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Der Trockene Tod. Alexander Köthe
Читать онлайн.Название Der Trockene Tod
Год выпуска 0
isbn 9783754177211
Автор произведения Alexander Köthe
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er schreit vor Schmerz, doch die Wunde treibt ihn nur noch mehr an.
Niekas hebt seinen linken Arm und lässt die Assassinen-Klinge mit brutaler Gewalt auf die in ihm steckende Kralle niederschießen.
Er trifft.
Blut spritzt. Knochen bersten, zersplittern.
Eine Hälfte der linken Echsenpranke fällt abgetrennt zu Boden. Die andere lässt von Niekas ab.
Der Prädator flieht, rennt davon … und bleibt abrupt stehen.
Zu groß ist der Hunger.
Die Schreckens-Echse wendet. Ihre schweren Beine donnern über den kargen Boden. In vollem Lauf treffen Jäger und Gejagter aufeinander.
Im letzten Moment lässt sich Niekas zu Boden fallen und rutscht unter der Echse hindurch. Seine Dolchhand weit von sich gestreckt, erwischt er den Gegner an der empfindlichen rechten Verse und durchtrennt Haut und Muskeln.
Die Echse schafft keinen weiteren Schritt. Das verletzte Bein knickt unter ihrem Gewicht weg und sie stürzt schwer verletzt zu Boden.
Blitzschnell springt Niekas auf, bereit zum letzten tödlichen Stoß.
Der Kampf ist vorüber. Die Schreckens-Echse liegt besiegt im Staub.
Mit einem heftigen Ruck und zusammengebissenen Zähnen zieht Niekas die noch in ihm steckende Kralle aus seiner Flanke und schmeißt sie weit von sich.
Langsam geht er auf das Tier zu.
Die gelb leuchtenden Augen der Echse blicken ihn feindselig an. Sie windet sich, will aufstehen, fliehen.
Doch mit jedem Schritt, den sich Niekas nähert, wird sie ruhiger. Die Feindseligkeit verschwindet aus ihren Augen, die jetzt angsterfüllt, hilflos wirken, fast, als wenn sie um Gnade bitten würde.
Als Niekas die Echse erreicht, ist seine Wut erloschen. Anstatt das hilflose Tier zu töten, lässt er seine Armklingen wieder verschwinden und sagt in festem Ton:
“Du rührst dich nicht von der Stelle! Verstanden?”
Tag 2
9 2 7 n a c h A n b r u c h
d e r N e u e n Z e i t
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2 t e r T a g i m 1 t e n M o n a t
d e r Z e i t d e r B l ü t e
N a c h t s
L u erwachte schweißgebadet mit einem Schrei auf den Lippen. Ruckartig setzte er sich kerzengerade auf, die Augen weit geöffnet.
Wo bin ich?
Ein schwacher Lichtschein fiel von oben auf ihn herab, sodass er seine nahe Umgebung wahrnehmen konnte, wenn auch nur seltsam verschwommen, wie durch Nebelschwaden. Alles, was weiter als zwei Ellen von ihm entfernt war, verschwand in tiefer, schwarzer, vollkommener Dunkelheit.
Aufs Äußerste angespannt wartete er ab. An Dunkelheit konnten sich Augen schließlich gewöhnen.
Die Schweißtropfen rannen seine Stirn hinunter. Mit dem Ärmel wischte er sie weg und atmete mehrere Male tief durch, um sich zu beruhigen.
Erst jetzt bemerkte er, dass sein Rücken höllisch schmerzte. Das Bett, auf dem er gestern Abend fast sofort eingeschlafen war, war verschwunden. Stattdessen spürte er unter sich harten Stein.
Als hätte die Erkenntnis sein Blickfeld erweitert, konnte er auf einmal überall um sich herum nackte, graue Felswände erahnen.
Eine Höhle? Aber wie bin ich hierher gekommen?
Lu versuchte aufzustehen. Doch sofort überkam ihn ein starkes Schwindelgefühl, dass ihn sofort wieder in die Knie zwang.
Er schloss die Augen und atmete erneut mehrere Male tief ein und aus.
