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Höllenteufel. Andre Rober
Читать онлайн.Название Höllenteufel
Год выпуска 0
isbn 9783754176665
Автор произведения Andre Rober
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Wie sieht die Rückseite aus? Gibt es da noch einen Eingang?“
Unter leichtem Rauschen kam die Antwort des Kollegen.
„Hier ist eine weitere Tür, die auf eine Art Veranda führt. In diesem Raum brennt ein sehr schwaches Licht, wie wir es schon von der anderen Seite aus gesehen haben. Ansonsten ist nichts zu erkennen. Keinerlei Regung.“
„Okay, dann sichern Sie die Rückseite, wir gehen rein. Behutsam und leise, um deine Frage zu beantworten.“ Er blickte auf die Türklinke und sah Sarah an, die daraufhin mit der linken Hand vorsichtig zu dem verrosteten Stück Eisen griff, es hinunterdrückte und die Tür langsam nach außen öffnete. Thomas ging in die Knie und wagte einen schnellen Blick in das Zimmer dahinter. Dann einen weiteren, etwas längeren, und schließlich schob er seinen Oberkörper nach vorne, um sich den schwach erleuchteten Raum genauer anzusehen.
„Leer!“, informierte er mit gedämpfter Stimme. „Rechter Hand sehe ich einen Ofen, in dem noch schwach ein Feuer brennt. Mittig steht ein Küchentisch mit fünf Stühlen darum. An den Wänden befinden einfache Holzschränke. Linker Hand ist eine geschlossene Tür, die zum nächsten Raum führt.“
Er richtete sich auf, behielt die erwähnte Tür über das Visier seiner Waffe im Auge und betrat den Raum. Sarah folgte ihm und hielt ihre Pistole ebenfalls in Richtung des weiteren Zugangs zu dem Zimmer, während sie die Eingangstür mit der Linken vorsichtig hinter sich schloss. Wie aus der Beschreibung ihres Kollegen herauszuhören gewesen war, handelte es sich bei dem Raum um eine Art Wohnküche, das mit alten, nicht zueinander passenden Möbeln ausgestattet war, die gespenstische, flackernde Schatten an die Wände warfen. Sie sah zu dem Ofen, in dessen nur knapp über dem Boden liegenden Heizklappe ein einzelner Scheit die Reste seines brennfähigen Materials den spärlichen Flammen opferte. Sarah wurde bewusst, dass wegen der tiefen Position des Feuers die Schatten der Stühle und des Tisches so groß und bedrohlich über die Wände zitterten und die unheimliche Stimmung im wahrsten Sinne des Wortes befeuerten. Thomas vor ihr hatte inzwischen seine Taschenlampe eingeschaltet und leuchtete, den Lichtstrahl stark abgeschirmt, auf den Boden. Er deutete mit seiner Heckler&Koch nach unten. Dort waren zwei, drei Blutstropfen zu sehen, ein Stückchen weiter konnte Sarah den roten Teilabdruck eines kleinen menschlichen Fußes erkennen. Das Mädchen war bei seiner Flucht durch diesen Raum gekommen und zuvor in Blut getreten! Es gab also keinen Zweifel mehr, dass sie hier richtig waren! Ein Schauer überkam Sarah, würden sie doch möglicherweise in wenigen Augenblicken entdecken, was dem Kind widerfahren war oder welche Umstände dazu geführt hatten, dass es halbnackt und blutverschmiert auf der Straße aufgetaucht war.
Thomas hatte sich inzwischen der rückwärtigen Tür genähert. Er bedeutete Sarah, auch herzukommen und erneut gingen sie rechts und links davon in Stellung. Thomas zog sein Smartphone aus der Tasche, schaltete auf Kamera und hielt es an den Türrahmen. Sarah war klar, dass er diese Vorsichtsmaßnahme ergriff, weil sich diesmal seine Silhouette vor dem mäßig beleuchteten Raum deutlich abzeichnen und somit ein leichteres Ziel sein würde. Dem aufmunternden Nicken folgend legte sie die Hand an die Klinke und zog das Blatt nur einen spaltbreit auf, so dass Thomas das Handy durch die entstandene Öffnung schieben konnte. Der LED-Blitz fiel unter der Tür durch, als er den Auslöser betätigte, und sofort zog er das Telefon wieder aus dem Schlitz. Er betrachtete die Aufnahme und hielt sie nach einigen Sekunden Sarah hin. Zu sehen war eine Art Wohnzimmer, doch Couches und Sessel waren an eine Wand geschoben, einen kniehohen Tisch hatte man ebenfalls an den Rand des Zimmers gestellt. Stattdessen befand sich in der Mitte des Raums ein schwerer, wuchtiger Tisch, der Sarah unweigerlich an einen Altar erinnerte. Viel mehr konnte man auf dem dunklen Bild nicht erkennen, doch es schien sicher genug zu sein, den Raum zu betreten. Dieser Meinung war wohl auch Thomas, der sich aufrichtete, die Tür öffnete und innen neben dem Rahmen nach einem Lichtschalter tastete. Der Art, wie er nach wenigen Sekunden den Arm