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000 Livres in Eurer Majestät Schatulle fließen.« – »Und worin bestand dieses System?« – »Ich riet dazu, die echten Silbertressen der Schweizergardisten durch unechte zu ersetzen. Den Unterschied merkt kein Mensch, und für das ersparte Geld kann man ein Regiment ein halbes Jahr lang unterhalten, 10 000 gute Gewehre ankaufen oder ein Transportschiff mit zehn Kanonen versehen.« – »Eine wohlangebrachte Ersparnis!« rief Ludwig. »Hatten Sie sonst noch ein Amt unter Seiner Eminenz?« – »Der Herr Kardinal beauftragte mich mit der Nachprüfung der Rechnungen des Finanzministeriums.« – »Also mit einer Kontrolle des Finanzministers,« sagte Ludwig, »und das Ergebnis?« – »Ein Defizit, überall leere Kassen, nirgends Geld,« antwortete Colbert in seiner unerschütterlichen Ruhe. – »Nehmen Sie sich in acht!« rief Ludwig. »Sie greifen Fouquets Geschäftsführung an.«

      Colbert erblaßte ein wenig, denn er fühlte in diesem Augenblick, daß er im Begriff stehe, mit einem Manne, der nach Mazarins Tode ebenso mächtig war wie dieser, in die Schranken zu treten. »Ich erhebe keine Anklage,« antwortete er. »Ich lege nur Beweise vor.« – »Sehr wohl!« rief Ludwig. »Einen Rechnungsnachweis verlange ich auch von Ihnen. Ein Defizit? Wenn ich nun jetzt zum Beispiel Geld haben wollte?« – »So würden Majestät keins bekommen,« erwiderte Colbert. »Die Einkünfte sind auf vier Jahre voraus verpfändet.« – »Mein Gott, dann bin ich ja von Anbeginn meiner Regierung an ruiniert,« rief Ludwig, auf und nieder schreitend. – »Eure Majestät sind auch wirklich ruiniert,« antwortete der Mann der Zahlen in seiner unverwüstlichen Gelassenheit. »Aber ich habe die Ehre, die Schwierigkeit augenblicklich aus der Welt zu schaffen, indem ich Eurer Majestät ein Verzeichnis über Gelder vorzulegen habe, die Seine Eminenz weder in seinem Testament, noch in andern Dokumenten aufgeführt hat. Er hat sie vielmehr mir anvertraut, mit dem Befehl, Sie Eurer Majestät zur Verfügung zu stellen.« – »Wie?« rief Ludwig. »Mazarin hatte außer jenen 40 Millionen noch andere Kapitalien.« Und leise setzte er hinzu: »Der Mann war also ein bodenloser Abgrund. Auf der einen Seite Fouquet, auf der andern Mazarin – da ist es kein Wunder, daß meine Schatulle leer ist. Und was ist's für eine Summe?« fragte er Colbert.

      »Dreizehn Millionen,« war die Antwort. – »Dreizehn Millionen!« rief Ludwig erstaunt. »Und von dieser Summe hat niemand gewußt?« – »Nur ich, nicht einmal der Kardinal,« erwiderte Colbert. – »Und ich kann das Geld haben?« – »In zwei Stunden.« – »Der Kardinal hat sich also vollständig auf Sie verlassen?« – »Er war gegen alle Welt mißtrauisch, nur gegen mich nicht.« – »Sie sind ein braver Mann, Colbert.« – »Das ist keine Tugend, das ist Pflicht,« war die Antwort. – »Und dieses Geld gehört nicht den Verwandten?« – »Wenn dies der Fall wäre, so würde es gleich dem übrigen Vermögen im Testament aufgeführt sein. Majestät können aus dieser Abschrift des Testaments,« sagte Colbert, dem König ein Dokument reichend, »ersehen, daß darin keine Rede von den 13 Millionen ist. Ich hätte dann diese Summe ja auch schon zu den 40 Millionen hinzugefügt, über die die Schenkungsurkunde lautete.« – »Sie hätten sie hinzugefügt? Ja, haben denn Sie diese Schenkungsurkunde geschrieben?« – »Ich habe sie Seiner Eminenz diktiert.« – Ludwig strich sich über die Stirn. »O, wie jung bin ich doch noch,« sagte er, »über Menschen zu regieren.«

      »Wann soll ich Eurer Majestät das Geld schicken?« – »Morgen nacht um elf Uhr. Besteht es aus gemünztem Golde?« – »Ja.« – »Schicken Sie es zum Louvre. Ich danke Ihnen, Colbert.« Und als er allein war, rief er: »Dreizehn Millionen! Es erscheint mir wie ein Traum.« Er riß das Fenster auf, um die glühende Stirn an der frischen Morgenluft zu kühlen. Die Sonne ging prachtvoll auf und färbte den Himmel purpurrot. Ihre ersten Strahlen fielen, ein goldner Schein, auf das Haupt des jungen Monarchen. – »Die Morgenröte meiner Regierung!« sprach Ludwig XIV.

      Colbert hielt Wort. Am nächsten Abend befand sich die ganze Summe von 13 Millionen im königlichen Schloß. Aber der besonnene, zielbewußte Mann wußte sich auch ein Entgelt für seine Uneigennützigkeit zu sichern. Als er an diesem Tage Ludwig XIV. verließ, war er zum Kontrolleur der Finanzen ernannt, mit der Bildung einer Justizkammer betraut, die gegen die betrügerischen Finanzpächter vorgehen sollte, welche, wie Colbert sagte, schon seit zehn Jahren den Staat betrogen hätten, und außerdem auch dazu ermächtigt worden, die britische Korrespondenz in Empfang zu nehmen und zu bearbeiten. Das war viel auf einmal, niemand wußte das besser, als Colbert selbst. Er konnte sich sagen, daß die erste Stufe zur Würde eines zweiten Mazarin erklommen war.

