Скачать книгу

      „Früher, einmal, da hat sie als Verkäuferin gearbeitet. In einer Parfümerie. Ist aber schon Jahre her”

      Steffen Döber hob erstaunt die Augenbrauen. „Tatsächlich? Na, das hat ihr wahrscheinlich bei der Tätigkeit als Geistheilerin geholfen. Da musste sie ja auch gut reden können, um die Leute zu überzeugen.”

      Zacharias schüttelte den Kopf. „Manchmal kannst du ein richtiger Zyniker sein.”

      „Was denn, hab ich nicht Recht? Die muss doch total überzeugend gewesen sein, bei so etwas kann man doch nicht schüchtern rüber kommen. Was hat sie eigentlich genau gemacht, da komme ich noch nicht so ganz hinter?”

      „Soweit ich weiß, hat sie den Menschen die Hand aufgelegt.”

      „Mehr nicht?”

      „Es war bestimmt noch mehr, das müssen wir halt rausfinden, wenn wir die Leute alle hier haben. Aber jetzt lass uns zuerst noch einmal zu den Spuren am Tatort kommen. Fingerabdrücke wurden ja leider nicht gefunden, oder?”

      „Nein. Die gute Frau Häberlein ist eben eine erstklassige Perle. Aber wer weiß, vielleicht trug der Täter oder die Täterin Handschuhe. An der Tatwaffe waren ja auch keine Fingerabdrücke zu finden. Ebenso wenig im Bereich des Sofas, sowie im gesamten Wohnzimmer. Und da hatte die Haushälterin ja bekanntlich noch nicht geputzt.”

      „Stimmt, Steffen. Der Täter muss mit voller Wucht zugeschlagen haben. Das beweisen die Wunden und das viele Blut. Aber auch die Tatsache, dass die Skulptur, dabei entzwei gegangen ist. Und diese zerbrochene Figur ist mit absoluter Sicherheit das Tatwerkzeug. Die scharfen Kanten passen exakt zu den Wunden. Mit größter Wahrscheinlichkeit stammt das Teil aus dem Besitz Frau Bahran. Man hat nämlich zwei weitere, fast ähnliche Skulpturen auf der Fensterbank gefunden. Alle sind aus dem gleichen Sandstein und zeigen Paare, Mann und Frau, die auf verschiedenste Art und Weise ihre Körper fest umschlungen halten.”

      „Wertvoll?”, fragte Steffen.

      „Glaub ich nicht. Die ganze Wohnung war zwar sehr schön und gemütlich eingerichtet, aber nicht übermäßig teuer. Aber das werden wir noch herausfinden. Ich glaub, das war’s fürs erste.”

      Steffen stand auf, holte sich seine Wasserflasche und trank gierig. „Kannst du dir auch vorstellen, dass der Täter eine Täterin war?”, fragte er.

      „Durchaus möglich. Darauf würden die Perückenhaare hinweisen. Ich nehme sowieso an, dass es eine Affekttat war. Etwas, was Frau Bahran gesagt oder getan hat muss jemanden so in Rage gebracht haben, dass demjenigen die Sicherrungen durchgebrannt sind.”

      Plötzlich kam ihm ein Gedanken. „Ich weiß, wo wir mal nachfragen können.”

      Steffen hatte sich schon wieder in seine Akten vertieft. Er sah auf. „Was? Was willst du nachfragen?”

      „Du weißt schon, wegen unserer Verstärkung hier im Büro.”

      „Du hast doch an jemand Bestimmtes gedacht, nicht wahr?”

      „Nein, eigentlich fiel es mir erst gerade ein. Ich rufe Karla an.”

      „Wer ist Karla?”

      „Die Beamtin der Kripo, du weißt schon, die Mordfälle von vor zwei Jahren.”

      „Ach die, die toughe Frau vom Lande!”

      „Lästere nicht über sie. Sie hat seinerzeit hervorragende Arbeit geleistet und war mir oft einen entscheidenden Schritt voraus.”

      „Ja, in ihrem Revier. Aber was wollen wir hier mit ihr, in der Stadt gehen die Uhren etwas anders, das ist dir doch wohl klar. Außerdem hat sie nicht genug Erfahrung in Mordfällen.”

