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kam Salomé nicht mehr dazu, über ihr Date mit Nate nachzudenken. Das undefinierbare Gefühl, dass etwas Großes bevorstand, hielt allerdings an.

      DATE MIT NATE

      Die Türen des Hotelaufzugs glitten lautlos auf. Nate rückte nervös sein Basecap tiefer in die Stirn und schlug den Kragen seiner Jacke hoch. Er betrat die Lobby des modernen Hotels, in der nicht das kleinste Detail der Innenarchitektur dem Zufall überlassen worden war. Mit einem raschen Blick vergewisserte er sich, dass der Weg zum polierten, von futuristischen Lampen eines dänischen Designers angestrahlten Rezeptionsdesk, das den Aufzügen gegenüber lag, frei war.

      Der Concierge, George, wie Nate anhand des Schildes auf seiner Uniform erkennen konnte, hob den Blick und lächelte ihn erwartungsvoll an.

      „Mister Hamilton, was kann ich für Sie tun?“

      Nate legte den Zettel mit der Adresse von Salomés Apartment auf den Tresen.

      „Können Sie mir bitte ein Taxi rufen, George, das mich zu dieser Adresse bringt?“

      „Selbstverständlich. Ihre Agentin, Miss Cary, hat bereits einen Fahrer für Sie ausgesucht. Ich gebe ihm sofort Bescheid.“

      Ein älteres Paar betrat das Hotel, und durch die sich langsam schließende Tür war das Rufen einer dicht gedrängten Menschenmenge, die den Eingang hinter einer Absperrung belagerte, zu vernehmen. Nate blickte hoch und schüttelte ungläubig den Kopf. Er kramte auch noch die Sonnenbrille aus seiner Jacke, obwohl er gehofft hatte, das würde nicht nötig sein.

      „Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein, Mister Hamilton?“, fragte George aufmerksam und blickte ebenfalls Richtung Eingangstür.

      Nate räusperte sich. Er war diesen Trubel um seine Person nicht gewöhnt. Seit der Premiere von Highlander-Resurrection war die Hölle los. Er hoffte, das würde sich mit der Zeit wieder beruhigen. Nate verzog sein Gesicht, als er daran dachte, sich der Meute zu stellen. Dabei wollte er viel lieber in Ruhe der angenehmen Aufregung in seinem Bauch nachspüren, die das bevorstehende Date mit Salomé bei ihm auslöste.

      „Gibt es im Hotel einen Blumenladen?“

      „Der Fahrer kann Sie an einem vorbeibringen. Ich schlage vor, Sie verlassen das Hotel durch die Tiefgarage, Mister Hamilton. Ihr Fahrer erwartet Sie dort.“

      Dankbar hellten sich Nates Gesichtszüge auf. „Besten Dank, George.“

      George nickte wieder freundlich, seine Miene blieb ansonsten professionell zurückhaltend. Nate notierte sich innerlich diesen Gesichtsausdruck, falls er jemals die Rolle eines Concierge spielen sollte. Als er sich auf dem Weg in die Garage befand, klingelte sein Smartphone. Im Display war der Name seiner Agentin Cary eingeblendet. Was wollte die jetzt schon wieder? Seufzend nahm Nate ab.

      „Hi, Nate. Wie ist die Anprobe gelaufen?“

      „Alles okay. Was gibt es?“

      „Ich wollte dich nur an die Pressekonferenz morgen früh um neun erinnern. Gegen zwölf mittags gibt es ein Meet & Greet in deinem Hotel mit anschließendem Interview durch einen Reporter der Village Voice, das spätestens um drei Uhr beendet sein dürfte. Deinen Auftritt auf der Charitygala konnte ich, wie gesagt, nicht absagen. Das heißt, der Fahrer holt dich um sieben Uhr im Hotel ab. Auf dem Weg zur Veranstaltung nehmt ihr dann deine Begleiterin für den Abend mit. Wir konnten das neue Amandas Secrets-Model Ivana dafür buchen.“

      Nate konnte sich vage an das Gesicht des Models erinnern. „Ivana also. Hmm.“

      „Du bist der Stargast des Abends und wirst direkt nach der Begrüßungsrede des Veranstalters auf die Bühne gerufen werden. Es werden ein paar Worte von dir erwartet. Ich habe ein Dossier mit Informationen zusammengestellt und dir gerade gemailt. Mach was draus. Und vergiss nicht: immer schön lächeln und mit allen einflussreichen Damen tanzen.“

      Nate verzog genervt sein Gesicht. „Das hatten wir doch bereits besprochen, Cary. Danke trotzdem.“

