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auf sie zu. „Hier.”, sagte er und hielt die Tüte direkt vor Zacharias Gesicht. „Das sollten Sie sich ansehen!”

      „Was ist das?” Zacharias Weinfeld betrachtete neugierig die zwei blutverschmierten großen Gegenstände, die aussahen wie unförmige schwere Steine.

      „Vielleicht die Tatwaffe. Eine Skulptur, wahrscheinlich aus Sandstein. Der Täter hat wohl so fest zugeschlagen, dass sie in zwei Teile gebrochen ist. Sieht nach einer Menge Hass aus. Bei dem vielen Blut kann man nicht viel erkennen, aber es scheint so, als wenn es sich dabei um eine Darstellung eines Paares handelt, wenn man die Steine zusammensetzt. Aber fragen Sie mich nicht.“ Er hob seine linke Hand und machte eine abwehrende Bewegung. „Ich habe keine Ahnung von Kunst.”

      „Ja, o.k. Das ist ja schon ziemlich viel.”, lobte Zacharias ihn. Er wandte sich wieder der Gerichtsmedizinerin zu. „Glauben Sie auch, dass eine schwere Steinskulptur das Tatwerkzeug gewesen sein könnte?”

      Dr. Inge Braukmann schaute kurz hoch. „Schon möglich. Bei den Wunden. Der Kollege von der Spurensicherung hat sie unter dem Sofa gefunden. Da hat sich jemand keine besondere Mühe gemacht, das Ding verschwinden zu lassen, wenn Sie mich fragen.”

      „Was können Sie sonst zur Leiche sagen?”

      „Todesursache sind mit Sicherheit die schweren Schläge auf den Kopf und auf den Brustbereich. Sie sehen ja das viele Blut. Aber wir müssen die Leiche im Institut zuerst säubern, vorher kann ich nichts Genaues sagen. Eins ist klar, der Täter muss wie in Raserei immer wieder zugeschlagen haben.” Sie schüttelte sich, so als würde sie erst in diesem Moment bemerken, an welch grausigem Tatort sie sich gerade befand.

      Zacharias gab ihr Recht. „Ja, es immer wieder unvorstellbar, was Menschen anderen Menschen antun. Man gewöhnt sich nie an diesen Anblick.”

      „Chef!”

      Zacharias blickte sich um. „Ach, der Klaus, hallo, hast du noch etwas für mich?” Er kannte Klaus Bültmann schon einige Jahre. Er war der Dienstälteste im Team der Spurensicherung. „Wir haben den Fotografen gesagt, dass er sich besonders die Blutflecken vornimmt, so dass man hinterher genau…” Er wurde unterbrochen von einem lauten und schrillen Gekreische einer Frauenstimme, die von draußen kam. Die Beamten verstanden nichts von dem, was die Frau von sich gab, aber es klang völlig verzweifelt, fast panisch.

      „Moment!”, sagte Zacharias. „Merk dir, was du mir sagen wolltest. Ich schaue mal kurz draußen nach.” Mit schnellen Schritten ging er zur Haustür.

      Draußen klammerte sich eine weinende Frau in einem weiß-geblümten Sommerkleid an den Arm eines Streifenpolizisten, die Schaulustigen verfolgten die Szene mit schweißroten und gierigen Gesichtern. Zacharias ging zu ihr und versuchte vorsichtig, sie anzusprechen. „Wer sind Sie, so hören Sie doch!” Sein Kollege von der Streife hatte seine liebe Not, die Frau davon abzuhalten, ins Haus zu stürmen.

      „Sie können da jetzt nicht rein. Es geht nicht.” Zacharias fasste die Frau am Arm und übte leichten Druck aus. „Sie können jetzt nicht hinein.” wiederholte er immer wieder gebetsmühlenartig Wort für Wort, so lange, bis die Frau es endlich zu kapieren schien. „Frau Bahran!”, murmelte sie immer wieder, als sie sich nur langsam beruhigte. „Frau Bahran!” Und: „Was mach ich bloß? Was mach ich jetzt bloß?”

      „Ist Frau Bahran eine Verwandte von Ihnen?” Zacharias hielt nach wie vor den Arm der Frau fest. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn.

      Sie schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. „Nein, nein!”

      „Woher kannten Sie sie?”

      „Nein, nein, ich verstehe es nicht.”

      „Was verstehen Sie nicht?”

      „Sie ist tot, nicht wahr, tot?”

      Zacharias nickte betroffen. „Ja.”

