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beginnen auch in der Wirtschaftlichkeit! Kleinliche Kosteneinsparungen treffen das größere Genie besonders hart. Die Effizienz der Lean Production begründet Wachstum und Wohlstand, das unnütze Kapazitäten freisetzt und diese mit sinnvoller und gewinnbringender Arbeit versorgt. Auch das wurde nie begriffen. Lean kreiert Jobs! Der Personalleiter war dabei völlig unwissend, recht hilflos und ehrlich gesagt etwas zu bubenhaft. Ich glaube, um die Umsatzrentabilität auf sehr angemessene 12% zu erhöhen, sollte nicht am Personal und an den Gemeinkosten gespart werden, sondern die Personalpolitik an sich schlicht vereinfachend korrigiert werden. Es muss ein Entscheidungspapier der einzelnen Tätigkeiten erstellt werden. Sicher, jeder kennt das und viele wissen, dass es Stellenbeschreibungen gibt, doch gibt es das auch in Matrizenform auf einem A0-Blatt? Diese Landkarte der (vom Kunden bezahlten) Kapazität stellt die Vermengungen der produktiven, produktionsunterstützenden, produktionsverwaltenden, vertriebstechnischen und verwaltenden Kräfte der Firma dar. Damit werden Lücken in der Lean Production und auch in der Digitalisierung sichtbar. Ein vollautomatisches Lager ist nun mal nicht teilmechanisiert. Hier sieht man die Hilflosigkeit der Firma auf ihre modernisierten und zukunftsfördernden Prozesse. Eine Endabnahme ist keine Werkstatt, auch wenn sie noch so digitalisiert ist. Das Auslieferungslager ist nicht die Wartehalle dutzender Maschinen, die längst verpackt und unterwegs auf den fremddienstleistenden LKWs quer durch Europa sein sollten (Stichwort: Rollendes Lager). Die emsige Verwaltung hingegen war offensichtlich zu aufgeblasen und mit vielen unnützen Aktionen belastet. Ja, hier wurden 8% Punkte Umsatzrendite, völlig unter dem Radar der operativen Obergesellschaft, verbrannt. Witzigerweise kannte die Firma keine teuren Marketingaktivitäten. Das Produkt verkaufte sich von selbst. Sicher, es gab Forschung und Entwicklungskosten, doch nicht so stark wie in anderen Branchen. Meines Erachtens ist hier jemand einfach nur wild gewachsen und hat Posten besetzt, nur um im Dorf wild zusätzliche Arbeitsplätze anzubieten. Sämtliche Entscheidungsgrundlagen basierten auf familiären Befindlichkeiten, fachlichen Unzulänglichkeiten und menschlichen Abhängigkeiten. Hier möchte ich nicht von Steueroptimierung sprechen, denn es war keine. Es waren eher die Realitäten des Arbeitsmarktes und des eigenen Überlebenswillens, der Aufgaben teilt, nur um keine starken Positionen entstehen zu lassen. Ja, mitten im grünen Wald steht eine hochmoderne Firma und kann seine magere Ergebnissituation, aufgrund mangelnder objektiver Erfahrungen und fehlendem Organisationswissen nicht mehr erklären! Derzeit ist die im Grunde hochprofitable und damit finanzstarke Firma an einen schnellagierenden börsennotierten ausländischen Investor verkauft, in Hoffnung noch effizienter in die Zukunft zu gehen.