      „Sie kann wirklich etwas, Steffen, unterschätz sie nicht.”

      „Du hast dich schon entschieden, stimmst? Es ist eigentlich schon klar, dass sie es wird.”

      „Wäre dir Herr Fuchs aus unserer Nachbarstadt lieber.” Zacharias grinste. „Ich kann ihn anrufen, wenn du willst, er hat bestimmt Zeit”

      Steffen stöhnte auf. Er dachte mit Schrecken an den furchtbaren Kripobeamten, der ihnen im vergangenen Jahr, auch bei einem Engpass, ausgeholfen hatte, oder besser gesagt, geschickt wurde. Ein Spießer und Besserwisser wie er im Buche steht, der alle mit seinen schulmeisterhaften Belehrungen den letzten Nerv geraubt hatte.

      „Gott bewahre, nicht den! Dass der Zeit hat, kann ich mir vorstellen. Die Kollegen dort sind doch froh, wenn sie ihn mal für eine Weile los sind. Dann doch lieber diese Karla, wie heißt die noch?”

      „Albrecht. Du wirst sehen, ihr werdet euch gut verstehen. Du wirst sie mögen, da bin ich mir sicher.”

      „Ja, klar. Ich kann nur hoffen, dass sie hier zurechtkommt.”

      „Zuerst muss ich sie ja noch fragen, Aber ich werde mich da mal nach oben absichern und sie heute Nachmittag anrufen.”

      Drei Uhr nachmittags.

      Er kannte ihre Durchwahl.

      „Ja?” War sie das?

      „Karla?”

      „Ja?”

      „Hier ist Zacharias?”

      „Wer?”

      Ein kurzer Stich der Enttäuschung zuckte in seinem Kopf.

      Das konnte doch nicht wahr sein, dass sie ihn nicht mehr kannte. War es überhaupt richtig gewesen, sie anzurufen?

      „Zacharias Weinfeld!”

      „Ach Zacharias! Das ist ja super, dass du anrufst.” Ihre Stimme bekam augenblicklich einen anderen Tonfall registrierte Zacharias erleichtert.

      „Entschuldige, aber ich habe dich zuerst nicht verstanden. Bei dieser Hitze läuft hier ununterbrochen der Ventilator auf Hochtouren.”

      „Dann habt ihr schon mehr wie wir?”

      „Wieso?”

      „Unsere Klimaanlage ist kaputt.”

      „Ach du Scheiße. So was haben wir hier gar nicht.“ Zacharias konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „ Aber bei euch in der Stadt ist die Hitze wahrscheinlich noch schlimmer zu ertragen durch die vielen Hochhäuser.”

      „Wem sagst du das. Wie geht’s dir, Karla? Lange nichts mehr von dir gehört.”

      „Gut!”, sagte sie laut, dann druckste sie ein wenig herum. „Na, ja. Ich hatte ein bisschen Ärger, wenn man so will.”

      „Beruflich?”

      „Nein, privat.”

      „Du musst nichts erzählen, wenn du nicht willst.” Das funktionierte meistens. Die Menschen erzählten dann erst recht von ihren Problemen, dachte Zacharias und er bemerkte, dass er neugierig wurde. Aber so leicht würde sich Karla wahrscheinlich nicht zum Plaudern hinleiten lassen.

      „Stefan hat sich von mir getrennt.”

      „Oh!” Wer war noch mal Stefan?

      „Das lief schon eine ganze Weile schief, weißt du.”

      „Das war doch dieser Kunstlehrer, oder?”

      Jetzt lachte sie leise. „Nein, das ist Frank.”

      Zacharias hielt sich die Hand vor den Mund. Jetzt bloß nicht das Falsche sagen.

      „Und das war schlimm für dich?”, fragte er vorsichtig.

      „Na, ja. Schön war’s nicht. Aber ich bin auch selber schuld. Was mache auch für Sachen.”

      Kann man wohl sagen, dachte Zacharias bei sich.

      „Wenn ich mich recht erinnere, so ist dieser Frank doch ein ziemlich offener Typ?”, fragte er.

      „Ja, Gott sei Dank.”

      „Ich

Скачать книгу