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in Ihrem Theater erlaubt?« Max hob abwehrend beide Hände und bewegte seinen Kopf genau einmal von links nach rechts. »Ich werde demnächst meine Studien bei Ihnen fortsetzten. Die dunkle Materie, serviert in einem Schälchen, übt eine gewisse Anziehungskraft aus.«

      »Somit hat sie ihren Zweck erfüllt«, erwiderte Max und nahm die Scheine an sich. Zweifel schnappte sich ein Toffee und deutete kauend mit dem Zeigefinger auf Melzick.

      »Falls Sie bereit sind, sich weiterhin trotz Urlaubs in diesen Fall zu verbeißen,« er schob ihr das Tellerchen mit dem zweiten Toffee zu, »schlage ich vor, dass Sie sich für den Rest des Tages mit zwei Dingen beschäftigen.« Er legte eine kleine Karte auf den Tisch. »Das ist Lukas Freuns Studienausweis. Interviewen Sie den jungen Mann so ausführlich wie möglich. Zweitens: Ich hab Ihnen ja erzählt, was diese Frau Sontheimer beobachtet hat. Finden Sie heraus, welcher der Handwerksbetriebe der näheren Umgebung seine Mitarbeiter in bordeauxrote Overalls steckt. Und falls Ihnen das Spanisch vorkommt, halten Sie nach einem Franzosen Ausschau. Er ist verdächtig, die zwei Rauchgasgranaten in so einem Overall versteckt und in der Ladengalerie unter den Sitzbänken deponiert zu haben.«

      »Soll ich ihn gleich verhaften?«, fragte Melzick und schnappte sich das zweite Toffee. Zweifel warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Schon gut, Chef. Ich such ihn erstmal, dann sehen wir weiter.« Zweifel stand auf.

      »Morgen um neun bin ich in der Therme. Wäre mir recht, wenn Sie mich da flankieren könnten.«

      »Kronberger und Schilling, das wird nicht einfach werden, Chef, aber ich bin dabei.«

      »Gut, dann werd’ ich jetzt mal Klopfer durch mein pünktliches Erscheinen verblüffen.«

      Polizeichef Alois Klopfer brütete. Das konnte ein gutes Zeichen sein oder ein schlechtes. Lucy hatte in den sechs Jahren, die sie nun schon in seiner unmittelbaren Umgebung verbringen durfte, noch nicht herausgefunden, wie das Stimmungsbarometer des Chefs bei diesem Verhalten zu deuten war. Wie von ihm befohlen, hatte sie ihn in Rekordzeit mit umfangreichem Material zu Theo Kronberger versorgt. Das knappe Dutzend Seiten hatte ihm immerhin ein freundlich geknurrtes ›Danke‹ entlockt. Dennoch konnte sie nicht wissen, ob noch ein weiteres Gewitter in Klopfer rumorte, oder ob die Luft rein war. Und ausgerechnet in dieser fifty-fifty-Situation musste die Presse in Gestalt Reissers über sie kommen. Den hatte sie zwar mit ihrem überraschenden Schokoladenangriff für den Augenblick ruhiggestellt, aber deswegen noch lange nicht vom Hals. Nachdem sie dummerweise voreilig behauptet hatte, der Chef sei nicht da, verbot es sich von selbst, vor Reissers Augen zu seinem Büro zu gehen und zu fragen, ob er vielleicht doch da sei. Erschwerend kam hinzu, dass man nie wissen konnte, ob Klopfer gerade Lust hatte, mit der Presse zu reden oder nicht. Die Tagesform war ausschlaggebend. Immerhin könnte sie ihn ja auf seinem Handy anrufen, ohne das Gesicht zu verlieren. Sie griff nach ihrem Telefonhörer und überprüfte nebenbei unauffällig Ihren Schokoriegelvorrat. Reisser hatte ihr den Rücken zugekehrt und lehnte lässig an der Theke, während er die Kunstdrucke an der gegenüberliegenden Wand abfällig musterte. In seiner rechten Hand knisterte das leere Schokoriegelpapier. Mit einem abschließenden Schmatzen drehte er sich zu Lucy um, die gerade Klopfers Mobilfunknummer wählte und dabei hoffte, dass er den Vibrationsalarm eingestellt hatte. Reisser zeigte seine gelben Beißer.

      »Sie haben nicht zufällig noch so ein Teil?«, fragte er sie und legte das zerknäulte, klebrige Papier auf den Tresen. Wortlos holte sie ihren eisernen Kalorienvorrat aus der Schublade und hielt ihn Reisser mit strengem Blick hin.

      »Das ist mein Letzter. Bei Gelegenheit dürfen Sie meinen Vorrat gerne wieder auffüllen.«

      »Sicher doch, ich werde ja heute nicht das letzte Mal hier sein, Gnädigste«, sagte er und riss gierig das Papier ab. Hinter der Bürotür Klopfers ertönte in diesem Augenblick unverkennbar Obladi Oblada von den Beatles. Lucy fluchte, aber nur innerlich. Klopfers Stimme war für Reissers Ohren laut genug. Er sah Lucy trotz vollem Mund mit spöttischem Grinsen an. Sie legte mit einem Seufzen auf.

