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Feuerwehr - Challenge. Jürgen Ruhr
Читать онлайн.Название Feuerwehr - Challenge
Год выпуска 0
isbn 9783742770127
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Das Telefongespräch zog sich eine ganze Weile hin, doch leider konnte ich nur verstehen, was der Bankräuber sagte. Seine Forderung beinhaltete das Übliche, so wie man es aus diversen Filmen kannte. Er verlangte zwei Millionen Euro und einen Hubschrauber für die Flucht. Wie ich den Worten entnehmen konnte, sollte im Gegenzug zunächst eine der Geiseln freigelassen werden. Der Mann mit der CZ Pistole schien damit einverstanden zu sein und wies den Gangster mit der Schrotflinte an, den Angestellten, dem der offensichtlich die Nase gebrochen hatte, vor die Tür zu schicken. Der legte die Flinte beiseite und half dem Dicken, der noch ziemlich benommen schien, zur Tür. Nachdem der Gangster mit der MP einen Flügel vorsichtig geöffnet hatte, wurde der Filialmitarbeiter ins Freie gestoßen. Er stolperte einige Schritte auf die Straße zu, strauchelte und fiel zu Boden. Sofort waren zwei Sanitäter bei ihm. Leider konnte ich die Vorgänge draußen aus meiner Perspektive nur mehr erahnen, als wirklich sehen, doch inzwischen mussten sich zu dem einen Polizeiwagen noch mehrere Fahrzeuge gesellt haben. Das ließ sich an den vielen Blinklichtern erkennen.
Inzwischen beratschlagten sich die drei Bankräuber und schließlich durchsuchte der mit der Schrotflinte die Kunden nach Schmuck und Bargeld. Ich hörte meine Vermieterin kurz aufheulen, als der Mann ihr die Geldbörse mit dem vielen Bargeld abnahm. Hoffentlich riss die Frau sich zusammen und machte jetzt keinen Fehler! Es könnte ihr letzter sein. Doch Rieke de Düün verhielt sich still. Sie würde über den Verlust des Geldes hinwegkommen.
Ich lotete derweil meine Möglichkeiten aus, die aber leider äußerst beschränkt waren. Die Erfolgschance gegen diese drei schwerbewaffneten Gangster lag nahezu bei null und mein Eingreifen würde vermutlich lediglich zu einem Blutbad führen.
Ich blickte mich in dem Raum um. Da war der Kundenbereich, abgetrennt von den Angestellten durch die lange Theke. Am Ende der Theke, fast schon mir gegenüber, befand sich ein durch mehrere spanische Wände abgetrennter Bereich, der vermutlich für die individuelle Kundenberatung genutzt wurde. Ich überlegte, wie ich einen der Gangster vielleicht dorthin locken könnte, um ihn unschädlich zu machen.
Doch meine Gedanken wurden durch das typische Geräusch eines sich nähernden Hubschraubers unterbrochen. Die drei Gangster sahen sich an und klatschten in die Hände. Im gleichen Moment schrillte das Telefon und der Mann mit der Pistole eilte zurück in den Angestelltenbereich.
Ich wunderte mich, dass die Polizei so schnell klein beigegeben hatte, immerhin spielten sie sonst eher auf Zeit.
„Was soll das heißen?“, hörte ich den Bankräuber sagen und es klang ziemlich ärgerlich. Dann lauschte er erneut ins Telefon. „Nein, ich gesagt zwei Millionen. Die werden sie doch wohl auftreiben können. Ich ihnen gebe dreißig Minuten von jetzt an, dann stirbt erste Geisel. Haben sie verstanden? Dreißig Minuten von jetzt an!“ Er warf den Hörer auf die Gabel und fuchtelte wild mit seiner Pistole herum. Dann ging er zu seinen Kumpanen zurück und beriet sich mit denen.
Draußen flog der Hubschrauber wieder davon.
Dreißig Minuten. Dass die Männer äußerst brutal vorgingen, hatten sie ja schon bei dem Dicken dokumentiert. Ich zweifelte nicht daran, dass sie ihre Drohung wahrmachen würden. Es war an der Zeit, einen handfesten Plan zu entwickeln, jetzt konnte ich nicht hoffen, dass der Zufall mir zu Hilfe kam.
Die verschiedenen Pläne, die ich mir überlegte, verwarf ich direkt alle wieder. Die Zeit verging und ich wurde zusehends verzweifelter. Einzig die Option, mich zur Exekution anzubieten, blieb mir noch und das war eigentlich auch keine so gute Idee. Wer garantierte denn, dass die Bankräuber nach mir nicht weitere Geiseln hinrichten würden?
Exakt neunundzwanzig Minuten vor dem Verstreichen der Frist ließ sich das Flappen der Rotorblätter wieder vernehmen.
Erneut klingelte das Telefon.
Wieder nahm der Gangster mit der Pistole den Anruf an und nach einigen Sekunden machte er zu seinen Kumpanen das ‚Daumen hoch‘ Zeichen. Offensichtlich war die Polizei auf seine Forderungen nun doch eingegangen.
