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so lange sie genügend Wasser zum kühlenden Schwitzen haben, hahaha!“, lacht da wer - ER? - in mir.

      Einen kühlen Kopf behalte ich als Dromedar, einen Kopf mit verschließbaren Nüstern. Dann ist da noch das Fett in meinem Höcker, aus dem mein Körper Wasser gewinnt. In Fettform lagert er Wasser ein, wenn ich Unmengen trinke. Ich weiß, dass ich viele Stunden am Tag laufen kann und zwei Wochen lang ohne Wasser auskomme, habe ich erst einmal zuvor hundert Liter getrunken. Ich weiß es, denn ich bin ein Menschenmagierkamel.

      Ob auch die anderen Kamele dies alles wissen?

      Nun, sie lernen und haben eine gutes Gedächtnis, sie müssen wissen, wo sie genügend Wasser finden. Finden sie es nicht, dann sterben sie. So einfach ist das.

      Also wittere ich nun das Wasser. Oder erinnere ich mich daran? Doch woher sollten die Erinnerungen sein, war ich doch eben noch ein Mensch? Wie auch immer, ich bin schon dorthin unterwegs.

      Und wieder wanke ich als Mensch - noch immer allein durch diese Wüste.

      War ich nicht eben noch ein Dromedar? Fand ich das rettende Wasser und trank mich satt? War ich zu schwach, um noch immer ein Kamel zu sein? Was geschah danach? Ging ich in die richtige Richtung weiter?

      Kann mich nur daran erinnern, dass ich schon einmal in dieser Wüste fast verbrannte - obwohl ich doch ein Drache bin, oder gerade deshalb!? - und mir weder der Sonn noch Er Dort Oben beim Überleben halfen. Allein die Erdenmutter war es, die mich in ihrem Schoß auffing, aus dem wir alle kommen, sie war es, die mir mein Leben wiedergab.

      Doch nun?

      Jetzt falle ich nicht verdurstend nieder, sondern bücke mich, fege mit meinen Händen den Sand zur Seite, setze mich in eine Mulde, die kühler ist, worin sich weder Schlangen winden noch Skorpione krabbeln, schließe meine Augen, stelle mir das Bild eines Zeltes vor

      Ich öffne sie wieder - sitze im Schatten, im Innern eines weißen Zeltes. Saß eben noch, lege mich auch schon zur Mittagsruhe hin.

      Muss wohl eingeschlafen sein, denn eben erwacht erinnere ich mich an den Traum, in dem – wen wundert’s – Unmengen von Wasser vorkommen: Regen, der in den Bergen fällt, sich sammelt zum Bach, zum Fluss aus Wasser, Staub und Stein. Dieser Strom rast heran und trägt mich fort – „die meisten Menschen ertrinken in der Wüste, sterben in Wadis“, flüstert die Stimme - weit hinaus in den Wüstensand. Dort setzt er mich ab und versiegt.

      Regen fällt. Ich spüre die Tropfen an meinem Körper.

      Ich öffne meine Augen und sehe die blühende Wüste, schaue von außen und bin zugleich im Innern Tausender Kakteenblüten.

      Doch alles vergeht so rasch, wie es entstand.

      Soweit das Auge reicht, wandert Sand über das Land. Der Himmel ist blau und wolkenlos, so klar. Stille über der Erde. Es brennt der Sonn. Keine Blüten, keine Pflanze, nirgendwo.

      Nicht das Quietschen des Sandes unter meinen Fußen, das ist es nicht, doch ich weiß, dass es hier und jetzt kein aus einem termitenzerfressenen hohlen Baum gefertigtes Didgeridoo sein kann. Also spielt auch niemand die alte Melodie, die ich höre. Also ist da kein Mensch mit diesem Musikinstrument. Also ... ist es der Sand, der dieses dunkle Dröhnen, diese brummenden Töne noch immer singt. Milliarden rundgeschliffene Körner rutschen den Hang dieser gewaltigen Düne hinab. Jetzt fallen auch die anderen ein. Sie singen, jedes seinen eigenen Ton, alle zusammen aber bilden den Chor.

      Wenige Ohren nur lauschen.

      Längst verharrt ER in mir und lauscht am Fuß einer Düne, hört jetzt auch in der Ferne die anderen ihren Ton singen, der wie Glocken, Trompeten und Nebelhorn in Menschenohren klingt. Da ist ein Summen, Surren, Stöhnen und donnergleiches Knallen - die Welt ist Klang.

      Das wr einst und irgendwo.

      Wind weht.

      Schon verweht ist diese akustische Fata Morgana. Ach, ich weiß es ja, ER weilt längst nicht mehr in heißen Wüsten, sondern durchschreitet nun die Kältewüsten weit entfernt von mir.

