam aber auch, weil das Wirtschaftsbündnis sich nie zu einer politischen Macht entwickeln konnte – und auch nicht wollte. Politik war den Kaufleuten egal, solange die Geschäfte liefen. Dem wachsenden Machtanspruch der Könige und Fürsten hatten die Hansestädte nichts entgegenzusetzen. Zwar wuchs im 16. Jahrhundert überall die Bevölkerung; zwar begann überall die Landflucht armer, nicht erbberechtigter Bauernkinder in die Städte – doch die Städte waren noch klein und fielen schon deshalb als Machtfaktor aus. Zu den Metropolen der Zeit zählte Florenz mit 90000 Einwohnern, London mit 50000 und das Handelszentrum Gent mit 60000.

      Lübeck und Köln galten mit einer Einwohnerzahl zwischen 20000 und 30000 schon als Großstädte, gefolgt von Nürnberg, Straßburg, Augsburg und Danzig.

      Rein rechtlich wurde die Hanse selbst nach dem letzten Hansetag 1669, an dem neben Bremen, Hamburg und Lübeck noch Danzig teilnahmen, niemals aufgelöst, auch wenn sie heute nur noch als eher steife Tradition hanseatischer Kaufmannschaft weiterlebt.

      Markt in den Niederlanden: Größter Nutzen für die größte Zahl (Gemälde von Pieter Aertsen um 1550)

      Vom Niedergang der Hanse und der Verlagerung der Weltwirtschaftsströme profitierte alsbald eine neue Gruppe von Kaufleuten – diesmal nicht als Städtebund, sondern als Familienunternehmen: die süddeutschen Familienclans der Fugger, Welser, Höchstätter, Imhof oder Tucher.

      Besonders die Fugger, die ersten wirklichen Kapitalisten, verließen schon bald ihr angestammtes Metier als Weber und Tuchhändler. Sie wandten sich höchst gewinnbringend dem Erzbergbau und dem Kreditgeschäft zu und waren mit ihren Millionen zeitweise mächtiger als Kaiser oder Päpste, mit denen sie innig zusammenarbeiteten: der erste Multi der Geschichte. Ein Fugger war der erste Nichtadlige, der einen Kaiser machte, und der erste Laie, der die Kirchengeschichte umkrempelte.

      Der Stammvater der Fugger, Hans, begründete nach 1367 in Augsburg das Familienvermögen damit, Leinen und Baumwolle zu einem haltbaren, trotzdem preiswerten Stoff namens Barchent zusammen zu weben. Die nötige Baumwolle kam aus Ägypten via Venedig, wo deutsche Händler am Rialto eine eigene Niederlassung unterhielten.

      Fuggers Einstieg in die Weltpolitik begann 1473 mit einem Besuch des hoch verschuldeten Kaisers Friedrich III. in Augsburg, wo Majestät empfohlen wurde, beim Gründerenkel Ulrich Fugger ein Seidengewand zu besorgen. Das geschah – auf Pump. Damit war ein langjähriges Darlehenskonto eröffnet, in dessen Verlauf die Fugger Bischöfe, Kurfürsten und Kaiser mit ihren Gulden schmierten, um immer mächtiger zu werden.

      Sie bauten und sie beuteten die Silberbergwerke in Tirol und Kupferbergwerke in Ungarn aus und errichteten für einige Jahre ein Kupferkartell – Kupfer wurde weltweit zum Kanonenguss gebraucht. 1494 schufen sie mit dem Unternehmen „Ulrich Fugger und Gebrüder von Augsburg“ die erste „offene Handelsgesellschaft“ (oHG) in Deutschland, eine Firma mit eigenem Kapital und eigener Rechtspersönlichkeit. Ihr Hauptgeschäft machten sie als Banker mit der Arbitrage, also der Überweisungsgebühr.

      Einer der wichtigsten Kunden war der Papst sowie die katholische Kirche, die große Summen zwischen den Bistümern und Rom transferieren ließ. Als die Fugger dem Hohenzollern Albrecht von Brandenburg 30000 Dukaten für den Kauf der Bischofwürde von Mainz borgten, ging ein Drittel der Summe via Fugger-Bank Rom direkt an den Papst für den Neubau des Petersdoms.

      Dafür wurden die Fugger am lukrativen Ablasshandel beteiligt, der allen Christensündern Nachlass ihrer Schuld versprach, wenn sie nur eifrig dem Papst, tatsächlich aber dem neuen Mainzer Bischof, spendeten. Damit finanzierten die Gläubigen die Rückzahlung des Fugger-Kredits. Immer wenn der Ablassprediger Tetzel von der Kanzel dröhnte, nun müsse „das Geld im Kasten klingen“, war ein Fugger-Angestellter in der Nähe und hatte den Schlüssel zum Kasten in der Hand.

      Kaiser Karl V. bei den Fuggern: Meister der Korruption. Anton Fugger verbrennt die Schuldverschreibungen des Kaisers, nach einem Gemälde von Carl Becker (1870).

      So trugen die Fugger zu einem einschneidenden Ereignis der europäischen Geschichte bei: Weil Martin Luther sich über den Ablass aufregte, kam es 1517 zur Kirchenspaltung und zur Reformation. Die Fugger mehrten davon unbekümmert ihren Reichtum. Erzbischof Albrecht hatte seine Schuld schon bis 1527 zurückgezahlt, die Fugger aber ihr Vermögen zwischen 1511 und 1527 auf fast zwei Millionen Gulden verzehnfacht und eine Jahresrendite von durchschnittlich 54,5 Prozent erzielt.

      Luther hingegen hielt alle Kaufleute für unchristlich, für potenzielle Wucherer. Er glaubte, Handel sei Teufelszeug: „Der auslendische

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