In diesem Moment veränderte sich das Rotorengeräusch, es schien als würde der Motor des Helikopters stottern, dann verklang er plötzlich gänzlich. Sekunden später ließ sich von draußen eine Explosion, die in einiger Entfernung stattgefunden haben musste, hören. War der Hubschrauber abgestürzt?
Meine Ahnung schien sich zu bestätigen, denn jetzt fluchte der Gangster lautstark am Telefon. „Abgestürzt?“, hörte ich ihn schreien. „Mit ganze Geld?“ Er lauschte kurz, dann fluchte er vernehmlich in seiner Landessprache. „Zwei Stunden? Neuer Hubschrauber? So jetzt gut zuhören, wir jetzt fordern vier Millionen. Vier Millionen und keinen Cent weniger! Und diesmal keine Hubschrauber, sondern Wagen gepanzert. So ein Riesending, wenn du verstehst, was ich meine! In spätestens einer Stunde ist Auto hier direkt vor Türe. Und keine Ausreden mehr!“ Er warf den Hörer ärgerlich auf den Schreibtisch und kehrte zu seinen Kumpels zurück.
Eine Stunden Galgenfrist. Und mir war bisher nichts eingefallen! Erneut blickte ich sinnend auf den abgegrenzten Bereich. Wollte ich dorthin gelangen, dann müsste ich quer durch den hinteren Teil der Filiale robben, was unweigerlich die Entdeckung durch die Gangster nach sich ziehen dürfte.
Die Zeit verrann und ich zermarterte mir das Hirn.
Doch dann wurde mir die Entscheidung abgenommen: Mein Handy klingelte schrill und anhaltend. Sofort stand der Mann mit der Pistole neben mir und zur Begrüßung bekam ich einen Tritt in die Seite.
„Sieh einmal an“, sprach er. „Da ist ja noch Kunde. Meintest wohl, du hier verstecken?“ Dann wandte er sich an die beiden anderen Gangster und sprach in gebrochenem Deutsch zu ihnen, so dass ich es auf jeden Fall verstehen musste: „Ich glaube, hier jemand, der als erster erschossen! Wir müssen Exempel statuieren. Und zwar jetzt!“
Bingo, der weit unter seinem Stuhl lag, entdeckte er zum Glück nicht. Im Endeffekt wären die Kerle noch darauf gekommen, meinen treuen Freund zu erschießen! Ein Mann und sein Hund - doch was wären die Zwei schon, wenn der Hund tot sein würde? Andererseits - auch ein erschossenes Herrchen wäre nicht gerade die beste Option.
„Los, aufstehn. Auf die Beine, sofort!“ Wieder traf mich ein Tritt in die Seite und ich erhob mich schwankend, wobei ich mich am Stuhl festhielt und mit meinem Körper den Hund so gut es ging verdeckte. „Zur Tür, dawai, dawai.“ Ich erhielt mit der Pistole einen Stoß in den Rücken, der mich in Richtung Eingangstür stolpern ließ.
Mein Handy hatte inzwischen aufgehört zu klingeln und ich fragte mich, wer denn angerufen haben mochte. Ein verpasster Anruf und ich würde vermutlich nie erfahren, wer nach mir verlangt hatte ...
Hinkend und in leicht gebückter Haltung schlich ich auf die Türe zu, an der der Mann mit der Maschinenpistole schon auf mich wartete. Ich konnte sein Grinsen unter der Sturmhaube förmlich spüren. Auch der Typ mit der Schrotflinte gesellte sich zu uns. Vermutlich wollte jeder der drei den tödlichen Schuss auf mich abgeben und damit zeigen, was für ein ganzer Kerl er war. Doch kampflos würde ich nicht sterben, Hauptsache die Sparkassenkunden wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Doch die lagen allesamt noch am Boden und hielten ihre Arme schützend über den Köpfen. Auch der andere Angestellte ließ sich nicht blicken.
Der Mann mit der MP lachte leise, als er die Tür aufzog. Er hielt die Waffe mit dem Lauf nach unten in der linken Hand und an sich hätte er ein leichtes Ziel für mich sein können. Wäre da nicht die tschechische Pistole, die auf meinen Rücken gerichtet war. Der Plan der Gangster sah vermutlich vor, mich mit einem Kopfschuss aus der CZ zu töten, was ja auch am effektivsten sein durfte.
Ich sah keine Möglichkeit, meinem Schicksal zu entgehen und hoffte auf ein Wunder. Vor meinem inneren Auge erschienen der Strand, Bingo und unser gestriger gemeinsamer Spaziergang. Die Sonne stand mittlerweile ziemlich hoch am Himmel und es war für diese Jahreszeit eigentlich zu warm. Kein wirklich guter Tag zum Sterben. Draußen blinkten die Polizeilichter und hinter den Wagen standen verdeckt Polizisten, die die Situation sorgfältig