      Ich aber bin in der Hitze gefangen, bleibe zum Befreiungsschlag mit aufgesprungenen Lippen und trockener Haut stehen, schließe meine Augen und breite meine Arme wie Vogelschwingen aus, schwebe, steige geistergleich ohne Flügelschlag mit der Hitze auf. Denn ich weiß, wo Rettung ist. Nicht nur unter dem Sand, sondern auch dort oben wartet Kühle.

      Jetzt kreise ich als Geier über der Wüste. Jetzt sehe ich schärfer als jeder Mensch, schwebe den Felsenbergen, dem Wüstenrand entgegen. Dorthin zieht es mich, wo der Raubwürger wohnt, der Insekten aller Art, auch Eidechsen und Skorpione auf Stacheln und Dornen spießt, denn dort ist sein Revier. Dort lande ich.

      Jenseits dieser einen Wüste aus Sand, die nun hinter mir liegt, jenseits des Bergkammes liegt eine andere Wüste. Trockenheit herrscht auch hier, selten fällt Regen, Hitze bringt der Sommer bei Tag, Kälte in der Nacht. Diese Wüste aber ist aus Stein gemacht, den noch kein Wind, kein Sturm zu Sand zermalte.

      Bizarre Gestalten ragen hie und da auf, die der Wind durch Erosion schuf: „Yardanks“ werden sie von den wenigen Menschen hier in der Gegend genannt. Steinerne Gestalten. Kunst der Natur? Steine, in denen Menschen Gestalten sehen!

      Doch Menschenkunst gibt es hier nirgendwo.

      Flüstert die Stimme in mir immer wieder: „Dalí, Dalí, Dalí. Dreh dich im Kreis und schließe deine Augen und schau noch einmal all den Wüstensand!“

      Welch seltsames Wort, denke ich noch, da wächst aus ihm hinter meinen geschlossenen Lidern auch schon ein Bildermeer:

      Über den Wüsten schweben Wolken, sieh da, ein Tor!

      Hebe deinen Blick empor, du Tigerin der Wüste!

      Dort oben tobt die Schlacht der Schwerter inmitten der Wolken, die sich über die brennende Weite weißen Wüstensandes senkten.

      „Wolken so tief in diesem höchsten Hoch? Und den tarngestreiften Dschungelbewohner Tiger gar? Was machen die denn hier?“, fragst du verwundert. Das kann doch keine Fata Morgana sein, oder doch?

       Wundere dich oder wundere dich nicht!

       Es ist, wie es ist und so beschrieb ich es. Denn was die Phantasie ersann, ist wirklich. Ewig ist, was wir uns erschufen!

      Ein Fenster tut sich auf, ein Tor im Wolkenweiß, ruft es mich?. In der Ferne ist Nacht, dort scheint die Volle Mondin.

      „So komm! Nimm die Tigerin der Wüste auf den Arm, durchschreite mit ihr die klirrende Schlucht der Schreie, das Todeswiehern von Mensch und Pferd. Schreite mit ihr ins All!“, spricht die Stimme in mir.

      Nicht weit entfernt steht ein Tisch mit drei Gläsern und Löffeln auf einem Schachbrettparkett auf Wüstenfläche. Nicht allzu fern sitzt ein Reiter auf einem Dromedar. Boote liegen in der Nähe. Eine Menschensilhouette schaut auf.

      Bin ich das?

      Fern warten die Berge, Berge aus Sand?

      Ja, denke ich, all dies könnten Gemälde sein – von einem mit Namen „Dalí“. Und schon kommt Bewegung auf. Dort aus dem Sand erhebt sich - nein, keine Silhouette und auch keine brennende Giraffe, welch seltsame Idee, sondern ein Wesen, das aussieht wie ein Mensch, doch ... Immer mehr seltsame Formen und Kombinationen von Dingen und Leben brechen aus den Wüstenspiegeln hervor. Und jetzt finde auch ich mich in ihrem Fließen wieder und ...

      „Und nun kommen wir zur Präsentation der Drillings-Seelen“, flüstert die Stimme in mir.

      Ist auch dies nur eine Wüstenhalluzination, nicht mehr als ein Traum?

      Ein kreisender Geier sieht und stürzt hinab.

      Ein Wels taucht auf.

      Eine Tigerin leckt das ruhende Wasser mit ihrer Zunge auf und sieht sich selbst, taucht den Kopf ein und schaut den Fisch, sieht sich selbst und blickt empor, da stürzt der Geier herab.

      „Das bin ich!“, sprechen alle drei.

      Der

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