Ganz ruhig …
Langsam verschwand der unangenehme Schwindel.
Als Lu sich stark genug fühlte, stand er auf, öffnete seine Augen und musste sie gleich darauf wieder zusammenpressen, so sehr blendete ihn das grelle Licht der Mittagssonne. Schützend hielt er die Hände vor sein Gesicht und wartete einige Augenblicke, bis sich seine Augen an den krassen Unterschied zur eben noch herrschenden Dunkelheit gewöhnt hatten.
Was geht hier vor?
In Lus Kopf herrschte ein unendliches, bizarres Durcheinander. Zwanghaft versuchte er sich zu Fokussieren, ohne dass es ihm gelang. Nicht einen klaren Gedanken vermochte er zu greifen, sodass er seine Umwelt, das Hier und Jetzt, zwar erfassen, aber nicht verstehen konnte.
Lu blickte auf eine sonnendurchflutete Lichtung inmitten eines dichten Waldes. Ein paar kleine Schnapper sprangen über eine weite Grasebene. Die Sonne verbrannte die Echsen und sie zerflossen zu Rauch, der sich schnell im Wind verflüchtigte.
Lu machte einige Schritte, trat hinaus auf die Lichtung und spürte das weiche Gras unter seinen nackten Füßen. Es war saftig grün und erfüllte die Luft mit einem angenehmen Geruch.
Die Sonne schien hell an diesem Tag und der Himmel war ein einziges wolkenloses, wunderschönes Blau. Eine sanfte Brise wehte durch sein Haar. Lu bewegte sich wie auf Wolken, Schritt für Schritt auf das Zentrum der Lichtung zu, während ihn die wohltuenden Strahlen der Sonne angenehm wärmten.
Hinter Lu erklingt plötzlich ein lautes Krächzen. Er dreht sich - von der einen auf die andere Sekunde aus seiner wohligen Lethargie gerissen - ruckartig rum, stolpert und fällt der Länge nach in den Staub des ausgetrockneten Bodens.
Auf dem Rücken liegend, blickt er in einen düsteren, wolkenverhangenen Himmel. Nur ein ungewöhnlich großer Rabe, der über ihm seine Kreise zieht, hebt sich vom Firmament ab.
Plötzlich spürt er eine beißende Kälte und den reißenden Wind an seinen Gliedern zerren.
Aufs Äußerste verstört, richtet Lu seinen Oberkörper auf, blickt sich um. Und was er sieht, lässt das letzte bisschen Wärme aus seinem Inneren entweichen.
Halb zur Seite gedreht, sitzt er starr, gelähmt, ohne zu atmen, und blickt auf die vermoderte Leiche von Benem.
Die Wunde an seinem linken Arm ist deutlich sichtbar. Gelb-brauner Eiter fließt aus ihr heraus.
Der rechte Arm ist am Ellenbogen abgetrennt. Der Stumpf endet in blutigen Fleischfetzen.
Seine Augäpfel fehlen und Lu kann sich bildlich vorstellen, wer sich über die Leiche hergemacht, ihren kräftigen Schnabel in ihr Gesicht gehackt und ihm die Augen entrissen hat.
Wie zur Bestätigung erklingt über ihm das laute Krächzen eines großen, tiefschwarzen Raben.
In Lu steigt Übelkeit auf. Seine Eingeweide verkrampfen sich.
Plötzlich packt eine halb verweste Hand sein linkes Bein. Verrottetes Fleisch und blanke Knochen umklammern es mit unmenschlicher Kraft. Der Untote versucht, sich zu ihm zu ziehen.
Lu schreit. Angst und Panik machen sich in ihm breit.
Der Untote kommt näher.
Lu blickt in die leeren Augenhöhlen von Benems Kopf, der sich leicht erhoben zu ihm wendet. Der grässliche Mund der widernatürlichen Kreatur bewegt sich. Lu kann unter dem verwesten Fleisch Muskelstränge und Teile des Kiefers erkennen.
Verzweifelt versucht er, sein Bein aus der untoten Klaue zu lösen.
Vergeblich.
Benem ist ihm jetzt ganz nah.
Mit einem gewaltigen