      „Ich dachte nur, eine kleine Erinnerung könnte nicht schaden. Und vergiss bitte bei der Pressekonferenz morgen nicht, was wir abgemacht haben. Weiterhin kein Wort über Liz.“ Carys Mahnung klang spitz. „Außerdem möchte ich dich daran erinnern, dass wir kommende Woche nochmals kurz hier sind. Du hast das Fotoshooting mit der Dream-Man und eine Pressekonferenz zu Highlander-Resurrection 2, bevor du für die Drehvorbereitungen nach Schottland reist. Und denk daran: Seit vorgestern die Premiere von Highlander-Resurrection so ein riesiger Erfolg war, bist du in eine andere Liga aufgestiegen. Also verhalte dich auch danach.“

      Nate seufzte. Sollte sein Leben fortan so weitergehen? Irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt.

      „Ja, Cary. Ist alles vermerkt. War’s das?“

      Cary mit ihren feinen Antennen ließ sich nicht so leicht abschütteln. „Wo bist du, und was machst du heute Abend? Ich dachte, ich komme vorbei, und wir gehen die Drehbücher durch. Welche hast du schon gelesen?“

      „Ich gehe aus, Cary. Privat.“ Nate wurde ungeduldig. Er war zwischenzeitlich in der Garage angelangt und nahm in dem wartenden Fahrzeug Platz. Der Fahrer kannte offenbar das Ziel, denn er fuhr ohne weitere Fragen los.

      „Denk bitte daran, Nate, dass du morgen fit sein musst. Geh früh schlafen.“

      Nate schnaubte. Das wurde ja immer grässlicher. Da hätte er ja gleich bei seiner Mama wohnen bleiben können. Um Cary zu ärgern, verfiel er denn auch in denselben gelangweilten Tonfall, mit dem er seiner nervenden Mutter zu Teeniezeiten begegnet war: „Mach ich, Cary. Gute Nacht.“ Bevor Cary noch etwas einfiel, beendete Nate rasch das Gespräch. Er wandte sich an den Fahrer. „Haben Sie eine Idee, wo ich noch eine rote Rose kaufen kann?“

      Kurz vor neun meldete der Portier Salomé telefonisch den Besucher.

      „Sagen Sie ihm bitte, ich bin gleich unten, Conrad.“

      Salomé holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und steckte ihre Ohrringe an.

      Sie war später als gedacht aus dem Büro weggekommen und hatte nach einer schnellen Dusche ein Turbostyling hingelegt. Ihr fast schwarzes Haar war noch nicht ganz getrocknet. Sie blies ungeduldig ihren gestuften Pony aus ihrer Stirn. Ihre auffallend hellblauen Augen hatte sie mit sanften braunen Akzenten betont und sich für einen dezenten Lippenstift im Nudeton entschieden.

      Ratlos hatte sie vor ihrer Kleidervielfalt gestanden. Was sollte sie tragen? Was war angemessen?

      Sie wusste so gar nicht, welcher Typ Nate war und in welche Art von Restaurant er sie heute führen würde. Sie hatte ihn bisher nur in schottischer Tracht gesehen. Der Gedanke an sein muskulöses Bein, das unter dem Kilt hervorgeblitzt hatte, ließ sie unruhig werden.

      Salomé, die den ganzen Tag in Business-Klamotten verbringen musste, liebte in ihrer Freizeit einen unauffälligen, bequemen Look. Ihre Abendgarderobe für die amerikanischen Veranstaltungen war eher konservativ. Nur in Frankreich gönnte sie sich kleine Extravaganzen. Beim Fest ihres Vaters hatte Nate sie in einem rosafarbenen Hauch von Dior erlebt. Was sollte sie nur für das Date mit Nate anziehen?

      Wieder hatte sie über den Reim schmunzelnd das Gesicht verzogen und sich kurzentschlossen entschieden.

      Sie unterzog sich einem letzten prüfenden Blick im Spiegel. Der auffällige Gürtel, den sie zum kleinen Schwarzen gewählt hatte, peppte dessen dunklen Look auf. Salomé schlüpfte in schwarze Pumps und warf sich eine leichte Kaschmirstola über, bevor sie sich mit starkem Herzklopfen auf den Weg in die Lobby machte.

      Conrad begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln. Er hatte einen Narren an ihr gefressen, insbesondere seit sie ihm jährlich aus ihrem Sommerurlaub in Frankreich einen Korb voll Delikatessen mitbrachte.

      „Ah, Miss de Bertrand ...“

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