      „Ich habe es gehört, von den Nachbarn.”, flüsterte sie.

      „Wohnen Sie auch hier? Wie ist Ihr Name?”

      „Wer macht so etwas? Wer bringt so eine Frau um? Wer?”, weinte sie.

      „Wohnen Sie auch hier?”, fragte Zacharias noch einmal.

      „Wer, wer macht so etwas?”, stammelte sie. Ihre Beine knickten weg und sie fiel mit den Knien auf die Steinplatten.

      „Haben wir einen psychologischen Betreuer vor Ort?” Zacharias ließ die Frau keine Sekunde aus den Augen.

      „Es ist ein Seelsorger hier, aus der hiesigen Pfarrei.”, antwortete der Beamte der Streifenpolizei.

      „Gut, holen Sie ihn. Es soll sich um die Frau kümmern.”

      Der Beamte stimmte zu, wohl auch froh, dass er das Problem bald los war.

      „Und wenn sich der Zustand der Frau nicht bessert, rufen Sie einen Krankenwagen. Der Pfarrer soll mal versuchen rauszubekommen, wer sie ist, und wie sie heißt. Vergessen Sie nicht, sich dann die Adresse der Frau aufzuschreiben.”

      Der Beamte gab sich Mühe gewissenhaft zu nicken. Der Kommissar hielt ihn wohl für dumm.

      Zacharias ging zurück zur Haustür. Aus den Augenwinkeln sah er einen älteren Mann heraneilen, der trotz der Hitze einen schwarzen Anzug trug mit einem weißen Hemd und steifem Stehkragen darunter.

      Eindeutig der Pfarrer. Liebevoll nahm er sich der auf den Steinen hockenden Frau an, die immer noch vor sich hin wimmerte. Er half ihr hoch, legte schützend einen Arm um sie und führte sie fort, um sie vor den Blicken der Neugierigen abzuschirmen.

      Die Frau hatte sich auf den Steinplatten die Knie aufgeschlagen, sie schien den Schmerz der aufgeschürften Haut noch nicht einmal zu bemerken.

      Im Haus suchte Zacharias Weinfeld nach Klaus Bültmann. Er fand ihn im ersten Stock, wo er einem Kollegen zusah, der versuchte, Fingerabdrücke von dem Treppengeländer zu sichern.

      „Eins steht fest.”, nuschelte er in seiner weißen Montur. „So eine Putzfrau, wie die von Frau Bahran kann sich nur jeder wünschen.”

      Zacharias blickte ihn fragend an.

      „Sie war ja mit dem Putzen fast fertig, als sie die Tote fand. Die Frau hat ganze Arbeit geleistet, das kann ich dir sagen.”

      Zacharias zog die Krawatte endgültig von seinem Hals und stopfte sie in die Hosentasche. „Ihr habt keine Fingerabdrücke gefunden?”

      „Bis jetzt keinen einzigen. Wie gesagt, die Haushälterin hat keinen Winkel ausgelassen, alles blitzblank.”

      „Hatte die Tote ein Handy?”

      „Keine Ahnung, wir haben keins gefunden! Aber jeder hat doch heute ein Handy.”

      Ungeduldig fuhr sich Zacharias mit der Hand durch sein, von der Hitze, mittlerweile angeklatschtes Haar. „Irgendetwas wird sich doch wohl finden lassen!”

      „Lass uns Zeit. Noch sind wir nicht fertig. Das Haus ist groß.”, bat Klaus Bültmann ihn.

      „Was wolltest du mir eben über den Fotografen sagen?”, fragte Zacharias nach.

      „Ach ja, richtig. Er hat genügend Fotos gemacht von den Blutspuren, so dass ihr die Sache gut auswerten könnt.”

      „Ja, das ist super, danke. Ich werde jetzt noch einmal nach unten gehen, also bis gleich!”

      Klaus Bültmann nickte ihm zu.

      Vor dem erfahrenen Kollegen der Spurensicherung wollte Zacharias es nicht zugeben, aber er musste sich eingestehen, dass diese verzweifelte Frau ihn eben ein wenig aus dem Konzept gerissen hatte und davon abgehalten hatte, sich das Muster der Blutflecke noch einmal genau anzusehen. Inge Braukmann kam ihm mit ihrem großen Metallkoffer in der Tür zum Wohnzimmer entgegen.

      Ihr Gesicht war vor lauter Anspannung und Hitze puterrot.

      „Fertig, Frau Doktor?”, fragte Zacharias sie und lächelte.

      Sie

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