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Hardcore. H. C. Schwarz
Читать онлайн.Название Hardcore
Год выпуска 0
isbn 9783753193229
Автор произведения H. C. Schwarz
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Pornodrückerkolonne. So titulieren wir im Team unsere momentane Arbeitssituation. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
1.15 Böses Erwachen
Mein Kopfkissen
war klitschnass. Ich schob es über die Bettkante und hörte, wie es mit einem dumpfen Plumpsen auf der billigen Auslegeware landete. Stöhnend angelte ich mir Ersatz von der anderen, unbelegten Seite des Doppelbettes. Und war heilfroh, als ich feststellte, dass dort keine Frau lag. Im Laufe so einer versoffenen Nacht wäre es immerhin gut möglich gewesen, dass ich schwach geworden wäre und einen meiner wenigen löblichen Grundsätze über den Haufen geworfen hätte.
Keine Frauen aus dem Cast zu bumsen.
Denn es gab nichts, was mich an einer Frau mehr abturnte, als ihr den ganzen Tag dabei zuzuschauen, wie sie von diversen Mackern in diverse Löcher penetriert wurde. Ich weiß, dass diese Art von Peeping manche Regisseure total aufgeilte. Je durchgenudelter die Weiber waren, desto besser. Eine Vorliebe, die ich nicht als eine Frage des Geschmacks einordnete. Hinter solch einer Neigung vermutete ich andere Beweggründe. Vielleicht, weil sie dann ihre ohnehin nur rudimentär ausgebildeten Hemmungen vollends über Bord werfen konnten und den Starletts nach Drehschluss so richtig ungehemmt Saures geben konnten.
Für mich waren die Mädels von Set jedenfalls ein echtes No-Go. Und ich war erleichtert, dass diese Sicht der Dinge auch meinen gestrigen Vollsuff unbeschadet überstanden hatte, denn mir war jetzt weder nach Smalltalk noch nach einer schnellen Nummer zumute. In meinem momentanen Zustand war es besser allein zu sein.
Mein Schädel drohte zu zerspringen, jede ruckartige Bewegung löste ein in Wellen heranrollendes Nachbeben hinter meiner Stirn aus. Ich beschloss, dass es am besten war, erst einmal gar nichts zu tun und legte meinen Kopf vorsichtig wieder ab.
Es war nicht allein die Nachwirkung des Besäufnisses, die in mir rumorte. Unscharf konnte ich mich an einen grauenhaften Albtraum erinnern, in dem ich selbst der Hauptdarsteller war.
Während ich mich bemühte, den Traum zu rekonstruieren, dämmerte ich benommen zwischen Schlafen und Wachen, meine Sinne noch halb versunken im dunklen Meer der Nacht. Ich spürte, dass dort unten, in der unendlichen Finsternis, etwas auf mich lauerte. Ich wurde dort erwartet, wusste aber nicht von wem.
1.16 Mein Tagebuch / 7
Es ist
einer dieser Momente, in denen der bunte Schleier des Alltags kurz vom Gesicht der Lebens rutscht. Eine dieser raren Gelegenheiten, in denen ich hinter die Kulissen der irdischen Existenz blicken darf. Auf diese Erfahrung kann ich mich nicht vorbereiten. Und ich weiß, dass ich jetzt all meinen Mut zusammenzunehmen muss, wenn ich diese flüchtigen Eindrücke festhalten und ergründen will.
Meine Neugier oder meine Furcht vor dem Unbekannten, welcher von diesen beiden Impulsen gewinnt die Oberhand? Denn ich bin nicht zum Abenteurer geboren. Wenn es wirklich ernst wird, pflege ich zu kneifen und bin froh, wenn der Kelch der Wahrheit an mir vorüberzieht. Meistens bin ich froh, wenn diese düsteren Traumbilder wieder in den tiefen Falten meines Gedächtnisses verschwunden sind.
Doch dann ertaste ich unversehens den losen Traumfaden, der geduldig vor meiner Nase baumelt und ziehe wagemutig an ihm. Einer nach dem anderen erscheinen dunkle Gestalten auf der Bildfläche, die unter der verspiegelten Oberfläche meines Bewusstseins an unsichtbaren Fäden ziehen. Meister der Manipulation, die sich im Alltag als Menschen tarnen und selbst in der Welt der Träume und Geister ihr wahres Gesicht hinter Masken verbergen.