      Er war kaum gegangen, so erhielt Ludwig XIV. ein Schreiben von Karl II. Es lautete: »Ich danke Eurer Majestät für Ihre huldvolle Antwort auf meinen Heiratsvorschlag. In acht Tagen wird Lady Henriette nach Paris abreisen. Es ist für mich eine große Freude, daß ich Sie dann noch mit größerem Recht Bruder nennen darf. Inzwischen habe ich erfahren, daß Sie Belle-Ile-en-mer unter der Hand befestigen lasten. Das ist nicht recht von Ihnen. Wir werden nie Krieg miteinander haben. Das betrübt mich. Außerdem vergeuden Sie damit viele Millionen in ganz unnützer Weise. Sagen Sie das Ihren Ministern.« – »Belle-Ile wird befestigt?!« rief Ludwig. »Die Insel ist ein Besitztum Fouquets. Sollte das eine Verschwörung sein? Das wäre der Ruin des Oberintendanten.« Er dachte einen Augenblick nach, dann rief er den Kammerdiener: »Ich hatte einmal einen Musketier-Leutnant namens d'Artagnan. Der Mann soll morgen vormittag zu mir kommen.« Der Kammerdiener verneigte sich und ging. – »Wenn Colbert meine Börse und d'Artagnan mein Schwert führt,« sagte Ludwig zu sich selbst, »dann bin ich König!«

      3. Kapitel. D'Artagnan macht weiter sein Glück

      Als Athos nach seinem Besuch im Palais-Royal in seine Pariser Wohnung zurückkehrte, fand er dort den Grafen von Bragelonne, der sich von Grimaud das ganze englische Abenteuer hatte erzählen lassen. – Rudolf fragte seinen Vater vorwurfsvoll, warum man ihn ganz in Unkenntnis über diese Reise gelassen habe. – »Reden wir nicht weiter davon,« antwortete Athos. »Ich entschloß mich blitzschnell dazu. Ich hatte Blaisois beauftragt, dir hundert Pistolen auszuzahlen, falls du Geld brauchtest. Aber du bist ohne Geld ausgekommen.«

      »Der Prinz hatte vor drei Monaten die Güte, mich 200 Pistolen im Spiel gewinnen zu lassen.« – »Es ist mir nicht lieb, daß du spielst,« sagte Athos streng. – »Tu es auch nicht. Der Prinz ließ sich eine halbe Stunde von mir vertreten, und als er seinen Platz wieder einnahm, hieß er mich das Gewonnene behalten. Das macht der Prinz alle Woche so. Auf diese Weise bekommen alle fünfzig Ehrenkavaliere Seiner Hoheit abwechselnd mal ein Geschenk. Letztens war die Reihe an mir.« – »Du bist seit einem Monat aus Spanien zurück?« – »Ja, Herr Graf.« – »Und wo warst du diesen Monat über? Ich hoffe, nicht in Blois.« – »Nein. Ich habe die Person, auf die Sie anspielen, nicht gesehen,« antwortete Rudolf mit bebender Stimme. »Sie haben mir ja doch verboten, Fräulein von Lavallière aufzusuchen.«

      »Und daran tat ich wohl, Rudolf,« versetzte de la Fère. »Ich bin kein grausamer, ungerechter Vater, der für wahre Liebe keinen Sinn hat. Aber mir liegt deine Zukunft am Herzen. Es wird Kriege geben, Rudolf; da werden feurige, junge Männer gebraucht, die frei und ledig in der Welt dastehen. Glaube mir, mein Junge. Halte alle weichen Gefühle von deinem Herzen fern. Stähle es für die Forderungen unserer Zeit. Du hast die Fähigkeit, ein ausgezeichneter, ein hervorragender Mann zu werden. Gehe deinen Weg allein, damit du ihn um so sicherer, um so schneller gehen kannst.« – »Sie haben befohlen,« antwortete Rudolf, »und ich gehorche.« – »Nicht befohlen, nur gebeten,« entgegnete Athos. – »Nein, befohlen, mein Vater,« wiederholte der junge Mann. »Und wenn Sie gebeten hätten, so würde die Bitte noch wirksamer gewesen sein als der Befehl.« – »Und dabei ist dir weh ums Herz. Du liebst das Fräulein – deine weiten, langen Reisen haben nichts daran geändert, ich weiß es – ich weiß es, Rudolf. Nun ja, du bist großjährig, du bedarfst meiner Einwilligung nicht – heirate sie.« – »Sehr gütig, Herr Graf – aber ich werde von dieser Erlaubnis keinen Gebrauch machen.«

      »Du weigerst dich nun? Ich weiß nicht, was ich davon denken soll,« sagte Athos. – »Wenn Sie mir jetzt auch die Erlaubnis zur Heirat erteilen, Vater,« antwortete Rudolf. »Im Herzen sind Sie doch dagegen.« – »Das ist wahr, Rudolf.« – »Nun, so werde ich warten, bis Sie andern Sinnes geworden sind.«

      »Wird aber das Fräulein

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