      »Wahrscheinlich hat er den unterirdischen Geheimgang benutzt«, sagte Reisser kauend und pulte mit dem Zeigefinger Karamellreste aus seinen Backenzähnen. »Oder er hat sich in sein Büro beamen lassen. Was das wieder den Steuerzahler kostet.«

      »Schlucken Sie Ihre Bemerkungen und was Sie sonst noch im Mund haben erst mal runter und warten Sie hier!«, sagte sie im Befehlston und wuchtete sich aus ihrem Bürostuhl.

      »Ich laufe nicht weg«, sagte er schmatzend, »aber ich geh auch nicht ans Telefon, wenn’s klingelt.« Sie verdrehte die Augen und klopfte an Klopfers Bürotür.

      »Schön, dass Sie meine Zeitvorgaben neuerdings ernst nehmen«, sagte Klopfer. Zweifel setzte sich an den Besprechungstisch in dem geräumigen Büro seines Chefs. Es war Punkt 17 Uhr. Klopfer raffte ein paar Blätter zusammen und kam hinter seinem ausladenden Schreibtisch hervor. Auftritt Lucy mit einer Kanne Kaffee.

      »Keine weiteren Störungen Lucy. Wenn noch so ein öffentlich Interessierter aufpoppt, wimmeln Sie ihn ab.«

      »Mit welcher Begründung?«, fragte sie und stellte die Kanne neben die Tassen auf den Glastisch.

      »Lassen Sie sich was einfallen. Oder schauen Sie in den Arbeitsanweisungen nach. Da steht doch für alle Fälle was drin.«

      »Da bin ich aber mal gespannt«, murmelte sie in das oberste ihrer drei Kinne und schwebte aus dem Raum.

      »War etwa die Presse schon da?«, fragte Zweifel und füllte die Tassen. Klopfer ließ sich ihm gegenüber nieder.

      »Wundert Sie das? Es ist Sauregurkenzeit. Die kommen so sicher wie die Stechmücken.« Er nahm seine Tasse von Zweifel entgegen und schlürfte heftig.

      »Welche Mücke war es denn?«, fragte Zweifel.

      »Reisser, Mindelheimer Zeitung. Bin ihn nur mit äußerster Mühe losgeworden.« Zweifel wusste, was das bedeutete.

      »Ich hoffe, Sie haben ihm nicht zu viel Honig versprochen, Chef, sonst haben Sie ihn morgen gleich wieder an der Backe.«

      »Es ist meine Backe, Zweifel. Und nun lassen Sie mal hören, wo wir stehen.« Zweifel legte die bisherigen Zeugenaussagen und Ermittlungsergebnisse wie Puzzleteile auf den Tisch.

      »Ein toter Mann in der Sauna und eine Massenpanik drum herum«, sinnierte Klopfer.

      »Diese Panik wurde gezielt inszeniert, so viel ist sicher«, sagte Zweifel.

      »Sicher ist gar nichts, Zweifel. Die Sache behagt mir ganz und gar nicht. Da spielt jemand den großen Manipulator. Das fängt schon bei dieser Kinderstimme an, die Sie und Melzick zum Tatort gelockt hat. Und dann diese ominösen Schreie. Die würde ich mir gern mal anhören. Haben Sie die Platte noch?«

      »CD. Bring ich Ihnen mal vorbei.« Klopfer lehnte sich zurück.

      »Da sorgt also jemand für markerschütternde Schreie, blockierte Türen, Rauchgaswolken und mysteriöse Durchsagen, die das Ganze zum Kochen bringen.«

      »In so einer Situation, wie Fischli, der Bademeister, sie geschildert hat, achtet niemand auf zwei Sanitäter, die einen Körper auf einer Bahre durch die Gegend tragen.«

      »Aha, soso. Wir sollen also denken, dass das Tohuwabohu extra zu diesem Zweck veranstaltet wurde. Aus genau diesem Grund müssen wir auch andersrum denken, Zweifel.« Der Kommissar nippte nachdenklich an seiner Tasse.

      »Wenn die Panik und der Leichentransport nichts miteinander zu tun haben, wer sollte denn dann einen Grund gehabt haben, so ein Spektakel, das ganz böse enden kann, heraufzubeschwören?« Klopfer stellte seine Tasse ab, verschränkte beide Arme hinter dem Kopf und schaute an die Decke.

      »Das weiß ich nicht. Wir wissen überhaupt noch viel zu wenig. Wir wissen nicht, wer Sie angerufen hat, warum diese Studentin, wie heißt sie gleich …?«

      »Kohler, Henriette Kohler.«

      »… warum diese Kohler nicht erschienen ist, wer an ihrer Stelle diese Durchsagen gemacht hat, wer diesen Seiteneingang aufgeschlossen hat, wer die ganze Elektronik lahmgelegt hat und wie, wer die Rauchgasgranaten gezündet hat …«

      »Wenigstens

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