Fleißig und gut organisiert wie Termiten sammeln sie pausenlos Macht über andere und wickeln sie ein in einen Zustand sklavischer Abhängigkeit.
Eine Vorstellung, bei der mir eine kalte Gänsehaut über den Rücken läuft. In meinem Bauch rotiert ein großer, grauer Eisklumpen, geformt aus Angst.
Denn plötzlich sehe ich sie glasklar vor mir. Die Meister der Manipulation, die mich an unsichtbaren Fäden dirigieren.
Genau das geschieht hier an jedem einzelnen Tag auf diesem verdammten Pornodreh. Wir verwandeln uns allmählich in Leibeigene. Das Schlimme ist, dass wir eigentlich ganz genau wissen oder zumindest spüren, was mit uns geschieht. Doch aus Furcht, uns den Tatsachen zu stellen, machen wir auf ahnungslos und stellen uns vorsätzlich dumm.
Ich frage mich, was denen wohl wichtiger ist. Die fleischliche Hülle namens Mensch oder die Seele, die im durchgefickten Körper eines namenlosen Darstellers wohnt?
Sind diese Menschenfresser auch Seelenfresser? Sind sie es, denen ich meine Seele verkaufe? Ist diese ganze Pornoindustrie vielleicht nur die Kulisse für etwas ganz anderes? Für eine groß angelegte Hetzjagd auf orientierungslos durch die Welt taumelnde Seelen?
1.17 The day after
Im Frühstücksraum
herrschte ein wildes Durcheinander, Hauen und Stechen am Buffet. Der Tonmann organisierte sich gerade englisches Frühstück, ein nach ranzigem Fett stinkender Berg von Rührei, Speck und Würstchen. Allein von dem Geruch, verging mir schlagartig der Appetit. Als ich vorsichtig an meinem Kaffee nippte, hatte ich starke Schluckbeschwerden und mein Hals fühlte sich merkwürdig geschwollen an.
Dieses Unwohlsein rief mir einen weiteren Traum der letzten Nacht in Erinnerung. Nur einen winzigen Ausschnitt daraus, ähnlich des Witterns eines unangenehmen Geruchs. Ein diabolisches Fragment.
Mitten in der Nacht stank es plötzlich penetrant nach Schwefel. Ein bleischweres Gewicht lag auf mir und drückte mich tief in die Matratze meines Bettes. Eine gallertartige, schwammige Substanz, aus deren unförmiger Mitte heraus ein schwarzer, undeutlicher Schemen, unerbittlich wie ein Schraubstock, meinen Kopf umklammerte und einen harten Gegenstand in meinen Mund zwängte. Ihn derart brutal tief in meine Kehle schob, als versuchte er mein Gehirn zu pfählen.
Wie diese grausame Geschichte endete, erschloss sich mir leider nicht. Oder Gott sein dank...
Ich ließ mir nichts anmerken und schlürfte gequält lächelnd den lauwarmen Kaffee, um mein säuerlich aufkeimendes Gefühl von Übelkeit im Schach zu halten.
Nebenbei bemühte ich mich, mir einen Reim auf diese, wie eine Vergewaltigung anmutende, Szene zu machen. Konnte es sich bei diesem Albtraum eventuell um den verzweifelten Versuch meines Unterbewusstseins handeln, den gestrigen, spontanen Dreh mit den beiden Frischlingen zu verarbeiten?
Wie hieß die Kleine noch mal, der am Abend zuvor so übel mitgespielt wurde? Nadja?
Als ich mich verstohlen umblickte, entdeckte ich ein paar Tische weiter die junge Frau, die Manfred zum Deep-Throat genötigt hatte. Sie sah leichenblass und übernächtigt aus, stocherte lustlos in ihrem Müsli und machte eine angestrengt gute Miene zum bösen Spiel.
Widerwillig gestand ich es mir ein. Sie tat mir leid.
Aus Erfahrung wusste ich, dass sich jede Art von Mitgefühl an einem Pornoset ganz fix zu einem Luxusproblem auswachsen konnte. Trotzdem lag mir erneut eine Botschaft auf der Zunge. Ich wollte ihr etwas mitteilen, tat es aber nicht.
Gestern haben alle diese fiesen Stecher gecheckt, dass du deine Gefühle nicht im Griff hast. Sie haben deine Angst und dein Ausgeliefertsein gerochen. Deine Angst vor deinem Zuhälter und auch vor dem, was im Rahmen des Drehs auf dich zukommen wird.
Die