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Schicksalhafter Kompromiss. Christine Feichtinger
Читать онлайн.Название Schicksalhafter Kompromiss
Год выпуска 0
isbn 9783754178041
Автор произведения Christine Feichtinger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ich lasse mich nie wieder zusammenschlagen und werde nie wieder Angst vor einer Schlägerei haben. Deswegen werden wir aufs Land gehen, um ein ruhiges Leben zu führen. Und als am selben Abend noch dazu Angelique wieder einmal vorjammerte, wie schwer ihr Leben auf dem Straßenstrich verlaufen würde, teilte er ihr seinen Entschluss mit. In einem Anflug von Wut, Resignation und Selbstmitleid beteuerte er, er hätte die Nase voll von diesem lasterhaften Leben in dieser Stadt, welches ihn auszehren und krank machen würde. Er erzählte ihr, dass er öfters davon träume, ein neues, bescheidenes Leben mit ihr auf dem Land beginnen zu wollen.
„Seit einiger Zeit überlege ich, zusammen mit dir ein ruhiges Leben zu beginnen. Ich werde keinen Alkohol mehr trinken und das Geld nicht mehr sinnlos verprassen. Das ruiniert nur meine Gesundheit. Ich möchte mit dir ein neues Leben auf dem Land mit Kindern und Tieren beginnen“, erklärte er sichtlich geläutert, während er seine blauen Flecken betrachtete. „Das Leben auf dem Land ist langsamer, erholsamer, als wärest du im Urlaub. Da habe ich keine Feinde und brauche mich nicht fürchten, niedergeschlagen zu werden“, versuchte er Angelique zu überzeugen.
„Ich gehe nicht aufs Land und auf gar keinen Fall kriege ich ein Kind“, verneinte Angelique entschieden. Am liebsten hätte sie ihm entgegengeschmettert, dass kein Mann der Welt wert sei, für ihn ein Kind auszutragen.
Dass er auf derart großen Widerstand stieß, befremdete ihn. Wütend darüber, schrie er: „Du willst die Hurerei gar nicht aufgeben, obwohl du immer jammerst. Dir gefällt es immer, abwechselnde Männer im Bett zu haben. Ein Mann allein genügt dir nicht. Du kriegst nie genug. Weißt du überhaupt, wie viele Freier du schon gehabt hast?“
In ihrem Zorn, unterstützt durch ihre aufgestaute Wut, funkelte sie ihn an: „Eine ganze Kompanie. Ich könnte mit meinen Freiern eine Leitung rund um die Stadt legen.“
Einen Augenblick überlegte Patrik. Dann erklärte er, um Versöhnung bemüht: „Ein Kind könnte neues Leben in unsere Beziehung bringen.“
„Nein, nie und nimmer.“
Weshalb hätte sie ihm sagen sollen, dass sie durch die vielen Infektionen und Aborte unfruchtbar geworden war?
„Vor vielen Jahren habe ich einen Sohn bekommen, den ich zur Adoption freigab. Ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört“, erklärte sie und erschrak im selben Moment darüber, dass sie ihm unbewusst ihr größtes Geheimnis verraten hatte.
Was wusste Patrik, welche Qualen sie litt. Jedes Mal, wenn sich ein schüchterner Junge vor ihr das erste Mal auszog, fürchtete sie, es wäre ihr Sohn, ein ständiger Albtraum.
Erst gestern hatte sie einen bestimmt erst Vierzehnjährigen in die Liebe einführen müssen. Sie hatte sich anfangs sehr geschämt, diesem jungen, unerfahrenen Kind ihr schändliches Treiben zu offenbaren, da sie seine Großmutter hätte sein können. Als er dann aber seine Befriedigung fand, sah sie in seine glücklichen Augen und wusste, dass sie an ihm eine gute Tat vollbracht hatte. Er versprach, fleißig sein Taschengeld zu sparen und sobald er das Geld für ihren Lohn wieder beisammen habe, wieder zu kommen.
Du hast einen Sohn. Gut zu wissen, mein Täubchen, überlegte Patrik süffisant. Damit, mein Goldschatz, hast du mir ein Werkzeug in die Hand gelegt, welches ich verwenden werde, falls du nicht mehr spurst.
Durch Patriks Übermut, seine Unverlässlichkeit, seine Attacken gegen Angelique und seine immer höheren Geldausgaben, begann es in der Ehe bald zu kriseln.
An jenem regnerischen Novemberabend, als sich Patrik von den Schlägen wieder erholt und sich das erste Mal wieder aus der Wohnung getraut hatte, hatten ihn Fredy und seine guten Freunde als eine Art Willkommensgruß zu ein paar Drinks eingeladen, sodass er betrunken wurde. Als Angelique erkältet und patschnass nach Hause ging und sich darauf freute, in ihre warme Wohnung zu kommen, um sich an Patrik wärmen zu können, zuhause weder Patrik vorfand noch die Wohnung geheizt war, entlud sich ihr Zorn das erste Mal explosionsartig, als er endlich betrunken heimkam.