      04. Windkraftanlagen

      März 2016 ... Dieser sehr frühe Fall ist mir ein Anschauungsmodell für die zu umsichtig und übervorsichtig geführte Unternehmung, die sehr abhängig agierend ihre Zukunft in die eigenen unerfahrenen Hände nahm. Eine bizarre Kultur der Angst herrschte beim Management. So draufgängerisch und optimistisch die erfahrenen Leute an der arbeitenden Basis waren, so übervorsichtig agierten die vermögenden Besitzer, strategieerfahrenen Direktoren, studierten Linienmanager und bestens ausgebildeten Teamleiter. Eine Firma, die im hohen Norden der Republik ganz nah an der rauen und bitterkalten Nordsee inmitten des angenehm eigenständigen Friesenvolkes wirkt, war dies ein eher bizarres Erlebnis und verwirrte anfangs sehr. Ich fand es lustig, dass für jede Aufgabe oder Region eine GmbH gegründet worden ist, damit die Gewinne besser gesteuert und damit unterstützt werden konnten. Dieses spezielle Taktieren deutet auf einen sehr stark durchregierenden aber an sich hilflosen und fachfremden Manager hin, den ich leider nie kennenlernte, aber Zeitungsberichte gaben mir später mehr als Recht. Die Frage nach der Optimierung löst zuerst das Bedürfnis nach einer Erklärung aus. Man kann die Controllingabteilung nicht verbessern, wenn die Firma unbekannt ist. Ein gutes Controlling ist ein Abbild einer anständig geführten Unternehmung. Das Prinzip nach Teilung und Herrschaft verwirrt auch mal den Informationsfluss und dessen Qualität. Die große aber an sich recht einfache Fertigung und das umfangreiche aber transparente Servicegeschäft benötigen keine 40 Controller, die sich jeden Tag um die Zahlen, die Gewinne und die Verluste kümmern. Ich denke, trotz der Größe wären fünf Controller völlig ausreichend. Der Konzern bestand nur aus geteilter Größe und nicht aus fertigungsbedingter Komplexität. Die Infos verwässern nur, je mehr sie geteilt werden. Ok, die Infos wurden nicht nur geteilt, sie wurden auch unterschiedlich aufbereitet und nur mit Mühe zusammengehalten. Monatliche Kapitalausgleiche waren nur aufgrund der wilden GmbH-Gründungen notwendig. Man muss schon sehr verwirrt sein, um so viele Controller anzustellen, damit die sehr einfach zu berechnenden Gewinne offensichtlich werden und es ist schwer, etwas wirklich zu optimieren, wenn das nicht gewünscht ist. Wie so oft, sollten die Prozesse aufgezeichnet und die Optimierungspotentiale gefunden werden. Ich denke, wir schicken 35 Controller nach Hause und sehen wie das ERP-System damit hochmodern umgeht. Ich mag die Schocktherapie, da ich den Ablauf gut kenne. Einmal kam die Hauptbuchhalterin und legte ihre Kündigung hin und war weg. Tarifangestellt mit 4 Wochen Kündigungsfrist und Urlaubsanspruch. Uns flog nicht wirklich die Abteilung um die Ohren, doch keiner wusste so richtig, was sie tagsüber so machte, wie das im informell geführten Mittelstand nun mal so ist. Das ist kein Witz, zwei Hauptbuchhalter, zwei Buchhalter und ein Senior Controller (die kennen sich in der Buchhaltung auch mal aus) konnten nur schwer dazu beitragen, doch einen Monat und eine Richtlinienanpassung später lief der Laden wieder. Seht ihr, wenn euch die Zahlen zu wackelig sind, dann liegt das schon am Verlust der Informationsqualität aufgrund des Bearbeitungsprozesses und deshalb sollten wir uns auf die offensichtliche Lösung konzentrieren und einen sauberen Schnitt wagen. Es sind zu viele Controller im Haus und die Verarbeitung der Zahlen ist nicht bekannt und nicht strukturiert oder (sehr schwer umzusetzen) standardisiert und es gibt zu viele Kostenzusetzungen und Gewinnglättungen. In solchen seltenen Momenten fragt man sich, wie das all die Jahre gut gehen konnte? Tat es nie, denn die Gewinne wurden erfunden und überheblich und oberflächlich mit dem Konzernkassenbestand abgeglichen. Es ist schon schwer, diese allgemeine Vorstellung von Buchhaltung und Steuerwesen immer wieder zu beobachten. Ingenieure sehen kaufmännische Vorgänge oft sehr herablassend. Warum können die Leute den Gewinn nicht ordentlich berechnen und besteuern? Warum haben einige Firmen eine allgemeine Fluktuationsrate von unter zwei Jahren, doch der Hauptbuchhalter (auch in weiblich) ist seit über 20 Jahren im Unternehmen? Genau, die harten Zahlen waren dem Strategen nie wirklich wichtig. Lasse nie einen soliden Techniker, der Geld benötigt, an das buchhalterische Zahlenwerk. Es wird immer in einer Lüge enden. Ich mag diese weitverzweigten Firmen nicht, die mal hier einkaufen, mal dort investieren, dann zukaufen, dann abbauen, um wiederum innovativ und zukunftsfähig sein wollen und eigentlich auch sind. Naja, bis die öffentliche Ausschreibung erfunden wurde, dann zeigt sich ganz schnell, dass das wirre Firmengestrüpp doch aufhaltend undurchsichtig ist und die Dienstleistungen nur auf der Basis von Hörensagen kalkuliert wurden. Je komplexer die Fertigung eines einfachen Produktes, je mehr Verwaltung dazwischengeschaltet ist, je mehr wissende und gebildete Geschäftsführer benannt werden, je mehr Macht und Ansehen nötig sind, desto teurer wird es. Wir sehen große Firmen oft als Ergebnisse unermüdlichen Fleißes, und das sind sie auch, doch nur wenige sehen in der Komplexität die Anzeichen eines amateurhaften und unkoordinierten Wachstums. Der Stahl kommt und wird gelagert, wird zugeschnitten, wird geschweißt, wird zusammengebaut, wird lackiert und verpackt. Das Lager wird größer, so wie die Brennschneidanlage, die Schweißeinheiten, die Vorfertigungsfläche, aber keine zusätzliche Fertigungsverwaltung. Wir lesen von internationalen Zukäufen und globalem Prestige und sehen oft nicht, dass das mit überteuerten Produkten und einer ausgelagerten Produktion, möglichst im Ausland zu einem Lohndumping möglich wurde. Ich will nicht jammern, ich habe selbst jahrelang unterbezahlt gewirkt, doch wohin sind die Gewinne geflossen? Ich habe sie nicht, oder doch? Stehle ich das Geld in der Firma durch meine unproduktive Arbeit? Am Ende interessierte der Gewinn aber auch keinen, wichtig war, dass die aktuellen Controlling Prozesse sauber dokumentiert wurden, damit der Monatsabschluss ganze vier Stunden früher erstellt werden konnte.

      05. Tiefseekabel

      April 2016 ... Schneidig, schlank und rank und sonnengebräunt gefällt der gereiste kaufmännische Leiter. Warum müssen es immer Models sein und warum sind es im Mittelstand nie durchtrainierte Frauen? Vielleicht sind Männer nicht so gierig? Wie auch immer,

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