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bringt sie den Müll schon kurz nach acht raus. Sie winkte ihr und lächelte ihr freundlich zu in ihrer scheuen Art.

      Aber Frau Häberlein lächelte nicht zurück, das war seltsam, nein, sie fuchtelte und ruderte geradezu panisch mit den Armen um sich.

      Mülltüten hatte sie auch nicht dabei. Die Thailänderin beugte sich verwirrt aus dem Fenster, während Frau Häberlein im selben Augenblick der Dame des Hauses in die Arme lief.

      Plötzlich hörte sie wie die Haushälterin von Frau Bahran anfing zu schreien und nicht mehr aufhörte. Also lief sie eilig die Treppe herunter und zusammen mit ihrer Chefin gelang es ihr irgendwann, die völlig verängstigte Frau zu beruhigen.

      Was diese dann allerdings unter Tränen und am ganzen Leib zitternd berichtete, war so ungeheuerlich, dass beiden das Blut in den Adern gefror.

      Kapitel 2

      Montag, der 01. August

      Er sah die Nummer auf dem Display seines Telefons. Reichte es nicht, dass sie ihn eine Woche zu früh aus dem wohlverdienten Urlaub geholt hatten? Seit Tagen schob er Überstunden ohne Ende. Es war schon schlimm genug dass nicht weniger als fünf Kollegen aus dem Kommissariat mit einer schweren Sommergrippe im Bett lagen.

      Wenigstens das Mittagessen konnte man ihm doch gönnen, oder?

      Zacharias Weinfeld seufzte laut und erhob sich von seinem Küchenstuhl. Gerade hatte er sich ein leckeres Steak in die Pfanne gehauen, das er jetzt erst zur Hälfte gegessen hatte. Er aß bei geschlossenen Jalousien um die Hitze draußen zu lassen.

      „Weinfeld.”

      „Chef, es gibt einen neuen Fall. Tut mir leid, aber ich..., ach Entschuldigung, hier ist Steffen Döber, ich…”

      „Ich kenne deine Stimme, Steffen. Also, was gibt’s?”

      „Ja, es wäre mir auch lieber wenn….” Steffen Döber hatte wohl den genervten Tonfall seines Vorgesetzen bemerkt.

      „Nun rede schon. Du kannst ja nichts dafür. Oder hast du jemanden umgebracht?”

      „Sehr witzig, wirklich.”

      „Also, ein Mord?”

      „Ja. Sieht so aus.”

      „Oder ist die Sache unklar? Kann nicht erst mal der Kriminaldauerdienst vorbei kommen?”

      „Ist schon da. Es ist eindeutig Mord.”

      „Wo soll ich hinkommen?” Zacharias Weinfeld hielt Block und einen Stift bereit, um sich Notizen zu machen.

      Es raschelte. Sein Kollege Döber blätterte in irgendwelchen Zetteln:

      „Tannenweg 40.”

      „Oh, schicke Gegend. Hab Verwandte dort.”

      „War ja klar.”

      „Wie bitte?”

      „Schon gut. Du kannst den Tatort nicht verfehlen. Da muss es schon vor Einsatzwagen wimmeln. Spurensicherung und Gerichtsmedizin sind auch schon da, beziehungsweise unterwegs.”

      „Und du?”

      „Ich? Ich bleibe hier. Einer muss ja die Stellung im Büro halten.”

      „Also werde ich der einzige sein vor Ort?”

      „So siehst momentan aus. Wir sind nur noch zu zweit. Jedenfalls so lange, bis mich die Grippe auch noch nieder streckt.”

      Zacharias grummelte. „Mal bloß nicht den Teufel an die Wand. Wer ist denn der Tote?”

      „Die Tote!”

      „Eine Frau?”

      „Ja, und eine sehr bekannte noch dazu.”

      „Ich versteh nicht.”

      „Fahr erst mal hin, dort werden sie dir alles Weitere erklären.”

      „O.K.” Zacharias klemmte sich den Hörer unters Kinn, schleppte seinen halbvollen Teller zurück in die Küche und stellte ihn in den Kühlschrank. „Bin schon unterwegs!”

