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      Bitte vergessen Sie nicht,

      dass es sich bei dem vorliegenden Werk

      um eine frei erfundene Story handelt.

      Keine Angst also!

      Personen-Namen, Straßen-Namen,

      die Ihnen vielleicht

      durchaus bekannt vorkommen mögen,

      gehören nicht

      zu real existierenden Personen oder Orten.

      Jedenfalls gibt es sie so nicht, nicht so!

      Orte, Ereignisse und Romanfiguren

      sind allesamt Erfindungen.

      Nackte Illusionen.

      Faktische Fiktionen.

      Fiktive Fakten.

      Lich – gibt es diesen Ort wirklich?

      Ich bin mir in nichts mehr sicher.

      Vielleicht wissen Sie mehr.

      Die Vorgeschichte

      Ich bin bei meiner Freundin in einer lieblichen Kleinstadt und mache einen Spaziergang. Es ist Juni, eigentlich ein Sommermonat im Jahr 2021. Zwei kleine Jungs bauen vor meinem Lieblingscafé einen Schneemann aus Holz. Es ist zwar kalendarischer Sommer, aber doch kein richtiger Sommer; irgendwas ist falsch. In Frau Knauers merkwürdigem Trödel-Laden in Lich schneit es aus einem Winterbild und auf ihrer Märklin-Anlage liegen Tote neben eingestürzten Häusern und fortgespülten Brücken in einem engen, überschwemmten Tal.

      Vier junge Leute ertrinken in einem Badesee, zwei Mädels und zwei Jungs. Die jungen Frauen haben in der Buchhaltung eines Logistikkonzerns gearbeitet und sind auf eine Merkwürdigkeit gestoßen. Ein Fremder mit Maske und schwarzem Hut steht am Uferrand und lächelt.

      In einer geheimnisvollen Villa in Lich treffen sich Männer, um sich merkwürdige Geschichten zu erzählen. Im Garten des Anwesens sehe ich eine Gestalt mit schwarzem Hut und schwarzem Mund-Nasen-Schutz. Ich bin neu in diesem Herren-Club, wenn es denn ein Club ist, aber diesen Fremden sehe ich dort nie wieder.

      Ein großes Unwetterereignis, eine unvorstellbar heftige Flut, bringt Tod, Leid und Zerstörung in den Westen Deutschlands. Der Fremde hält sich dort eine Weile auf. Ein alter Mann, der Gynäkologe Herbert Kotschmann aus dem Teilnehmerkreis des Herren-Clubs, der seine Tochter im Ahrtal besucht, kommt auf tragische Weise in den Wassermassen ums Leben. Er hinterlässt eine Geschichte, die uns sein Freund, Dr. Harry Stiebert, zu Weihnachten vortragen möchte.

      Inzwischen verlässt der Fremde das Ahrtal und fährt mit der Bahn gen Süden, in Richtung Offenbach – sein Ziel ist der Deutsche Wetterdienst. Zwei Zugschaffner, die ihn kontrollieren wollen, liegen am Ende der Fahrt tot in ihren Dienstabteilen. Später können die Gerichtsmediziner keine Fremdeinwirkung feststellen.

      Kurz vor Weihnachten erzählt Stiebert die Geschichte Kotschmanns. Es ist die Geschichte einer verfluchten jungen Frau und einer verfluchten Geburt. Die Villa, die Männer und die Geschichten machen mich nachdenklich. Und dann plötzlich naht ein unerwartetes Unwetter. Am 17. Januar 2022 beginnt ein ungewöhnlich starker Schneesturm und die Wetterfee des Deutschen Wetterdienstes warnt ebenso wie ihre Kollegen vor einem außergewöhnlich heftigen meteorologischen Ereignis über der Mitte Deutschlands. Zentrum des Jahrhundertsturms soll Lich sein. Man fordert die Politiker und Bürger auf, Vorsorge zu treffen.

      Bürgermeister Jonas Cäsar, seine Sekretärin und die Rettungsdienste treffen diese Vorsorge. Doch dann tritt ein Fremder in Erscheinung, der das hübsche Fachwerkstädtchen und das Rathaus, in dem die Menschen vor dem Sturm Zuflucht suchen, zur Hölle macht. Der Mord an einer alten Dame, der Selbstmord eines Drogendealers, ein weiterer Suizid eines Sanitäters und die anscheinend hellseherischen Fähigkeiten des Fremden lassen die Menschen an ihrem Verstand zweifeln. Die beiden Stadtpolizisten bringen den Mann hinter Gittern. Ich schreibe das Verhör-Protokoll.

