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Autor bestand darauf, dass jedes Wort im Buch wahr sei. Dennoch stand er hinter ihm: „Auch wenn wir unsere Streitigkeiten hatten, mag ich ihn. Ich bewundere seine Tapferkeit. Es ist keine Kleinigkeit, die Welt 15 Monate lang getäuscht zu haben. Als Autor finde ich ihn erstklassig, und kein Verleger kann ein größeres Lob aussprechen.“

      Swāmī Agehānanda Bhāratī

      Dieser Professor für Anthropologie ist eigentlich ein Österreicher namens Leopold Fischer (1923 – 1991), der unter den Experten war, die Rampas Buchmanuskript beurteilen sollten. Auch Fischer alias Agehananda Bharati kritisiert „Das dritte Auge“ und Rampa als Person nicht gerade zimperlich.

      Agehananda Bharati bezeichnet die von Cyril Hoskin alias Lobsang Rampa ausgelöste „Bewegung“ als den „Rampaismus“. In seinem Artikel „Das fiktive Tibet: Der Ursprung und das Fortbestehen des Rampaismus“ erklärt er, dass viele Schriftsteller und Redner kurz vor der Jahrhundertwende dazu beigetragen haben, Geschichten über tibetische Mystiker in ihren esoterischen Schriften zu verbreiten.

      Aber der Höhepunkt dieser Sache war Lobsang Rampas „Das dritte Auge“ und dessen weitere Werke zum selben Thema. Bharati bezeichnet die Werke offen als betrügerisch und findet die Menge seiner Fans „deprimierend“, die offenbar uninformiert und auch „uninformierbar“ sind und daran festhalten, dass es im Himalaya eine versteckte mysti-sche Bruderschaft gibt, die alle Mysterien der Welt kennen und „die Lehren des Buddhismus, Hinduismus und Christentums in sich vereinen und transzendieren“ und die „auch alle okkulten Künste beherrschen“. Denn sie können extrem schnell durch die Luft fliegen, Strecken von 400 Meilen ohne Pause an einem Stück laufen, überall auftauchen und sie sind außerdem die Hauptberater aller Weisen und Großen. Dazu kommt, dass sie all ihre bisherigen Inkarnationen kennen und auch allen anderen Menschen darüber Auskunft erteilen können, wer sie in ihren früheren Leben waren oder in ihren nächsten Leben sein werden.

      Bharati ist also offenbar nicht von den Fähigkeiten der Mönche überzeugt, zumindest nicht von denen, die Rampa in seinen Werken beschreibt. Aber er hat auch ein Problem mit der Geografie des fiktiven Tibets. Denn Rampas Tibet und Himalaya schließt oft auch Indien und den Ganges mit ein. Insofern entbehrt die geografische Beschreibung einer gewissen Genauigkeit und lässt sich schwer nachprüfen.

      Im weiteren Verlauf seiner Kritik macht Bharati zunächst einen Rundumschlag und bezichtigt die berühmten Theosophen Helena Blavatsky und Oberst Olcott (die ebenfalls über das mystische Tibet berichten) als Betrüger. Dann kommt er konkret auf Hoskins „Rampaismus“ zu sprechen, der am Ende dieser „Faszination Tibet“-Entwicklung steht.

      Bharati war einer der Experten, der Rampas Manuskript vom Verlag zur Prüfung und Stellungnahme erhalten hatte. Er beschreibt, dass er sofort skeptisch war, als er den Titel sah, da „Das dritte Auge“ ihn unmittelbar an Blavatskys „Mumpitz“ erinnerte. Sein Urteil fällt hart aus: „Die ersten zwei Seiten überzeugten mich davon, dass der Autor kein Tibeter war, die nächsten zehn, dass er nie in Tibet oder Indien gewesen ist und dass er absolut nichts über den Buddhismus (den tibetischen oder einen anderen) wusste.“

      Das macht er vor allem an dem Satz „Denn wir wissen dass es einen Gott gibt“ fest, den Rampa in seinem Werk äußert. Laut Bharati würde dieser Satz einem echten Buddhisten nie über die Lippen kommen, da es nicht dem Kern des Buddhismus entspricht. Aber er findet noch viele weitere Beispiele dafür, dass Lobsang Rampa nicht weiß wovon er schreibt: „Jede Seite zeugt von der völligen Unkenntnis des Autors von allem, was mit dem Buddhismus zu tun hat, wie er praktiziert wird und mit dem Buddhismus als Glaubenssystem in Tibet oder anderswo.“

      Er weist aber auch darauf hin, dass Rampa den Geschmack der Massen befriedigen kann mit den mysteriösen Geschichten über Mönchen, die Drachen fliegen und chirurgische Eingriffe, die das dritte Auge öffnen können. Die Menschen im Westen lieben diese Dinge! Sogar Leser, die diese Dinge nicht glauben, sondern zum Vergnügen lesen, beäugt Bharati kritisch. Er findet es nicht gut, wenn die Menschen ihren Trost oder ihre Inspiration aus erfundenen Geschichten ziehen. Denn „esoterisches Wissen kann nicht aus esoterischen Lügen gewonnen werden.“

      Bharati weiß auch von anderen Tibetologen wie Hugh Richardson, Marco Pallis oder Heinrich Harrer, die ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen sind, „dass das Buch ein Betrug und der Mann ein Schwindler ist.“ Trotzdem ist das Buch erschienen, denn, wie Bharati sagt, „Verlage sind nicht die Vorboten der Authentizität, sondern Geschäftsleute.“ Und hier hatten sie auch den richtigen Riecher, denn das Buch verkaufte sich, wie wir wissen, schnell und in großen Mengen.