      Er musste nicht lange suchen, bis er das Haus, eine eckige kleine Stadtvilla, fand. Zwar war das Wohnhaus durch einen mächtigen Bestand an alten Bäumen und großen Büschen und Sträuchern vor den Blicken der Passanten relativ gut geschützt, aber die noch immer eingeschalteten Blaulichter wiesen ihm den Weg.

      Er parkte seinen Wagen zirka zehn Meter weiter am Straßenrand und ging an zahlreichen Schaulustigen, neugierigen Nachbarn in kurzen Hosen und den üblichen Vertretern der Presse, die wahrscheinlich wieder den Polizeifunk abgehört hatten, vorbei zu einem Streifenbeamten, der ihm bereitwillig das Absperrband hoch hielt.

      „Die Spurensicherung ist hoffentlich schon da?”, fragte Zacharias.

      Der Beamte nickte stumm.

      Zacharias nestelte an einem Hemdknopf herum und lockerte seine Krawatte. Sein Hemdkragen war jetzt schon durchnässt. Die Temperatur änderte sich kaum, als er durch die geöffnete Haustür ging. Hier drinnen war es genauso stickig wie draußen.

      Leute der Spurensicherung kamen ihm entgegen und nickten ihm mit ihren schweißnassen Gesichtern zu.

      „Wie lange seid ihr schon hier?”, fragte Zacharias.

      „Schon über eine Stunde.”, sagte einer.

      Die blonde Inge Braukmann hatte ihre langen Haare zu einem raffinierten Knoten hochgesteckt und beugte sich gerade konzentriert über den Körper der Ermordeten. Zacharias mochte die junge Rechtsmedizinerin, die es mit Fleiß und Ehrgeiz recht schnell geschafft hatte, sich auf der Karriereleiter nach oben zu kämpfen, trotz einiger Widerstände ihrer männlichen Kollegen.

      Ihrer verbindlichen Art und der fachlichen Kompetenz konnte man recht schnell vertrauen.

      „Tag, Herr Weinfeld!” Sie strich sich mit dem Unterarm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht, peinlich darauf bedacht, nicht mit den Händen ihren Kopf zu berühren.

      Die medizinischen Handschuhe waren voller Blut.

      „Verdammt heiß heute, nicht wahr?”

      Sie nickte gequält.

      „Weiß man schon wer die Tote ist.” Zacharias stand jetzt in unmittelbarer Nähe der Leiche. Ein fürchterlicher Anblick, dachte er. Die arme Frau war von einer riesigen Lache Blut umgeben, ihr Gesicht war kaum zu erkennen. Auch der Oberkörper wies zahlreiche Wunden auf, die stark geblutet hatten. Hier hatte jemand mit äußerst brutaler Gewalt agiert.

      Sie hatte keinen leichten Tod gehabt.

      Inge Braukmann hatte nicht auf seine Frage geantwortet, so konzentriert war sie bei der Sache.

      „Es ist wohl die Dame des Hauses.”, kam ihr ein Mann der Spurensicherung zur Hilfe. „Patricia Bahran. 56 Jahre alt. Ihre Haushälterin hat sie gegen Mittag gefunden.”

      „Ist sonst noch jemand im Haus gewesen?”

      „Nein, die Frau lebte alleine hier.”

      Er sah sich um. Die Wohnung war hell und freundlich eingerichtet. Insgesamt überwiegten zarte Pastelltöne, Farben, die sich nicht zu sehr dem Auge aufdrängten aber trotzdem eine heimelige Gemütlichkeit zauberten. Wäre da nicht das viele Blut gewesen.

      „Und die Haushälterin?”

      „Wohnt in einem anderen Viertel. Sie kommt jeden Morgen hier hin und hat einen eigenen Schlüssel.”

      Zacharias kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Aha, und wo ist sie jetzt?”

      „Im Krankenhaus. Sie steht unter Schock. Kein Wunder bei dem Anblick.” Der Mann von der Spurensicherung nickte in Richtung der Leiche. „Nachbarn haben sich um sie gekümmert und die haben auch die Polizei gerufen. Zuerst war der Kriminaldauerdienst da, aber die sind

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