verdrehte, und das mit dem Aufflackern des Lichts ertönende Klacken zeigten Sarah, dass er fündig geworden war und es sich bei dem elektrischen Bauteil um ein solches handeln musste, wie sie es aus dem Keller ihres Elternhauses kannte: einen Drehschalter, der mit erheblichem mechanischen Widerstand zu betätigen war und laut in der nächsten Position einrastete. Das Licht indes, das jetzt durch die geöffnete Tür fiel, verdiente diesen Namen kaum. Funzelig erhellte es die Szenerie, und als Sarah hinter Thomas in den Raum trat, war es immer noch nicht leicht, die Details des Horrorkabinetts zu erkennen, in dem sie sich befanden. Zuerst blieben die Blicke an dem altarähnlichen Tisch haften, in dessen vier Ecken metallene Ösen schweren Ketten als Anker dienten. An deren Enden befanden sich gürtelähnliche Schnallen aus Leder, deren Zweck eindeutig die Fixierung von Hand- und Fußgelenken sein musste. Die Schlaufen sahen neu aus und der Gedanke, dass sie noch nicht allzu oft in Gebrauch gewesen sein konnten, dämpften die schrecklichen Vorstellungen, die Sarah mit dem Anblick verband. Doch die zentrale Opferstelle, denn danach sah die massive Platte aus, war bei Weitem nicht das einzige schreckenerregende Accessoire. An den Wänden hingen Jagdtrophäen, bei denen der Präparator sich augenscheinlich viel Mühe gegeben hatte, einen aggressiven, bösen Gesichtsausdruck zu konservieren. So säumten Dachse mit gefletschten Zähnen, Füchse mit hochgezogenen Lefzen, Marder mit kampfbereiten Kiefern und Wildschweine mit entblößten Hauern die Wände. Selbst die schwarze Krähe, die auf einem Rundholz saß, stellte einen eigentümlich menschlichen, hasserfüllten Gesichtsausdruck zur Schau. Lediglich ein Chamäleon, das als Exot definitiv nicht in die Sammlung der sonst heimischen Fauna passte, sah recht friedlich aus. Auf einem Highboard neben der Tür dienten mehrere Totenschädel als Kerzenhalter, ein weißes Huhn war dazwischen an die Wand genagelt und der Bauchraum geöffnet worden, so dass die Innereien in eine aus Silber anmutende Schale hingen. Der Geruch des Ensembles bestätigte dessen Echtheit, während den Totenschädeln anzusehen war, dass sie eher in China hergestellt denn einem Grab entnommen worden waren. Als sich Sarah der Wand zuwandte, durch deren offenstehende Tür sie den Raum betreten hatten, sah sie ein gigantisches Pentagramm, in dem keltische Runen in verschiedenen Farben wohl Schreckliches offenbarten. In dem Bild eines gehörnten Ziegenkopfes erkannte Sarah die Darstellung von Baphomet, dem Götzenbild, dem den Templerprozessen zufolge die Ritter des Ordens angeblich huldigten. Auf einem Eckregal ragte eine Hühnerpfote aus einem Messingtiegel und die Spritzer von geronnenem Blut, die auf einer kruden Zeichnung eines Gesichtes zu sehen waren, ließen keinen Zweifel an dem Inhalt des Gefäßes.
„Meine Güte!“, entfuhr es Sarah und ihre Blicke trafen sich mit denen Thomas`, der die widerlichen Artefakte ebenfalls eindringlich musterte.
„Haben wir es möglicherweise mit einer Sekte zu tun? Oder mit schwarzer Magie?“, fragte sie ihren Partner, der mit den Schultern zuckte, aber nicht auf ihre Frage einging. Also sah sie sich weiter um. Erst jetzt wurde ihr gewahr, dass der schwere Hochlehner, der sich dem riesigen Highboard gegenüber an der Wand befand, auf einem Sockel stand, und ihn wie einen Thron erscheinen ließ. Hätte man alles, was sich in diesem Raum befand, in einer großen Halle mit Geschick angeordnet, hätte das Ergebnis, so gruselig es auch sein mochte, etwas Erhabenes ausgestrahlt. So wie der Saal des Eisernen Throns aus der Fantasy Serie, die sie so gerne ansah. Hier aber, auf engem Raum zusammengepfercht, erweckten die Gegenstände den Eindruck eines Provisoriums, bei dem ein Notbehelf die Erfordernisse eines Besessenen befriedigen musste. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie auf dem Highboard neben einem Blatt Taro-Karten eine nicht hierher passen zu wollende Fernbedienung für ein TV-Gerät oder einen DVD-Player. Obschon sie das dazugehörige Gerät hinter den Türen des Highboards vermutete und auch die Sichtachse zwischen dem Thron und dem Möbel erkannte, widerstand sie der Versuchung, sie zu öffnen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Partner zu. Thomas wies mit seinem Kopf auf die rückwärtige Seite des Raumes.
Sarah nickte und bewegte sich umsichtig in Richtung der Tür, die zum hinteren Teil der Hütte führen