      Bharati weist auch darauf hin, dass nach Rampas Entlarvung klar war, dass es sich um einen Mr. Hoskin handelte, „einen irischen ex-Klempner, der in verschiedenen Londoner Bibliotheken gesessen hatte und dort Science-Fiction, Pseudo-Orientalisches, zweifellos inklusive Blavatsky, gelesen hatte und sich dann dieses erstaunliche Buch ausdachte.“

      Überrascht war Bharati allerdings dann doch davon, dass die Enthüllung anscheinend seine Anhänger und Fans überhaupt nicht zu beeindrucken schien. Entweder, weil sie in der Zeitung nicht davon gelesen hatten oder weil es ihnen egal war. Außerdem berichtet er auch, dass er Anrufe von Fans erhielt, die ihn als einen bösen Menschen be-schimpften, da Rampa „vielleicht den Körper eines irischen Klempners besitze, aber die Seele eines tibetischen Lamas in ihm wohne“.

      Noch mehr erstaunte es ihn, dass einer seiner Kollegen, ein Historiker, ihm mit leuchtenden Augen von dem Werk und der darin enthaltenen Weisheit berichtete. Bharati klärte daraufhin seinen Kollegen über einige Fakten auf und dieser war sichtlich erschüttert. Dennoch meinte er „Okay, vielleicht ist er kein Tibeter, aber er hat die Wahrheit des Buddhismus erfasst.“ Und von dieser Einstellung konnte ihn auch Bharati nicht abbringen.

      [Ich frage mich an der Stelle: Konnte es tatsächlich sein, dass Cyril Hoskin eine tiefe Wahrheit in den Werken gefunden hatte, die er sich in der Bibliothek angelesen hatte? Und dass er über die Fähigkeit verfügte, diese Wahrheit in einfachen Worten, eingehüllt in eine mystische Geschichte, seinen Lesern nahezubringen? War das das Geheimnis seines Erfolges?]

      Bharati stellt jedenfalls nüchtern fest, dass er sich mit seiner kritischen Ansicht über Lobsang Rampa mehr Feinde als Freunde gemacht hat, weil die Menschen gerne an der Idee festhalten wollen, dass es im Himalaya eine geheime Bruderschaft und einen Schneemenschen gibt. „Sie können die Vorstellung nicht ertragen, dass die religiösen Spezialisten in Tibet Gelehrte sind, knallharte Theologen und bodenständige Klosterführer mit viel handfestem politischen Wissen und demselben Maß an Grausamkeit und Strategie, welches allen kirchlichen Führern zu eigen sein scheint, die auch weltliche Macht besitzen …“

      Für Rampa hat er auch einen abschließenden Tipp. Er könnte mit seinen erworbenen Fähigkeiten als Heiler arbeiten oder als Meditationslehrer – „aber bitte nicht für tibetische Meditation“, denn „Hoskin muss nicht notwendigerweise tibetisch sein, wenn er etwas Wichtiges zu lehren hat.“

      Sheelagh Rouse

      Sheelagh Rouse war die Sekretärin und Adoptivtochter von Lobsang Rampa, die ihre Eindrücke und ihr Leben mit dem Lama in ihrem Buch „25 Years with Lobsang Rampa“ festgehalten hat. Als sie ihm begeg-nete, nannte er sich noch Dr. Kuan. Sie war ein Mädchen aus einer reichen Familie, war verheiratet und hatte zwei Kinder und eine Haushaltshilfe. Ihr Gatte John war Rampa damals behilflich, einen Job in einem Museum zu ergattern, denn der zuständige Mann, Charles, war ein Freund der Familie.

      Dieser Charles interessierte sich für Luftfahrt und Flugzeuge und war auch sehr interessiert an Rampas Geschichten über das Kite-Fliegen in Tibet. Er fand es sogar so spannend, dass er Rampa dazu drängte, ein Buch über seine spannenden Erlebnisse zu schreiben.

      Die Idee dahinter war die, dass Rampa für ein gutes Buch Geld bekommen würde, was somit einfacher wäre, als einen Job zu erhalten. Rampa lehnte zunächst ab, doch Charles brachte ihn trotzdem in Kontakt mit einem Verleger.

      Die ersten Aufschriebe über Tibet brachte Rampa zu Sheelagh und John, die sich in ihren Memoiren noch genau an den Ablauf erinnern kann.

      „The World

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