„Wo warst du? Wieso warst du nicht zuhause? Während ich patschnass, frierend, mit kalten Füßen heimgegangen bin und mich auf dich und die warme Wohnung gefreut habe, hast du gefeiert und gesoffen. Weder warst du daheim noch war die Wohnung warm.“
Schwankend und wortlos ging er teilnahmslos zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier. „Du wirfst mein sauer verdientes Geld mit beiden Händen beim Fenster hinaus. Du weißt nicht, wie schwer ich es verdienen muss“, fuhr sie wütend fort.
Während sie selber sparsam lebte, ärgerte sie sich über Patriks maßlose Geldverschwendung. Denn Patrik verspürte den Drang, ständig vor seinen neuen Freunden mit Geld zu prahlen und sich als würdig erweisen zu müssen, um dazuzugehören. Einmal bestellte er betrunken aus Jux und Tollerei drei Taxis gleichzeitig. Das erste Taxi musste seinen Hut, das zweite Taxi seinen Mantel und das dritte Taxi musste ihn nach Hause befördern. Als Angelique davon hörte, war sie außer sich vor Wut.
„Kannst du mir das Bier öffnen? Ich bin zu betrunken“, fragte er lallend, als würden die Vorwürfe nicht ihm gelten, was Angelique noch mehr ärgerte.
„Ich tue alles für dich, nur dass mein Sunnyboy glücklich und zufrieden ist. Denn, dass es dir gut geht, ist alles, was ich will“, schrie sie, während sie die Bierflasche öffnete. Im Normalfall turnte Patrik diese vollkommene Untergebenheit und Selbstaufgabe der Frauen an, aber irgendwie schien das bei Angelique nicht zu funktionieren. Eigentlich war er nur in dem Moment glücklich mit ihr, wenn er von ihr Geld bekam.
Dann trank er gierig aus seiner Bierflasche.
„Was würde ich ohne meine Seelentrösterin tun?“ Er schaute auf die Bierflasche als wäre diese seine Geliebte und Angelique nicht vorhanden.
Das machte Angelique noch wütender. „Du weißt nicht, welche Opfer ich für dich bringe. Selbst wenn ich erkältet bin, arbeite ich, während du nichts für mich tust“, fuhr sie wütend fort. Es ärgerte sie, wenn er zu viel trank, die Zeit vergaß und seinen Teil der Abmachung, so wie heute, nicht einhielt. Wenn schlechtes Wetter war, empfing sie ihre Freier zuhause. Wenn sie dann von ihrer Straßenecke, wo sie die Freier sonst ansprach, heimkam, Patrik nicht zuhause war und seinen Teil der Abmachung nicht erfüllte, war sie böse. Denn Patrik hatte die Aufgabe, die Wohnung zu heizen, ein dämmriges Licht einzuschalten, Blumen, Kondome bereitzustellen, wohlriechende Duftstoffe zu versprühen, einen Imbiss und eine Flasche Sekt in einem Sektkübel zu kühlen, damit eine vornehme, erquickliche Wohlfühlatmosphäre aufkommen sollte. Wie sollte sie sich zitternd vor Kälte in der eiskalten Wohnung ausziehen und ein aufreizendes Negligé anziehen? „Warum kommst du nicht heim und erfüllst deinen Teil der Abmachung? So kannst du mich nicht beschützen vor etwaigen gewalttätigen Freiern?“ Immer, wenn sie mit einem Freier heimkam, wusch sie diesen, seifte ihn sanft ein, aß und trank mit ihm, schäkerte solange, bis die erste halbe Stunde mit der Vorbereitung verstrichen war. Gewöhnlich meldete sich Patrik als ihr Beschützer und verlangte das Geld auch für die nächste halbe Stunde im Vorhinein, um zu signalisieren, dass er als ihr Beschützer da war.
„Du nimmst mir die Luft zum Atmen, willst mich wie eine Spinne im Netz immer an deiner Seite haben“, entgegnete er entrüstet.
„Es bleibt sowieso kein Geld übrig, ich werde meinen Beruf aufgeben“, drohte sie.
Erschrocken über diese Drohung, suchte Patrik Lerner die Versöhnung und ließ nichts unversucht, sie zu beruhigen, um seinen luxuriösen Lebenswandel aufrechterhalten zu können.
Du bist mein von Gott geschickter Goldesel, dich melke ich, so lange es geht. Nur schwindet das Geld viel zu schnell. Ich muss dafür sorgen, dass dein Einkommen höher wird. Mehr will ich nicht von dir, befand Patrik trotzig.
Um ihr Einkommen zu erhöhen, schaltete Patrik Zeitungsanzeigen. Außerdem vereinbarte er mit ihren Freiern, dass er bei Schlechtwetter eine rote Puppe außen am Fenster hinhängen würde als Zeichen, dass sie zuhause arbeitete, um ja keinen Verdienstentgang zu haben.
Außerdem meinte er eines Abends, um Gleichgültigkeit bemüht: „Unser Unternehmen ist