      Als der Fremde schließlich die Gitter seiner Zelle zu Fall bringt und mit Zauberhand eine blendende Lichtflut im Polizeibüro entstehen lässt, ahnen wir, dass er kein gewöhnlicher Mensch sein kann.

      Jetzt gilt es, die Kinder vor den Klauen jenes Fremden in Sicherheit zu bringen.

      Magie oder Maggi?

      Nicht lange, nachdem ich den Thriller »Freie Republik Lich – 2023« veröffentlicht hatte, sprach ich mit einer Leserin, die mir versicherte, wie gut er ihr gefallen habe. Es war ihr gelungen, die 412 Seiten in drei Tagen zu lesen. Wie zauberhaft!

      Mensch Meier, dachte ich, was haben die Leute doch verdammt viel Zeit, während mir selbst die Zeit unaufhörlich durch die Finger rinnt und ich nur auf dem Klo mal für lange fünf Minuten ein oder zwei Artikel aus Stellas verdammt informativer GALA durchlesen kann, bevor ich nach notwendiger Verrichtung der notdürftigen Angelegenheit über den Zeitschriftenstapel stolpere und mir ein Hörnchen hole.

      „Aber Ihre Anmerkungen, wie Sie was und warum schreiben, Herr Koenig, die überlese ich“, sagte sie und behielt mich dabei scharf im Auge. Ich glaube, sie hielt es für möglich, dass ich sie in meinem nächsten Buch vom Dank an meine treuen Leserinnen und Laser namentlich ausschloss. Und genau das tue ich, verehrte Frau Meier …

      … natürlich nicht.

      Wie hatten Sie Ihr Geständnis noch mal begründet? Das, liebe Frau Meier, hatten Sie gesagt: „Ich gehöre zu den Leuten, die nicht wissen wollen, wie der Zauberer seine Tricks bewerkstelligt.“

      Eigentlich wollte ich Ihnen damals dazu noch einiges sagen, aber es war abends, kurz vor Geschäftsschluss, und ich musste noch dringend einiges an Besorgungen erledigen. Deshalb nickte ich nur und versicherte Ihnen, das wäre durchaus in Ordnung.

      Aber heute Morgen habe ich keine Besorgungen zu erledigen und will zwei Dinge ein für alle Mal klarstellen. Es ist mir gleich, ob Sie meine Erläuterungen lesen oder nicht. Es ist Ihr Buch, und meinetwegen können Sie es während Ihrer Morgenmeditation in der Mitte des Logistik-Kreisels auf dem Kopf balancieren, während hunderte LKW um Sie kreisen. Natürlich weiß ich, dass Sie das Logistikmonster genauso ablehnen wie mehrere tausend Licher. Aber mir geht es hier um etwas anderes, nämlich – und das zum Zweiten – darum: Ich bin kein Zauberer, und meine Schreibe besteht nicht aus einer Aneinanderreihung von Tricks.

      Das soll nicht heißen, dass beim Schreiben keine Magie im Spiel wäre. Ich glaube in der Tat, dass es so ist, und dass sie sich besonders üppig um erzählende Literatur rankt … Geschichten, die sich wiederholen, die auf abgeänderte Weise neue, zauberhafte Wege in eine neue Gegenwart finden … wie magische Zauberwesen, die uns auf ewig begleiten – egal, wer sie wann und warum und auf welche Weise geboren, gehört und weitererzählt hat.

      Ja, Magie ist auf alle Fälle beim Schreiben im Spiel. Paradox ist nur dies: Zauberer haben nicht das Geringste mit Magie zu tun, wie die meisten dieser Taschenspieler bereitwillig zugeben werden. Eher haben Hausfrauen und Kochsendungs-Köche etwas mit Magie zu tun, wenn sie ihre Speisen mit Maggi würzen.

      Die unbestreitbaren Wunder der Zauberer – Häschen aus dem Zylinder, Münzen aus leeren Gläsern, Tauben aus dem Ärmel, Seidenschals aus leeren Händen … und natürlich Frauen verschwinden oder in aufreizender Wäsche hinter einem Vorhang erscheinen zu lassen – bewerkstelligen sie durch ständige Übung, geschickte Ablenkungsmanöver und andere billige Hütchenspieler-Tricks.

      Das Gerede dieser Trickser von den „uralten Geheimnissen des Orients“, von „Aladins Wunderlampe“ oder von „den vergessenen Legenden des untergegangenen Atlantis“ ist nur Beiwerk.

      *

      Darüber hatte ich mit Ben, meinem guten Freund und Arbeitskollegen, gesprochen, als wir gegen Ende Oktober vergangenen Jahres ein besonderes Event in Laubach besucht hatten. Es heißt »Winterzauber«,

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